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Verirrung der Gefühle

Was als "Stunde der Wahrheit" gedacht war, nämlich die Leistungspotentiale weit zu öffnen und den Widersacher im 54. Bezirksderby spielerisch zu beeindrucken, konnte am Ende nur als Verirrung der Gefühle definiert werden. [..] Zu "erleben" war klassischer "Pärchenbetrieb" mit knallharten Zweikämpfen. Hiemann und Weißflog sonnten sich zumeist. Von insgesamt sieben Schüssen gingen drei (!) ungefährlich aufs Tor. Eine einzige Großchance durch Köhler (durch einen Superpaß von Wienhold vorbereitet/48.) ließ den Torschrei auf den Lippen erstarren. Meterweit prallte dem Karl-Marx-Städter das Leder vom Fuß, hinein in Weißflogs Arme. [..]

Von den Strafräumen weg, in das dichte Mittelfeld hinein - so lautete die Devise. Was Wunder, daß Stürmer nur ihren Namen trugen. Wienhold und Bemme versuchten noch am intensivsten ihr Durchreißerglück. Mittelfeld-Leistungsträger (Steinmann, Krauß) beschränkten sich auf Andeutungen, auf kurze Solo-Auftritte (Dribblings, Pässe), um sich sogleich dem Getümmel anzupassen. [..] Natürlich wußten Gastgeber und Gäste sehr wohl, daß dieser "Kleinkrieg"-Stil Erregungen förmlich provoziert. Da hakte es bei Bähringer aus (20.), später folgte ihm V. Schmidt auf diesem Irrweg (54.). [..] Am Ende genoß Wismut den 11. Auswärtspunkt im 11. Spiel, blieb zum sechstenmal in Folge ungeschlagen (10:2 Punkte), hatte der FCK seinen Ruf als Unentschieden-Spezialist (das 11. bereits) zementiert. Für die Gefühle war das genug, für die Optik herzlich wenig...

(Günter Simon)