Kleine Nachlese zur Eröffnung der Tietz-Ausstellung

13.04.2011, 12:00 Uhr | 1062 Aufrufe
Gestern, 18.00 Uhr, wurde im Kulturkaufhaus "das Tietz" die Ausstellung "Strafraum Sachsen" eröffnet. Bei einem Freigetränk - es gab Sekt und O-Saft - konnte man im Foyer des Erdgeschosses 15 Schautafeln begutachten, bei denen es um die Themen "Rassismus, Antisemitismus, Neonazismus, Sexismus und Homophobie" im sächsischen Fußball bzw. bei den sächsischen Vereinen und dessen Fanszenen ging. Auf drei weiteren Tafeln stellte sich das Organisationsteam von "Strafraum Sachsen" selbst vor. Unbestreitbar ist, daß es in Sachsen sehr wohl Vorfälle gab, die mit dem Sport unvereinbar sind und daher zu Recht hinterfragt werden sollten. Nicht wirklich verwunderlich war, daß man auf den Tafeln alle größeren sächsischen Vereine im Zusammenhang mit entsprechenden Vorfällen wiederfand: CFC (St. Pauli, 2006), Aue (Mainz, 2004), Dresden (Cottbus, 2005), Lok Leipzig (div. Vorfälle), Sachsen Leipzig (Halle, 2007). Auffällig war allerdings, daß bei den positiven Beispielen fast ausschließlich Bilder von St. Pauli (Strafraum Sachsen?), dem Roten Stern Leipzig und der neugegründeten BSG Chemie Leipzig zu finden waren. Der Blick auf einen der herumliegenden Flyer zeigte auch warum: Zu den Organisatoren der Ausstellung zählen u.a. der Verein "Roter Stern Leipzig" und das Projekt "Bunte Kurve" aus dem Umfeld der BSG Chemie. Nunja. Gibt es denn wirklich keine positiven Beispiele aus den Szenen der großen Vereine? Etwas befremdlich wirkte auch die Tafel, die sich gegen Sexismus wandte - dort wurde gleich einmal der Lohnunterschied zwischen Männlein und Weiblein mit angeprangert. Fußball?

Im Nirgendwo des Themenbereiches...Bei der anschließenden Podiumsdiskussion hatten sich knapp 40 Zuhörer im Veranstaltungssaal der Stadtbibliothek eingefunden, darunter ein gutes Dutzend bekannter Nasen aus dem CFC-Umfeld. Statt dem erkrankten Dr. Hänel hatten Olaf Schoch vom CFC-Vorstand und Dr. Eberhard Langer vom CFC-Aufsichtsrat auf dem Podium Platz genommen. Etwas unglücklich gerieten die ersten Worte von Moderator Gerd Kurbjuhn (VHS Chemnitz), der sich dazu bekannte, kein Fußballfan zu sein und erst kürzlich bei einer Fußballübertragung in einem Lokal derart obszöne Worte gehört zu haben, daß er auf lange Zeit eine solche Veranstaltung meiden wird. Im Wesentlichen drehten sich die folgenden 90 Minuten um den Chemnitzer FC und sein Umfeld. Bei der ersten Frage "Wie groß ist das rechte Problem beim CFC" verwies Dr. Langer auf die positive Bilanz der letzten Spielzeiten und das der Club "einmal Brennpunkt war". Positive Beispiele für die integrative Vereinsarbeit seien auch die Gründung des Fanclubs "Rollender Mob" und der Spielbetrieb einer Blindenelf in der ersten Bundesliga. Jürgen Tautz (AWO Chemnitz) äußerte sich positiv über den Werdegang des Fanprojektes und Jörg Gernhardt (SFV) verwies auf die vielen Initiativen des Sächsischen Fußballverbandes gegen Diskriminierung im Sport.

Interessant wurde es, als der Moderator die Frage "Was sind die Fans des CFC" aufwarf und nach der Verantwortung für den Nebenmann in den eigenen Reihen fragte. Bei dieser Frage wurde das Publikum mit einbezogen, welches sofort in die Diskussion einstieg. Moderator Kurbjuhn wurde zurückgefragt, falls er einen Bruder mit rechter Gesinnung hätte, ob er ihn zu seinem Geburtstag einladen oder meiden würde. Nach kurzem Stutzen meinte der VHS-Fachbereichsleiter, daß er eine solche Person "ab einem bestimmten Zeitpunkt" nicht mehr einladen würde. Der beste Beitrag kam ebenfalls aus dem Publikum - Jörg Schneider (Jugendhaus UK) meinte, daß er für einen "akzeptierenden Ansatz" in der Jugendarbeit ist, d.h. niemand dürfe ausgeschlossen werden. Allerdings gäbe es den Unterschied, daß es Jugendliche gibt, die sich dem öffnen und für Gemeinsamkeiten zugänglich sind, und die andere Seite, die gar nicht erreichbar sein möchte. Einen merkwürdigen Part gab Enrico Glaser (AFFI-Cup) ab, der die Fangruppierung Kameniza Sons ins straffrechte Lager verortete und die Ultras wegen ihren Engagement gegen Stadionverbote und Polizeigewalt angriff: "Vorschub für rechte Tendenzen", so sein Vorwurf. Beim Schlußwort hatten sich am Ende alle wieder lieb und wünschten dem CFC den Aufstieg in die dritte Liga. Wer dabei die Blicke auf Dr. Langer gerichtet hatte, konnte sehen, wie sich der Ex-OB bei diesen warmen Worten ganz schnell einmal bekreuzigte ;-).

Surftipp:
» News vom 08.04.11: Strafraum Sachsen - Ausstellung im Tietz

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