Pokalausflug des CFC beim "1. FC Lok Leipzig um die Ecke" …
von Timo Görner
… denn die Heimstätte des ausgeschiedenen Titelverteidigers liegt nur 4 km entfernt. Der Gegner ist für die himmelblaue Mannschaft eine "Black Box". Die Favoritenrolle ist klar vergeben, die Gastgeber spielen 3 Ligen tiefer.
Kleiner Ausflug in die Geschichte unseres Gegners:
Die bis ins Jahr 1858 zurückreicht, gegründet damals durch die Anhänger Friedrich-Ludwig Jahns. Die Wurzeln des SVL liegen somit im "Liebertwolkwitz ATV" - "Allgemeiner Turnverein". Die Sparte war auch bestimmend als Teil der sächsischen Turnergilde und entwickelte eine Infrastruktur. So wurde 1903 der Grundstein für die Gemeindeturnhalle gelegt, auch heute noch vom Gesamtverein genutzt. 5 Monate Bauzeit und 27.000 Reichsmark waren aufzuwenden. Unvorstellbar nach heutigen Maßstäben.
1908 war der ATSV 50 Jahre alt, fester Bestandteil der Sportbewegung und mit 241 Mitgliedern. 1918 mussten 115 der 201 Jungs und Herren im Verein auf den Schlachtfeldern des 1. Weltkrieges Dienst tun. Nicht alle überlebten das Grauen und so sank die Mitgliederzahl auf 219.
1903 erblickte die Fußball-Abteilung das Licht der Welt, mit 118 Jahren heute älteste Sparte im Verein. Der Kampf um einen Sportplatz dauerte Jahre, 1909 gab es die Zustimmung der Gemeinde. 1914 wieder rückgängig gemacht. Erst Februar 1928 trat der Pachtvertrag am jetzigen Standort in Kraft. 1933 gab es die Baude mit Geschäftszimmer, Kabinen, Waschraum mit Dusche, Toilette, Fußballspielfeld, Springgrube, Faustballspielfeld und Laufbahn.
1945 ereilte den ATV das Schicksal wie den VfB Leipzig "um die Ecke" und andere "bürgerliche Vereine". Er wurde aufgelöst, der Sportbetrieb eingestellt. Nachfolger wurde erst 3 Jahre später die "Betriebssportgemeinschaft Motor Liebertwolkwitz". Die engagierten Verantwortlichen machten unter diesem Namen weiter, neue Sportarten siedelten sich unter dem Dach der BSG an.
1990 gründete sich der "Sportverein Liebertwolkwitz e. V.", 1994 folgte die Erweiterung des Sportplatzes. 1998 erhielt der Verein die "Sportplakette des Bundespräsidenten" als Anerkennung. 2018 dann das 160-jährige Vereinsjubiläum. Im Oktober 2019 konnte der Kunstrasenplatz für die Fußball-Abteilung seiner Bestimmung übergeben werden.
Das letzte Spieljahr unseres Gegners:
Nur 6 Spiele um Punkte blieben im Vorjahr vergönnt, aus denen 10 Punkte für Platz 10 in der 16er Staffel der Landesklasse Nord reichten. Wo frühere Sachsenpokalgegner des CFC mit dem Bornaer SV, FC Bad Lausick und FSV Krostitz aktiv sind. Bereits am Reformationstag 2020 war die Saison beendet, mit einem 1:0 gegen den Leipziger SV Südwest.
Einer von 3 Siegen gegen 2 Niederlagen. Viele Tore gab es für die Zuschauer nicht zu sehen, 6:8 Tore waren wenig spektakulär. Auf eigenem Platz lief es nicht so richtig, wurden 2 Pleiten gegen Staffelsieger VfB Zwenkau (1:3) und den SV Tapfer Leipzig (0:4) kassiert. Torlos blieb es gegen Bad Lausick. Auswärts lief es, in den einzigen beiden Dienstreisen wurde bei Rotation Leipzig (2:1) und dem ESV Delitzsch (2:0) gejubelt.
Im Sachsenpokal kam das frühe Aus in Runde 2 beim VfB Fortuna Chemnitz (0:2), beheimatet in der Staffel Mitte. Der nächste Gegner wäre der Meeraner SV gewesen, gleiche Liga – West. Im Jahr zuvor flogen die Süd-Leipziger ebenfalls gegen einen Chemnitzer Verein aus dem Wettbewerb – die SG Handwerk Rabenstein gewann beim SVL knapp mit 3:2. Ein gutes Omen neben der Favoritenrolle?
Die sportliche Leitung:
Die 1. Mannschaft hat Frank Watzka (55) seit Sommer 2019 als verantwortlichen Coach, zuvor tätig bei Nachbar FC Inter Leipzig als Co-Trainer. Vater von Maximilian Watzka (35), bekannt als Ex-Kicker in Offenbach, Magdeburg, bei RB Leipzig, Viktoria Berlin. Sein Co-Trainer ist Lars Thieme.
Die aktuelle Saison:
Dieses Jahr konnten immerhin bislang 5 Punktspiele mehr absolviert werden. Aus denen holten die Rand-Messestädter 14 Punkte, welche für einen sorgenfreien Platz 8 in der erneut mit 16 Mannschaften besetzten Staffel Nord genügen. Der Saldo mit 4-2-5 negativ, ebenso die Torbilanz 22:25. Dafür klappt es zu Hause besser als letzte Saison.
Dabei ging der Start gründlich daneben, Vorjahresstaffelsieger Zwenkau ballerte sich zum 5:0 beim SVL. Die folgende Tour nach Radefelder SV ging ebenfalls in die Binsen (1:5). So blieb es nicht, die Blau-Weißen strafften sich und blieben 5-mal ungeschlagen. Herausragend dabei das 6:1 gegen Roter Stern Leipzig, bei Rotation Leipzig wurde erneut gewonnen (1:0). Lohn Rang 5 nach 7 Spieltagen, deutliche 8 Zähler hinter Spitzenreiter Zwenkau.
In den letzten 4 Spielen ging der Trend dann eher wieder nach unten. Nur 3 Zähler konnten eingefahren werden, die Begegnungen gegen den SV Lipsia Eutritzsch sowie beim ATSV Frisch Auf Wurzen und SV Tapfer Leipzig wurden verloren. Punkte wurden gegen den SC Torgau 04 beim 3:1 eingefahren.
Das Spiel gegen den CFC verdiente man sich mit dem 3:1 beim FC Werda aus der 1 Spielklasse tieferen Vogtlandliga. In Runde 2 sollte eigentlich am 04.09. der VfB Weißwasser 1909 aus der Ost-Abteilung antreten, bekam aber nicht genug Spieler zusammen. Die angedachte Verschiebung war seitens SVL dann auch nicht möglich, somit verzichteten die Lausitzer.
Die Bilanz gegen den SV Liebertwolkwitz:
Es ist die erste Begegnung.
Das Umfeld / Stimmung / Wirtschaft:
Heimstätte der SVL-Fußballer ist die Anlage an der Prager Straße 440, keine 5 km entfernt vom "Bruno-Plache-Stadion" des 1. FC Lok Leipzig, der 2018 zu einem Freundschaftsspiel vorbeischaute und 8:0 gewann. 200 Besucher schauten zu. Seit 01.01.1999 ist Liebertwolkwitz Teil der Messestadt, damit endete die 950 Jahre lange Eigenständigkeit.
Einer der bekanntesten Bürger von "Wolks" ist mit Günter Busch ein ehemaliger Spieler und Trainer der BSG Chemie Leipzig, später auch Mitglied des Ehrenrates der Leutzscher. Dazu kommen mehrere Spiele in der DDR-Nationalmannschaft. Die Ambitionen des SVL in der heutigen Zeit sind entsprechend geringer. Schon die Landesliga wäre wohl ein großer sportlicher Erfolg.
Die insgesamt beachtlichen 10 Sparten werden durch verschiedene Sponsoren unterstützt, dazu kommen Spenden und die Beiträge der 550 Mitglieder. Ein nicht unwichtiger Teil der Finanzierung sind zudem die Zuschüsse der Stadt Leipzig. Der Gesamtvorstand besteht aus den jeweiligen Leitern der Sportarten, für das runde Leder ist Mirco Rinke der Chef, Stellvertreter Tobias Wiegleb.
Stattliche 15 Mannschaften jagen dem Fußball nach, einschließlich der Alten Herren und Bambinis. Im aktiven Spielbetrieb geht es von der Kreisklasse bis in die Stadtklasse und Stadtliga. Spielgemeinschaften gibt es mit Großpösna und Holzhausen. Der SVL zählt zu den vielen Gemeinschaften hierzulande, wo viele emsige Sportbegeisterte für ein reges Vereinsleben sorgen. Ehrenamtlich, engagiert und ohne nach Titeln und dem großen Geld zu schielen.