Spielbericht

7. Spieltag - Regionalliga Nord - Saison 2008/2009
Holstein Kiel
Holstein Kiel
2:1
Chemnitzer FC
Chemnitzer FC

Erneut an Holsteins Küste zerschellt

von Peter Rohleder

Das Holstein-Stadion von Kiel bleibt auch in dieser Saison für den Chemnitzer FC uneinnehmbar. Zum fünften Mal in Folge bezog man eine Niederlage, die in diesem Jahr aufgrund der Tabellenlage besonders bitter schmeckt. So muss der Sprung aus dem Tabellenkeller auf die kommenden Spiele verschoben werden.

Mit dem heutigen Spiel forderte die Kieler Presse einen "Goldenen Oktober" und ein Festsetzen der Störche im oberen Tabellenbereich. Bei strahlenden Sonnenschein betraten auch die Himmelblauen motiviert und lange vor dem Anpfiff zum Warmmachen den Rasen der Arena. Während vor allem Baumann immer wieder seine Sportkameraden anfeuerte, stand Trainer Schädlich allein inmitten der umherfliegenden Bälle und schaute ungeduldig auf seine Uhr. Als er um 16:15 ein Torschusstraining anordnete, ahnte wohl noch niemand, dass man sich dieses wohl heute hätte sparen können. Exakt mit dem Anpfiff verschwand die tiefstehende Sonne hinter dichten Wolken. Holstein Kiel stieß an und zeigt sich zunächst beeindruckt von der Kampfkraft der Chemnitzer. Der Ball gelangte erst nach einiger Zeit und mit Hilfe eines Steilpasses in die Chemnitzer Hälfte. Dort war es weit vor dem Strafraum schnell vorbei mit allen Kieler Angriffsbemühungen. An der Abwehrlinie Thönelt-Baumann-Emmerich-Löwe gab es vorerst kein Durchkommen. Erst in der 17. Minute zählte man die erste Kieler Ecke, erst nach der zweiten gelangte der Ball zum ersten Mal überhaupt in den Chemnitzer Strafraum.

Trotz dieser erfreulichen Entwicklung kam es wieder, wie es kommen musste. Der erste gefährliche Angriff der Störche führte zum 1:0 in der 21. Minute! Nachdem der halbrechts durchlaufende Tim Wulff an denen sich entgegenwerfenden Sebastian Klömich und Mike Baumann scheiterte, wuchtete der nachsetzende Mohammed Lartey den herrenlos herumkreiselnden Ball rechts halbhoch in die Maschen. Das heimische Publikum zeigte sich erfreut ob dieser Effektivität. Diesem Rückschlag folgte zehn Minuten der nächste, als Frank Gerster nach einem Zweikampf an der rechten Außenlinie liegen blieb, nun langfristig ausfällt und durch Anton Müller ersetzt werden mußte. Bis dahin war Gerster wohl der einzige Chemnitzer, der neben Kampfkraft auch einen Hauch von spielerischer Klasse (guter Freistoß in der 7. Minute) anzubieten hatte. Diese Klasse und auch etwas Glück fehlten Schlosser, als er in der 36. Minute den Ausgleich kurios vergab: Sein Solo in Richtigung Holstein-Tor endete erst am Tormann, dann am rechten Pfosten und dann wieder an Michael Frech. Aber auch Kiel war nicht mit Fortuna im Bunde, denn kurz vor der Pause vergeigte Jan Hoffmann frei vor Klömich. Aus den Würstchenbuden-Gesprächen der Nörgelrentner zur Halbzeit konnte man entnehmen, dass Holstein Kiels Leistung bis dahin "etwas dünn" war. Auch die Presse attestierte später beiden Mannschaften "Flipperfussball".

War in der ersten Hälfte das Spiel noch ausgeglichen, so änderte sich das Bild ab der 46. Minute komplett. Der Chemnitzer FC kam mit Wut im Bauch aus der Kabine und schnürte die Störche bis zur 90. Minute in deren Hälfte ein. Teilweise entstand ein regelrechtes Powerplay um den Kieler Strafraum herum, an dem sich bis auf zwei-drei absichernde Spieler alle Himmelblauen beteiligten. In der 73. Minute erzitterte der Querbalken, als Edelfuß Schlosser einen Freistoß abschoß. Während nun inzwischen wohl das gesamte Stadion den Chemnitzer Ausgleich erwartete, fingen sich die Himmelblauen einen weiteren Konter ein. Soeben hatte ein Landregen eingesetzt und verwandelte das Stadion in eine graue Landschaft. Tim Siedschlag erlief sich einen Steilpass, liess den bis dahin sehr guten Anton Müller stehen und schoß aus 20 Metern das Spielgerät in die rechte obere Ecke. Respekt, das war ein Traumtor! Damit waren alle Messen gesungen, auch wenn die Chemnitzer mit einem Boltze-Elfmeter noch einmal zurückkamen und bis zum Schlusspfiff die Köpfe nicht hängen ließen. Die angereiste Babelsberger Spionageabteilung wird sich notiert haben, dass die Sachsen bis zum Strafraum eifrig, aber erfolglos spielten. Kellig und Sonnenberg spielten glücklos und konnten sich nicht entscheidend durchsetzen. Nicht ein Schuss kam auf das Holstein-Tor aus dem Spiel heraus!

Während Trainer Schädlich nach dem Abpfiff bemerkte, dass man solche nur Spiele verliert, wenn man unten steht, stellt sich die Frage, wie es weitergehen soll ohne Kreativspieler im Mittelfeld. Auch im Sturm reicht der Einsatz des Duos Kellig/Sonnenberg nicht aus, um einer erfolgreichen Spielgestaltung auch das entsprechen Spielresultat hinzuzufügen. Zur Zeit sieht es so aus, dass sich Babelsberg am nächsten Spieltag nur hinten rein stellen muss, um drei Punkte aus Chemnitz mit nach Hause zu nehmen.

Wertung: 2,5

Beste Himmelblaue: Müller, Boltze

7. Spieltag - Regionalliga Nord - Saison 2008/2009
Mittwoch, 08. Oktober 2008, 16:30 Uhr
Holstein-Stadion, Kiel
Zuschauer: 2.336
Schiedsrichter: Stor (Aerzen)
Holstein Kiel
T Frech
A Hummel
A Boy
A Schyrba
M Großöhmichen (78. Petersen)
M Vujcic
M Lartey
M Nouri
M Jürgensen
S Wulff (65. Siedschlag)
S Hoffmann (89. Brückner)

Trainer: Vollmann
Chemnitzer FC
T Klömich
A Thönelt
A Emmerich
A Baumann
M Löwe (65. Sieber)
M Gerster (31. Müller)
M BoltzeGelbe Karte
M KunertGelbe Karte
S Schlosser
S Kellig (65. Bachmann)
S SonnenbergGelbe Karte

Trainer: Schädlich
Tore
1:0 Lartey (23.)
2:0 Siedschlag (82.)
2:1 Boltze (84./Foulelfer)