Richtiges Hannover gewinnt gegen falsches Hannover mit 2:0
von Lenny
Das war dann wohl nix mit dem Projekt "Tabellenführung": Gegen die zweite Mannschaft von Hannover 96 verlor der Chemnitzer FC am Dienstag mit 0:2 - und wurde damit wieder auf den Boden der Tatsachen zurückmanövriert. Die Höhenluft nach dem Babelsberg-Spiel tat überhaupt nicht gut. Die Niederlage sollte aber nicht der einzige Fauxpas an diesem tristen Abend bleiben.
Bereits beim Einmarsch der Mannschaften - Gerd Schädlich vertraute den SVB-Bezwingern; auf Seiten der 96er standen 5 Profis in der Anfangsformation - trauten die knapp 100 mitgereisten CFC-Anhänger, welche mit kleinen Fähnchen wedelten und es sich für 5 bzw. 10 Euro im Oberrang gemütlich machten, ihren Augen nicht. Es liefen zwar 22 Herren auf das Feld, jedoch trugen alle - und das verwunderte - Trikots von Hannover 96! Der Gastgeber präsentierte sich in rot, während die Gäste in weißen Farben aufliefen. Hintergrund dieses merkwürdigen und einmaligen Bildes war der Umstand, dass sich die eigentlichen Trikotsätze - Hannover: viel Rot und wenig Schwarz; Chemnitz: viel Schwarz und wenig Rot - zu sehr ähnelten. Bemerkenswert ist an diesem Kuriosum auch, dass sich der CFC vor dem Spiel mit Hannover verständigt hatte, nur seine dunklen Away-Trikots einzupacken. Doch kurz vor 18 Uhr kam Hannover nicht in Weiß, sondern eben in Rot-Schwarz aus seiner Kabine.
Und dabei machten im Duell der Tabellennachbarn - Chemnitz auf Platz 5, Hannover Rang 6 - die "weißen" Hannoveraner, in dem Fall: der Chemnitzer FC, zu Beginn den besseren Eindruck, jedoch sollten, mit Ausnahme der Möglichkeiten vom Sturmduo Hampf (12.) und Jansen (33.), kaum größere Chancen herausspringen. Selbst die vielen Standardsituationen, welche in letzter Zeit regelmäßig für Gefahr sorgten, verpufften am heutigen Abend im großen AWD-Tempel zu leichtfertig. Bis zum Pausenpfiff sahen die - und das sind weniger als das letzte Mal - 302 Zuschauer, darunter waren unter anderem auch Sven Köhler, Lorenz-Günther Köstner sowie Dieter Hecking namenhafte Kiebitze, größtenteils ein ausgeglichenes Spiel, welches sich vordergründig im Mittelfeld austobte. Allerdings sorgte eine klitzekleine, himmelblaue Unachtsamkeit auf der linken Seite, auf welcher Tobias Becker und Chris Löwe agierten, für die glückliche Führung der Platzbesitzer. Nach einer gut vorgetragenen Angriffsstafette wurde eine flache Flanke in den Rückraum des Strafraums geschlagen, von wo aus Hoose - wenn auch mit etwas Dusel, sein unplatzierter Schuss wurde unhaltbar abgefälscht - in der 44. Minute unbedrängt einnetzen konnte.
Tore zu einem psychologischen ungünstigen Zeitpunkt sind immer äußerst bitter, das weiß ein jeder. Dessen ungeachtet ließ sich ein unveränderter CFC nach der Pause aber nicht beirren und wollte - wie schon beim letzten Auftritt in der Hauptstadt Niedersachsen - den Rückstand egalisieren; trotz dass die nötigen Mittel eher spärlich gesät waren, bestand durchaus - Hannover zeigte sich keineswegs so sattelfest - die Möglichkeit den Ausgleich zu erzielen. Allen voran Jansen (54./68.) hätte nach der Pause den Ausgleich sorgen müssen, jedoch war unserem erfolgreichsten Torschützen dieses Mal irgendwie das Glück leider nicht so hold, wie in den beiden Spielen zuvor. Auf der Gegenseite - und irgendwie musste es in diesem Fall so kommen - sah dies hingegen ein stückweit anders aus: 10 Minuten vor Schluss machte Lindner der Sack zu und schoss die Seinigen zum zweiten 2:0-Sieg in Folge, was damit unsere erste Saison-Pleite, welche eindeutig vermieden hätte werden können, besiegelte. Gerd Schädlich resümierte im Anschluss, dass Hannover der verdiente Sieger war, vor allem weil seine Mannschaft die notwendige Konsequenz vermissen ließ. Im entscheidenden Moment war man stets einen Schritt zu spät als der Gegner.
Ein Dankeschön für Bericht und Bilder geht an Lenny vom Team cfcfans.de !!
Pressestimmen
MDR-OnlineChemnitz lässt in Hannover Punkte liegenBeide Teams boten sich vor nur 302 Zuschauern in der 49.000 Zuschauer fassenden Hannoveraner AWD-Arena über weite Strecken eine ausgeglichene Partie. [..] Die beste Chance vor der Pause hatte der Chemnitzer Jansen, der eine gute Eingabe von Becker jedoch knapp verpasste (42.) In diese CFC-Druckphase fiel aber die Führung für das mit fünf Lizenzspielern gespickte 96er-Team: Hoose traf zu einem ungünstigen Zeitpunkt kurz vor der Pause aus zwölf Metern (44.).
Auch nach dem Wechsel zeigte sich das gleiche Muster. Nach verhaltenem Beginn wurde der CFC besser, kam aber kaum zu Chancen und kassierte schließlich einen Konter: Lindner traf nach Zizzo-Vorlage (74.) aus 14 Metern zur Vorentscheidung. [..] Nach dem 0:2 gab sich Chemnitz bis zum Abpfiff nicht auf, Zählbares sprang aber bis zuletzt nicht heraus.
Trainerstimmen
Andreas Bergmann (MDR-Online):"Ich denke auch, dass unser Sieg verdient war. In den ersten 25 Minuten wirkte meine Mannschaft noch nervös und unsicher. Da sind wir noch nicht richtig ins Spiel gekommen, spielerisch war ich da nicht zufrieden. Nach der Pause hätten wir dann noch weitere Tore erzielen können. Jetzt haben wir Zeit, durchzuatmen und uns in Ruhe auf das Spiel gegen Wolfsburg vorzubereiten."
Gerd Schädlich (MDR-Online)"Insgesamt gesehen haben wir verdient verloren, obwohl wir im Feldspiel gleichwertig waren. Aber dort, wo die Spiele entschieden werden, haben wir ohne letzten Biss agiert. Dort haben wir gegen die junge und spielstarke Hannoveraner Mannschaft die Quittung bekommen. Der eine oder andere meiner Spieler hat den Sieg von Sonnabend gegen Babelsberg offensichtlich nicht richtig eingeordnet."