Spielbericht

19. Spieltag - Regionalliga Nord - Saison 2010/2011
Hertha BSC Berlin II
Hertha BSC Berlin II
2:0
Chemnitzer FC
Chemnitzer FC

CFC verliert Spiel und Kapitän

von Pierre Schönfeld

Spitzenreiter! Spitzenreiter! - schallte es am Ende der Nachholepartie über den Platz des Amateurstadions. Fast schon trotzig klangen die Sprechchöre aus dem Gästeblock. Dabei hatte ihre Mannschaft nicht gerade wie ein Aufstiegsaspirant gespielt. Am Ende durfte der Tabellenzehnte aus Berlin über einen sicherlich überraschenden 2:0 Heimerfolg jubeln und stolz darauf sein, den Himmelblauen ihre erste Auswärtsniederlage beigebracht zu haben.

Ein eisiger Wind pfiff über den im Schatten des Olympiastadions liegenden Amateurplatz. Trotzdem fanden sich zur arbeitnehmerunfreundlichen Zeit von 16 Uhr immerhin 602 Zuschauer, darunter mehr als einem Drittel Anhänger der hellblauen Farben, ein. Gesichtet wurde auch einige bekannte Nasen aus der Fußballwelt, u.a. waren Hertha-Chefcoach Markus Babbel, Leverkusens Nachwuchschef Jürgen Gelsdorf und Ex-CFCer Andy Biermann am Start.
Die ersten Minuten gehörten klar der Abteilung "Attacke", Unterabteilung Flügelspiel. Insbesondere über die linke Aussenbahn wurde Druck in Richtung Hertha-Gehäuse aufgebaut, doch die Vorlagen von Garbuschewski, Löwe oder Fröhlich wurden entweder abgeblockt oder erreichten ihr Ziel nicht. Tüting hatte in der 9. Minute die größte Chance zur Führung für die Guten, doch seinen Schuß parierte der Schlussmann der Herthaner.
Nach 10 Minuten legte sich der himmelblaue Angriffssturm und die Partie verlagerte sich ins Mittelfeld. Hertha kam besser ins Spiel und deutete mit Fernschüssen und schnellen Kontern an, dass sie gewillt waren Salz in die Chemnitzer Aufstiegssuppe zu streuen. Nach einer halben Stunde nahm das Unheil in Gestalt von Herthas Stürmer Kargbo seinen Lauf. Eben jener stand plötzlich frei vor Schmidt und schob humorlos zum 1:0 für die Berliner ein. Zehn Minuten später flatterten dem selben Spieler zum Glück die Nerven als er bei einem Konter wieder allein vor Schmidt auftauchte, diesmal das Leder aber über den Kasten drosch. So ging es mit dem knappen Rückstand in die Pause.

Der Beginn der zweiten Halbzeit ähnelte dem der ersten. Wieder waren die Himmelblauen sofort am Drücker. Doch irgendwie wars an diesem Tage wie verhext - Fröhlich hätte in der 52. Minute den Ausgleich machen müssen, mit seinem Schuss aber an Burchert scheiterte. Das Runde wollte einfach nicht ins Eckige - zumindest nicht in das preußische. Zu allem Überfloß flog nach einer knappen Stunden auch noch Abwehr-Chef Richter mit Rot vom Platz als er Dardai kurz hinter der Mittellinie umsenste. Der CFC mühte sich trotz Unterzahl weiter, so hatte der eingewechselte Dobry Pech mit seinem Kopfball, der über das Tor ging (71.). Schädlich setzte nun zwangsläufig voll auf Offensive, brachte Schlosser und Pesolat ins Spiel. Auch auf der anderen Seite wurde gewechselt. Junior Torunigha, der einst beim CFC das Fussballspielen erlernte, stürmte nun für die Hertha Bubis und prüfte gleich Schmidt mit zwei Fernschüssen. Der CFC stemmte sich gegen die drohende Niederlage - doch Dobry köpfte aus guter Position nur neben das Tor, statt hinein (78.). Dann war es Tüting, der zum Solo ansetzte jedoch in Burchert seinen Meister fand (81.). Wenn Du vorne die Buden nicht machst, dann kriegst Du hinten einen rein - diese alte Fussballerweisheit sollte sich auch diesmal bewahrheiten. Der Club warf alles nach vorn und in den freien Raum stieß unter den Augen seinen Vaters und in Chemnitz noch gut bekannten Otscho, Junior Torunarigha, der Schmidt mit überlegtem Schuß keine Abwehrchance ließ. Damit war der Drops gelutscht und die zweite Saisonniederlage besiegelt.

Fazit: Fahrten zur zweiten Mannschaft von Hertha lohnen sich für unseren Club nicht. Das weiss man schon seit dem vermaledeiten Pokalhalbfinale Anno 1993. Und da die kleine Hertha nicht absteigen will, kanns für den CFC nur eine Richtung geben: ab nach oben in Liga 3. Doch damit dieser Traum am Ende auch Wirklichkeit wird, müssen die Jungs sich wieder straffen und 100 Prozent Leistung abrufen. Mit halber Kraft steigt man nicht auf…

Wertung: 3,5

Bester Himmelblauer: Sträßer

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Trainerstimmen

Karsten Heine (MDR-Online):
"Am Ende ein durchaus nicht unverdienter Sieg für uns. Es ist uns gelungen, die Stärken der Chemnitzer, sprich das gute Flügelspiel, zu unterbinden. Wir haben auch wenige Standardsituationen zugelassen, bei denen die Chemnitzer immer sehr gefährlich sind. Das war der Schlüssel zum Erfolg."

Gerd Schädlich (MDR-Online)
"Wir sind natürlich enttäuscht über diese Niederlage. Meine Mannschaft hat es leider zu Beginn des Spiels nicht verstanden, aus einer Reihe guter Gelegenheiten den Führungstreffer zu erzielen. Danach offenbarten wir auch noch in der Defensive ein paar Nachlässigkeiten, die uns in Rückstand brachten. Eine Niederlage, aus der wir unsere Schlussfolgerungen ziehen. Aber wir wissen auch so, dass wir uns jeden Erfolg wieder hart und neu erarbeiten müssen."

19. Spieltag - Regionalliga Nord - Saison 2010/2011
+++ Nachholespiel +++
Mittwoch, 16. März 2011, 16:00 Uhr
Olympiapark-Amateurstadion, Berlin
Zuschauer: 602
Schiedsrichter: Rohde (Rostock)
Hertha BSC Berlin II
T Burchert
A Knoll (86. Brecht)
A Holland
A Kurtaj
A Kargbo
M Neuendorf (72. Scheffler)
M Brooks
M DardaiGelbe Karte
M Scheel
S Schulz (57. Torunarigha)
S Morack

Trainer: Heine
Chemnitzer FC
T Schmidt
A Bankert (75. Peßolat)
A RichterRote Karte
A Trehkopf
A Schaschko (75. Schlosser)
M SträßerGelbe Karte
M Tüting
M Garbuschewski
M Löwe
S Fröhlich (63. Dobry)
S FörsterGelbe Karte

Trainer: Schädlich
Tore
1:0 Kargbo (35.)
2:0 Torunarigha (84.)

Besondere Vorkommnisse:
Rot für Richter (62./grobes Foulspiel)