Mitgliederversammlung: Sportlich "Hui", finanziell "Pfui"

13.12.2010, 22:11 Uhr | 1110 Aufrufe
Die CFC-Mitgliederversammlungen der Jahre 2004 und 2008 werden mit ihrer Dauer von nur 63 Minuten wohl auf Ewigkeit in Stein gemeiselt sein. Obwohl es keinerlei neue Gremien zu besetzen gab und der Tagesordnungspunkt 6 "Diskussion" lediglich drei Beiträge aufwies, dauerte die MV des Jahres 2010 immerhin 80 Minuten. Die Rechenschaftsberichte des Vorstandes und des Aufsichtsrates zum Geschäftsjahr 2009-10 fielen diesmal sehr wort- und umfangreich aus. Vielleicht war dies auch auch ein Grund dafür, dass es in der späteren Diskussion zu den Berichten kaum Nachfragen gab. Anlass dafür hätte es eigentlich genug gegeben, denn zum derzeitigen sportlichen "Hui" gesellte sich auf der finanziellen Seite ein ordentliches "Pfui"...

Kurz vor dem Beginn der MVIm Bericht des Vorstandes hielt sich Dr. Hänel nicht lange mit Worthülsen auf, sondern machte nach wenigen Minuten klar Schiff: Die äußerst lobenswerte finanzielle Konsolidierung des Vereins (bilanzielle Überschuldung von 2006 bis 2009 von 877.000 auf 57.000 Euro gesenkt!) konnte im Geschäftsjahr 2009-10 leider nicht fortgesetzt werden. Die Saison wurde mit einem Minus von 233.000 Euro beendet, womit die bilanzielle Überschuldung wieder auf 290.000 Euro anwuchs. Schuld daran war die Finanz- und Wirtschaftskrise, bei der es für viele Sponsoren des Vereins erst einmal um das eigene Überleben ging, als mit regelmäßigen Beiträgen den CFC unterstützen zu können. So bitter diese Bilanz auch ist, der Vorstandsvorsitzende zeigte sich überzeugt, den Weg der Konsolidierung mit der sich verbessernden Wirtschaftslage in Zukunft wieder einschlagen zu können. Wesentlich mehr Freude kam bei der Bilanz zur ersten Mannschaft auf, die derzeit souverän die Tabelle anführt und auf dem Weg in die dritte Liga ist. Der Vorstandsvorsitzende bezeichnete das Erreichen des Profifußballs als "alternativlos", vor allen mit Blick auf die unlängst vom DFB beschlossene Regionalligareform im Jahr 2012, welche er als "katastrophal" bezeichnete.

Der prüfende Blick des Doktors schweifte auch über die Mitgliederzahl des Vereins, die im Juni 2010 gerade einmal bei 731 Mitgliedern lag. Das Ziel, wieder eine vierstellige Zahl erreichen zu wollen, wurde klar benannt. Für große Marketingkampagnen fehle zwar das Geld, aber man setzt auf Ideen, Initiativen und Werbung aus den eigenen Reihen. Neben dem Lob für die erste Elf gab es kritische Blicke auf die Leistungen der anderen himmelblauen Teams. Der Durchmarsch der Zweiten durch die Landesliga hätte zwar Anlass für viel Beifall geboten, aber die derzeitige Situation in der Oberliga wäre unbefriedigend. Das Ziel "Klassenerhalt" sollte nach wie vor im Auge behalten werden. Auch die A-Junioren schöpfen nach Meinung des Vorstandes derzeit ihr Potential nicht voll aus. Mittelfristig sollte man hier auch an die Rückkehr in die Junioren-Bundesliga denken.

Vorstandsvorsitzender Dr. Hänel beim BerichtIm dritten Teil seiner Betrachtungen ging Dr. Hänel erstaunlich offen auf den Standort Fischerwiese ein. Das Stadion an der Gellertstrasse bekam mit den Worten "nicht mehr zeitgemäßes Stadion aus dem vorigen Jahrhundert" ganz offen sein Fett weg. Hänel zählte auf, dass mittlerweile in 12 ostdeutschen Städten in neue Stadien investiert wurde bzw. derartige Planungen laufen. Nur in Chemnitz stehen derzeit alle Signale auf Rot. Dem Verein entgehen mit dem alten Stadion Vermarktungs- und Präsentationsmöglichkeiten, so z.B. hätte man beim Pokalhit gegen Stuttgart eine Vielzahl von Sitzplatztickets verkaufen können, sofern diese vorhanden gewesen wären. Selbst VIP-Logen könnte man an die treuen Sponsoren veräußern, aber diese gibt es nicht. Hänel dankte auch dem Fußballgott, daß er gut 16.000 Zuschauer am 27.10.10 gegen Stuttgart nicht im Regen stehen ließ. Das Stadion-Thema gehört nach Ansicht des Vorstandes auf die Agenda, auch wenn es dort keine kurzfristigen Lösungen geben wird. Ungehalten zeigte sich der CFC-Chef auch beim Thema Kunstrasenplatz, der immer noch nicht fertiggestellt ist. Zwar gelte der Stadt Chemnitz großer Dank, den Platz mittlerweile aus eigenen Mitteln zu finanzieren, aber allein die Schlacht mit dem Sportamt um den jetzigen Standort wäre einfach nur unwürdig gewesen. Das Ergebnis des sinnlosen Streits ist nun, dass der CFC auch in diesem Jahr zur Vorbereitung auf die Rückrunde durch tiefen Schnee toben muss.

Lob gab es im Bericht des Vorstandes noch für die Marketing GmbH, die die Anzahl der Sponsoren weiter steigern konnte. Mehrfach positive Erwähnung fand auch der im Frühjahr gegründete Wirtschaftsbeirat des CFC, der unter dem Vorsitz von Ex-OB Peter Seifert wesentlich dafür verantwortlich war, dass die finanzielle Lücke aufgrund der Wirtschafts- und Finanzkrise nicht noch höher ausgefallen ist, als im Rechenschaftsbericht vermerkt. Das Ende seines Vortrages zum Geschäftsjahr 2009-10 schloß Dr. Hänel mit den Worten "wir sind auf dem richtigen Weg, aber noch nicht am Ziel angelangt", was sowohl den sportlichen als auch den finanziellen Rahmen bis zum Sommer 2011 absteckte. Wichtigste Etappe sei nun, dass "Chemnitz im Mai auf seinen CFC wieder stolz sein kann".

Der Aufsichtsrat empfahl in Person von Hr. Uwe Reißmann, den Vorstand für seine Tätigkeit zu entlasten. Nachdem auch Kassenprüfer Gottfried Schmidt alle Abrechnungen der alten Saison für korrekt befunden hatte und ebenfalls die Entlastung des Vorstandes empfahl (wo blieb in diesem Jahr die Kritik an den Schmähgesängen der Südkurve *g*?), hoben die 115 anwesenden Mitglieder ihre Hände und stimmten den Rechenschaftsberichten von Vorstand und Aufsichtsrat einstimmig zu. Aufsichtsratsmitglied Dr. Langer meldete sich in der anschließenden Diskussion zu Wort und lieferte noch "seinen" Rechenschaftsbericht ab, der vor allem die Situation im Nachwuchsbereich beleuchtete und mit seiner Kritik an den prekären Beschäftigungsverhältnissen aufgrund der Berliner Gesetzgebung bereits einen Vorgeschmack auf den nächsten Bundestagswahlkampf lieferte. Zum Schluß der MV gab es wie immer Auszeichnungen und Ehrungen - die begehrte CFC-Nadel in Gold ging diesmal an Erwin Trageser (Geschäftsführer HTM Chemnitz) und Reiner Gebhardt (Geschäftsführung Eins Energie). Desweiteren wurden sechs silberne Ehrennadeln und eine bronzene Nadel überreicht.

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