Zaungäste im Wald: Die Ultras Chemnitz
„Die Nummer 1 der Stadt sind wir!“, intonierten die Ultras Chemnitz nach dem 1:0-Führungstreffer für den Chemnitzer FC. Zumindest diese Frage ist in diesem ersten Pflichtspiel zwischen dem VfB Fortuna und den Himmelblauen deutlich geklärt worden. Mit 5:1 besiegte der CFC die Männer von der Chemnitztalstraße.
Das orakelte Chaos an der Chemnitztalstraße blieb aus. Parkplätze waren reichlich vorhanden, viele Städter hatten wohl Bus und Fahrrad zur Anreise genutzt. Auch der Vorverkauf trug Früchte, Schlangen an Kassen suchte man vergeblich. Allerdings säumten dann auch nur 1503 Zuschauer den Platz im Chemnitztal. Mehr Besucher hätte das Stadion in jedem Fall locker vertragen.
Erster kleiner Überraschungsmoment war der Umbau der Startelf von CFC-Trainer Gerd Schädlich. Der erst am Freitag verpflichtete Frank Gerster durfte bereits von Beginn an ran. Dafür rückte Jörg Emmerich in die Innerverteidigung, Mike Baumann nach außen. Kein Platz mehr gab es da für Tobias Becker, der zunächst wie erneut Steven Sonnenberg der Partie von der Bank aus beiwohnen musste.
Die Himmelblauen kamen schwer in die Partie. Der VfB drehte wie zu erwarten war auf, ging engagiert und bissig zu Werke. Damit brachte er den Regionalligisten bereits in der 3.Minute mit einer Ecke bei herrlichem Spätsommerwetter ins Schwimmen. Der CFC agierte dagegen pomadig und ungenau. Sämtliche Anspielversuche auf die Angreifer, waren es nun Flanken, Pässe, Ecken oder Freistöße landeten bei den Abwehrleuten der Hausherren oder dessen Torwart. So benötigte die Schädlich-Elf dann auch eine reichliche Viertelstunde um den ersten nennenswerten himmelblauen Torversuch zu produzieren. Nach etwa 25 Spielminuten hatten sich die meisten der Gästespieler endlich auch geistig auf dem Rasen eingefunden, entsprechen druckvoller wirkte das himmelblaue Spiel. Bisweilen warfen sich die Fortunen nun in die Schüsse der CFC-Angreifer hinein, um das drohende Tor zu verhindern. Trotzdem gelang es dem VfB insbesondere bei Standards Nadelstiche zu setzen.
Und dann 5 Minuten vor der Pause kam, was sich mittlerweile angedeutet hatte - der CFC markierte die 1:0 Führung. Baumann war nach Gerster-Freistoß und Kellig-Ablage per Kopf erfolgreich. Da hatte der Abwehrmann wenigstens in der Offensive mal einen lichten Moment. Dass es zum Halbzeitpfiff durch einen mäßigen Schiedsrichter Fritzsch bei diesem einen Tor blieb, war dem Pfosten (bei Schuss von Felix Bachmann/43.) und CFC-Torwart Sebastian Klömich (gegen Grube/44.) geschuldet.
Frank Gerster (re.) fügte sich gut ein, motiviert hier seine Mitspieler
Nach dem Seitenwechsel machte der Chemnitzer FC Nägel mit Köpfen. Zunächst fand Schlosser bei einem Freistoß noch seinen Meister in VfB-Torhüter Tino Kretschmar (50.). Doch dann sah sich der Gäste-Schlussmann dem völlig freien Benjamin Boltze gegenüber, der einen Schlosser-Pass ins Tor einschob (51.). Damit schien die Partie gelaufen, doch 2 hatten noch etwas dagegen. Das war zum einen Danilo Hänel, der ein Duell mit Marcel Wilke für eine Flugeinlage nutzte. Zum anderen spielte Schieri Fritzsch im Sinne der Gastgeber mit und zeigte auf den Elfmeterpunkt. Der vermeintlich Gefoulte selbst trat an und vollstreckte sicher (56.). Damit der Elfmeter jedoch nicht genug. Im gegenüberliegenden Strafraum hinderte Jörg Laskowski Schlosser mit einem Schubser an einem Kopfball. Auch das zog einen Strafstoß nach sich - Boltze netzte zum 3:1 ein (63.).
Nun spielten die Himmelblauen die Partie einigermaßen locker hinunter, was auch durch das Schwinden der Kräfte auf Seiten der Fortunen begünstigt wurde. Von einer 2-Klassen-Überlegenheit fehlte jedoch weiterhin jede Spur.
Gerster verließ nach 75. Minuten leicht angeschlagen aber mit einem positiven Eindruck das Feld. Boltzes Hattrick (78.) verhinderte die Querlatte, dafür trafen Sonnenberg (79.) und Kellig (79.). Kellig war die Erleichterung über den Treffer deutlich anzusehen - bleibt zu hoffen, dass ihm das Tor Selbstvertrauen gibt. Denn nach wie vor überzeugt Kellig nicht. Allerdings fehlt ihm auch weiterhin entsprechende Vorarbeit aus dem Mittelfeld.
Das ist auch das Hauptmanko der Himmelblauen. Viel zu wenig der Zuspiele auf die Stürmer finden ihren Adressaten. Darüber hinaus fehlen überraschende, kreative Momente. Stur wird
das Flügelspiel aufgezogen, worauf sich der Gegner schnell einstellen kann. Schädlichs Experiment mit Emmerich in der Innenverteidigung sah nicht schlecht aus, auch wenn man über Baumanns Rolle nachdenken muss - der CFC-Kapitän bleibt ein hoher Unsicherheitsfaktor.
In einer Woche, in Oberneuland werden die Himmelblauen wieder mehr gefordert sein. Für das Training bis dahin hat Gerd Schädlich sicher wieder viel Anregungen mitgenommen.