Chemnitz’ treues Publikum
von Erik Büttner
Seltsames geht auf den Rängen der Fischerwiese vor sich. „Der Chemnitzer Fußballclub bedankt sich bei...dreitausendeinundzwanzig Zuschauern.“, ließ Stadionsprecher Olaf Kadner Presse, Funk Und Fernsehen wissen. Das wäre nicht der Erwähnung wert, wäre es nicht das 3. Mal in den 4 Heimspielen dieser Spielzeit, dass genau 3.021 Zuschauer auf der Fischerwiese zu Gast sind. Das Chemnitzer Publikum ist seinem CFC also momentan sehr treu. Interessant an dieser Stelle: Der aktuelle Zuschauerschnitt von 3.019 ist um einiges höher, als in den beiden letzten Regionalligaspielzeiten (2.914 und 2.374) - und da fehlen noch die ganzen Knüller, wie Leipzig, Halle, Plauen, Zwickau...
Wie dem auch sei, die Chancen, dass auch im kommenden Heimspiel gegen den FC Carl-Zeiss Jena II (27.10.) wieder genau jene 3.021 Zuschauer kommen (vielleicht auch mal ein paar mehr), ist groß. Denn so fern sie keine Gäste aus Sangerhausen waren, dürften alle Besucher zufrieden nach Hause gegangen sein. Es war zwar kein Feuerwerk, was die Himmelblauen boten, aber es war ein Sieg und ein hochverdienter dazu.
Ohne die verletzten Yakubu Adamu und Sascha Thönelt, dafür mit den wiedergenesenen Stefan Schumann und Mike Baumann startete der CFC engagiert ins Spiel. Sangerhausen wurde gleich ordentlich beschäftig. Doch es fehlte die Genauigkeit und letzte Konsequenz in den Aktionen, so dass nicht der ganz große Druck aufgebaut werden konnte. So verirrte sich dann auch mal ein VfB-Stürmer in den CFC-Strafraum und prüfte mit einem halbherzigen Schuss zumindest die Anwesenheit des CFC-Torwarts Sebastian Klömich. Auf der anderen Seite wurde es da schon knapper. Eine abgewehrte Ecke nahm Großmann auf und donnerte den Nachschuss an die Querlatte (5.). Chemnitz blieb weiter am Drücker, aber die Möglichkeiten fehlten. Nur Kunert (14.) und Schumann (17.) visierten zumindest mal das Tor an. Mit seinen teils laxen Aktionen baute Chemnitz die Gäste aus Sachsen-Anhalt langsam auf. Doch als der VfB 1919 begann aufmüpfig zu werden, schlug Chemnitz zu: Ecke Schumann, Kopfball Baumann, 1:0 Chemnitz. Erleichterung auf den Rängen breite sich aus und für den Torschützen gab es Glückwünsche. Einen besseren Einstand hätte Baumann nach 8 Wochen Verletzungspause nicht haben können.
Bis zur Pause passierte dann wiederum nicht viel. Chemnitz agierte weiterhin etwas nervös und unkonzentriert, ermöglichte dem eigentlich chancenlosen Aufsteiger damit hier und da mal eine halbe Torchance. Und im eigenen, himmelblauen Offensivspiel ging auch nicht viel mehr.
Nach dem Seitenwechsel setzte sich der Spielverlauf aus den Minuten vor der Halbzeitpause fort. Sangerhausen versuchte sich am Ausgleich, scheiterte mit seinen arg begrenzten Mitteln meist schon an sich selbst, spätestens dann an der CFC-Defensive. Chemnitz versuchte Sangerhausen entgültig den Zahn zu ziehen, was aber aufgrund der eigenen Unkonzentriertheit und Ungenauigkeit auch nicht wirklich gelang.
Dann ging der schwache Schumann vom Platz (57.). Er selbst sah seine Leistung aber wohl wesentlich unkritischer, jedenfalls flogen seine „Töppen“ in die eine Ecke der Auswechselbank, in die andere setzte er sich abseits seiner Mitspieler und bockig ob seiner Auswechslung danieder. Doch mit diesem Austausch kam endlich wieder Schwung ins Chemnitzer Spiel. Und so dauerte es auch 5 Minuten, bis der CFC wieder traf. Bachmann flankte in die Mitte, dort hatte der freie Großmann genug Zeit, um den Ball mit dem Kopf anzuvisieren, sich eine Ecke herauszusuchen und zum 2:0 zu vollstrecken (62.). Der Mittelfeldmann krönte damit seine wieder einmal bärenstarke Leistung. Im Jubel unter ging die Verwarnung für Sangerhausens Habichhorst, der unmittelbar vor der Flanke zum Tor Sonnenberg unsanft von den Beinen geholt hatte. Der gute Schiedsrichter Michael Wilske hatte sich das aber gemerkt und zum Glück Vorteil laufen lassen.
Der Schiedsrichter rückte auch 5 Minuten nach dem 2:0 unfreiwillig schon wieder in den Mittelpunkt. Habichhorst holte Kellig im Laufduell von den Beinen. Nach Sekunden des Trubels am Ort des Geschehens holte sich Wilske Habichhorst ran und schickte ihn mit Gelb-Rot vom Feld.
Mit nur noch 10 Leuten auf dem Platz war Sangerhausen nun komplett abgemeldet. Die Angreifer kamen so gut wie nicht mehr über die Mittellinie hinaus. Chemnitz bemühte sich um weitere Tore. Exemplarisch sei Schlossers direkter Freistoß genannt, den VfB-Torwart Bölke aber auf der Linie parierte (70.). Nichts mehr zu halten hatte er dann gegen Sonnenberg. Nach herrlicher Flanke in den Rücken der Abwehrreihe, war „Sonne“ einfach mal wieder fixer als seine Gegenspieler und schob zum 3:0 ein (79.). Es setzte sich das Scheibenschießen fort, doch weitere Treffer gelangen den Himmelblauen nicht. In der Schlussminute hatte Kellig noch die Möglichkeit auf 4:0 zu erhöhen. Doch sein Kopfball wurde noch von der Linie geschlagen. So blieb Kellig das erste Mal in dieser Spielzeit in einem Spiel ohne eigenes Tor.
Ohne großen Glanz gewinnt der CFC sein Spiel gegen den VfB 1919 Sangerhausen. Die Gäste aus Sachsen-Anhalt zeigten sich ähnlich überfordert, wie Grimma am vergangenen Mittwoch. Einzig, als sich der CFC mit einigen Schwächeleien Mitte der 1. Halbzeit und Anfang der 2. Hälfte das Leben selbst schwer machte, bekam der VfB mal Luft zum Atmen. Schade, dass die Himmelblauen nicht noch konsequenter und konzentrierter in ihren Aktionen waren, dem Torverhältnis hätte es gut getan.
Wertung: 4,0 (meist langweiliges und einseitiges Oberligaspiel)
Beste Himmelblaue: Baumann, Großmann