Vorbericht

16. Spieltag - Regionalliga Nord - Saison 2001/2002
Chemnitzer FC
Chemnitzer FC
1:0
VfB Lübeck
VfB Lübeck

VfB Lübeck - da war doch noch was? Richtig, remember 8. Juni 1996 ...

von Timo Görner

... denn dies war der Tag, an dem der Chemnitzer FC nach 5 mehr oder weniger doch erfolgreichen Jahren die 2. Bundesliga Richtung Regionalliga Nordost verlassen musste. Gegner an diesem 8. Juni 1996 war eben dieser VfB Lübeck, welcher als Aufsteiger den Klassenerhalt bereits 1 Woche zuvor durch ein 2 : 1 gegen den FC Carl Zeiss Jena klar gemacht hatte und im Gegensatz zum CFC nichts mehr zu verlieren hatte. Ich kann mich noch gut an diesen Tag erinnern, es regnete phasenweise in Strömen, auf den Rängen verloren sich gerade mal noch 2.800 Unentwegte, von denen vielleicht nicht mal mehr ein Drittel so richtig an den Klassenerhalt glauben. Der wäre noch möglich gewesen, hätte der CFC sein Spiel gewonnen und entweder Mainz gegen Bochum oder Hertha BSC in Wattenscheid verloren. Die beiden letzteren Fälle traten nicht ein und so blieb der grenzenlose Jubel über das 2 : 1 von Silvio Meißner in der 88. min. auch nur einer für Sekunden bei denen, welche über die Ergebnisse in Bochum und Wattenscheid nicht informiert waren. Der Verein hatte jegliche Durchgabe von Zwischenständen untersagt, weder akkustisch noch optisch auf der Telenorma-Anzeigetafel am Turm. Am Ende marschierten ca. 150 frustrierte Fans und Hools vor der Tribüne auf und geigten dem Vorstand ihre Meinung. Lediglich Vizepräsident Fittig suchte damals nicht das Weite, sein Name sollte nach dieser Saison wie so viele keine Rolle mehr beim CFC spielen. Eine Saison später erwischte es auch den VfB aus Norddeutschland und die Grün-Weißen von der "Lohmühle" mussten sich in die Regionalliga begeben. Für die Lübecker damit nur ein kurzer Ausflug in den bezahlten Fußball, sprich mind. 2. Bundesliga. 1992 war man noch in der Verbandsliga ansässig, marschierte von dieser dann munter los bis in die 2. Liga. Verantwortlich dafür u. a. sicherlich Wolfgang "Molle" Schütt, aktuell Chef des Wirtschaftsbeirates beim VfB und so eine Art "Deng Ciao Ping der Lohmühle", also egal wer Präsident ist (seit 1992 ist dies übrigens der Pädagoge und GEW-Aktivist Wolfgang Piest).

Trainer war 1995/1996 Michael Lorkowski und auch der Name ist beim VfB eher schon wieder Historie. Das Sagen hat mittlerweile Dieter Hecking und dies seit exakt dem 27.03.2001, nachdem ihn der SC Verl nicht mehr beschäftigen wollte und er sowieso bekanntermaßen für die neue Saison schon beim VfB engagiert war. Bis dato lag für den VfB die immer wieder angestrebte Rückkehr in die 2. Liga noch im Bereich des Machbaren, auch wenn man die sehr gute Ausgangsposition der Hinrunde bereits verspielt hatte und zu den Aufstiegsrängen 1 und 2 bereits ein Loch von 4 bzw. 6 Zählern klaffte. Grund für den VfB seinen bisherigen Coach Dirk Bremser wieder zum Co-Trainer herabzustufen und Hecking zu engagieren, der beim VfB einen Vertrag bis zum 30.06.2003 erhalten hatte. Aber auch Hecking konnte den Abwärtstrend nicht mehr stoppen, auch wenn sich dieser nicht so krass darstellte wie bei der Braunschweiger Eintracht. Schon der Einstand beim 0 : 1 in Düsseldorf ging vollends daneben und der VfB wurde immer wieder an dem ausgesprochenen Statement gemessen ",man steige diesmal auf, weil man das leichteste Restprogramm" habe. Teil 2 mag gestimmt haben, aber wer in Düsseldorf verliert und anschließend noch bei den späteren Absteigern der Dortmunder Borussen-Reserve oder auch beim Dresdner SC, einem Fast-Absteiger nur 1 : 1 spielt, der steigt nun mal nicht auf, fertig. So blieb dem VfB am Ende mit 6 Zählern Rückstand auf den SV Babelsberg 03 als 3. nur die Erkenntnis, es mal wieder nicht geschafft und selber vergeigt zu haben. Wie schon in der Saison 1998/1999 der damals noch viergleisigen Regionalliga, als man am vorletzten Spieltag im "Endspiel" den damaligen Tabellenführer VfL Osnabrück mit 1 : 0 stürzte, um sich am letzten Spieltag durch ein 1 : 2 bei Holstein Kiel und das gleichzeitige 1 : 0 der Osnasen gegen Arminia Hannover den enttäuschenden 2. Platz "zu sichern". Man hatte es in der Hand mit einem Sieg in Kiel, so blieb am Ende wieder mal nur Frust. In der kommenden Saison scheiterte man wieder am VfL, diesmal etwas deutlicher mit 4 Punkten Rückstand. Nimmt man die vorangegangene Saison also mit den beschriebenen Spielzeiten zusammen, so kann man den VfB durchaus als "Unaufsteigbar" bezeichnen.

Aber zurück zur aktuellen Saison. Der Druck vor allem auf Hecking ist diesmal entsprechend, auch nachdem er in der vergangenen Saison für viele VfB-Fans der "Sündenbock" für die Talfahrt war. Der ehemalige Bundesligakicker des VfB Leipzig (1993/1994) versuchte dabei die Fluktuation nicht zu übertreiben und sich auf ein einigermaßen eingespieltes Team zu stützen. Dennoch gab es entsprechende Abgänge zu verzeichnen und zwar 12 an der Zahl, davon standen jedoch Spieler wie Raphael Schäfer (anvisierter Köpke-Nachfolger in Nürnberg, derzeit nur Nr. 2 hinter Kampa) sowie Kullig (1. FC Kaiserslautern) bereits zum Leidwesen des VfB als Abgänge vor Ablauf der Saison fest. Spieler wie Keeper Böse oder Yildirim (nicht zu verwechseln mit der Fahrschule ;)) gingen unbekannten Weges und Uwe Spies als eines der Wandervögel des deutschen Fußballs mit seinen Stationen Mönchengladbach, Rostock, Dresden, Wolfsburg, Karlsruhe, Lübeck, Stuttgarter Kickers beendete seine Laufbahn und kann damit wohl Claus-Peter Wollitz mit seinen Stationen nicht mehr toppen. Für diese Abgänge holte der Verein zwar wenige neue Leute, dafür aber 3 bekannte Namen mit Marco Zallmann vom FC Hansa Rostock, Jens Scharping vom Absteiger Lüneburger SK (Ex-FC St. Pauli) sowie Martin Przondziono von den Münsteraner Preußen, 1999 übrigens noch beim VfL Osnabrück aktiv und der jenige, welcher beim Relegations-Hinspiel an der "Bremer Brücke" die "Volleyball-Vorlage" von Ronny Kujat im CFC-Strafraum zum 1 : 0 verwandelte. Also 3 durchaus gute und solide Kicker. Die anderen wurden eher als Ergänzungen geholt, für das Tor als Reservekepper Tim Cassel vom TuS Hoisdorf, Vidmantas Vysniauskas (ehemals FC Sachsen Leipzig) von den Sportfreunden Siegen sowie Timo Mäkelmann (20) vom Kaltenkirchener TS. Schaut man sich nun den Kader für diese Saison an, so ist dieser sicherlich nicht schlechter als die letzte Spielzeit. Bekannte Namen sollten auf alle Fälle Zallmann, Scharping, Schweißing (beide St. Pauli), Bärwolf (Leipzig, Erfurt, Jena), Przondziono (Osna, Münster), Vysniauskas (Sachsen Leipzig), sein. Dienstältester "Lohmüller" ist Dennis Kruppke (21), welcher 1995 vom Lokalrivalen FC Dornbreite Lübeck aus der 6. Liga zum VfB stieß, der momentan aber eher noch sich im Kampf um einen Stammplatz befindet, in der Aufstellung für das Spiel auf dem "Grothenburg-Friedhof" war er ja immerhin schon mal auf der linken Außenbahn eingesetzt. Dort rettete Daniel Bärwolf mit einem geglückten Comeback nach seiner mehrwöchigen Verletzungspause aufgrund einer im Spiel gegen den SC Preußen Münster am 17.08. zugezogenen Verletzung das insgesamt ein wenig glückliche 1 : 1 4 Minuten vor dem Ende, womit der VfB seinen zweiten Tabellenplatz aufgrund der Braunschweiger Niederlage zurückeroberte.

Nach 7 Spieltagen und dem 4 : 1 in Aue sah das eigentlich schon besser aus, denn aus diesen 7 Spielen holte der VfB die maximale Punktzahl von 21 Zählern und marschierte von weit vorn weg. Beginnend mit dem glücklichen 1 : 0 bei der Kölner Fortuna ballerte man vor allem in den 4 Auswärtsspielen alles weg, was einem vor die Flinte kam. 5 Tore bei den Werder-Amateuren (5 : 3), 5 Tore bei Holstein Kiel (5 : 2), 4 Tore in Aue (4 : 1). Fast schon beängstigend für die Konkurrenz. Dann kam allerdings der kleine Einbruch mit zwei mageren Remis gegen Wattenscheid und die Bayer-Amateure (jeweils 1 : 1), was man aber noch nicht so ernst nahm. Enttäuschung dann erst mit dem 0 : 3 zu Hause gegen Rot-Weiß Essen, mit dem man einen kommenden Konkurrenten im Aufstiegskampf mächtig aufbaute. Nach der Pleite in Verl beim 1 : 2 war der Vorsprung schon wieder dahin und an der Spitze tummelten sich nun auch die Rivalen aus Braunschweig, Essen oder Wattenscheid. Wir kamen ja dann auch mit dazu. Gegen den 1. FC Magdeburg wurde dann wieder fleißig Scheibenschießen geübt und man fertigte den Aufsteiger aus der Domstadt mit 4 : 1 deutlich ab, hätte sogar noch höher gewinnen können. Aber dennoch ist immer noch der Wurm drin beim VfB, wenn auch nur ein kleiner. Denn in Osnabrück enttäuschte man insgesamt und verlor das Prestige-Duell gegen den "Aufstiegsversauer" von 1999 und 2000 mit 0 : 2, kam anschließend gegen Fortuna Düsseldorf zu einem verdienten 3 : 1 - Erfolg, aber am gestrigen Samstag konnte die "schwarze Auswärtsserie" mit 4 sieglosen Gastspielen in Folge auch nicht durchbrochen werden, bemerkenswert angesichts der starken Auftritte zu Beginn. Eher war das 1 : 1 noch relativ glücklich vor den rund 2.100 zahlenden Besuchern. Dennoch bleibt der VfB auch in dieser Saison ein absoluter Favorit auf den Aufstieg, was man aber bislang seit 1997 jede Saison war. Und immer schrammte man knapp dran vorbei. Der Zuspruch an der Lübecker "Lohmühle" ist mit rund 6.167 Fans pro Spiel durchaus schon zweitligareif, gegen die Eintracht aus BS wurde mit 8.000 der größte Ansturm verzeichnet, ansonsten scheint sich das Stammpublikum beim VfB so auf rund 4.500 - 5.000 zu belaufen. Also gut und gerne "Chemnitzer Verhältnisse", z. Z. halt ein wenig mehr als wir. Auswärts interessierten sich erst 2.500 im Schnitt für die Grün-Weißen. Das dürften wir am Freitag hoffentlich toppen.

Turgut mit 6 Toren (wurde dem CFC ja angeblich vor dieser Saison schon mal angeboten) und Mittelfeldstratege Jiri Hommola mit 7 Toren sind die beiden gefährlichsten Spieler bei den Grün-Weißen, dabei gilt Turgut so ein wenig als das "Enfant Terrible" der Mannschaft und macht es sich beim VfB deshalb durchaus schon mal selber schwer. Bärwolf als der Top-Torjäger der vergangenen Jahre steht auch wieder zur Verfügung, bislang kam er aufgrund seiner Verletzung erst zu 5 Einsätzen, traf dabei 2 mal, dabei halt gestern am Samstag in Uerdingen zum wichtigen 1 : 1. Auch Bärwolf war beim CFC immer mal ein Thema. Der Regionalliga-Goalgetter konnte sich bei seinen Zweitligastationen in Leipzig und Jena nie durchsetzen und kam 1996 aus Jena nach Lübeck. Für das Spiel am Freitag hat Hecking so wie es aussieht alles "an Deck", lediglich Türkmen fehlt aufgrund einer Rot-Sperre. Eine sauschwere Aufgabe also für unsere Jungs, aber im Grunde spielt man ja mal wieder eher aus einer Außenseiterrolle und das hat uns ja gegen Braunschweig, Essen oder auch in Aue durchaus gut getan.
16. Spieltag - Regionalliga Nord - Saison 2001/2002
Freitag, 09. November 2001, 19:00 Uhr
Fischerwiese, Chemnitz
Zuschauer: 5.310
Schiedsrichter: Stachowiak (Duisburg)


Tore

Die Tabellenverläufe

Tabellenhistorie

Der Vergleich


Chemnitzer FC VfB Lübeck
48,52 % Chancen gegeneinander 51,48 %
4 Tabellenposition 2
29
16
1,81
Pkt.
Spiele
Pkt. pro Spiel
30
15
2,00
9 (56,25 %)
5 (31,25 %)
Siege
Niederlagen
9 (60,00 %)
3 (20,00 %)
31:15
1,94:0,94
Tore
Tore pro Spiel
34:22
2,27:1,47
5:0 gegen SG Wattenscheid 09 (H),
Rot-Weiss Essen (H)
Höchster Sieg 5:2 gegen KSV Holstein Kiel (A)
1:3 gegen SC Paderborn 07 (H),
Bayer Leverkusen Am. (A)
Höchste Niederlage 0:3 gegen Rot-Weiss Essen (H)
3 Siege,
seit 5 Spielen nicht verloren
Aktuelle Serie seit 2 Spielen nicht verloren

Die Bilanz

 ZahlSUNTore
Alle Spiele22004:1
Heimspiele11002:1
Auswärtsspiele11002:0
Ligaspiele22004:1
Pokal-/Relegationsspiele00000:0

Der Ergebnisrückblick

1995/19962. Bundesliga17. SpieltagVfB Lübeck - Chemnitzer FC0:2 (0:1)
1995/19962. Bundesliga34. SpieltagChemnitzer FC - VfB Lübeck2:1 (1:0)