Vorbericht

14. Spieltag - 3. Liga - Saison 2013/2014
Chemnitzer FC
Chemnitzer FC
3:1
RasenBallsport Leipzig
RasenBallsport Leipzig

Mehr als nur ein Spiel…

von Timo Görner

…gegen das Feindbild Nummer 1 im deutschen Profifußball. Ein Sieg am Samstag kann für so manche Enttäuschung der letzten Monate entschädigen.

Die letzte Saison unseres Gegners

Nachdem man zweimal seit dem lockeren Aufstieg aus der Oberliga 2010 in der Regionalliga verweilen musste, war man diesmal noch klarer Favorit. Mit dem Chemnitzer FC und dem Halleschen FC hatten die beiden Vorjahresmeister die Spielklasse verlassen. Kiel, Hannover 96 II, Wolfsburg II ging nach der neuerlichen Reform der 4. Liga in die neue Nord-Staffel. Jena hatte nach seinem Abgesang mehr mit sich selber zu tun. Magdeburg befand sich nach jahrelangem Sinkflug und der schlechtesten Saison der Vereinsgeschichte 2011/2012 in der sportlichen Konsolidierung. Zwickau spielte eine starke Saison als Aufsteiger, war aber auch kein echter Gegenpart und hätte bei Staffelsieg und erfolgreicher Relegation zudem vor Problemen gestanden. So konnte man sich eigentlich nur selber schlagen, wobei sich die Frage stellt, wie das Projekt beim erneuten Scheitern weiter gelaufen wäre. Man ging wieder mit neuem Trainer in die Saison. Nach Vogel, Oral und Pacult sollte es mit Alexander Zorniger ein erfolgreicher wie ehrgeiziger Trainer aus der 4. Liga Südwest richten.

Dennoch begann die Spielzeit erneut mit einem Fehlstart, als Union II ein 1:1 im Ex-"Zentralstadion" holte. Schwer tat man sich auch in Neustrelitz (2:1). Ab da zog man aber seine Kreise, legte mit 5 Siegen in Folge nach und dominierte fortan die Liga von der Tabellenspitze aus. Verfolger Magdeburg lag bereits 5 Zähler zurück, Jena und Zwickau 7. Glänzen konnte man aber nicht immer, bei der "Feierabend-Truppe" in Auerbach mühte man sich nach 1:1 und 2:2 zum 4:3 und „stolperte“ bis zur Winterpause überraschend beim VFC Plauen (1:1). Den ersten Sieg am Nächsten gegen das Projekt waren dann die Jenenser, die in der WM-Schüssel 2006 bis 7 Minuten vor dem Ende mit 1:0 in Front lagen. Magdeburg war zu dieser Zeit bereits seit Wochen außer Sicht, bezeichnend das 4:1 an der Elbe. Zwickau leistete tapfere Gegenwehr, konnte aber den Punkt nicht sichern (1:0).
Der Staffelsieg war bereits zur Winterpause kaum noch zu nehmen; eben da begann der Motor aber zu stottern. Aus den 9 Spielen seit der Spielpause holte man zwar 6 Siege und blieb weiter unbesiegt, gewann dabei aber eben sechsmal nur knapp mit einem Tor Differenz. In Halberstadt und Meuselwitz (0:0) kam man nur zum Remis, wiederum Plauen erschreckte die Vollprofis und war bis Sekunden vor dem Abpfiff dem Sieg nahe (2:2), so dass sogar im Umfeld teilweise Unzufriedenheit zu vermelden war. Die wurde mit drei Kantersiegen bei 13:1 Toren schnell wieder beruhigt, unter anderem wurde Magdeburg erneut abgewatscht (4:0). Man kickte sich beschaulich ins Finale, Lok und Zwickau holten noch mal torlos einen Punkt. Gegen Jena holte man sich den Gesamtsieg mit 5:4 an traditionsreicher Stätte.

Müßig zu erwähnen, dass man in fast allen Bereichen die Nummer 1 war. Eine Ausnahme ist die Defensive, wo mit Zwickau und dem Berliner AK 07 zwei Neulinge besser waren. An 65 Tore kam jedoch keiner ran. Die Relegation führte mit den Sportfreunden Lotte zusammen, welche den importieren Club am Rande des Ausscheidens und damit vor dem Debakel hatten. Erst das Eigentor eines späteren Neuzugangs führte vorentscheidend zum Erfolg. Die Krönung der Saison fand man im Sachsenpokal, der erneut mit einem Heimsieg über einen in Halbzeit 2 indisponierten CFC endete. Die "Zwischenstation" 3. Liga war erreicht, insgeheim atmete man in Jena, Magdeburg und Zwickau auf. Der Weg zum eigenen Sprung nach oben schien nun wieder frei.

Delegierungen für diese Saison bislang

Mit 8 Ab- und 7 Neuzugängen blieb der Kader weitestgehend zusammen.

Einzig nennenswerter Abgang ist Stefan Kutschke (24) aus dem Angriff, der sich mit 8 Toren und 7 Vorlagen für den VfL Wolfsburg empfahl. Dort ist er aber mit einem Treffer in drei Spielen bislang nur als "Joker" eingesetzt. Die restlichen Abgänge spielten keine Rolle.

Für die Abwehr kamen Anthony Jung (21) vom FSV Frankfurt aus Liga 2 und Tobias Willers (26) vom Relegationsgegner Sportfreunde Lotte. Jung hatte am Main keine echte Perspektive, bringt aber die Erfahrung von 10 Zweitligaspielen mit. Willers war hingegen in Lotte Führungsspieler. Im Mittelfeld holte man U18-Nationalspieler Joshua Kimmich (18) vom VfB Stuttgart II aus der A-Jugend und Christos Papadimitriou (19) vom AEK Athen, für Griechenlands U19 aktiv. Der Wechsel des gebürtigen Chemnitzers André Luge (22) aus Zwickau bescherte dem FSV 80.000 EUR Ablöse. Für den Sturm kam mit dem Dänen Yussuf Poulsen (19) der 3. Jugendnationalspieler, der dort in Liga 1 für Lyngby BK aktiv und mit 11 Toren aufgefallen war. Denis Thomalla (21) war einer der Topstürmer der Regionalliga Südwest für Hoffenheim mit 10 Torerfolgen. Insgesamt 1,38 Mio EUR wurden an Ablöse investiert. Das ist für kaum einen anderen Verein dieser 3. Liga möglich.

Der Trainer

Alexander Zorniger (45) ist nach wie vor der Chef der 1. Mannschaft. Vertragsende in Leipzig ist wie so manches beim Gegner vom Samstag unbekannt.

Die Mannschaft

Im Tor ist Fabio Coltorti (32) die klare Nummer 1. Etatmäßiger Vertreter ist Erik Domaschke (27). In der Abwehr sind der Österreicher Niklas Hoheneder (27), Anthony Jung (21) und Tim Sebastian (29) als Kern etabliert. Jung kann hier 2 Torvorlagen bieten. Lotte-Neuzugang Tobias Willers (26) fiel zweimal durch eine "Rot-Sperre" aus, zählt noch nicht zu den Eckpfeilern. Hinter den genannten kämpfen Fabian Franke (24), der bundesligaerfahrene Juri Judt (27) und Christian Müller (30) um ihren Stammplatz. Letzter fällt am Samstag definitiv wegen Platzverweis im letzten Spiel aus. Im Mittelfeld fehlt noch ein echtes Gerüst. Dominik Kaiser (25) war an insgesamt 6 Toren beteiligt, davon dreimal als Torschütze. Bastian Schulz (28) konnte ebenfalls 3 Treffer beisteuern. "Verlierer" in diesem Bereich ist der Brasilianer Thiago Rockenbach (28), der sich bereits sechsmal auf der Tribüne wiederfand und momentan eher eine untergeordnete Rolle spielt. Timo Röttger (28) pendelt ebenfalls zwischen Anfangsformation und Ersatzbank, wobei Letzteres überwiegt. Henrik Ernst (27), Sebastian Heidinger (27) und Clemens Fandrich (22) geht es ebenso. Prunkstück der Mannschaft ist zweifellos der Angriff. Kapitän Daniel Frahn (27) traf siebenmal und legte dreimal auf. Trifft der Ex-Babelsberger nicht, verliert man. Trifft er, dann nicht. Einen Stammplatz hat sich Yussuf Poulsen (19) erkämpft, kommt auf aktuell 3 Tore. Carsten Kammlott (27) hingegen bleibt auch in dieser Saison eher "Joker".

Die aktuelle Saison bislang

Platz 2 nach 13 Spielen mag für einen Aufsteiger in jeder Liga enorm überraschend sein, für den Finanzkrösus dieser 3. Liga ist es eher "im erweiterten erwarteten Rahmen". Brisant der Auftakt beim benachbarten Aufsteiger von 2012 in Halle, mit etwas Glück angesichts der Abschlussschwäche der Gastgeber wurden 3 Zähler eingefahren. Das Glück hatten im folgenden Spiel eher die Gegner aus Münster, die aus wenigen Chancen ein 2:2 in der WM-Arena von 2006 zeitigten. Die 3 Zähler (2:1) in Burghausen holte man sich in der Schlussminute, um auch im zweiten Heimspiel den ersten Sieg zu verpassen. Duisburg knöpfte wie dem CFC ein Remis ab (1:1). Gegen Erfurt (2:0) war dann mehr zu holen. Es war der Beginn des munteren Wechselspiels zwischen Heimsieg und Auswärtspleite. Erfurt, Kiel und Stuttgart (jeweils 3:1) wurden besiegt. Dafür gab es in Wiesbaden (1:2), bei der "leichten Blamage" im ungleichen Aufsteigerduell gegen Elversberg (0:1) und Osnabrück (2:3) nichts zu vermelden. Zumindest in Saarbrücken und Osnabrück besiegte man sich, zur heimlichen und offenen Freude der zahlreichen "kritischen Beobachter", ein Stück weit selber. Unterhaching glich wie Münster in Leipzig zweimal aus, so blieb das Gastspiel in Heidenheim zumindest ein Stück weit "richtungsweisend". Der heimstarke "ewige 5." wurde verdient düpiert, mit dem 2:0 wurde der Heimnimbus der Ostalb-Kicker durchbrochen, gegen Regensburg erstmals zwei Spiele in Folge gewonnen. Man stellt das heimstärkste Team und ist als einziger der 3. Liga noch ohne Niederlage mit dem besten Angriff auf eigenem Rasen. Dafür hinkt man auf Reisen der absoluten Spitze hinterher, die 9 Zähler können 6 Teams überbieten; Heidenheim liegt mit 16 an der Spitze. 23:14 Tore insgesamt sind jeweils Rang 3 in beiden Bereichen. Im DFB-Pokal kam das Aus erneut gegen den FC Augsburg, diesmal mit 0:2 und in Runde 1. Im Sachsenpokal bekam man im Achtelfinale Kreisoberligist BSV Gelenau zugelost, Kopfzerbrechen für die Spielplaner als Folge. Das "Vorspiel" zog man wie erwartet "beim 1. FC Lok" im Ortsderby.

Prognose

Man wird vermutlich bis zum Schluss um die ersten 3 Plätze mitspielen, Tipp: Relegation gegen Dynamo Dresden. ;-)

Das Umfeld

Man ist spätestens mit dem Aufstieg in der Vorsaison die klare Nummer 1 auf der "verbrannten Fußballerde" in der Messestadt. Lok kämpft in der Regionalliga sportlich und auch finanziell ums Überleben, in Leutzsch wurde die "Spaltung der Spaltung" zur Perfektion geführt mit der Existenz zweier "Nachlassverwalter" des FC Sachsen Leipzig in gleicher Vereinsfarbe, gleichem Stadion – nur unterschiedlichen politischen Richtungen. Italienische Verhältnisse in der Stadt des ersten deutschen Fußballmeisters. Es bleibt reichlich Kundschaft für das eigene Stadion, mit Dach über dem Kopf und Sitzplatz. 11.692 Zuschauer im Schnitt kann aktuell nur Zwangsabsteiger Duisburg – allerdings auch deutlich – mit über 15.000 überbieten. Rostock und Osnabrück als Ex-Zweitligisten kommen mit etwas mehr als 10.000 dahinter. Gegen Erfurt fanden sich 14.100 zahlende Besucher ein, gegen Regensburg zuletzt 8.900.

Es bleiben die Reizpunkte: Eine faktisch nicht vorhandene Mitgliedschaft. Die 50+1 Regel, welche eine "Meisterschaft der Fußballvereine" sicher stellen soll und keine "Meisterschaft der Konzerne", wird mit der Existenz als "gemeinnütziger Verein ohne ausgelagerte Fußballkapitalgesellschaft" quasi formal umgangen. Die sächsischen Konkurrenten eine Liga höher werden durch die Aktivitäten des Leipziger Nachwuchssektors fuchsteufelswild, die Rede ist schon von Boykotts bei Nachwuchsspielen. Ralf Rangnicks Ansage die "besten Talente" aus dem "berüchtigten 250 km" Umkreis an die Pleiße zu holen, waren wie erwartet keine leere Drohung. Dem DFB ist es egal, sieht man doch eher die "Baustelle bundesligaloser Osten" schon bald der Vergangenheit angehören.
14. Spieltag - 3. Liga - Saison 2013/2014
Samstag, 26. Oktober 2013, 14:00 Uhr
Fischerwiese, Chemnitz
Zuschauer: 8.305
Schiedsrichter: Perl (Pullach)


Tore

Die Tabellenverläufe

Tabellenhistorie

Der Vergleich

Chemnitzer FC RasenBallsport Leipzig
16Tabellenposition2
14
13
1,1
Pkt.
Spiele
Pkt. pro Spiel
24
13
1,8
3 (23,1%)
5 (38,5%)
Siege
Niederlagen
7 (53,8%)
3 (23,1%)
14 : 20
1,1 : 1,5
Tore
Tore pro Spiel
23 : 14
1,8 : 1,1
5:3 gegen SSV Jahn Regensburg (A)Höchster Sieg3:1 gegen Holstein Kiel (H), VfB Stuttgart II (H)
0:4 gegen SC Preußen Münster (H)Höchste Niederlage2:3 gegen VfL Osnabrück (A)
u-S-n-N-nDie letzten SpieleS-n-U-s-S
3 Niederlagen in Folge
3 Spiele in Folge ohne Sieg
2 Spiele in Folge ohne eigenen Treffer
Aktuelle Serien2 Siege in Folge
3 Spiele in Folge ungeschlagen
2 Spiele in Folge ohne Gegentreffer

Die Bilanz

 ZahlSUNTore
Alle Spiele41124:6
Heimspiele11001:0
Auswärtsspiele30123:6
Ligaspiele21102:1
Pokal-/Relegationsspiele20022:5

Der Ergebnisrückblick

2010/2011Regionalliga Nord16. SpieltagRasenBallsport Leipzig - Chemnitzer FC1:1 (0:0)
2010/2011Regionalliga Nord33. SpieltagChemnitzer FC - RasenBallsport Leipzig1:0 (0:0)
2010/2011SachsenpokalFinaleRasenBallsport Leipzig - Chemnitzer FC1:0 (1:0)
2012/2013SachsenpokalFinaleRasenBallsport Leipzig - Chemnitzer FC4:2 (1:2)