Der Chemnitzer Jahrhunderttrainer wird 80! Happy Birthday, Hans Meyer!
03.11.2022, 10:40 Uhr | 10850 Aufrufe
Hans Meyer wird 80. Als Trainer des FC Karl-Marx-Stadt/ Chemnitzer FC zur Wendezeit (1988 - 1993) prägte er die bislang erfolgreichste Zeit unseres Clubs. Die Fanpage schaut zu diesem Anlass auf das Wirken von Hans Meyer in seiner Chemnitzer Zeit zurück.
Als Hans Meyer im Sommer 1988 das Amt des Cheftrainers beim FC Karl-Marx-Stadt übernahm, da war der Club mal wieder im Niemandsland der Oberliga-Tabelle gelandet. Platz 9, mehr Niederlagen als Siege – wie so oft in der Historie des FCK.
Mit Hans Meyer kam ein Trainer mit einer höchst erfolgreichen Vita nach Karl-Marx-Stadt. Mit Jena hatte der damals 46jährige dreimal den FDGB-Pokal gewonnen und die Zeiss-Städter 1981 bis ins Europapokal-Finale geführt.
Beim FCK traf Hans Meyer auf eine Mannschaft mit vielen jungen, vielversprechenden, Talenten. So waren Torhüter Holger Hiemann und Rico Steinmann Teil des DDR-U18 Europameisters 1986 (im Übrigen hier ebenfalls dabei und noch im FCK-Trikot: Dirk Schuster) und des WM-Dritten 1987. Dazu standen damals spätere FCK-Legenden wie Steffen Heidrich, Ulf Mehlhorn, Thomas Laudeley oder Torsten Bittermann am Anfang ihrer Karriere. Hoch aus dem Norden kam ein gewisser Dirk Barsikow. Im Angriff stürmte (noch) Hans Richter, der im Sommer 1989 „rübermachte“. FCK-Kultspieler Jürgen Bähringer beendete vor Meyers Amtsantritt seine Karriere.
Im ersten Jahr: Platz 3 und Pokalfinale
Meyer küsste den FC Karl-Marx-Stadt, dessen letzter Erfolg mit der Meisterschaft 1967 lange zurücklag, wach und führte ihn auf Anhieb auf den dritten Platz. Unvergessen dabei der 2:1-Heimsieg gegen den Serienmeister BFC Dynamo. Auch der spätere Meister Dynamo Dresden wurde in dieser Saison dreimal bezwungen, darunter im Achtelfinale des FDGB-Pokal. Hier schafften es die Himmelblauen bis ins Finale, das dritte Mal in der Vereinsgeschichte. Das Finale jedoch verlor die Meyer-Elf, mit 0:1 gegen den BFC Dynamo.
Es begann die legendäre Wende-Saison 1989/90. Der FCK startete mit zwei Unentschieden und einer deftigen 0:4-Klatsche in Halle in die Saison, um sich dann sukzessiv nach oben zu arbeiten. In der Rückrunde wurde nur einmal, beim späteren Meister Dynamo Dresden, verloren. Am vorletzten Spieltag schnupperte der FCK lange an der Meisterschaft. Bei Stahl Brandenburg führte der Club schon 2:0 und wäre mit einem Sieg auf Platz 1 geklettert. Doch die Stahlwerker glichen noch aus und so blieben die Himmelblauen auf Platz 3, punktgleich mit Dynamo und Magdeburg. Dank eines 1:0 Sieges gegen Magdeburg am letzten Spieltag wurde der FCK Vizemeister in der Saison 1989/90.
Die legendären EC-Spiele
International begeisterten die jungen Wilden von Hans Meyer. Gegen Boavista Porto wähnten sich die Portugiesen im Rückspiel nach einer 2:0-Führung in der Verlängerung schon auf der Siegerstraße, bevor Heidrich und Mehlhorn das Spiel drehten. Gegen Sion wurde das 1:2 aus dem Hinspiel mit der legendären Wasserschlacht im Rückspiel und einem sensationellen 4:1 gedreht.
Dann kam der 9. November 1989, die Mauer fiel und der FCK war die letzte DDR-Mannschaft im Europäischen Wettbewerb. Mit Juventus Turin wurde dem Club der denkbar schwerste Gegner aus dem Lostopf gefischt. Erstmals durften die Fans auch ins „kapitalistische Ausland“ mitreisen und so fuhren über 430 FCK-Fans mit dem Sonderzug über dem Brenner und sahen (wenn auch nur teilweise) im Nebelspiel von Turin einen mutig-auftretenden und sogar in Führung gehenden FC Karl-Marx-Stadt. Am Ende verlor der Club zweimal nur knapp gegen den späteren UEFA-Cup-Sieger.
Die letzte Oberliga-Saison
Sommer 1990 – die letzte Oberligasaison und Qualifikation für die erste und zweite Bundesliga stand an. Die Konkurrenz aus Dresden oder vom BFC hatten ihre wichtigsten Spieler schon gen Westen verloren. Nicht so der FCK. Spieler wie Steinmann oder Heidrich blieben noch beim Club. Dazu holte Meyer Spieler wie Olaf Renn, den nigerianischen Nationalspieler Ojokojo Torunarigha oder den Torschützenkönig von Ferencvaros Budapest, Jozsef Dzurjak zum Club. Dazu kam der erste „Westimport“ Harald Krämer.
Der Club war vor dieser wichtigen Saison der Topfavorit auf Titel und Qualifikation für die 1. Bundesliga. Doch es sollte anders kommen, mit Ach und Krach landete der Club auf Platz 5 und qualifizierte sich damit für die zweite Bundesliga. Auch die große Chance für eine erneute Qualifikation für den internationalen Wettbewerb wurde knapp verpasst, obwohl der Club das im letzten Spiel gegen Halle (1:1) selbst in der Hand hatte. Die Liaison mit dem ungarischen Stürmer Dzurjak, entpuppte sich als Mißverständnis und endete schon im Winter. Das Problem der Meyer-Truppe lag auf der Hand – mit nur 24 geschossenen Toren hatte der FCK den drittschlechtesten Angriff aller Oberligisten. Die letzten Auftritte auf der internationalen Bühne verlor der Club zweimal mit 0:2 im innerdeutschen Duell gegen Borussia Dortmund. Das Rückspiel fand am Vorabend der deutschen Einheit statt.
Der CFC mit Meyer in der 2. Bundesliga
Der nun in Chemnitzer FC umbenannte Club war im vereinigten Deutschland angekommen. Rico Steinmann zog es nach Köln und der Club absolvierte eine gute, erste Zweitligasaison an derem Ende die Himmelblauen in der noch zweigeteilten Liga am Ende auf Rang 4 einkamen.
Die Saison 1992/93 in der nun einteiligen 2. Bundesliga begann rumpelig, bevor sich der CFC stabilisierte und am Ende auf einem guten Platz 7 einliefen. Richtig für Furore sorgten die Himmelblauen im Pokal als sie im Viertelfinale den amtierenden Europapokalsieger Werder Bremen mit 2:1 nach Verlängerung besiegten. Über 15.000 Zuschauer waren damals in Sportforum aus dem Häuschen. Doch einem der Höhepunkte der Meyer-Ära folgte einer der Tiefpunkte. Gegen die zweite Mannschaft von Hertha BSC waren die Himmelblauen klarer Favorit und verloren doch mit 1:2. Die wohl einmalige Chance auf einen Finaleinzug in den DFB-Pokal war vertan.
In dieser Zeit taten sich schon erste Risse zwischen dem meinungsstarken und sendungsbewussten Trainer und der Vereinsführung auf. Die Pokalniederlage in Berlin gab dann wohl den entscheidenden Ausschlag. Die Ansprüche in Chemnitz waren mittlerweile gewachsen und da passten Aussagen des Trainers, der den Club am Limit sah, nicht. Und so endete im Sommer 1993 die erfolgreichste Ära der Clubgeschichte.
Hans Meyer als erfolgreicher Trainer in Gladbach und Nürnberg
Hans Meyer zog weiter und landete irgendwann in Holland bei Twente Enschede, wo er später auch Rico Steinmann hin holte. Dort agierte er erfolgreiche 3 Jahre.
Borussia Mönchengladbach übernahm er 1999 am Tiefpunkt der Vereinsgeschichte in der 2. Bundesliga. Zwei Jahre später stieg er mit den Borussen wieder auf und machte sich so auch bundesweit einen Namen (Legendär das letzte Spiel auf dem Bökelberg gegen den CFC). Mit seiner selbstironischen, manchmal etwas kauzigen, aber stets unterhaltsamen Art avancierte er zum Liebling, bei manchen aber auch gefürchteten Interviewgast der Medien. Viele seiner Sprüche sind legendär geworden.
Es folgte eine erfolgreiche Rettungsmission in Berlin und ein dreijähriges Engagement beim 1. FC Nürnberg, den Meyer mit dem DFB-Pokalsieg 2007 krönte. In Gladbach, dem Verein dem er als Aufsichtsrat auch heute noch treu ist, beendete Meyer 2009 seine Trainerkarriere.
In Karl-Marx-Stadt / Chemnitz hat Hans Meyer die (neben dem Meistertitel 1967 unter Horst Scherbaum) erfolgreichste Zeit der Vereinsgeschichte geprägt. Nur Gerd Schädlich und Horst Scherbaum saßen länger auf dem Cheftrainerposten. Hans Meyer ist Ehrenmitglied des Chemnitzer FC und wurde 1998 im Rahmen der CFC-Filmnacht als Trainer des himmelblauen All-Star-Teams gewählt.
Hans Meyer wird am heutigen Donnerstag 80 Jahre jung. Das Team der CFC-Fanpage wünscht dem Jubilar alles erdenklich Gute und maximale Gesundheit!