Vorbericht

3. Spieltag - 3. Liga - Saison 2016/2017
Chemnitzer FC
Chemnitzer FC
2:1
FSV Frankfurt
FSV Frankfurt

Frankfurts Nr. 2 nach 22 Jahren mal wieder in Chemnitz …

von Timo Görner

… und diesmal an der Gellertstraße. Vor knapp 22 Jahren gastierte der damalige sportlich nicht so richtig zweitligataugliche FSV beim CFC, unterlag nach unterhaltsamem Spiel 2:4 im "Sportforum". Das Rückspiel gewann man dafür mit 2:1, nach der spielentscheidenden Szene zum Elfmeter flog Holger Hiemann vom Platz. Am Ende stiegen die Hessen als Letzter mit 17 Punkten Rückstand zum rettenden Ufer ab. Es war die letzte Zweitligasaison vor Einführung der 3-Punkte-Regel. Der FSV verschwand fortan in der Dritt -und zeitweise Viertklassigkeit.

Die vergangene Saison unseres Gegners:

Das "verflixte 7. Jahr" war beim FSV das "8.". Der bittere Abstieg in die Drittklassigkeit nach ordentlichen 7 Zweitligajahren und dem überraschenden Aufstieg 2008 mit dem Durchmarsch aus der damals viertklassigen Oberliga Hessen. Ausschlaggebend eine katastrophale Frühjahrsrunde 2016 mit 10 Punkten aus 15 Begegnungen und einer Negativserie von 6 Niederlagen vor dem letzten Spieltag. Bis zur Winterpause war die Lage "schwierig, aber reparabel" und der Klassenerhalt aus eigener Kraft beim Polster von 5 Punkten auf Relegationsplatz 16 zu schaffen. Noch an Spieltag 13 wurde Rang 9 erreicht. Von Heimstärke konnte bei 3 Siegen und 4 Niederlagen keine Rede sein, dafür war der Auswärtssaldo mit 2-2-1 positiv. Der Start ging gegen Staffelfavorit Leipzig (0:1) daneben, der erste Sieg gelang in Runde 4 in Fürth (2:0). Es gab Licht und Schatten. Gegen Bochum (3:2) drehte man das 0:2, gegen Union (3:2) ein 0:1. St. Pauli (1:0) wurde im eigenen Stadion besiegt. Ordentlich die Auftritte in Duisburg (1:0), Nürnberg (1:1). Dagegen standen Heimpleiten gegen Heidenheim (0:4), Braunschweig (0:3). Nach Spieltag 13 begann der Abwärtstrend, auch gegen Sandhausen (0:1), Düsseldorf (1:2), Bielefeld (1:2) wurde zu Hause verloren. 4 Neuzugänge in der Winterpause sollten den Schalter wieder umlegen. Nach 24 Spieltagen war der große Befreiungsschlag nicht gelungen, der Abstand zur Abstiegszone mit 7 Zählern aber beruhigend. Der FSV überraschte noch mal – wieder auswärts beim FC St. Pauli (3:1) und in Braunschweig (0:0). Danach ging es endgültig nach unten. Als der längst umstrittene Tomas Oral auf der Trainerbank am 10.04.2016 entlassen wurde, war aus 5 Begegnungen bei 4:16 Toren nur 1 Punkt geholt worden. Der FSV bei Union (0:4), in Bochum (1:4) zum letzten Spiel unter Oral und gegen Nürnberg (0:3) abgewatscht. Dennoch war der Verbleib in Liga 2 selber zu schaffen, dem schwachen Abschneiden der Teams unten sei Dank. Die fehlenden Punkte sollte Falko Götz holen, zuvor in Aue, Saarbrücken beurlaubt. Unter ihm verloren die Hessen auch die weiteren 4 Spiele, 2 Spiele vor dem Ende rutschte man auf Platz 16. Das verlorene "Abstiegs-Endspiel" in Düsseldorf (0:1) war der "Genickbruch". Auch der erste Sieg seit 11 Spielen rettete nichts. Das 2:1 gegen 1860 München blieb "Pyrrhus-Sieg". "Bausteine" für den Abstieg waren die schlechteste Heimbilanz der Liga mit nur 4 Siegen, die schlechteste Abwehr mit 59 Gegentoren und die bei 33 Toren magere Offensive. Im DFB-Pokal blieb die 2. Hauptrunde mit einem knappen 1:2 n. V. gegen Hertha BSC. Zuvor wurde der BFC Dynamo mit 2:0 besiegt.

Delegierungen für diese Saison bislang:

Der Umbruch nach dem Zweitligaabstieg ist gewaltig, im Grunde gibt es einen fast komplett neuen Kader.
21 Akteure haben den FSV verlassen, darunter mehrere Spieler, die ausgeliehen waren. Dafür wurden 19 verpflichtet. Nur 5 aus dem Kader der Saison 2015/2016 sind geblieben.
Im Tor schaffte Stammkeeper Andre Weis (26/Kaiserslautern) – in allen 34 Spielen die Nr. 1 - den Klassenerhalt. In der Abwehr gelang dies Florian Ballas (26/Dresden). Alexander Huber (31) hat noch keinen neuen Verein, der Iraner Ehsan Haji Safi (26) kehrte in seine Heimat zurück, wechselte zum Erstligisten Sepahan. Im Mittelfeld zog es den Kosovaren Fanol Perdedaj (25) zu 1860 München, sein Landsmann Besar Halimi (21) musste zum "Verleiher" Mainz zurück. Manuel Konrad (28) entschied sich wie Ballas für die SGD. Marc-André Kruska (29) heuerte in Paderborn an. Im Angriff ist Denis Epstein (29) nicht mehr an Bord, verdient sein Geld in Griechenland bei Erstligist AOK Kerkyra. Der Slowene Zlatko Dedic (31), mit 4 Toren zweitbester Torschütze der Hessen zog unbekannten Weges. Der Ukrainer Dani Schahin (26) kam auf 5 Treffer, hier siehe Halimi. Der Brasilianer Felipe Pires (21/Hoffenheim) war ebenfalls "Leihgabe". Letztendlich ging mit dem Albaner Edmond Kapllani (34) einer der prägendsten Akteure des FSV der letzten 4 Spielzeiten mit 36 Toren in 101 Spielen. Regionalligist Elversberg machte hier das Rennen.

Bei den Neuzugängen waren "Kracher" für den sofortigen Wiederaufstieg aufgrund der wirtschaftlichen Möglichkeiten weder zu erwarten noch möglich. Dennoch gelangen ein paar interessante Personalien.
Der Türke Matay Birol (19) kam aus der A-Jugend. In der Abwehr wechselte Christopher Schorch (27) von Drittligaabsteiger Cottbus an den Main. Aus der Regionalliga stießen Steffen Schäfer (22/Saarbrücken) und der Engländer La'Vere Corbin-Ong (25) vom Berliner AK 07 dazu. Sebastian Schachten (31) vom FC Luzern aus der Schweiz bringt die Erfahrung aus den Stationen Paderborn, Mönchengladbach, Bremen, FC St. Pauli bis 2015 mit, Bilanz: 125 Zweitliga und 14 Erstligaspiele. Auch Antonio Fischer (21/FC Basel U21) ist Deutscher, Marc Heitmeier (31) kam aus Münster. Die größten Veränderungen betreffen das Mittelfeld. 3. Liga haben letzte Saison Bentley Baxter Bahn (23/Stuttgarter Kickers), Fabian Burdenski (24/Erfurt), der Italiener Massimo Ornatelli (30/Osnabrück) gespielt. Bemerkenswert Neuzugang Patrick Ochs (32), im Juli 2011 vom Lokalrivalen Eintracht nach Wolfsburg gegangen, dort ohne Erfolg. Nach Ausleihe nach Hoffenheim fand der gebürtige Frankfurter bei den Niedersachsen keine Chance. Seit Juli 2015 ohne Verein. Fabian Graudenz (24) spielte zuletzt in Aachen, Empfehlung: 5 Tore + 7 Vorlagen in der Regionalliga. Denis Streker (25/SV Ried) war in Österreich aktiv, 2012/2013 auch für Dresden in der 2. Liga (10 Spiele). Yannick Stark (25/Darmstadt) soll Spielpraxis sammeln, sprich: Ausleihe. Leon Hammel (20) war an Regionalligist Erndtebrück leihweise vergeben. Den "Königstransfer" landete man aber mit dem Marokkaner Adil Chihi (28). Ende Juli 2014 vom 1. FC Köln zum FC Fulham in die 2. englische Liga gewechselt, ging es über den iranischen Erstligisten Esteghlal FC zurück nach Deutschland. 55 Erstliga und 76 Zweitligaspiele für die "Geißböcke" sind einiges an Erfahrung. Der bekannteste Neue im Sturm ist der Serbe Ranisav Jovanovic (35) aus Sandhausen, beim Zweitligisten meist "Joker", das aber durchaus erfolgreich mit 6 Toren. Einen Namen machte er sich in Dresden, Düsseldorf, Mainz, Duisburg. Stefan Maderer (19) ist eine "Leihe" aus Fürth, ebenso jung an Jahren wie Cagatay Kader (19/Bochum). Spielpraxis erhoffen sich die Freiburger für Fabian Schleusener (24). Erst am vergangenen Wochenende die Ausleihe von Maurice Deville (24) aus Kaiserlautern bis Saisonende. Der Luxemburger steht aktuell bei 28 Länderspielen mit 3 Toren, spielte in der Pfalz ab Mitte März 2016 keine Rolle mehr. Zuvor "Dauer-Joker" kam er auf 4 Treffer in 17 Spielen der 2. Liga. Jovanovic, Ochs, Chihi und Ornatelli stechen bei den Neuen sicherlich heraus. Alles in allem könnte man den Substanzverlust nach den Abgängen durchaus kompensieren.

Der Trainer:

Roland Vrabec (42) hieß die eher überraschende Lösung. Der gebürtige Frankfurter war bis Ende Februar 2016 als Co-Trainer beim FC Luzern in der Schweiz tätig. Im Juli 2001 der Start als Coach für die B-Jugend des FSV, über Mainz 05 II, die U18, U19 des DFB ging es weiter 2012 für ein Jahr zu Lok Leipzig als Co von Marco Rose. Dann zu Zweitligist FC St. Pauli in gleicher Funktion. Dort wurde er Ende 2013 Cheftrainer, Anfang September 2014 die Entlassung nach 4 Punkten aus 4 Spieltagen. Er erhielt einen Vertrag bis Ende 2017/2018.

Die aktuelle Saison:

Der Start in Kiel beim 1:1 verlief holprig, die schlechte Chancenverwertung der "Störche" und ein starker Sören Pirson im Tor verhinderten mehrmals das vorentscheidende 2:0. In min. 84 erzielte dann die Freiburger "Leihgabe" Fabian Schleusener das damals noch eher schmeichelhafte 1:1, mit dem die Hessen noch mal die "zweite Luft" bekamen und dem 2:1 nahe waren. Der Heimspielauftakt gegen Erfurt wurde dann vergeigt, die Thüringer kamen 5 min. vor dem Ende einer "typischen Remis-Partie" zum 1:0. Sowohl beim CFC als auch FSV ist aktuell noch viel Sand im Getriebe.
Im DFB-Pokal trifft man am 20.08.2016 in Hauptrunde 1 auf Erstligist VfL Wolfsburg. Nach 8 Jahren muss man auch wieder im Landespokal ran, muss sich hier mit durchaus starker Gegnerschaft auseinandersetzen. Kickers Offenbach, Hessen Kassel aus der Regionalliga Südwest wie auch der SV Wehen Wiesbaden aus der 3. Liga.

Die Mannschaft:

Nachfolger von Andre Weis dürfte Sören Pirson (30) sein, seit 2012 beim FSV. In den letzten 5 Zweitligajahren aber jeweils nur die Nr. 2 bzw. 3. Immerhin 79 Zweitligaspiele für Oberhausen von 2008 bis 2011 stehen zu Buche. Beim Auftakt in Kiel war Pirson mit einer starken Leistung der "Matchwinner" beim glücklichen 1:1. Ebenso stark die Leistung gegen Erfurt. Dahinter kommen Jannis Pellowski (24) und Matay Birol (18). In der Innenverteidigung haben bislang Christopher Schorch (27) und Marc Heitmeier (31) wohl die besten Karten. Auf links La'Vere Corbin-Ong (25) und rechts Sebastian Schachten (31). Damit eine komplett neue Viererkette. Im Mittelfeld baut Vrabec defensiv auf den neuen Kapitän Patrick Ochs (32) und Denis Streker (25). Für die offensiveren Positionen gelten auch hier 2 Neuzugänge mit dem Torschützen in Kiel Fabian Schleusener (24), Bentley Baxter Bahn (23) als feste Größen. Mit Shawn Barry (24) einer der 5 "Überbleibsel" der Vorsaison. Adil Chihi (28) wurde in Kiel zur 2. Halbzeit eingewechselt. War gegen Erfurt gesetzt. Hoffnungsträger Massimo Ornatelli (30) stand jeweils im Kader, kam aber nicht zum Einsatz. Im Angriff will Vrabec wohl nur mit 1 Spitze antreten, in Kiel wie Erfurt begann Ranisav Jovanovic (35). Im Sturm scheint man etwas mager aufgestellt. Schleusener kann auch im Sturm spielen. Dazu kommen mit Cagatay Kader (19), Stefan Maderer (19) unerfahrene "Jungspunde". Vrabec muss hoffen, das Jovanovic einschlägt und Deville eine Verstärkung wird. Mit Ochs, Ornatelli, Pirson, Schachten, Heitmeier hat man ganz solide Routiniers im Kader, der diesen vollkommen neu zusammengestellten führen sollen. 25 Spieler bietet man auf, darunter 3 Torhüter. Etwas älter als der CFC mit 25,3 statt 24,6 Jahre im Schnitt.

Krankenlager / Strafbank:

Nahom Gebru (19/Mittelfeld) zog sich am 24.07.2016 einen Kreuzbandriss zu, fällt damit für die Herbstrunde definitiv aus.

Prognose:

Der FSV bleibt nach dem Fast-Komplett-Neuaufbau schwer einzuschätzen. Die neue Mannschaft wird sich erst noch finden müssen, sollte aber, wenn man von größeren Ausfällen verschont bleibt, zumindest nicht durchgereicht werden und einen soliden Mittelfeldplatz erreichen. Für mehr scheint man in Angriff und Tor bei Ausfall Pirson nicht breit genug aufgestellt.

Das Umfeld:

Der Abstieg nach 8 Jahren aus Liga 2, in der man sich als Frankfurts Nr. 2 achtbar schlug, war für den Club vom Bornheimer Hang ein herber Rückschlag. Auch eine Folge von internen Querelen. Hauptzielscheibe der Kritik bei den Fans mit vermeintlicher maßgeblicher Mitverantwortung für den sportlichen Absturz Geschäftsführer Clemens Krüger. Dem hauptsächlich die umstrittene Entlassung des Sportchefs Uwe Stöver Mitte Mai 2015, damals zusammen mit Coach Benno Möhlmann, angelastet wurde. Anführer der Kritiker waren Ex-Manager Bernd Reisig, Aufsichtsratsmitglied Carlo Kiefer und der zurückgetretene Vizepräsident Willi Hebbel. Reisig bezeichnete den FSV dabei als "zur Sekte verkommenen Familie", kritisierte die Allmacht Krügers mit Vizepräsident Ludwig von Natzmer. Der notwendige Zusammenhalt im Verein für einen erfolgreichen Klassenerhalt war nicht gegeben. Vom Zuspruch her war der FSV vergangene Saison unter dem Schnitt der 3. Liga mit 6.553 gegen rund 7.000. Weniger hatte nur Sandhausen, 2014/2015 lag man fast gleich mit 6.631. Der FSV im Schatten der großen Eintracht. Den größten Ansturm auf die Stadionkassen der kleinen "Volksbank-Arena" erlebten die Verantwortlichen zum letzten Spiel der Saison gegen 1860 München mit 12.542, "ausverkauft". Auch ansonsten waren es vor allem reisefreudige Gästefans attraktiver Vereine, welche die Ränge füllten mit Nürnberg (11.097), St. Pauli (10.217), Kaiserslautern (8.130). Dafür gab es 4 Spiele mit weniger als 5.000, Tiefpunkt Sandhausen - 4.084. Zum Heimauftakt gegen Erfurt wurden 4.352 registriert. Für kleinere Vereine wie den FSV ist der Abstieg aus der 2. Liga erfahrungsgemäß ein starker Einschnitt. Der Spieler-Etat ging auf 2,2 Mio. € zurück, noch 10 Tage vor der "Deadline" für die Drittliga-Lizenz fehlten rund 500.000 €. Er konnte gestemmt werden. Am 05.06.2016 die erlösende Nachricht, gleichzeitig wurde mit Roland Benschneider ein neuer Sportdirektor installiert. Als neuer Hauptsponsor ging ein Unternehmer des "Social Tradings" – sprich Geldanlage an den Start, zuvor bereits als Trägerbetrieb des FSV aktiv. Als Vermarkter fungiert übrigens der gleiche Dienstleister wie beim CFC.
3. Spieltag - 3. Liga - Saison 2016/2017
Mittwoch, 10. August 2016, 19:00 Uhr
Fischerwiese, Chemnitz
Zuschauer: 6.879
Schiedsrichter: Robert Kempter (Sauldorf)


Tore

Die Tabellenverläufe

Tabellenhistorie

Der Vergleich

Chemnitzer FC FSV Frankfurt
11Tabellenposition15
2
2
1,0
Pkt.
Spiele
Pkt. pro Spiel
1
2
0,5
0 (0,0%)
0 (0,0%)
Siege
Niederlagen
0 (0,0%)
1 (50,0%)
1 : 1
0,5 : 0,5
Tore
Tore pro Spiel
1 : 2
0,5 : 1,0
Höchster Sieg
Höchste Niederlage0:1 gegen FC Rot-Weiß Erfurt (H)
U-uDie letzten Spieleu-N
2 Remis in Folge
2 Spiele in Folge ungeschlagen
2 Spiele in Folge ohne Sieg
Aktuelle Serien2 Spiele in Folge ohne Sieg

Die Bilanz

 ZahlSUNTore
Alle Spiele21015:4
Heimspiele11004:2
Auswärtsspiele10011:2
Ligaspiele21015:4
Pokal-/Relegationsspiele00000:0

Der Ergebnisrückblick

1994/19952. Bundesliga10. SpieltagChemnitzer FC - FSV Frankfurt4:2 (2:0)
1994/19952. Bundesliga27. SpieltagFSV Frankfurt - Chemnitzer FC2:1 (1:1)