Ausführlicher Bericht von der CFC-Mitgliederversammlung des Jahres 2002
11.12.2002, 09:37 Uhr | 854 Aufrufe
Das altehrwürdige Berufsschulzentrum an der Lutherstraße dürfte über die vielen Personen gestaunt haben, die am Montagabend in seiner Aula anwesend waren - der CFC hatte seine Mitglieder zur diesjährigen MV eingeladen und 130 stimmberechtigte Personen waren der himmelblauen Einladung gefolgt. Neben vielen bekannten Gesichtern aus Fanleben und Internet war auch geballte Prominenz vertreten - so zum Beispiel Ex-Präsident Waszik, Ex-Vorstandschef Leichthammer und Ex-Kapitän Bittermann. Lediglich die RL-Mannschaft glänzte, außer Neucoach Joachim Müller, mit Abwesenheit - ein Umstand, der in der späteren Diskussion von den Mitgliedern zu Recht moniert wurde.
Der erste Akt des Abends sollte sich schon bald als Dreh- und Angelpunkt der gesamten MV erweisen. Von Dr. Langer wurde der Rechenschaftsbericht zur letzten Saison nebst Ausblick auf die aktuelle Lage verlesen. Seine Einleitung mit den Worten "Quo Vadis - CFC ?" sollte sich im Laufe der Veranstaltung statt einer Frage eher als bedrohliche Warnung, verbunden mit drei 3 Ausrufezeichen, entpuppen.
Langer würdigte gleich zu Beginn seines Berichtes nochmals den schweren Kampf des Vorstandes, um die Lizenz für das laufende Spieljahr 02/03 zu bekommen, und ging dann nahtlos zur ernüchternden Abschlußbilanz für das zurückliegende Spieljahr über. Gemäß Langers Ausführungen hat der CFC in der zurückliegenden Saison 01/02 Ausgaben in Höhe von 3,8 Mio Euro getätigt - dem standen aber nur Einnahmen von 2,9 Mio Euro gegenüber. Nach Adam Ries machte dies am Ende der Saison einen Fehlbetrag von exakten 946.000 Euro aus. Diesem Fehlbetrag wurde im Rechenschaftsbericht dabei der weitgefasste Begriff "Altschulden" verpasst. Als Ursachen wurden die hinlänglich bekannten Gründe wie das Wegbrechen von Sponsoren (Stichwort: Nitzsche&Weiss, Cebag) und die geringeren TV-Einnahmen genannt. Lediglich bei den Ausgaben wurden Zahlen nachgelegt, so soll allein der letztjährige Spielerkader 2,4 Mio verschlungen haben - selbst Langer merkte hierzu an, daß dies für RL-Verhältnisse einfach zu hoch gewesen sei.
Im Sommer diesen Jahres hätte es der CFC dann geschafft, seine für 02/03 geplanten Ausgaben auf 2,5 Mio Euro zu reduzieren. Möglich wäre dies vor allem durch die Herabsetzung von Gehältern gewesen. Für die Zukunft sei aber geplant, die himmelblauen Ausgaben noch weiter abzusenken und in den Jahren 03/04 und 04/05 bei 2,0 Mio Euro anzusiedeln. In diesen Jahren sei es dann auch notwendig, einen Überschuß zu erwirtschaften, damit Altschulden abgebaut werden könnten. Laut Langer sei der CFC "ein Sanierungsfall und kein Insolvenzfall". Die sportliche Zielsetzung, an der Spitze der RL mitzuspielen, hält die Vereinsführung trotz der geringeren Ausgabenplanung für realisierbar. Das Gefüge der Mannschaft soll dabei weg von den erfahrenen Profis hin zu jungen Talenten und dem eigenen Nachwuchs verschoben werden.
In seinen Ausführungen zur aktuellen Situation zeigte sich Langer erfreut über die wiedergefundene sportliche Stärke des CFC und leitete dies zwischen den Zeilen als direktes Resultat der Trennung von Matthias Schulz ab, die sich als richtig erwiesen habe. Vor allem die Führungsspieler würden unter Joachim Müller ihre alten Stärken wieder abrufen. Ebenfalls Erfreuliches gab es aus dem Nachwuchsbereich zu vermelden - von den 13 Teams des CFC spielen immerhin 11 Mannschaften in der jeweils höchsten Spielklasse mit. Dabei bringt es der himmelblaue Nachwuchs sogar auf 30 Auswahlspielerberufungen. Traurig stimmt hier allerdings die Tatsache, daß die Häscher der Bundesliga schon hinter dem Zaun stehen und so zum Beispiel der große FC Schalke 04 zur Zeit versucht, in der Alterklasse 14 Abwerbung zu betreiben.
Nach dem Rechenschaftsbericht meldete sich sofort Kassenwart Gottfried Schmidt zu Wort und sprach die eindeutige Empfehlung an die MV aus, den zurückgetretenen Vorstand um Leichthammer und Waszik aufgrund der hinterlassenen Finanzlöcher nicht zu entlasten. Auch der Aufsichtsrat wäre an der Situation nicht schuldlos, da er die Arbeit des Vorstandes zu kontrollieren habe. Dies rief nun den Aufsichtsratsvorsitzenden Dr. Hueber auf den Plan, der mit vielen Worten zu erklären versuchte, daß der CFC seit dem Abstieg 1996 noch nie in einem ruhigen Fahrwasser geschwommen ist und eigentlich jede Saison ein finanzieller Kraftakt gewesen sei. Auch die ständigen Verschiebungen von AR-Mitgliedern in den Vorstand hätten immer wieder für Unruhe in der Führung gesorgt. Im Übrigen sei man gewillt, bis Ende Januar einen neuen CFC- Vorstandsvorsitzenden zu präsentieren. Die finanziellen Engpässe begründete Hueber ebenso wie Langer mit der schlechten wirtschaftlichen Lage der Sponsoren, schob aber dann die interessante Bemerkung ein, daß der Kader für die Saison 01/02 unter einem "vertretbaren sportlichen und finanziellen Risiko zusammengestellt worden" wäre und das jeder andere Verein ähnlich gehandelt hätte. Es klang ein wie ein kleines Eingeständnis, mit einem zu teuren Kader einen geplanten Wiederaufstieg verpatzt zu haben. Am Ende bat Dr. Hueber die Anwesenden eindringlich darum, den Vorstand und den AR zu entlasten.
Als nächstes meldete sich der Ex-Vorstandsvorsitzende Leichthammer zu Wort und legte dar, daß er den CFC bereits mit Altschulden von ca. 750.000 Euro übernommen habe, dazu der Ausfall der Cebag gekommen wäre und sich somit keineswegs die himmelblaue Lage unter seiner Amtszeit wesentlich verschlechtert hätte. Darauf schien nun wieder nur Lutz Waszik gewartet zu haben und packte seine Zahlen auf den Tisch. Waszik war z.B. gezwungen, gemäß den damaligen DFB-Auflagen einen Transferüberschuß von 1,7 Mio DM zu erwirtschaften. In der nun folgenden langwierigen Diskussion ergriffen abwechselnd Schatzmeister Frank Kapp, Lutz Waszik und auch Dr. Langer das Wort - am Ende drehte sich die ganze Diskussion irgendwo im Kreis um ausgefallene Sponsorengelder, alte CFC-Bilanzen, DFB- Auflagen, und zu niedrige TV-Gelder. Jetzt aber kamen die konkreten Fragen der Mitglieder, an welcher Stelle im letzten Sommer denn nun das Minus von fast 1 Mio Euro entstanden ist - immerhin waren doch die geringeren Einnahmen aus dem TV bekannt!? Der ehemalige Schatzmeister Keussen gab daraufhin Einblick in die Saisonplanung nach dem Abstieg, wo im April/Mai 2001 eine Etatschätzung für das erste RL-Jahr vorgenommen worden sei und anhand dieser Zahlen die entsprechenden Spieler für die RL verpflichtet wurden. Mit der Schätzung hätte man letztlich daneben gelegen (!), genauso wie mit der Vorgabe, oben mitzuspielen und wenn möglich, aufzusteigen. Den Mitgliedern bot sich nunmehr das Bild, daß sich der Club mit seinem RL-Kader einfach übernommen hatte und entgegen jeglicher Etat-Hoffnungen sogar schmerzhafte Zahlungsausfälle bei den Sponsoren zu verzeichnen waren. Am Ende bat Herr Kapp nochmals eindringlich um die Entlastung der alten CFC-Gremien, weil "Entlastung nicht bedeute, wegen schlechter Zahlen nicht zu entlasten", sondern es um die Bewertung der Arbeit ginge.
Eine letzte Frage aus den Reihen der Mitglieder betraf die in der Freien Presse aufgeworfene Zahl von 500.000 Euro, die im aktuellen Etat noch fehlen würden. Schatzmeister Kapp antwortete daraufhin etwas genervt, daß das Wort "Etatlücke" nicht korrekt wäre und er diesen Posten als "vorhergeschobene Altlast" ansehe. Richtig sei jedoch, daß der CFC diesen Betrag durch Sponsoren bzw. Kredite noch schultern muß.
In der nun laut Tagesordnung folgenden Abstimmung über die Entlastung des alten Vorstandes und des alten Aufsichtsrates gab es dann eine überraschend klare Mehrheit für die Entlastung der beiden Gremien. Immerhin entschloß sich die MV somit, die aktuellen Mitglieder von AR und Vorstand ohne belastende Fragen aus der Vergangenheit weiterarbeiten zu lassen - einzig positiver Umstand ist dabei die Tatsache, daß somit erneute Unruhen in der himmelblauen Vereinsführung und dem Vereinsumfeld vermieden wurden.
Sehr beschlußfreudig zeigten sich die Mitglieder dann auch bei der zum ersten Mal erfolgten Wahl eines CFC-Ehrenrates. Alle sieben Kandidaten, darunter die FCK-Urgesteine Frank Sorge und Uwe Heß, wurden auf Anhieb in den Ehrenrat gewählt - darunter auch der Kandidat des CFC-Fanclubs "Clubsurfer", Herr Jürgen Sager. Herzlichen Glückwunsch!
Mit Ehrungen und Auszeichnungen endete nach fast 4 Stunden die Mitgliederversammlung des Jahres 2002 - für viele Anwesende sicher eine Veranstaltung, die sie mit sehr gemischten Gefühlen verließen. Den großen roten Zahlen der Führungsriege standen nur kleingedruckte schwarze Antworten entgegen, und von vielen Fans hörte man die bangende Frage, wie es denn nun wirklich um ihren geliebten Verein aussieht. Zur Beruhigung der Mitglieder hatte diese MV jedenfalls nicht so richtig beigetragen.
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