Spielbericht

34. Spieltag - Regionalliga Nord - Saison 2002/2003
1. FC Köln II
1. FC Köln II
3:1
Chemnitzer FC
Chemnitzer FC

Saisonabschluß mit Blitz, Donner und einer Träne im Knopfloch

von Pierre Schönfeld

Es herrschte tropische Hitze, es ging um nichts mehr und die Amateure des 1. FC Köln sind nun alles andere als ein attraktiver Gegner. Trotzdem oder gerade deshalb hatten sich um die 100 treue Clubseelen auf den weiten Weg in das Land, wo Milch und Kölsch (ich mag es nicht Bier nennen) fließen, gemacht, um den Saisonabschluß der Himmelblauen mitzuerleben. Und sie erlebten ein wahrhaft furioses Finale der Saison 2002/2003. Mit Blitz, Donner, Regen und am Ende auch ein wenig Licht. Doch der Reihe nach...

Die Sonne lachte über dem Kölner Südstadion als Schiri Voss um 14 Uhr die Partie anpfiff. Die CFC-Fans zauberten zum letzten Mal in dieser Saison eine Choreo auf die Ränge. Zwischen zwei großen Blockfahnen stand da in großen Lettern "CFC". Sah klasse aus. Und auf dem Rasen? Da schickte Trainer Müller eine Mannschaft aufs Feld, die sich zu Beginn der Saison wohl keiner so auf die Taktiktafel gemalt hätte. Neben den alten Kämpen Mehlhorn und Meissner, den definitiven Abgängen Süssner, Zedi, Demir und Ahlf durften die "jungen Wilden" und Hoffnungsträger auf bessere Zeiten Gillert, Baumann, Rolleder, Meyer und Göhlert von Beginn an ran.

Vorsichtiges Abtasten prägte die Anfangsminuten. Die Kölner präsentierten sich spielerisch besser, die Himmelblauen dafür kampfstark. Nach 12 Minuten dann die erste Großchance für die Geißbock-Bubis, als sich Niedrig im Strafraum durchsetzen konnte, doch gleich zweimal in Steffen Süßner seinen Meister fand. Auf der Gegenseite hat Rolleder nach Mehlhorn-Ecke die CFC-Führung auf den Kopf, doch Opitz konnte gerade noch auf der Linie klären. Dann sorgte erstmal Petrus für Abkühlung, in dem er den Himmel seine Schleusen öffnen ließ und einen donnernden Platzregen über das Kölner Südstadion schickte. Die wasserscheuen Rheinländer flüchteten daraufhin erstmal komplett unters Tribünendach, während die CFC-Fans unbeirrt im Regen weitersangen. Das kühle Naß erfrischte nicht nur die Fans sondern auch die Spieler, die jetzt engagierter zu Werke gingen. Eine halbe Stunde gespielt und es klingelte endlich im Kasten der Rot-Weißen. Mehlhorn hatte geflankt, Baumann verlängert und unser Torjäger Ersin Demir das 18. und leider auch das letzte Mal im himmelblauen Dreß getroffen. 1:0 für den Club! Sollte es vielleicht doch etwas werden, mit einem halbwegs versöhnlichen Saisonabschluß, bestehend aus erstmals drei Punkten bei einer Amateurtruppe? Denkste! Der CFC wäre nicht unser so heiß geliebter CFC, hätte er den Vorsprung locker in die Pause gebracht. Flanke von links, die komplette CFC-Abwehr schon gedanklich in der Kabine und der sich einsam fühlende Celikovic brauchte die Kugel nur noch ins Tor zu hämmern. Einfacher gings kaum. Wann das Tor fiel? Natürlich kurz bevor der Schiri zum Pausentee pfiff. Das hat ja beim CFC in dieser Saison Tradition :-(.

In der Halbzeitpause muß Achim Müller seinen Jungs nochmal Dampf gemacht haben. Denn mit mit ziemlich viel davon kamen sie aus der Kabine. Die Himmelblauen nun ganz klar spielbestimmend und mit dicken Chancen. Rolleder und Demir hatten freistehend sogenannte Hundertprozentige, doch entweder scheiterte man an der eigenen Unzulänglichkeit oder an Kölns Keeper Maczkowiak. So kam es wie es kommen mußte: Konter Köln, weite Flanke auf Steegmann und der hämmert das Leder aus spitzem Winkel in die Maschen. Ein geiles Tor, leider für die Falschen. Die Himmelblauen probierten es jetzt nochmal, das Bemühen konnte man ihnen diesmal wirklich nicht absprechen, aber das Runde fand einfach nicht den Weg ins Kölner Eckige. So hätte Meissner mit seinem 20 Meter Hammer - der nur knapp den Kasten verfehlte - durchaus ein Tor verdient gehabt. Derweil zuckten die Blitze über das Stadion und in der Ferne grollte der Donner. Wahrscheinlich hatte der Fußballgott gerade über die Saison der Himmelblauen nachgedacht und war deshalb so stinkig. ;o) Den Schlußpunkt unter dieses Spiel setzten die Kölner, die kurz vor Schluß einen indirekten Freistoß einfach mal direkt verwandelten, was aber den Schiri nicht so recht zu stören schien.
Den Fans wars egal, die waren sowieso nur zum Feiern da. Und das taten sie ausgiebig. Das Spiel war schon lange abgepfiffen, es regnete unaufhörlich und trotzdem feierte ein 50-Mann Mob trotzig den CFC, das Wetter und v.a. sich selbst. Ungläubisch beobachtet von den Herren in Grün und einigen wasserfesten Kölnern. Bewegende Szenen gab es dann am Zaun. Mit einem "Macht's gut Männer" sagte Abwehrrecke Jan Schmidt den Fans Lebewohl und man sah eine kleine Träne im Knopfloch. Dann verschwand die Mannschaft im Spielertunnel und alles schien vorbei, doch die Fans sangen noch einen Tick lauter und da kamen sie noch mal: die himmelblauen Helden der (nunmehr) Vergangenheit, Gegenwart und hoffentlich Zukunft und unter großem Jubel des Away-Mobs probten sie auf den klitschnassen Rasen den Diver. Das ging dann nochmal so und irgendwie ging das unter die Haut. Auch als Torjäger Ersin Demir, den es nach Augsburg zieht, mit einer Verbeugung seinen Respekt für diese Kaputten hinterm Zaun ausdrückte. Dann war es vorbei, das Stadion leerte sich nun gänzlich und ein letzter Blick auf die Heimstatt der Kölner Fortuna zeigte doch tatsächlich einen Sonnenstrahl, der sich durch eine dicke Wolke kämpfte. Vielleicht ein Symbol für die Zukunft unseres Vereins, unserer Himmelblauen? Schön wäre es...

Das war's! Aus und vorbei - Saison 2002/2003! Wir werden Dich nicht vermissen, zu sehr hast Du an unseren Nerven gezerrt, uns mit dem dummen Abstiegsgespenst geärgert. Wen wir vermissen werden, wird sicherlich der eine oder andere Spieler sein: vielleicht Ersin Demir, ein feiner Kerl der mit einer besseren Rückrunde als Held hätte gehen können. Oder Jan Schmidt, einer dieser Spieler der immer 100 Prozent ehrliche Arbeit abliefert. Oder Steffen Süßner, der sein Glück nun bei einem Verein sucht, der ihm auch das Vertrauen schenkt. Oder Pechvogel Markus Ahlf, Schachtarbeiter Tzvetomir Tchipev... Macht's gut Jungs, bleibt sauber und vergeßt nie, daß ihr in der geilsten Stadt, im geilsten Stadion und vor den geilsten Fans der Welt Fußball spielen durftet. Vor allem Tchipi ;o).

Nun ist erstmal Sommerpause und ein wenig Zeit zur Besinnung. Doch bald wird das Kribbeln wieder losgehen und man sehnt sich das erste Saisonspiel herbei. Dann hoffentlich mit einer jungen, spielstarken und konkurrenzfähigen Mannschaft. Herr Müller, Herr Steinmann übernehmen sie...

Wertung: 3,5

Bester Himmelblauer: Mehlhorn

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34. Spieltag - Regionalliga Nord - Saison 2002/2003
Sonntag, 08. Juni 2003, 14:00 Uhr
Südstadion, Köln
Zuschauer: 820
Schiedsrichter: Voss (Großhandorf)
1. FC Köln II
T Maczkowiak
A Ouedraogo
A Ende
A SeilerGelbe Karte
A Opitz (69. Schmidt)
M Niedrig
M Ndjeng
M Tosun (63. Kiskanc)
M Lejan
M Celikovic
S Steegmann (88. Sebo)

Trainer: John
Chemnitzer FC
T Süssner
A Göhlert
A Baumann (76. KönigGelbe Karte)
A Mehlhorn
A Ahlf
M Meyer (55. Simic)
M ZediGelbe Karte
M Meissner
M Gillert (73. Schmidt)
S RollederGelbe Karte
S Demir

Trainer: Müller
Tore
0:1 Demir (34.)
1:1 Celikovic (45.)
2:1 Stegmann (72.)
3:1 Ndjeng (83.)