Abschluss der "Berliner Wochen" mit einer harten Nuss …
von Timo Görner
… denn die VSG Altglienicke ist noch unbesiegt, gewann am Mittwoch beim bislang besten Team der Liga und zählt zu den echten Spitzenmannschaften. Für den Coach der Berliner eine Rückkehr nach über 5 ½ Jahren. Der CFC muss sich zum Mittwoch steigern, um Zählbares einzustecken.
Das letzte Spieljahr unseres Gegners:
Wie schon im Jahr davor zeitigte die VSG den "Vize-Rang" bei 25 Punkten aus 11 absolvierten Spielen, 8 weniger als der Aufsteiger aus Lichterfelde. Im Gegensatz zur Vorsaison verlief die Regelung der Wertung am Ende geräuschlos. Die Blau-Weißen zeigten sich diesmal gleich einverstanden.
Größter Trumpf die Heimstärke, hier die Südost-Berliner ungeschlagen bei 16 von 18 möglichen Punkten. Zweitbeste Bilanz hinter dem Primus. Beeindruckend die Offensive mit 19 Toren in 6 Spielen. Schmerzlich für Jena (5:2) und Vorjahresmeister Lok (5:0). Nur Babelsberg blieb ungeschoren beim 1:1. Auch auf Reisen lief es gut, der Saldo positiv mit 3 Siegen und den Niederlagen in den Ortsderbys bei Viktoria (1:2) und beim BAK 07 (0:2). Dafür gab es Dreier in Fürstenwalde, Halberstadt, Lichtenberg.
29:14 lautete das Torverhältnis, keiner traf mehr. Defensiv waren Viktoria und Chemie besser. Ob die VSG bei einer Fortsetzung der Saison den FCV abgefangen hätte, spekulativ. Am 29.11.2020 wäre es zum CFC gegangen. Zum 23. Spieltag sollte der aktuelle Tabellenführer der 3. Liga zu Gast sein. Der Ausgang ist bekannt.
Im DFB-Pokal kam das Aus in Runde 1, ohne Chance gegen Erstligist Köln (0:6). Wie schon bei Fürstenwalde blieb auch der VSG ein Heimspiel verwehrt. So ging es vor 300 im "Rhein-Energie-Stadion" gegen den FC. Die Austragung in der eigenen Spielstätte wäre wie beim FSV aufgrund der Umstände zum Verlustgeschäft geworden.
Die Ambitionen dennoch wieder in diesem eigentlich für einen Viertligisten lukrativen Wettbewerb anzutreten, waren natürlich dennoch gegeben. Die ersten Stationen Oberligist Hertha 03 Zehlendorf (10:1), Bezirksligist 1. FC Lübars (11:0) wurden locker genommen. Die folgende Runde beim SC Staaken, Zehlendorfer Ligakonkurrent fiel dann aus. Krachend dann das Ende im Halbfinale gegen den BAK (0:4).
Delegierungen für diese Saison bislang:
Es gab einen mittleren Umbruch mit 8 Ab – und 9 Neuzugängen.
Innenverteidiger Michael Czyborra (24) beendete seine Laufbahn. Im offensiven Mittelfeld ging Tolcay Cigerci (26) zu Aufsteiger Viktoria. Letzte Saison 9 Tore. Auch beim Neuling Eckpfeiler, an 50% der Tore beteiligt. Linus Meyer (29/Havelse) auf gleicher Position schaffte auch den Sprung nach oben. Ebenfalls torgefährlich mit 6 Treffern und 3 Vorlagen. Meyer und Cigerci waren zusammen an 20 der 29 VSG-Treffer beteiligt. 2 Abgänge die ersetzt werden mussten.
Die anderen spielten keine Rolle wie unser Ex-Kicker Tom Scheffel (26). Aufgrund erneutem Verletzungspech (Knieverletzung) reichte es nur zu 2 Kurzeinsätzen gegen Ende der Saison. Nachdem er 2019/2020 feste Größe war. Leider derzeit noch vereinslos.
Für das Tor wurde Florian Horenburg (19/Berliner SC U19) geholt. Stammkeeper in der U17-Regionalliga. Die Abwehr vermeldete Lucas Albrecht (30/Offenbach) als Manndecker und Rechts Florijon Belegu (28/BAK). Belegu bei 07 Stammspieler. Albrecht vorrangig auf der Bank. Im Mittelfeld vor der Abwehr kam John Liebelt (19/Union Berlin U19). Offensiv agiert Manuel Hoffmann (28/TSV Steinbach Haiger). Bekannt aus Auerbach, Halberstadt, Neustrelitz, Babelsberg. Für den Angriff gab es 4. Linksaußen der Türke Orhan Yildirim (28/BAK). Rechtsaußen kann der Ungar Botond Bach (21/Plauen). Empfehlung: 4 Tore. Mittelstürmer sind Felix Brügmann (28/Cottbus), Johannes Manske (21). Brügmann bei Energie mit 5 Tore und Vorlagen. Manske war ab Februar 2021 zu Freiburg II ausgeliehen, dort 16 Spiele - 3 Tore und Vorlagen.
Die sportliche Leitung:
Für Karsten Heine (66) ist es die Rückkehr an die Gellertstraße nach der Beurlaubung Anfang März 2016, die dritte Saison bei der VSG wo seine Arbeit in den letzten beiden Jahren sehr erfolgreich war. Bilanz: 51 Spiele, 35 Siege – 6 Remis – 10 Niederlagen - 158:67 Tore. Sein Co-Trainer ist weiterhin der ehemalige langjährige Cottbuser und Union-Kicker Torsten Mattuschka (40).
Die Keeper trainiert seit 2016 Oliver Hähnke (54) mit Roman Linke (35), gleichzeitig auch Athletik-Trainer. Als sportlicher Leiter fungieren seit 2013 Daniel Böhm (44) und Lothar Hamann (69), von 2014 bis 2018 Chefscout beim CFC.
Das Kollektiv:
Nr. 1 im Tor ist Leon Bätge (24), wie in der vergangenen "Rumpf-Saison". Ausgebildet beim VfL Wolfsburg, später dann bei Eintracht Frankfurt und den Würzburger Kickers. Julian Knoll (22) und Florian Horenburg (19) kommen dahinter, Dan Twardzik (30) siehe die Rubrik unten.
In der Innenverteidigung gilt Tim Häußler (24) als die feste Größe, daneben kämpfen Philipp Zeiger (31) und Lucas Albrecht (30) um den Platz. Zeiger ausgebildet in der SGD-Jugend mit der Erfahrung der Stationen Dynamo, Plauen, Halle, RW Essen. Links ist Kapitän Stephan Brehmer (28) gesetzt, seit 6 Jahren VSG. Rechts bauen die Trainer auf den Deutsch-Kosovaren Florijon Belegu (28), groß geworden in der Frankfurter Eintracht-Jugend. Eine Alternative wäre hier der derzeit verletzte Dennis Lemke (31).
Im defensiven Mittelfeld hat Jamil Dem (28) beste Karten, hoffentlich länger ohne sein Verletzungspech. Im 2. Jahr bei der VSG. Zuletzt fiel er von September 2019 bis Juli 2020 aus (Oberschenkelverletzung). Dazu kommt Routinier Christian Skoda (30). Weitere "6er" sind Berk Inaler (21/1) und Neuzugang John Liebelt (19). Manuel Hoffmann (28) spielt aktuell noch keine wichtige Rolle. Offensiv zentral spielen können weiterhin Emir Can Gencel (19) und Florian Sander (21). Die rechte Außenbahn Paul Manske (20).
Im Angriff sollen in der Spitze Felix Brügmann (28/2), Johannes Manske (21) für Tore sorgen. Patrick Breitkreuz (29/1) fungiert als hängende Spitze. Den linken Flügel bedient primär der Türke Orhan Yildirim (28/1) vor Nicola Jürgens (23). Von Rechts kommen Yildirims Landsmann Tugay Uzan (27/2), Paul Maurer (25), der Ungar Botond Bach (21). Uzan von 2015 bis 2018 in Erfurt angestellt. Breitkreuz bekannt aus den Stationen Cottbus, Kiel, Wehen Wiesbaden, Würzburg. Bilanz in Liga 3: 163 Spiele – 20 Tore. Brügmann, Yildirim, Breitkreuz , Uzan bilden fraglos gute Qualität für die Liga 4.
27 Akteure sind der drittgrößte Kader der Staffel. 25,9 Jahre im Schnitt überbieten nur Meuselwitz, der BFC, Luckenwalde. Ein schlagkräftiges Aufgebot, nicht verwunderlich das man seit über 2 Jahren oben mitspielt.
Krankenlager / Strafbank / Parteistrafen:
Torwart Dan Twardzik (30) befindet sich nach Kreuzbandriss im Februar 2020 noch im Aufbautraining. Der Tscheche war bis dahin die klare Nr. 1 und zudem der Kapitän. Rechtsverteidiger Dennis Lemke (32) laboriert an einer Muskelverletzung. Kam bislang diese Saison noch nicht zum Einsatz.
Die aktuelle Saison bislang:
Die Heine-Truppe spielt wieder oben mit. Steht nun in richtungsweisenden 2 Wochen mit 4 hochinteressanten Spielen. Auswärts läuft es bislang etwas besser als zu Hause, wobei "zu Hause" so ja nicht ganz stimmt.
Als Gastgeber gab es die Patzer zum Auftakt gegen Rathenow (1:1) und Fürstenwalde (3:3). Gegen Optik wurde die Führung nach 17 Minuten verspielt. Gegen Union wiederum bewies die Mannschaft Moral, glich das 0:2 ebenso aus wie das 2:3. Ohne Punktverlust das 3:1 gegen Auerbach. Auf Reisen die VSG eine echte Spitzenmannschaft. Die Siege in Jena (2:1) und Mittwoch beim BAK waren klare Zeichen. Bei den Rot-Weißen gelang kurz vor Pause die Führung per Elfmeter. Nachdem die Gastgeber das Spiel dominierten und VSG-Keeper Bätge mehrmals rettete. Die folgende Drangphase wurde gut überstanden, mit dem zweiten Treffer in Minute 71 unserem vorletzten Gegner den K.O.-Schlag versetzt. Die Torschützen hießen Brügmann und Inaler.
Im Landespokal gab es den lockeren Einstieg bei Sechstligist SC Charlottenburg, klar und deutlich (9:0). Am 05.09.2021 geht es in der 2. Runde zum FC Nordost Berlin aus der Kreisliga A im Stadtbezirk Marzahn. Sollte ebenfalls kein größeres Problem darstellen.
Perspektive für das Spieljahr:
Die VSG ist auch diesmal ein ernsthafter Kandidat auf den Staffelsieg, dafür sprechen die Qualität im Kader und der bisherige Verlauf. Wenn die Offensiv-Abgänge ersetzt werden können, um da vor allem mit BAK und BFC mitzuhalten und man den Nachteil der aktuell fehlenden "echten Heimspiele" wegsteckt kann der große Wurf gelingen. Tipp: Platz 1 bis 4.
Die Bilanz gegen die VSG Altglienicke:
Es ist erst das dritte Spiel. Vergangene Saison kam es ja nicht zum Aufeinandertreffen.
In der Aufstiegssaison gewann der CFC bei der VSG mit 2:1, alle Tore durch Elfmeter. Keiner der damaligen Torschützen ist noch dabei, 2 spielen aber zumindest noch in der Nordost-Staffel. Das Rückspiel sah eine Achterbahnfahrt auf dem Platz mit einem 4:4.
Das Umfeld / Stimmung / Wirtschaft:
Der FC Viktoria aus Lichterfelde spielt auf dem Prenzlauer Berg, Lichtenberg 47 bis Jahresende in Moabit. Die VSG Altglienicke wiederum in Charlottenburg. Ein Karussell der Spielstätten, Gründe bekannt. Alle Vereine verfügen nicht über eine Spielstätte welche den Anforderungen der 3. und 4. Liga genügen. Beim FCV ist es die Kapazität, beim SVL das fehlende Flutlicht. Die VSG wollte die Heimspiele ab Juli 2021 eigentlich im Stadion der "Willi-Sänger-Sportanlage" in der Köpenicker Landstraße Berlin-Baumschulenweg austragen, Kapazität 3.000. Der verantwortliche Stadtbezirk Treptow-Köpenick zögerte aber mit der Bereitstellung der 1,5 Mio. € für die Co-Finanzierung.
Somit ist das Hertha-Amateurstadion die Spielstätte. Die Spiele gegen Rathenow und Auerbach sahen 110, Fürstenwalde 115. Bester Besuch gegen Lok mit 547, damals im "Jahn-Sportpark". 2019/2020 lockte Lokalrivale BFC 812 zum "Heim-Auswärtsspiel" in die Arena an der Cantianstraße. Bei einem Aufstieg in die 3. Liga und gleichzeitigem Klassenerhalt der Viktoria wäre es wieder auszuloten wo man in der neuen höheren Spielklasse seine Gäste empfangen könnte.
7 Sportarten sind in der VSG beheimatet. Die Fußballabteilung selber ist in 4 Bereiche aufgeteilt. U13 - U23 stehen im "Leistungsbereich". U7 - U10 im "Aufbaubereich". Die Brücke bildet der "Aufbaubereich". 14 Mannschaften im Nachwuchs agieren im Spielbetrieb. U13, U15, U23 spielen als höchstklassige Teams in der Landesliga. Eine gut organisierte Struktur, auf die auch in Zukunft großer Wert gelegt werden soll.
Hauptsponsor der Regionalliga-Mannschaft ist das "Atelierhof Weißensee", eine Kunst-Medien-Handwerks GmbH. Parallel engagiert im Nachwuchs des FC Energie Cottbus. Projekt des Unternehmens die Vermarktung des Gewerbe¬stand¬ortes Berlin-Weißensee. Leiter der Fußball-Abteilung ist Daniel Schröder, Firmenkundenbetreuer und Abteilungsdirektor in der Berliner Sparkasse. Verantwortlich für die Regionalliga-Mannschaft seit 2018 Marco Schröder.