Vorbericht

29. Spieltag - Regionalliga Nord - Saison 2002/2003
Chemnitzer FC
Chemnitzer FC
0:0
KFC Uerdingen
KFC Uerdingen

6-Punkte-Spiel gegen das Stehaufmännchen vom Niederrhein...

von Timo Görner

...denn als solches kann bzw. muss nach dem 1:5 in Osnabrück und dem Sieg des KFC gegen Dynamo Dresden am Dienstag die Begegnung am Samstag bezeichnet werden. Zudem hat sich der FC 05 aus der Stadt des frischgebackenen DEL-Champions irgendwie schon das Prädikat eines solchen fiktiven Zeitgenossen erworben. Denn bis vor ein paar Wochen drohte dem finanziell angeschlagenen ehemaligen Bundesligisten die Insolvenz. Erst quasi in allerletzter Sekunde konnte diese durch schwierige Verhandlungen mit Gläubigern Anfang Februar 2003 abgewendet werden. Viele sahen den KFC - nicht nur sportlich - bereits in der Oberliga, oder auch ganz verschwinden.

Die Zeiten haben sich an der "Grothenburg-Kampfbahn" etwas zum Positiven verändert. Eine Insolvenz scheint momentan kein Thema zu sein, die Lizenz für die kommende Spielzeit wurde erwartungsgemäß unter Auflagen erteilt. Die Gehälter sollen laut offizieller Lesart wieder pünktlich fließen. Auf dem Rasen ging es nach der frustrierenden Herbstrunde ebenfalls aufwärts. Mit 13 Zählern aus den 8 Spielen wurde der Abstiegsplatz 17 nach den ersten 20 Spielen bei nur 19 Punkten verlassen. Zuvor hatte man seit Runde 13 einen Startplatz für die Oberliga eingenommen. Enttäuschend für einen Club, der in der vergangenen Saison trotz ebenfalls nicht gerade optimaler Umstände zeitweilig am Wiederaufstieg in Liga 2 schnuppern konnte.
Nach dem Hinspiel ging die Tendenz des CFC beim glücklichen 1:1 für die Gastgeber eher Richtung unteres Tabellendrittel. Der KFC selber war zu diesem Zeitpunkt den Himmelblauen einen Schritt voraus oder eher dahinter, denn die Krefelder steckten schon dicke drin im Kampf gegen das Verlassen der Regionalliga eine Etage tiefer. Ärgerlich sind diese beiden verschenkten Punkte aus unserer heutigen Sicht, vor allem weil der KFC danach gleich 4-mal in Folge ohne Punkte blieb, dabei beim 0:5 in Münster und 0:4 zu Hause gegen die U21 von Bayer Leverkusen jegliche Regionalligatauglichkeit vermissen ließ. Eine Pleite in Essen (0:1) und wiederum gegen einen direkten Mitkonkurrenten (Verl, 1:2/H), schlossen sich an.
Bis zur fast 3-monatigen Spielpause gab es dann ein Wechselbad der Gefühle für die wenigen blau-roten Supporter. 3:1 in Hamburg, dann wieder 0:3 in Kiel (auch ein direkter Konkurrent im Abstiegskampf). Es folgten ein 2:1 gegen den DSC nach 0:1-Rückstand (H) und ein 2:5 bei den Amateuren der Dortmunder Borussia. So blieb vor den entscheidenden 14 Spielen der Frühjahrsrunde ein ernüchternder 17. Platz. Allerdings war das rettende Ufer mit 19 zu 22 Punkten durchaus noch in Sichtweite.
Nicht wesentlich geringere Bedeutung kam aber zudem der Sicherung des Spielbetriebes bis Saisonende zu. Immerhin war der KFC noch Tage vor Beginn der Frühjahrsrunde ein "Sanierungs- und Insolvenzfall" gewesen. Dazu hielt man natürlich trotz aller Widrigkeiten und absolut beschränkter finanzieller Potenzen Ausschau nach Verstärkungen und wurde fündig mit einem "Heimkehrer". Denn Markus Feldhoff vom FC Energie Cottbus fand nach seinen Stationen in Leverkusen, Mönchengladbach (abgestiegen mit dem Verein in der Saison 1998/1999, damals dort als "Verräter" wegen des relativ früh bekannt gegebenen Wechsels nach feststehendem Abstieg geschimpft), Wolfsburg (2 Tore beim damaligen 3:2-Sieg in der 3. Hauptrunde des DFB-Pokals beim CFC) und schließlich Cottbus ein Spieler aus der Nachwuchsabteilung der Krefelder den Weg zurück an den Niederrhein nach insgesamt 159 Bundesligaspielen mit 25 Toren. Sein Wechsel war ein maßgeblicher Grund für die Zuversicht auch von Trainer Klaus-Peter "Pele" Wollitz in der Frühjahrsrunde den Klassenverbleib doch noch zu packen. Hinzu kamen erhebliche Veränderung in der Führungsebene des Vereins, nachzulesen im News-Archiv der KFC-Seite.

Die Krefelder kamen insgesamt mehr als ordentlich aus den Startlöchern. Erst wurde der Aufstiegsanwärter aus dem Erzgebirge (mal wieder) zu Hause erfolgreich bekämpft und bespielt (2:0), dann sich in Leverkusen bei Bayer 04 U21 für die peinliche 0:4-Pleite zu Hause in der Herbstrunde revanchiert. Nach Runde 22 Optimismus und Zufriedenheit beim "Grottifantchen" nebst Fans, Mannschaft und Vereinsführung. Man zeitigte zwar immer noch einen Abstiegsplatz (15., übrigens damals punktgleich mit dem CFC), aber der Kontakt zu den rettenden Plätzen war wieder da und Rettung mehr als nur in Sicht. Es folgte eine durchwachsene Achterbahnfahrt mit den Heimsiegen gegen die Kölner Amateure (1:0) und diesen Dienstag gegen Dynamo Dresden (2:1), wo man mit einer starken kämpferischen Leistung einen 0:1-Rückstand zu meinen und unseren Unmut noch in ein 2:1 umwandelte, was mal wieder bewies, das der 1. FC Dynamo irgendwie zwar zu allem fähig, aber auch zu nichts zu gebrauchen ist. Auf der Negativ-Seite stehen dagegen die Pleiten zu Hause gegen die Werder-Amateure (0:2) und für viele überraschend das 2:3 nach einer turbulenten 1. Halbzeit (alle 5 Tore) beim insolventen Zwangsabsteiger SV Babelsberg 03. "In der Mitte" ein sehr ordentliches 2:2 beim SC Paderborn 07, wo man durchaus hätte auch mehr holen können.

In diesem Spiel war Markus Feldhoff als Torschütze erfolgreich, insgesamt absolvierte der 28-jährige seit seinem Wechsel in der Winterpause 6 der 8 Spiele, traf dabei exakt 2-mal, beides Elfmetertore. Rein vom Resultat eines Angreifers her bislang nicht die große Verstärkung. Gegen Dynamo war er nach Gelb-Rot in Babelsberg übrigens gesperrt.
Als Leistungsträger im bisherigen Saisonverlauf möchte ich mal dieses "Grothenburg-Dreamteam" 2002/2003 zusammenbasteln: Peter Martin (Tor, 34) - Jörg Scherbe (25), Jörg Sauerland (26), Maurice Koenen (28, NL) - Brenny Evers (24, NL), Stephan Maaß (26), Alexander Nouri (23), Jose Ze Luis (26, Brasilien), Özkaya Orhan (26) - Ahmet Cebe (19, Türkei), Markus Wersching (21). Von "Diva" Mario Krohm (35) hat sich der Verein mittlerweile getrennt. Den "goldenen Schuh" kann man hierbei Markus Wersching mit 4 Toren verliehen werden, eines davon am Dienstag gegen Dynamo. Einen richtigen Goalgetter sucht man also irgendwie vergebens, vielleicht ballert ja Markus Feldhoff noch ein wenig, dann allerdings eventuell zu unserem Leidwesen.

Bleibt als "Statistik-Wälzung" noch der Verweis darauf, dass die Blau-Roten etwas weniger heimschwach sind wie der CFC mit seinen kümmerlichen 20 Zählern aus 14 Spielen - der KFC holte sich da wenigstens noch 21, schoß aber auch nur magere 15 Heimtore. Auswärts und da wird es für den geneigten Chemnitzer Fußballfreund interessanter stellt man die drittschlechteste Truppe mit "handgezählten" 11 Punkten - der CFC imponiert hier mit "gigantischen" 14 Punkten aus 14 Matches. Das Kollektiv der 05er hielt sich auswärts mit Torerfolgen etwas zurück und ließ den kleinen treuen Krefelder Anhang dort bislang exakt 15-mal jubeln und Konfetti in den Innenraum schmeißen, oder was auch immer. Dafür wurde 27-mal über grottige Gegentore eifrigst geflucht, also fast 2 Gegentore im Schnitt. 9-mal gingen die Stadtteilkicker aus Krefeld-Uerdingen als Verlierer vom Platz, dabei war das 0:5 beim SC Preußen Münster ebenso deutlich wie das 0:3 bei Holstein Kiel oder das 2:5 in Dortmund. Ansonsten wurde 5-mal immerhin nur mit einem Tor Unterschied verloren. Also täuscht die schlechte Bilanz auswärts auch ein wenig.
Gegen die direkten Mitkonkurrenten hielt man sich ganz respektabel. Die "EffZee"-Amateure wurden komplett frustriert mit 2 Siegen (2:0/H, 1:0/A), Leverkusen "halbiert geschlagen" (0:4/H, 1:0/A), gegen den CFC gab´s besagtes 1:1 zu Hause. Bei den HSV-Reservisten siegte man 3:1, in Münster gab es die 0:5-Verhaue, der SC Verl siegte (mal wieder) in der "Grothenburg" mit 2:1. Gegen Holstein Kiel wäre man im Europapokal knapp rausgeflogen (2:0/H, 0:3/A).

Für den DFB-Pokalsieger von 1985 bleibt es also auch weiterhin ein nervenaufreibender Kampf um die Regionalliga-Zugehörigkeit, auf beiden Gebieten. Das Umfeld in Krefeld und Umland bleibt ein schwieriges Feld für einen Club, der irgendwo nie so richtig das Image des "Bayer-Werksvereins aus dem Stadtteil Uerdingen" losgeworden ist. Auch nicht nach der Umbenennung in den jetzigen Namen durch den Rückzug des Bayer-Konzerns.
War schon zuvor trotz 1. und 2. Bundesliga das Interesse für Bayer 05 und später KFC eher gering, so fristet man seit "Etablierung" in der dritten Liga eher ein Mauerblümchendasein. Schwierig in dieser Situation entsprechendes Sponsoring zu ermöglichen, zumal die sportliche und wirtschaftliche Konkurrenz im fußballerischen Sektor mit den attraktiven Erstligisten in Gelsenkirchen, Dortmund und Mönchengladbach enorm ist. Und in Krefeld selber existiert mit dem Krefelder EV oder heute "Krefelder Pinguine" außerdem noch eine entsprechend starke Marke mit einer wesentlich größeren Zugkraft für Fans und Geldgeber, welche oftmals das 3,4-fache des Zuschauerzuspruchs gegenüber dem KFC aufweisen konnten und können.
Die Uerdinger konnten in der "Premierensaison der neuen RL" im Schnitt noch 2.451 Fans pro Spiel begrüßen, in der Vorsaison waren es trotz des guten Abschneidens knapp 2.100 pro Heimmatch. In dieser Spielzeit hat sich ein "Kern" von etwas mehr als 1.000 Leuten gebildet, das in einem Stadion mit knapp 34.500 Plätzen. Zusammengezählt passierten in den 14 Heimspielen bislang 23.780 Zuschauer die Stadiontore, 1.698 im Schnitt. Damit liegt man im hinteren Drittel der RL Nord. "Leuchtende Augen" bekam der Schatzmeister im Spiel gegen den VfL Osnabrück mit 2.917 zahlenden Besuchern, eher trist dann wieder die Atmosphäre z. B. gegen den SC Verl und Dresdner SC, als sich etwas über 1.200 Leutchen trafen.

Ich denke mal es wird eine kleine Abordnung sein, die sich am Samstag auf den ca. 530 km langen Weg in die geilste Stadt der Welt begeben wird. Denen einen schönen Aufenthalt an der Gellertstraße und keine Spur von gesteigertem Optimismus für den Klassenerhalt danach.
29. Spieltag - Regionalliga Nord - Saison 2002/2003
Samstag, 03. Mai 2003, 14:00 Uhr
Fischerwiese, Chemnitz
Zuschauer: 2.500
Schiedsrichter: Perschke (Hamm)


Tore

Die Tabellenverläufe

Tabellenhistorie

Der Vergleich


Chemnitzer FC KFC Uerdingen
52,25 % Chancen gegeneinander 47,75 %
12 Tabellenposition 14
34
28
1,21
Pkt.
Spiele
Pkt. pro Spiel
32
28
1,14
9 (32,14 %)
12 (42,86 %)
Siege
Niederlagen
9 (32,14 %)
14 (50,00 %)
36:45
1,29:1,61
Tore
Tore pro Spiel
30:46
1,07:1,64
3:1 gegen SG Wattenscheid 09 (A), KSV Holstein Kiel 1900 (H) Höchster Sieg 3:1 gegen Hamburger SV Am. (N) (A)
1:5 gegen VfL Osnabrück (A) Höchste Niederlage 0:5 gegen SC Preußen Münster (A)
1 Niederlagen,
seit 1 Spielen nicht gewonnen
Aktuelle Serie 1 Siege,
seit 1 Spielen nicht verloren

Die Bilanz

 ZahlSUNTore
Alle Spiele50236:12
Heimspiele20115:8
Auswärtsspiele30121:4
Ligaspiele50236:12
Pokal-/Relegationsspiele00000:0

Der Ergebnisrückblick

1993/19942. Bundesliga3. SpieltagChemnitzer FC - Bayer Uerdingen1:4 (0:3)
1993/19942. Bundesliga22. SpieltagBayer Uerdingen - Chemnitzer FC2:0 (0:0)
2001/2002Regionalliga Nord17. SpieltagKFC Uerdingen - Chemnitzer FC1:0 (0:0)
2001/2002Regionalliga Nord34. SpieltagChemnitzer FC - KFC Uerdingen4:4 (1:3)
2002/2003Regionalliga Nord12. SpieltagKFC Uerdingen - Chemnitzer FC1:1 (0:1)