von Erik Büttner & Frank Neubert
Nach 6 Heimspielen ohne Niederlage musste der Chemnitzer FC am 30. Spieltag eine bittere Niederlage gegen Arminia Bielefeld hinnehmen. Vor 4.750 Zuschauern auf der Fischerwiese war der Aufstiegsaspirant keineswegs besser, nur im entscheidenden Moment durch seinen Toptorjäger Fabian Klos cleverer, der damit auch Verfolger Anton Fink eine Bielefelder Nase drehte. Nach gespielten 93 Minuten feierten die 300 mitgereisten Fans aus dem Bielefeld-Mysterium ihren schmeichelhaften Sieg im Pufferbereich von Block 3, denn nach dem "Rütteltest" der Hansa-Anhänger wurde der aus dem Fundament gerissene und bisher nicht reparierte Gästezaun im Block 2 als Sicherheitsrisiko eingestuft.
Bei sonnigem Wetter auf einer noch von Schnee gerahmten Fischerwiese gab zu Beginn des Spiels der Gast nicht ganz unerwartet den Ton an. Schädlich hatte statt des gelbgesperrten Pfeffer auf der rechten Außenbahn Le Beau und davor Stenzel ins Rennen geschickt. Die Himmelblauen agierten zu kopflos und ermöglichten Bielefeld immer wieder schöne Kombinationen zu spielen. Einzig an zwingenden Torchancen mangelte es dem Gast. Nach gut einer Viertelstunde kam Chemnitz besser ins Spiel und setzte langsam den Aufstiegsaspiranten unter Druck. Zu diesem Zeitpunkt hatte Schiedsrichter Ostheimer - dem CFC bekannt durch merkwürdige Entscheidungen aus dem Spiel bei Dortmund II - das Volk auf den Rängen bereits zum Kochen gebracht und das spätestens in der 30. Minuten zu Recht, als er Chemnitz einen glasklaren Handelfmeter verwehrte. Chemnitz spielte bis zur Pause weiter optisch überlegen, machte aber zu wenig daraus, weil der Abschluss zu umständlich oder ungenau ausfiel.
Nach dem Seitenwechsel ein ähnliches Bild: Das Spiel für ein Topspiel zu zerfahren und chancenarm - ähnlich zwei Boxern, die sich umklammern, statt klare Treffer zu suchen. Nach etwas über einer Stunde kam dann Bielefeld wieder etwas gefährlicher auf, vor allem, weil Chemnitz im Tordrang bisweilen etwas die Verteidigung außer Acht ließ. So hatte der CFC Glück, als Bielefelds Burmeister den Ball freistehend in Pentkes Arme schob und Schiedsrichter Ostheimer der Arminia ein Freistoßtor aberkannte. Das Schiedsrichtergespann hatte fälschlicherweise auf Abseits erkannt. Doch nur Sekunden später lag der Ball regelkonform im Tor. Klos nutze nach einem langen Abschlag seines Keepers eine Unstimmigkeit zwischen Wachsmuth und Pentke (Motto: "nimm du ihn, ich hab ihn sicher") und schob ins leere Tor ein.
Bielefeld schaltete nach der Führung sofort auf den Schau- und Zeitspielmodus um und die himmelblaue Elf fand - wie bereits zuvor - nicht die geeigneten Mittel, die Gästeabwehr aus den Angeln zu heben. Grundsätzliches Bemühen war dem Club nicht abzusprechen, als leidenschaftliches Anrennen konnte man es aber auch nicht bezeichnen. Leichtsinnsfehler wechselten sich mit Stockfehlern ab und so geriet der Gästesieg kaum noch in Gefahr. Nur ein Kopfball vom völlig freien Wachsmuth (90.) ließ den Gast kurz zittern. Selbst Pentke schaltete sich beim letzten CFC-Freistoß vorn mit ein. Zuvor hatte Bielefeld bei einer Handvoll Kontergelegenheiten sträflich vor Pentkes Kasten versagt. Am Ende rissen die Ostwestfalen über den Dreier die Hände in die Höhe, den sie ohne den himmelblauen Bock in der 70. Minute höchstwahrscheinlich nicht hätten feiern können.
Fazit: Der Chemnitzer FC kassiert damit wieder einmal eine mehr als unnötige Niederlage, bei der er zudem noch kräftig mithilft. Es war und ist eine Saison voller Stückwerk. Nächste Woche muss sich das himmelblaue Team wieder ordentlich straffen. Dann geht es wieder um richtig was: Um den Sächsischen Landespokal im Viertelfinale in Eilenburg und das Fernziel DFB-Pokal 2013-14!
Wertung: 3,0
Pressestimmen
MDR-OnlineCFC: Ein Aussetzer entscheidet das Spiel[..] In der 17. Minute hatte der CFC Glück, dass Top-Torjäger Klos nach einer Bananenflanke von Müller aus acht Metern vorbeiköpfte. Danach erwachte endlich auch die Heimelf und fand besser ins Spiel. In der 22. Minute sah es erstmals nach durchdachtem Fußball aus, als Birk per Flanke Förster bediente, dessen Kopfball aber vorbei strich. Kurz danach wurde es erstmals richtig laut im Stadion an der Gellertstraße. Spieler und Fans des CFC forderten Elfmeter! Bielefelds Hornig hatte den Ball im Fallen mit dem Arm berührt. Die Pfeife von Schiedsrichter Lothar Ostheimer aus Pfaffenhofen blieb stumm. Manch ein Referee pfeift das schon mal. [..] Nach dem Wechsel verzichteten die Platzherren auf Schlafeinlagen und legte sofort mit Volldampf los. Jetzt wurde deutlich früher gestört und energischer nach vorn gespielt, doch zu Großchancen führten die Bemühungen nicht. Förster und Fink konnten sich einfach nicht entscheidend durchsetzen. Zudem fehlte im Mittelfeld der Ideengeber. Das ging aber den Bielefeldern nicht anders. [..]
Kicker-OnlineKlos hält Bielefeld im AufstiegsrennenArminia Bielefeld entführte durch einen Treffer von Klos drei Punkte aus Chemnitz. Wichtige drei Punkte, durch die sich die Ostwestfalen auf den zweiten Tabellenrang mit nur einem Punkt Rückstand auf Spitzenreiter Karlsruhe schieben. Zwar war der Sieg nicht unverdient, doch sah man lange Zeit nichts vom Aufstiegsaspiranten, der vom CFC über weite Strecken kontrolliert wurde. [..] Glück für die Arminia dann in der 27. Spielminute: Im Zweikampf spielte Hornig den Ball im Fallen mit der Hand. Die Sachsen forderten Elfmeter, doch die Pfeife des Unparteiischen Lothar Ostheimer blieb zweifelhafterweise stumm. Chemnitz wurde mit zunehmender Spieldauer immer bestimmender, doch blieben die guten Ideen weiterhin aus. [..] Die Partie plätscherte vor sich hin, als Bielefeld völlig überraschend den Ball im Tor der Sachsen unterbrachte: Müllers Freistoßflanke wurde von einem Arminen per Kopf in die Maschen gedrückt, doch Ostheimer entschied äußerst fragwürdig auf Abseits (69.). Noch hatte der CFC Glück, doch was knapp 70 Minuten niemand für möglich hielt, passierte gleich nochmal: Das Leder zappelte erneut in Schlussmann Pentkes Kasten, diesmal regelkonform. Nach einem weiten Zuspiel kam Klos vor Wachsmuth an den Ball, zog auch an Pentke vorbei und schob zum 1:0 ein (70.).[..]
Spielerstimmen
Carsten Sträßer (Freie Presse):"Uns war klar, dass es eine Partie auf Augenhöhe wird, in der Kleinigkeiten über Sieg und Niederlage entscheiden. Dass es am Ende aber so tragisch für uns verläuft, ist doch bitter."
Toni Wachsmuth (Freie Presse)Zum Gegentor: "Das geht klar auf meine Kappe. Ich habe eine Sekunde zu lang überlegt, gehe ich an den Ball oder überlasse ich Philipp die Kugel. Da war es schon geschehen."
Philipp Pentke (Freie Presse)Über das 0:1: "Jeder hat sich auf den anderen verlassen. So etwas geht meistens schief."
Trainerstimmen
Gerd Schädlich (MDR-Online):"Die ersten zehn bis 15 Minuten gehörten Bielefeld, danach haben wir uns ins Spiel gekämpft und waren optisch überlegen. Leider fehlte aber die Durchschlagskraft und Torgefährlichkeit, so dass ich nur bedingt zufrieden war. In der zweiten Halbzeit war Bielefeld besser im Spiel und wir haben uns ein, zwei Mal richtig naiv angestellt und bei der Bielefelder Führung mitgeholfen. Bielefeld ist Sieger, weil wir mehr Fehler gemacht haben."
Stefan Krämer (MDR-Online)"Dieses Spiel hatte zwei unterschiedliche Halbzeiten. In Halbzeit eins war Chemnitz mit mehr Ballbesitz die bessere Mannschaft. Das lag auch daran, dass Chemnitz zu den besten Heimmannschaften der Liga gehört und wir vier Positionen neu besetzen mussten. In Halbzeit zwei waren wir besser, speziell vor unserer Führung, wo ich immer noch gern wüsste, ob das erste Tor wirklich irregulär war. Aufgrund der zweiten Halbzeit geht das Ergebnis in Ordnung."
(77. Jansen)