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Klasse im Derby der Favoriten

Der Chemnitzer FC feierte das Remis in Dresden aus mehreren Gründen. Nicht nur, daß er sich auf diese Weise einen hochverdienten Punkt sicherte, diese Begegnung brachte Trainer Hans Meyer auch zwei Erkenntnisse die für den weiteren Verlauf dieser Saison von eminenter Wichtigkeit sein dürften.

1. Der CFC ist in der Lage, gegen die härteste Konkurrenz zu bestehen, auch, wenn Spielmacher Rico Steinmann nicht dabei ist. [..] Wie die Mannschaft das Fehlen ihres "Kopfes" wegsteckte, nötigte selbst dem Dresdner Publikum Achtung ab. Zweifelsfrei ist das Spiel der Chemnitzer dadurch weit weniger schnell auszurechnen, birgt mehr Überraschungen, wenn in die Offensive umgeschaltet wird. In diesen Situationen wird ansonsten grundsätzlich der Schwarzschopf gesucht. [..] Die Dresdner Abwehr bekam nicht zuletzt aus diesem Grund selten Ordnung in die Reihen.

2. Trainer Hans Meyer zeigte sich schon nach den ersten Spielen nicht unzufrieden mit dem athletischen Zustand seiner Spieler, bemängelte aber die fehlende Harmonie, das Spielverständnis. In Dresden nun waren in dieser Hinsicht nicht nur Ansätze zu erkennen. Was die beiden "Neuen", Mitzscherling und Spranger, in der Spitze anboten, das veranlaßte später Meyer zu diesem Lob: "Sie zeigten, wie man sich für die nächsten Begegnungen anbieten muß. Anderen ist das zuvor nicht so überzeugend gelungen."

Dresden, vor der Saison als einer der großen Favoriten für den direkten Aufstieg in die 1. Bundesliga gehandelt, spielte auch in dieser Begegnung mehr gegen sich selbst als gegen den Kontrahenten. [..] Das Umschalten von der Offensive in die Defensive dauert einfach zu lange, offenbart Reibungsflächen, die von den Chemnitzern speziell im zweiten Durchgang mit weiteren Treffern hätten bestraft werden können. Wenn Neuhäuser und Mitzscherling da kühles Blut bewahrt hätten, die Gastgeber wären um eine Niederlage nicht herumgekommen.

Dies festzustellen, heißt nicht, die spielerischen Vorteile des 1.FC Dynamo im ersten Durchgang zu übersehen. Der Aufwand, der da von Scholz, Allievi, von Lieberam und Gütschow getrieben wurde, stand indes in keinem Verhältnis zum Erfolg. [..] Die Dresdner haderten hinterher mit der Leistung des Schiedsrichters: "Nachdem wir in Halle durch einen unberechtigten Strafstoß verloren, hat uns Dr. Umbach heute einen sonnenklaren verwehrt", schimpfte Dresdens Co-Trainer Schade beim Abgang. In der Tat hatte der Chemnitzer Schlußmann Schmidt Gütschow sonnenklar im Strafraum von den Füßen geholt. Dr. Umbach aber hatte Gütschows Sturz wohl als "Schwalbe" ausgelegt.

(Rainer Nachtigall)