Spielbericht

16. Spieltag - Regionalliga Nord - Saison 2008/2009
Chemnitzer FC
Chemnitzer FC
1:1
SV Wilhelmshaven
SV Wilhelmshaven

Momente, für die man ins Stadion geht

von Erik Büttner

Es ist das 2. Adventswochenende, über Chemnitz liegt mal mehr, mal weniger starker Dauerregen. Die Temperaturen um 5° Celsius fühlen sich wie -5° an. Und trotzdem finden 2150 Zuschauer den Weg auf die Fischerwiese. Am Ende des Spiels wissen sie einmal mehr, warum sie sich auch bei solch hässlichen Seiten des Herbstes immer wieder auf die Traversen des Stadions stellen und mit ihrem Chemnitzer FC mitfiebern.

Klömich auf der Hut vor PollokDie Partie beginnt mit leichtem Abtasten der beiden Teams. In Reihen der Wilhelmshaver steht mit Wojciech Pollok der bester Torschütze der Regionalliga Nord. Und der zeigt schnell, dass sein Gegenspieler Mike Baumann mit der Regionalliga seinen Leistungshorizont schon weit überschritten hat. Und so sind es dann auch diese 2 Protagonisten, die die Stimmung im Stadion noch eisiger werden lassen. Beim Klären eines langen Balls auf Pollok semmelt Mike Baumann in ein Luftloch. Der SVW-Stürmer hat keine große Mühe mehr, zu seinem 15. Saisontor zu verwandeln (17.). Die Himmelblauen müssen kurz den Faden des Spiels wiederfinden. Doch ab Minute 25 ist die Partie fest in Chemnitzer Hand. Der CFC drängt energisch auf den Ausgleich, hat aber im Abschluss zu wenig Durchschlagskraft. Benjamin Boltze und Steven Sonnenberg (32. und 43.) haben den Ausgleich auf dem Fuß - in die Pause geht es trotzdem beim Stand vom 0:1.

An den Imbissbuden der Fischerwiese wird Glühwein zum Kassenschlager. Darüber hinaus kann nur die Hoffung auf wenigstens ein himmelblaues Tor die Herzen und Füße erwärmen. Nach dem Seitenwechsel macht Chemnitz dort weiter, wo es davor aufgehört hat - leider auch mit unveränderter Aufstellung. Viele Zuschauer im Rund wünschten sich den Ersatz von Baumann und einem lustlos wirkenden, schwachen Steffen Kellig. Und trotzdem setzt der CFC seine Suche nach dem Ausgleich engagiert fort. Doch das Lied ist das alte: Vor dem Tor bleibt der CFC-Sturm ein laues Lüftchen. Wilhelmshaven steht in der Defensive sicher, setzt auf Konter über die pfeilschnellen Pollock und Storey. Aber auch das Rezept bringt nur einmal fast Erfolg (63.), es bleibt die einzige Chance des SVW nach dem Seitenwechsel. In diesen Minuten stemmt sich einer mit voller Kraft gegen die drohende Niederlage: Steven Sonnenberg. Im Gegensatz zu seinem Sturmpartner Kellig rackert er und wird von Minute zu Minute besser - auch wenn nicht alles gelingen will. Das sind vor allem die Abschlüsse. Mindestens 4 x feuert Sonnenberg Salven auf das SVW-Tor ab, doch entweder verfehlen die ihr Ziel oder der glänzende SVW-Torwart Halilovic weiß mit Können den Erfolg Sonnenbergs zu verhindern.

Förster und Sonnenberg beim TorjubelInzwischen ist auch Försters für Boltzes Benjamin im Spiel. Er bringt frischen Wind in die Partie, kann aber auch nicht verhindern, dass die Hoffnungsfunken auf den Rängen langsam verglühen. Zwar lassen Einzelaktionen, wie die von Sonnenberg, den sterbenden Glauben an Punkte immer mal wieder auflodern und bringen Stimmung in die herbstgraue Fischerwiese. Doch spätestens mit dem Platzverweis für Hendrik Liebers nach der 2. Gelben Karte bekommt Ernüchterung ob der drohenden Niederlage die Oberhand unter den 2150. Die meisten derer finden sich kurz vor Spielende schon mit dem 0:1 ab, einige machen sich schon auf den Heimweg durch den tristen Regen.
Der Sieg für Wilhelmshaven wäre zwar glücklich ob der vielen vergeben Chemnitzer Chancen, jedoch nicht unverdient. Die Nordlichter überzeugen in Halbzeit 1 durch schnelles, direktes Spiel in die Spitze. Nach dem Wechsel kommt das zu kurz, doch mit einer sicheren, geschlossenen Defensivarbeit wird Chemnitz das Leben schwer gemacht. Das ist für die Himmelblauen eh schon schwierig genug, denn immer wieder scheitern die Chemnitzer trotz intensiver Bemühungen der meisten am finalen Pass. Ein Punkt zumindest wäre aber gerecht.

Der souveräne und sichere Schiedsrichter Breitling zeigt 3 Minuten Nachspielzeit an. Doch Sonnenberg scheitert wieder nur. Noch einmal ein Eckstoß für Chemnitz. Der Ball wird verlängert auf Förster. Der Jungspund tanzt 2 Wilhelmshaver Spieler aus und zirkelt dann den Ball von rechts butterweich ins linke unter Eck. Auf Rasen und Rängen entlädt sich in Sekundenbruchteilen die ganze aufgestaute Anspannung in einer Jubeleruption. Freudenschreie zerstören die besinnliche Stille im Chemnitzer Osten. Weihnachtliche Nächstenliebe wird durch innige Umarmungen des Nächststehenden auf der Traverse praktisch umgesetzt. Es ist der Moment, in dem jeder der 2150 weiß, warum er an diesem nasskalten Dezembersamstag wieder zu den Himmelblauen gekommen ist...

Ein Dankeschön für die Bilder geht an die Fan-Family-Hainichen und an Peggy Schellenberger!

Wertung: 2,5 (flottes Spiel mit glücklichem Ende für Chemnitz)

Beste Himmelblaue: Förster, Sonnenberg, Emmerich

16. Spieltag - Regionalliga Nord - Saison 2008/2009
Samstag, 06. Dezember 2008, 14:00 Uhr
Fischerwiese, Chemnitz
Zuschauer: 2.150
Schiedsrichter: Beitinger (Regensburg)
Chemnitzer FC
T Klömich
A EmmerichGelbe Karte
A BaumannGelbe Karte
A KunertGelbe Karte
A LiebersGelbrote Karte
M Müller (80. Sieber)
M Boltze (65. Förster)
M Schlosser
M Wilke
S Kellig
S Sonnenberg

Trainer: Schädlich
SV Wilhelmshaven
T Halilovic
A Nimptsch
A KowalczykGelbe Karte (84. Diamesso)
A Conrad
A Pollok (90. Kappler)
M Beyer (74. Azizi)
M Suchy
M Storey
M Zinke
S GaeblerGelbe Karte
S Bourgault

Trainer: Ekmescic
Tore
0:1 Pollok (17.)
1:1 Förster (90.)

Besondere Vorkommnisse:
Gelb-Rote Karte für Liebers (78.)