Das Winterloch und die Zuschauerzahlen in Chemnitz

13.01.2015, 16:45 Uhr | 810 Aufrufe
Alljährlich zum Jahreswechsel kommt das Winterloch, dass sich von seinem berühmten Bruder, dem Sommerloch, zwar durch niedrigere Temperaturen, aber nicht durch den seichten Tiefgang unterscheidet. In dieser sportlich eher ereignislosen Zeit werden gern jene Themen ausgegraben, die in den Schubladen der Redakteure als Füllstoff schlummern. Mit schöner Regelmäßigkeit wird dann beim CFC auf den Zuschauerzahlen herumgeritten, die immer nur um die aktuelle saisonale Statistik aufgepeppt werden. Und so entstehen dann folgende Winterloch-Artikel:

Chemnitzer Morgenpost (30.12.14)
Die Zuschauerstatistik aus der Hinrunde zeigt: Die „Himmelblauen“ haben unter den ostdeutschen Clubs der 3. Liga die wenigsten Zuschauer. Ganz anders die Situation bei Dynamo Dresden. Dort zählt man pro Heimspiel durchschnittlich 24.013 Besucher, das sind gut vier Mal so viele wie in Chemnitz.

Bild Chemnitz (12.01.15)
Mit im Schnitt 5733 Fans pro Heimspiel liegt der CFC in der separaten Wertung Ost weit zurück. RB Leipzig (26.350), Dresden (24.013), Union (18.664), Rostock (9.242), Cottbus (8.188), Halle (7.155), Magdeburg (6.463) und Erfurt (6.040) zählen teilweise deutlich mehr Zuschauer.

Ach, welche Überraschung, der CFC hat weniger Zuschauer als Leipzig oder Dresden. Wow! Hammer! Das allein die Größe der Städte und das Einzugsgebiet einen solchen Vergleich verbietet, sagt einem der gesunde Menschenverstand. Erwähnt wird natürlich auch nicht, dass sich in der Region Westsachsen gleich drei DDR-Traditionsvereine tummeln, die es in der Nachwendezeit alle drei bis in die 2. Liga geschafft haben und sich das regional begrenzte Potential an Zuschauern und Sponsoren irgendwie teilen müssen. Man könnte auch schlagzeilen, dass Zwickau seit Jahren weniger Zuschauer als Aue oder Chemnitz hat, der Sache gerecht wird es aber nicht. Aber bleiben wir bei den Zahlen des CFC:

2005-06: 2.463 Zuschauer (RL, 7x II; Abstieg)
2006-07: 3.050 Zuschauer (OL, 3x II, 2. Platz)
2007-08: 3.098 Zuschauer (OL, 1x II, 2. Platz, RL-Quali)
2008-09: 2.686 Zuschauer (RL; 6x II, 6.ST: nur 1.000 Zuschauer, 7. Platz)
2009-10: 2.925 Zuschauer (RL, 6x II, 3. Platz)
2010-11: 4.052 Zuschauer (RL, 6x II, 1. Platz)
2011-12: 5.177 Zuschauer (3. Liga, 2x II, 9. Platz)
2012-13: 4.653 Zuschauer (3. Liga, 2x II, 6. Platz)
2013-14: 5.140 Zuschauer (3. Liga, 2x II, 12. Platz)
2014-15: 5.739 Zuschauer (3. Liga, 3x II, 13. Platz)

Mit dem Abstieg im Sommer 2006 war sowohl der sportliche Tiefpunkt als auch der Minusrekord (2.463) bei den Zuschauern erreicht. Noch nie waren seit der Revitalisierung der Fischerwiese (1996) so wenige Zuschauer zu den Heimspielen des Clubs gekommen. Betrachtet man die Folgejahre, kann durchaus von einem Aufwärtstrend gesprochen werden. Bereits in viertklassigen Oberliga stiegen die Zahlen wieder an. Mit der Qualifikation für die neue Regionalliga kam 2008-09 ein leichter Knick. Dieser wird aber verständlich, wenn man sich die Zusammensetzung der Liga anschaut - unter den 17 Gegnern des CFC befanden sich sechs (!) 2. Mannschaften, d.h. jedes dritte Heimspiel wurde gegen so eine "Herde" bestritten. Dazu kam, dass der Club das Heimspiel gegen Hannover II wegen einer DFB-Strafe nur vor 1.000 Zuschauern bestreiten durfte.

Schneeball gegen Preussen MünsterAber auch in der Regionalliga stiegen die Zahlen stets leicht an, bis hin zum 4.000'er Schnitt in der Saison 2010-11, als der Club in die 3. Liga aufstieg. Im Folgejahr brachte man es in der neuen Spielklasse "3. Liga" im Schnitt auf über 5.000 Zuschauer, konnte dies aber im Folgejahr nicht halten. Begründen lässt sich dies u.a. mit dem sportlichen Werdegang - in jener Saison dümpelte der CFC mäßig durch das graue Mittelfeld der Liga - aber auch ein Blick auf das Wetter ist interessant: Die beiden Dezember-Heimspiele gegen Münster und Burghausen stehen für den zweit- und drittschlechtesten Besuch der Saison - in weiser Vorahnung wollten nur knapp über 3.000 Zuschauer erleben, wie gegen Preussen Münster Frau Holle derart über der Fiwi tobte, dass die Ordner während des laufenden Spiels die Linien im Strafraum freischippen mussten.

Was ein Dach und ein neues Stadion bewirken können, sieht man u.a. am Halleschen FC. In der Spielzeit 2009-10 wollten 2.897 Zuschauer (typische Vergleichszahl für CFC & Fiwi) den HFC im alten Kurt-Wabbel-Stadion kicken sehen, in der Saison 2011-12 stieg der Schnitt im komplett überdachten Erdgas-Sportpark auf stattliche 5.941 Fans an. Nun wird endlich auch in Chemnitz gebaut, und zwei Tribünen sind bereits fertig. Der Zuschauerschnitt der laufenden Saison steht derzeit bei 5.739 Fans, erneut ein klarer Trend nach oben, wobei dem CFC natürlich der starke Start in die Hände spielte. Eigentlich hätte der Negativtrend (letzter Sieg am 8. November) dem Club auf die Füße fallen müssen, trotzdem kamen zum einzigen Dezember-Heimspiel 2014 immerhin 5.603 Zuschauer. Vielleicht auch, weil nun ein Dach über den Chemnitzer Meckerköppen ;-) vorhanden ist? Noch mehr Advents-Zuschauer (6.500) gab es seit der Wende nur im Dezember 2000, als man in der 2. Liga gegen Borussia Mönchengladbach antrat.

Schaut man auf die Zahlen der letzten neun Jahre, ist ein kleiner, aber kontinuierlicher Aufwärtstrend unverkennbar. Ein permanentes Lamento über diese Zahlen oder Vergleiche mit Dresden, Rostock, Union oder gar dem Leipziger Kunstprodukt sind und bleiben unsinnig. Für den CFC stellt sich mit der neuen Fiwi in den nächsten Jahren die Aufgabe, das neue Wohnzimmer an der Gellertstrasse weiter mit Fans zu füllen. Dazu zählt auf der einen Seite ein attraktiver sportlicher Anspruch, andererseits aber auch ein gewisses Maßhalten bei der Preisgestaltung. Mit den aktuell in der Nord- und Südkurve aufgerufenen Ticketpreisen (Steh- und Sitzplätze) bewegt man sich am obersten Rand der Liga - ein Blick auf die Preise bei den anderen Drittligisten wäre hier weitaus hilfreicher, um auch im neuen Jahr weitere Zuschauer und Fans für sich gewinnen und in der Winterloch-Statistik der Gazetten ein Stück nach oben klettern zu können.

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