Der FC Hansa verschlief förmlich die erste Halbzeit
Einen Punkt wollten die Karl-Marx-Städter auf jeden Fall aus Rostock mitnehmen; den Punkt, der sie schon gegen alle Wechselfälle an den beiden letzten Spieltagen des Meisterschaftsjahres 1966/67 sichern sollte. Dementsprechend sah ihr Spiel in der ersten Halbzeit aus. Und daß man Safety first nicht nur in der eigenen Hälfte, sondern optisch gefälliger auch in der des Gegners spielen kann, zeigten Trainer Horst Scherbaums Männer im Ostseestadion. Die Bemerkung eines recht sarkastisch eingestellten Rostockers auf der Pressetribüne "Sie machen ihr Spielchen mit uns" traf den Kern der Dinge, die sich unten auf dem Rasen abspielten. [..]
Indessen die Rostocker in ihrem zerfahrenen, zerrissenen Spiel auch noch außerordentlich schlecht schossen, nutzten die Gäste schon ihre erste große Chance. Sackritz, wohl in der Angriffsunterstützung stark, aber im Zweikampf mit Vogel zumeist der Unterlegene, hatte einmal mehr das Nachsehen gegen den Nationalmannschafts-Linksaußen. Der schoß sofort, zielsicher und scharf, den Rest besorgte der flinke Lienemann im Nachsetzen. Es war die entscheidende Szene für die Entscheidung dieses Spiels und der Rest des Meisterschaftsweges der Karl-Marx-Städter, dessen Gradlinigkeit über eine ganze Saison hinweg schlechthin beeindruckend genannt werden kann. [..]
Der FC Hansa hatte die erste Halbzeit verschlafen, in der zweiten brachte ihn die konzentrierte Abwehr des Gegners und die Unfähigkeit seiner Stürmer, Chancen zu nutzen, um den möglichen Sieg. Zielsichere Schüsse wie der von Drews in der 62. Minute oder Sykoras Direktschuß in der 70. nach der zehnten Rostocker Ecke hatten Seltenheitswert und wurden von Hambeck prächtig gemeistert. Was aber darüber hinaus am FCK-Tor vorbeigeschossen, gespitzelt oder gezogen wurde, bildete einen ganzen Katalog von verpaßten Tormöglichkeiten. Den Schlußpunkt - kurz nachdem Vogel infolge einer Oberschenkelverletzung schon das Feld verlassen hatte - setzten Wruck und Stein, der wohl die meisten Chancen hatte, in den letzten Sekunden. Alle spielerische Steigerung [..], aller kämpferischer Einsatz der Gastgeber konnten sich so nicht auszahlen.
(Otto Pohlmann)
Freie Presse
0:1 - der Meister heißt FCK!
Durch einen Doppelpunktgewinn im Rostocker Ostsee-Stadion holte sich der FC Karl-Marx-Stadt gestern den Titel eines Deutschen Fußballmeisters. Durch den 1:0-Sieg beim FC Hansa ist der Vorsprung des FCK nun so groß geworden, daß die Verfolger ihn nicht mehr aufholen können. Unser Glückwunsch gilt dem neuen Titelträger, der während der gesamten Meisterschaftsserie beständig gute Leistungen bot und die Würde eines Meisters völlig verdient errang. Auch in Rostock bestätigte der FCK seine großartige mannschaftliche Geschlossenheit, seine spielerische und taktische Reife. Von der ersten Spielminute an ließen die Karl-Marx-Städter keinen Zweifel an ihrem Vorhaben aufkommen, sich in Rostock den zum Titelgewinn notwendigen Punkt zu sichern. Sie begannen schnell, brillierten mit genauen Pässen (Erler) und mit großer Entschlossenheit beim Abschluß der Aktionen. Erstaunlich die mannschaftliche Geschlossenheit dieser Elf, in der es keinen einzigen schwachen Punkt gab. Sie trumpfte sehr selbstsicher auf und bestimmte in der ersten Halbzeit souverän das Geschehen. Ausdruck der Überlegenheit war das 1:0 durch den schnellen, kreuzgefährlichen Lienemann (19.), der aus kurzer Distanz Pfennig im Tor der Gastgeber überwand. [..]
(Rolf Herzer)
Sportecho
Erste Gratulation in Rostock
[..] Schossen die Hanseaten schon vor der Pause erbärmlich schlecht und dazu noch einseitig alles auf die rechte Seite hin, so wurden sie dafür in der zweiten Halbzeit noch zusätzlich mit einer ganzen Reihe unglücklicher Schüsse bestraft. W. Wruck, Sykora, Madeja, Stein, wieder Wruck, Drews, Stein notierten wir allein von der 47. bis zur 64. Minute. Sie versuchten ihr Heil mit mehr Entschlossenheit und Genauigkeit als zuvor, Hambecks ausgezeichnetes Stellungsspiel oder aber die fehlende letzte Zielsicherheit versagten den Erfolg. [..] Beim Schlußpfiff jubelnd aufeinander zueilende Sieger, die ersten Glückwünsche für den Fußballmeister 1966/67 auf dem Feld und über den Stadionlautsprecher, Beifall von den Rängen, den die Enttäuschung über die Tor-Erfolglosigkeit der eigenen Mannschaft etwas dämpfte. Trainer Scherbaum und seinen Spielern auch den Glückwunsch des "Deutschen Sportechos". Sie haben auch das letzte Stückchen Weg zum Meistergipfel ganz aus eigener Kraft geschafft.
0:1 Lienemann (20.): Vogel kämpft sich auf der linken Strafraumseite gegen Sackritz durch. Den scharfen Schrägschuß läßt Pfennig abprallen. Im Zweikampf mit Seehaus kann Lienemann den Ball aus wenigen Metern Entfernung über die Linie stoßen.
(Otto Pohlmann)
24. Spieltag - DDR-Oberliga - Saison 1966/1967 Sonntag, 07. Mai 1967, 16:00 Uhr Ostseestadion, Rostock Zuschauer: 14.000 Schiedsrichter: Halas (Berlin)
FC Hansa Rostock T Pfennig A Sackritz A Rump A Sykora A Pankau M Seehaus M Madeja M Stein S W. Wruck S Habermann S Drews
Trainer: Gläser
FC Karl-Marx-Stadt T Hambeck A Rüdrich A Feister A P. Müller A A. Müller M Hüttner M Schuster M Posselt S Lienemann S Erler S Vogel