Treffen der "Freitags-Pokalhelden"...
von Timo Görner
...denn auch der MSV Duisburg schaltete an besagtem Tag einen höherklassigen Gegner aus, wenn auch "nur einen Zweitligisten".
Die letzte Saison unseres Gegners
...war zunächst bestimmt vom schweren Kampf um die Drittligalizenz nach dem Zwangsabstieg aus Liga 2. Tagelang stand die Insolvenz des Traditionsvereins im Raum. Erst wenige Tage vor dem Auftakt in Liga 3 konnte man mit der endgültigen Zusammenstellung des Kaders beginnen. Zum Trainingsauftakt am 13.06.2013 war noch nicht klar, in welcher Liga man antritt. So gesehen geriet der Aufbau der Mannschaft zur Hängepartie für Spieler und Verein. Nur schwer konnte man so Ambitionen für den Wiederaufstieg hervorrufen. Die endgültige Verweigerung der Zweitligalizenz ließ dann auch den Trainer "Ade!" sagen.
Damit gastierte der 1. FC Heidenheim zum Auftakt als Favorit an der Wedau (0:1), gegen den sich der neue MSV aber solide wehrte. Schon an Spieltag 2 gelang der erste Sieg bei Absteiger Burghausen (2:0). Nach 6 Spielen konnte man mit Platz 5 angesichts der Umstände zufrieden sein, auch mit den Auftritten in Erfurt (3:1) und Leipzig (1:1). Nach 21 Spieltagen war man als 8. im vorderen Mittelfeld gelandet, eine bessere Platzierung wurde durch eine Negativserie von Runde 7 bis 9 vergeben als 3 Spiele mit 2 Heimpleiten verloren gingen. Dortmund II (1:2) holte sich den Sieg beim MSV wie Aufsteiger Darmstadt (4:0). Der Abstand auf die Abstiegsregion war mit 4 Punkten geringer als auf Rang 3 mit deren 7.
In der Winterpause wurde noch mal am Kader gebastelt, 2 Spieler gingen. 3 wurden geholt. Durchwachsen der Auftakt ins neue Jahr mit dem 1:1 in Regensburg. Erfolgreich ging es weiter, Leipzig (2:1) und Erfurt (3:2) wurden auf eigenem Platz besiegt. Auch beim CFC blieb man ungeschlagen. Nach unten wurde das Polster auf 9 Zähler ausgebaut, nach oben ging bei nach wie vor deren 7 Punkten nicht viel. In Sichtweite blieb aber Platz 4 (3 Punkte) mit der enorm wichtigen Qualifikation für den DFB-Pokal. Der Kampf darum wurde am vorletzten Spieltag mit einem 1:4-Debakel in Unterhaching so gut wie verloren, allerdings war man im Landespokal da schon besser am Ball. Das 1:4 blieb aber eher die Ausnahme in einer recht soliden Frühjahrsrunde. Runde 30 bis 32 sah eine Serie von 3 Siegen in Folge, mit Auswärtserfolgen in Rostock (1:0) und Saarbrücken (2:0) und dem 3:0 gegen Elversberg. Das 0:1 gegen Münster zum Finale bildete den Abschluss einer schwierigen Saison, die als 7. beendet wurde. Zu Hause konnte man die große Heimstärke (13.) nicht demonstrieren, gewann lediglich 7 Begegnungen. Vergleichsweise besser lief es auf Reisen (7.) mit 6 Dreiern und 7 Niederlagen. 43:43 Tore sprachen für eine wenig durchschlagskräftige Offensive (16.) und eine gute Defensive (6.).
Im DFB-Pokal scheiterte man in Runde 1 gegen Erstligaaufsteiger Paderborn (2:3). Den Landespokal Niederrhein holte man sich durch ein 5:2 im Finale gegen Oberligist TV Jahn Dinslaken Hiesfeld. Im Halbfinale brauchte es ein Elfmeterschießen bei Rot-Weiß Essen (4:1) für das Weiterkommen, umrahmt von einer längeren Spielunterbrechung durch einen Platzsturm der Essener Kollegen.
Delegierungen für diese Saison bislang
11 Spieler aus 2013/2014 sind nicht mehr dabei, 11 kamen neu dazu.
In der Abwehr schaffte der Deutsch-Ghanae Phil Ofosu-Ayeh (22/VfR Aalen) den Sprung in die 2. Bundesliga. Er war vor einem Jahr aus Erfurt gekommen. Tobias Feisthammel (24) schloss sich wie Benjamin Förster und Thomas Birk Drittligaabsteiger SV Elversberg an. Routinier Markus Bollmann (33) wechselte in die Regionalliga West zum SC Wiedenbrück. Christian Eichner (31), der in der Winterpause der letzten Saison gekommen war, ging unbekannten Ziels. Er war ab Mitte der Frühjahrsrunde Stammspieler. Mittelfeldmann Patrick Zoundi (32) zog es wie Feisthammel ins Saarland, hier zum 1.FC Saarbrücken. Der Kanadier Nikolas Ledgerwood (26) kam wie Eichner in der Spielpause, er wechselte zu Ligarivale Cottbus. Der Rest spielte keine wichtige oder gar keine Rolle.
Unter den Neuen findet sich der eine oder andere bekanntere Name. Wie der CFC holte man mehrere Spieler aus U23 Teams von Bundesligisten. In der Abwehr waren es Christopher Schorch (25) vom VfL Bochum II und Thomas Meißner (23) von Borussia Dortmund II. Erik Wille (21) zog es von Eintracht Frankfurt, wo er nur in der U23 eingesetzt wurde, an die Wedau - Ablöse 50.000 EUR. Der Deutsch-Türke Barkin Cömert (20) wurde aus der eigenen II befördert. Neu im Mittelfeld sind Steffen Bohl (30/Cottbus), aus Aue der Bosnier Zlatko Janjic (28), ebenfalls aus Liga 2 Nico Klotz (27/Sandhausen), dazu mit Dennis Grote (28/Münster) einer der herausragenden Mittelfeldakteure der letzten Spielzeit mit 9 Toren und 13 Vorlagen. Tim Albutat (21) wurde vom SC Freiburg ausgeliehen, dort bislang nur mit 3 Kurzeinsätzen in Liga 1 und DFB-Pokal seit 2012. Fabian Schnellhardt (20) spielte zuletzt beim 1. FC Köln, siehe Albutat. Der aktuelle U20-Nationalspieler hat die DFB-Auswahlteams von U17 bis U19 durchlaufen.
Am Donnerstag unterschrieb noch Rolf Feltscher (23) für ein Jahr. Der flexible Defensivmann mit schweizer und venezolanischen Pass kommt vom FC Lausanne und war zuvor in Italien für Grosseto, Padova und Parma sowie in seinen Jugendtagen bei den Grashoppers Zürich aktiv.
Der Trainer
Der Italiener Gino Lettieri (47) übernahm das Amt mit Saisonbeginn von Karsten Baumann (44). Dessen Vertrag war nicht verlängert worden. Lettieri wiederum erhielt einen Kontrakt bis Ende der Saison. Lettieris startete 2005 als Trainer beim damaligen Regionalligisten Spvgg Bayreuth, die als 10. keine Lizenz für die folgende Spielzeit erhielt. Weitere Stationen waren der SV Darmstadt 98, Wacker Burghausen, die Spvgg Weiden (Bayernliga) und von Februar 2010 bis Februar 2012 der SV Wehen Wiesbaden. Die Hessen führte er 2010/2011 auf Platz 4 der 3. Liga – nur einen Zähler hinter Dynamo Dresden auf Relegationsplatz 3. Später dann die Entlassung als man sich tief im Abstiegskampf befand.
Die Mannschaft
Nummer 1 im Tor ist weiterhin Michael Ratajczak (32). In der Innenverteidigung sind bislang die beiden Neuzugänge Thomas Meißner (23) und Christopher Schorch (25) gesetzt, auf den Außenpositionen sind dies Kevin Wolze (24) und Matthias Kühne (26). Letzterer findet auch im defensiven Mittelfeld Verwendung. Dahinter kommt mit Erik Wille (21) eine weitere Neuverpflichtung. Die Viererkette gegen den 1.FC Nürnberg im DFB-Pokal bildeten jedenfalls Wille – Schorch – Meißner – Wolze. Auf den Läuferpositionen haben sich bislang Kapitän Steffen Bohl (30), Nico Klotz (27), Tim Albutat (21), Dennis Grote (28) als Gerüst etabliert. Mit Michael Gardawski (23) und Pierre De Wit (26) sind 2 Spieler momentan nur Ergänzungsspieler, die 2013/2014 über weite Strecken gesetzt waren. Fabian Schnellhardt (20) hat den Sprung in den Stammkader bislang noch nicht geschafft. Als hängende Spitze oder im offensiven Mittelfeld kommt mit Zlatko Janjic (28) einer der herausragenden Akteure der letzten Jahre in Liga 3 beim SV Wehen Wiesbaden zum Einsatz. Er ist mit bislang 3 Treffern und 1 Vorlage in der Liga eine absolute Verstärkung für den MSV. Er erzielte zudem das "goldene Tor" im DFB-Pokal gegen den 1.FC Nürnberg vom Elfmeterpunkt. Er soll im Angriff den Nigerianer Kingsley Onuegbu (28) entlasten, in der Vorsaison quasi "Alleinunterhalter" in diesem Sektor mit 14 Treffer und damit einer der Topstürmer dieser Liga. Aktuell reicht es nur zu 1 Torvorlage. Dahinter sieht es "überschaubar" aus: Gökan Lekesiz (23) ist bislang nur "Joker". Im Angriff scheint man etwas "schmal aufgestellt", gegebenenfalls muss hier noch mal nachgebessert werden. Fallen Onuegbu und/oder Janjic längerfristig aus, sieht es schlecht aus.
Die aktuelle Saison bislang
Verläuft bislang durchwachsen, abgesehen vom Höhepunkt am letzten Freitag mit dem verdienten 1:0-Sieg im DFB-Pokal gegen Erstligaabsteiger 1. FC Nürnberg. In den Punktspielen wurde bislang erst 1 Sieg eingefahren. Der Start ging in Regensburg (1:3) gründlich daneben. Gegen Aufsteiger Großaspach (1:1) konnte zum Heimauftakt trotz klarer Spiel- und Chancenvorteile auch kein voller Erfolg eingefahren werden. Beim zweiten Aufsteiger aus dem Südwesten mit Mainz 05 II (4:3) lief es besser, wobei nach 3:0 und dem eigentlich vorentscheidenden 4:1 nach 68 Minuten noch mal gezittert werden musste. Den erhofften ersten Heimsieg erreichte man auch im zweiten Versuch nicht, Halle (1:1) „klaute“ sich einen Zähler von der Wedau. Am Sonntag war man nur 48 Stunden nach Nürnberg erneut auf Pokalebene im Einsatz, kam beim "kleinen Lokalrivalen" Duisburger FV 08 aus der Kreisliga A zu einem lockeren 8:0. Nach dem Gastspiel beim CFC empfängt man Zweitligaabsteiger Arminia Bielefeld, muss dann zu Fortuna Köln reisen und hat dann zweimal in Folge Heimrecht gegen Osnabrück und die Stuttgarter Kickers.
Prognose
Für den Angriff auf ganz oben reicht es wohl auch diesmal nicht. Der Kader ist nicht unbedingt stärker geworden. Tipp: Platz 5 bis 8.
Das Umfeld
Auch in diesem Jahr war die Lizenz für die 3. Liga ein Zitterspiel, ehe die erlösende Nachricht aus Frankfurt am 05.06.2014 eintraf. Noch am 15.05.2014 fehlte mit 2,7 Millionen EUR ein nicht unerheblicher Betrag im angestrebten bzw. angegebenen Etat für 2014/2015. Am 27.05.2014 konnte man dank vieler Aktionen von Fans und Sponsoren den Betrag nachweisen, auch weil der FC Bayern München am 21.07.2014 beim MSV zu einem Benefizspiel gastierte. Erst am Abend vor der Abgabe glich der Hauptsponsor und Namensgeber des Stadions einen Fehlbetrag aus, in gleicher Funktion ja auch mal beim FC Erzgebirge Aue als Trägerbetrieb aktiv.
Was bleibt ist die Sanierung des angeschlagenen Traditionsvereins, die durch die Lizenzerteilung einen wichtigen Schub erhielt. Der angestrebte Schuldenschnitt wurde damit erreicht, die Gläubiger verzichteten auf 80% ihrer Forderungen. Die Stadt Duisburg hat die Mehrheit an den Anteilen der Stadiongesellschaft übernommen, die Miete für den MSV reduziert. Große Investitionen zum sportlichen Erfolg, sprich Rückkehr in die 2. Bundesliga sind nach wie vor nicht drin. Mit dem Einzug in die 2. Runde des DFB-Pokals floss wenigstens ein ordentlicher Betrag von 268.000 EUR in die klammen Kassen, hier hofft man auf einen attraktiven Gegner.
Die Fans halten den "Zebras" weiter die Treue. Mit rund 12.600 Zuschauern im Schnitt verzeichnete man in der Vorsaison den zweitbesten Besuch der Liga. Ein nur ganz geringer Rückgang gegenüber 12.800 aus der 2. Bundesliga davor. Den Auftakt gegen Heidenheim sahen stolze 18.100 Fans, gegen die U23 aus Dortmund kamen sogar 21.200. Den CFC sahen im letzten Jahr übrigens 14.400. Aktuell ist der Besuch in den Punktspielen nicht so befriedigend, Großaspach und Halle sahen jeweils 11.100. Beide waren allerdings auch keine "Zugpferde" in Duisburg. Nürnberg lockte schon wieder 18.000 ins weite Rund. Und in dieser Woche hat der MSV seinen Dauerkarten-verkaufsrekord unterhalb der 1. Bundesliga mit 6.050 Saisontickets gebrochen.