Spielbericht

Finale - Sachsenpokal - Saison 2010/2011
RasenBallsport Leipzig
RasenBallsport Leipzig
1:0
Chemnitzer FC
Chemnitzer FC

Die gefeierte Pokalfinalniederlage

von Erik Büttner

In Chemnitz sind seit knapp 2 Wochen Jubelwochen. Und so war es auch fast Nebensache, dass der Sachsenpokal 2011 nach einem guten Finale nach Leipzig ging. Denn wichtig ist nur der Aufstieg, und da hatte der CFC klar die Nase vorn. Deshalb wurde auch nach der 0:1-Niederlage die himmelblaue Mannschaft ausgiebig gefeiert, fast mehr, als manchem der etwas enttäuschten Spieler lieb war. Und beim Fußballprojekt kann man mit dem Einzug in den DFB-Pokal wenigstens seine Champions-League-Phantasien in einer „light“-Version weiterträumen.

Aber zunächst schickte sich der CFC an den Pokal nach Chemnitz zu holen, während auf der Haupttribüne diskutiert wurde, wie denn das Problem auf den Straßen zu lösen sei, wenn Bundesliga in Leipzig gespielt wird. Anders als im Ligaspiel vor eineinhalb Wochen drängten die Himmelblauen sofort auf die Führung. Silvio Bankert setzte mit einem Distanzschuss (6.) ein erstes Ausrufezeichen. 3 Minuten später lag der Ball im Tor, doch Torschütze Benjamin Förster soll die Hand statt des Kopfes zum Verwandeln genutzt haben und kassierte dafür Gelb. Mitte der 1. Halbzeit bekamen dann die Hausherren die Szenerie in den Griff und Chemnitz‘ Dominanz der ersten Minuten verschwandt. Gefahr für CFC-Torwart Philipp Pentkes Kasten bestand aber maximal beim Distanzschuss von Rockenbach und einer Flanke, die aber die Rot-Blauen für Chemnitz klärten. Die Projekt-Elf spielte zu pomadig um die sichere CFC-Verteidigung in Schwierigkeiten bringen zu können – mit einer Ausnahme. Denn eines können die Dosen-Kicker, und dass sind Eckbälle. Bereits im Hinspiel wuchteten sie so den Ausgleich in Chemnitz‘ Tor und auch am Endspieltag sollte das entscheidend sein. Nach einer abgewehrten Ecke brachte Müller den 2. Ball erneut in den Strafraum. Dort stand Hertzsch völlig frei und wuchtete den Ball in die Maschen (39.) – ausgerechnet Hertzsch, der in Chemnitz das Fußballspielen gelernt hatte und mit großspurigen Worten gegen seinen Heimatverein im Winter glänzte. Pentke sah nicht sonderlich gut aus, letztlich darf aber Hertzsch niemals so frei im Strafraum rumstehen. Schon im Gegenzug hatten Chris Löwe (40.) und Bankert (42.) beste Möglichkeiten auszugleichen, scheiterten aber an Torwart Sven-„RB-war-ein-No-Go-aber-ich-trinke-vor-dem-Spiel-ein-RedBull-weil-das-motiviert“-Neuhaus oder am zu kleinen Tor.

Nun hatten die Himmelblauen zur Pause die Partie vor Augen, die sie nicht wollten: Rückstand und eine nur auf Konter bedachte Projektelf. Und genauso kam es – Chemnitz machte das Spiel, Leipzig konterte. Aber trotz teilweise herrlich gespielter Angriffe wollte der Ball nicht ins Gastgeber-Tor. Das lag zum einen in unpräzisen letzten Pässen begründet, zum anderen an katastrophalen Standards, meist getreten von Ronny Garbuschewski, aber auch an glücklosen Abschlüssen. So legte Andreas Richter den Ball neben das Tor (55.), Simon Tüting war mit einer Eingabe von Garbuschewski überfordert und Pavel Dobry scheiterte mit einem super Schuss an Neuhaus (79.). Chemnitz wurde immer druckvoller, aber natürlich auch anfällig für Konter. Jede andere Mannschaft hätte die Himmelblauen wohl abgeschossen, aber die Dosenelf toppte Chemnitz‘ Abschlussschwäche noch. Fast jeder Konter wurde schlecht ausgespielt, so dass die reduzierte CFC-Abwehr um Richter und René Trehkopf klären konnte, oder aber Pentke war auf dem Posten. So verging die Spielzeit und das Gefühl beschlich die knapp 3.000 CFC-Fans, dass wohl der Pokal nicht nach Chemnitz zu holen sei. Die Gastgeber gingen unterdessen in den Holzhackermodus über. Besonders Löwe bekam das zu spüren – er wurde auf der Außenbahn fast zusammengetreten, konnte am Ende kaum noch richtig laufen. Die Situation eskalierte 2 Minuten vor Spielende, als Pentke vom provozierenden Kutschke genug hatte und ihn das spüren ließ; auch Trehkopf mischte noch mit. Pentke kam mit Gelb, Trehkopf mit einer Platzwunde am Kopf davon. Kutschke flog zu Recht mit Gelb-Rot vom Platz, was den Betreuerstab des Dosenprojektes auf dem Platz und später an der Seitenlinie wie Furien agieren ließ. Es war für diese Herren ein kleines Sinnbild der Saison, in der sie mehr durch markige Worte und Provokationen auffielen, als durch sportliche Erfolge.

Und deshalb schmerzt der Pokalgewinn für die Leipziger, die unterdessen schon wieder über die Parkplatzprobleme bei möglichen 40.000 in DFB-Pokal-Runde 1 gegen die Bergmannself diskutierten, doch mehr als sich der Himmelblaue eingestehen möchte. Doch spätestens wenn die stolze CFC-Elf am ersten Spieltag der 3. Liga aufläuft, während in Leipzig in Wilhelmshaven, Meppen oder Hannover 2 antreten und garantiert keine Straßen- oder Parkplatzprobleme auslöst, wird der Gram vergessen sein. Denn nur eines ist wichtig, der Aufstieg. Und diese Mission hat nur Chemnitz erfüllt.

Wertung: 2,0 (Spannendes Pokalfinale mit falschem Sieger)

Beste Himmelblaue: Trehkopf, Löwe

Pressestimmen

Freie Presse

Großartige Saison endet ohne i-Tüpfelchen

[..] In der ersten Halbzeit spielte der CFC ohne großen Biss, verlor im Mittelfeld zahlreiche Zweikämpfe und musste nach einem katastrophalen Abwehrfehler - eingeschlossen Torhüter Philipp Pentke - das 0:1 durch Ingo Hertzsch hinnehmen. "Natürlich ist so etwas ärgerlich. Wir waren gedanklich einfach nicht auf der Höhe", sagte Kapitän Andreas Richter. [..] Einsatz und Kampfgeist demonstrierten die Chemnitzer vor allem nach dem Seitenwechsel, als sie auf den Ausgleich drängten. Doch meist endeten die Angriffe am Strafraum der Leipziger oder wurden nicht energisch genug zu Ende zu Ende geführt. "Es war ein schweres Durchkommen. RB stand sehr kompakt und ließ nur wenig Räume zu", konstatierte CFC-Stürmer Benjamin Förster. [..]

MDR-Online

RB Leipzig entthront Chemnitzer FC

[..] Die knapp 14.000 Fans sahen eine spannende und offensiv geführte Partie. Der CFC kam zunächst besser ins Spiel, nutzte seine Chancen aber nicht: Garbuschewski (2./32.) und Peßolat (15.) prüften RBL-Keeper Neuhaus, Bankert köpfte übers Tor (8.). Mit zunehmender Spieldauer kauften die Leipziger dem Titelverteidiger mehr und mehr den Schneid ab. [..] Kurz vor der Pause fiel sogar die nicht unverdiente Führung für die Leipziger: Routinier Hertzsch, der sein letztes Spiel für die Leipziger bestritt, köpfte den Ball nach einer Flanke von Müller aus etwa fünf Metern ins Tor (39.). [..] Der souveräne Drittliga-Aufsteiger Chemnitz brauchte zu Beginn der zweiten Hälfte etwas Anlauf, um gefährlich zu werden. Erst in den letzten zehn Minuten brachte der CFC-Angriff, die erfolgreichste Sturmreihe der gesamten Regionalliga-Saison, den Gastgeber in Gefahr. Dobry prüfte Neuhaus mit einem Knaller aus zwölf Metern (80.), doch er scheiterte ebenso wie Löwe mit einem 16-Meter-Schuss (87.) und Garbuschewski mit einem 40-Meter-Freistoß (88.). [..] In der hektischen Schlussphase gab es auch noch einen Platzverweis: RB-Angreifer Kutschke und Pentke gerieten aneinander, beide sahen dafür Gelb. Für Kutschke war es die zweite, weshalb er noch vor dem Abpfiff vom Platz musste (90.). Sein Team brachte den knappen Sieg aber noch sicher nach Hause. [..]


Spielerstimmen

Ingo Hertzsch (MDR-Online):
"Einen besseren Abschied hätte ich mir nicht wünschen können. Das Siegtor ist ein schöner Abschluss. Die Chemnitzer haben ein gutes Spiel gemacht und sind aufgestiegen – da haben wir den Pokal verdient."

Chris Löwe (MDR-Online)
"In der ersten Halbzeit sind wir nicht richtig ins Spiel gekommen. Nach der Pause haben wir alles versucht und hatten auch die größeren Spielanteile. Am Ende hat uns dann das Quäntchen Glück gefehlt. Aber das Finale macht uns unsere Saison nicht kaputt."

Andreas Richter (MDR-Online)
"Der Aufstieg war viel wichtiger. Natürlich hätten wir den Pokal gern gewonnen, aber das tut der Saison keinen Abbruch."

Trainerstimmen

Tomas Oral (MDR-Online):
"Es ist sensationell, dass wir in einem Endspiel so eine Kulisse hatten und die Fans begeistern konnten. Wir haben in dieser Saison viel gearbeitet und es hat sich heute gezeigt, dass wir charakterlich eine prima Mannschaft haben. Ich wünsche dem Team jetzt im DFB-Pokal einen Bundesligisten oder Zweitligisten."

Gerd Schädlich (MDR-Online)
"Ich denke, Leipzig hat verdient gewonnen. Wir haben ein sehr packendes und emotionsgeladenes Spiel gesehen. In der ersten Halbzeit haben wir leider nicht so gespielt, wie wir uns das vorgenommen haben. Wir waren viel zu zaghaft. Die Situation, die zum 1:0 geführt hat, war bezeichnend für das Spiel. Da haben wir nicht aufgepasst und waren dann nicht konsequent genug. In der zweiten Halbzeit war meine Mannschaft aber dann sehr engagiert. Aber wenn man ein Spiel gegen einen gleichstarken Gegner gewinnen will, dann darf man in der ersten Halbezeit keine Prozente in der Kabine lassen."

Finale - Sachsenpokal - Saison 2010/2011
Mittwoch, 01. Juni 2011, 19:00 Uhr
Altes Zentralstadion, Leipzig
Zuschauer: 13.958
Schiedsrichter: Sather (Grimma)
RasenBallsport Leipzig
T Neuhaus
A Müller
A Franke
A Kläsener
A HertzschGelbe Karte
M Laas (70. Rost)
M Rockenbach da Silva
M GeißlerGelbe Karte (90. Rosin)
M Schinke
S KutschkeGelbrote Karte
S Frahn (80. Frommer)

Trainer: Oral
Chemnitzer FC
T PentkeGelbe Karte
A Schaschko (70. Schlosser)
A RichterGelbe Karte
A Trehkopf
A BankertGelbe Karte
M Wilke (75. Sträßer)
M Peßolat (46. Tüting)
M Löwe
M Garbuschewski
S FörsterGelbe Karte
S Dobry

Trainer: Schädlich
Tore
1:0 Hertzsch (39.)

Besondere Vorkommnisse:
Gelb-Rot für Kutschke (87.)