Spielbericht

25. Spieltag - 2. Bundesliga - Saison 2000/2001
Chemnitzer FC
Chemnitzer FC
2:3
Alemannia Aachen
Alemannia Aachen

Beste Saisonleistung des CFC, aber wieder keine Punkte

von Frank Neubert

Was für Gründe gibt es eigentlich, sich zum Sonntagnachmittag das Heimspiel des Tabellenletzten der zweiten Bundesliga anzutun? Ist es der Hardcorekick, sich dem mitleidigen Lächeln der Nachbarn entgegenzuwerfen, oder einfach nur der Mangel an anderen Interessen? Wie auch immer, 3200 Zuschauer in der Fischerwiese fanden sich als Leidensgefährten zusammen und sollten dort bestens unterhalten werden. Aber vielleicht war es ja auch nur der Glaube an die simple Mathematik, welche aus statistischen Gründen schon lange mal wieder für einen CFC-Sieg sprach.

Mit dem Anpfiff sahen die Fans erst einmal eine Phase des kurzen gegenseitigen Abtastens. Chemnitz durchweg bemüht, das Spiel in den Griff zu kriegen. Aachen versuchte dagegen zu halten, Eugen Hach hatte seine Mannschaft für das schwerste Spiel des Jahres ("Alle erwarten einen Sieg") gut eingestellt. Aber der CFC fand als Erster den Weg zum Tor - Alexander Tetzner versuchte sich in der 5. Minute mit einem Seitfallzieher, welcher das Ziel aber weit verfehlte.
In den Folgeminuten wurde dem erstaunten Publikum klar, das dies kein Strohfeuer war und der CFC weiter am Drücker bleiben wollte. Aachen spielte zwar mit, aber die Hausherren zeigten sich in guter Verfassung und rissen das Spiel mehr und mehr an sich. Libero Sobiech hielt seine Abwehr zusammen, und im Mittelfeld zogen Oswald, Renn und Tetzner einsatzfreudig ihre Kreise. Nach einer halben Stunde dann auch die erste Großchance für den agilen Kujat - leider schlenzt er den Ball von halblinks am rechten Pfosten vorbei neben das Tor. Kurz darauf wieder der Held vom 99'er Aufstiegsspiel - ein Zuspiel aus dem Mittelfeld schickt ihn in die Spitze, er stürmt auf den Keeper zu - und schlenzt den Ball aus 2m Entfernung den Torhüter genau in die Arme.
Es war zum Haareraufen - der CFC mit einer wirklich engagierten Leistung, nur die Chancenverwertung entsprach eben der eines Tabellenletzten. Und wie es im Fussball so ist, wer seine Chancen nicht nutzt, muss sich nicht wundern, wenn der Gegner zuschlägt - alter Spruch, aber immer wieder gut. So auch in diesem Spiel - in der 37. min die erste echte Chance für die gegen Chemnitz bisher sieglose Alemannia. Eine Flanke von rechts wird in den Strafraum geschlagen - und Xie Hui ist einen Tick eher mit dem Kopf am Ball als der zögerliche Süssner. 0:1, und das kurz vor der Pause - was solls, als abgehärteter CFC-Fan ist man Kummer dieser Art gewöhnt. Danach Pausentee für die Spieler und eine Wurst für die Fans.

Nach der Pause erwischte Aachen den besseren Start. Vielleicht war Eugen Hach angesichts der CFC-Möglichkeiten doch etwas lauter gewesen, als sein himmelblauer Kollege Dirk Karkuth. Aber die gut agierende himmelblaue Abwehr um Sobiech und Bittermann stand relativ sicher. So mußten die Alemannen wieder einmal auf die Hilfe von Torhüter Süssner warten, welche ihnen in der 53. min auch prompt zuteil wurde. Nach einer Ecke für die Aachener unterläuft Süssner den hereinfliegenden Ball und zum zweiten Male ist Xie Hui zur Stelle und markiert das schmeichelhafte 0:2 für die Schwarz-Gelben.

Wer jetzt gedacht hatte, der CFC füge sich (wie so oft) in sein Schicksal, sah sich getäuscht. Man knüpfte jetzt nahtlos an der guten ersten Halbzeit an, und spielte so richtig mit Wut im Bauch gegen das ungerechte Schicksal. Wütende Angriffe der Himmelblauen, welche Aachen jetzt in der eigenen Hälfte einschnürten. Vor allem die läuferisch starken Tetzner und Oswald machten jetzt viel Druck nach vorn. Hochverdient der Anschlusstreffer in der 56. min, als der Aachener Keeper den Ball nicht unter Kontrolle bringt und Kujat im Nachsetzen endlich auf 1:2 verkürzen kann.
Und das große Treiben ging sofort weiter - der CFC in Angriffs- und Spiellaune, wie in guten alten Zeiten. Die Fans gingen sofort begeistert mit und die 3000 Chemnitzer Zuschauer machten einen Lärm, als ob es um den Aufstieg ging. Die Chancen jetzt im Minutentakt - Oswald köpft in der 57. min an die Querlatte, und in der 65. min haut Kujat das Leder nochmal an den Pfosten - Pech, Unvermögen - von allen etwas. Aber der CFC lebte, und das machte Spass beim Zuschauen - wie lange hatte man auf der Fischerwiese kein fightendes Team mehr gesehen !? Und dann kam doch noch der hochverdiente Ausgleich - nach einer Ecke für den CFC kommt Jan Schmidt unbedrängt zum Kopfball, und dieser springt vom langen Pfosten ins Aachener Tor. Riesenjubel bei den Fans und der Appetit auf 3 Punkte wurden wach.
Der CFC weiterhin stark, aber nicht mehr so zwingend beim Herausarbeiten von Chancen. Podunavac (für Göhlert) und Podzus (für Tetzner) waren mittlerweile im Spiel und orientierten sich nach vorn. Dann die 74. min - Renn springt von hinten am Seitenaus der Mittellinie dem Aachener Caillas in die Füße, sicher keine Absicht, aber trotzdem eindeutig eine rote Karte. Danach ein Bruch im CFC-Spiel, irgendwie war die Luft heraus und beide Gegner übten sich im Mittelfeldgeplänkel.
Dann doch noch ein Angriff des CFC, vorgetragen von Podzus auf der rechten Seite - er geht halbrechts am letzten Aachener vorbei und wird klar zu Fall gebracht. Der Schiedsrichter ließ nun die letzte Konsequenz vermissen und zog sich durch Ziehen der "nur" gelben Karte den Unmut des Publikums zu. Überhaupt erwischte den Unparteiische nicht den besten Tag und pfiff von kleinlich bis inkonsequent die ganze Palette herunter.
Aber es sollte noch ein Tor geben - und zwar den Sargnagel für den Tabellenletzten am heutigen Tag. Bei einem Konter der Alemannia wird die CFC-Abwehr überlaufen, in der Mitte bekommt Diane den Ball zugespielt und überwindet Süssner mit einem gekonnten Schuss aus 8m Entfernung. 2:3 in der 84. Minute - danach ging nix mehr, der CFC war durch die Aufholjagd zum 2:2 einfach zu platt und Aachen war froh, so glücklich über die Runden gekommen zu sein.

Ausdruck des Spielverlaufes dann auch die Reaktionen der Fans. Die Chemnitzer Spieler erhielten trotz der Niederlage aufmunternden Beifall und klatschen in der Fankurve die ob der Leistung zufriedenen Fans ab. Ein Großteil der Aachener Fans dagegen verwehrten ihren Lieblingen den Beifall und übte sich im Zeigen von Zornesfalten und anderen netten Details.

Fazit: Mit dieser Leistung hat der CFC bewiesen, das die Mannschaft sehr wohl in der Lage ist, zweitligatauglichen Fussball anzubieten - nur ist es dafür angesichts der hoffnungslosen Tabellensituation eh zu spät. Ziel sollte sein, mit ähnlich ansprechenden Leistungen endlich einmal wieder Punkte zu erkämpfen, um die aufkommenden Nörgeleien an Präsident und Trainer im Chemnitzer Hinterland sofort im Keime zu ersticken und den Sponsoren das Signal zu geben, daß der CFC in dritten Liga eine gute Rolle spielen wird.

Wertung: 2,5

Beste Himmelblaue: Oswald, Tetzner, Kluge

Pressestimmen

Freie Presse
Bittere Momente für Keeper Süßner [..] Das sechste Heimspiel hat der CFC nun schon in Folge vergeigt. Aber die Art und Weise erklärt, warum das Publikum die Sachsen bis zum Ende unterstützte. Trotz des 0:2 Rückstandes gaben sich die Himmelblauen nie auf. [..] Der Abstieg war aber schon vor dem Spiel besiegelt. Wie man im Programmmheft nachlesen konnte, will sich der CFC spätestens im zweiten Regionalliga-Jahr den Wiederaufstieg zum Ziel setzen.

BILD
CFC 2:3 - Torwartfehler retten Aachens Trainer [..] Trainer Dirk Karkuth: "Endlich hat meine Mannschaft mal Herz gezeigt. Wie sie zwischenzeitlich den Rückstand umgebogen hat, war sehr gut." Man ist ja so anspruchslos.

Aachener Zeitung
Drei Stürmer-Tore versüßen Aachens «grausigen Kick» [..] Was Alemannia bis dahin auf den Rasen gelegt hatte, warf die Frage auf: Wer ist hier eigentlich der fast sichere Absteiger?

Kicker
"Es fehlt uns an Qualität" [..] Betrachtet man nur die Gegentore der Sachsen, so liegt der Verdacht nahe, die designierten Absteiger aus Chemnitz sind nur noch unkonzentrierte Punktelieferanten. Legt man allerdings das Augenmerk auf den Spielverlauf, so kommt man nicht umhin, dem CFC eine gute Einstellung und starken kämpferischen Einsatz zu bescheinigen. [..] "Es wird immer schwieriger, die Mannschaft einzustellen", fügte er (Dirk Karkuth, d. Red.) verärgert hinzu, "in manchen Situationen fehlt uns einfach die Qualität." [..] Hoffnung für die Zukunft macht derzeit nur die intakte Mannschaft, die mit ihrer Moral sogar das leidgeprüfte CFC-Publkium mitriss.

25. Spieltag - 2. Bundesliga - Saison 2000/2001
Sonntag, 11. März 2001, 15:00 Uhr
Fischerwiese, Chemnitz
Zuschauer: 3.200
Schiedsrichter: Kinhöfer (Herne)
Chemnitzer FC
T Süssner
A Sobiech
A Bittermann
A Schmidt
M RennRote Karte
M Kluge
M Göhlert (64. Podunavac)
M OswaldGelbe Karte
M Jendrossek (85. Laudeley)
S Kujat
S Tetzner (69. Podszus)

Trainer: Karkuth
Alemannia Aachen
T Lenz
A Landgraf
A Schmidt
A BashiGelbe Karte
A Heeren
M Lämmermann (90. Bayock)
M IncemanGelbe Karte
M BerchtoldGelbe Karte (65. Hildmann)
M Müller (61. Caillas)
S Diane
S Xie

Trainer: Hach
Tore
0:1 Xie (37.)
0:2 Xie (53.)
1:2 Kujat (56.)
2:2 Schmidt (65.)
2:3 Diane (84.)

Besondere Vorkommnisse:
Rote Karte für Renn (74.)