Spielbericht

Viertelfinale - Sachsenpokal - Saison 2012/2013
FC Eilenburg
FC Eilenburg
0:4
Chemnitzer FC
Chemnitzer FC

Eiskalt ins Pokalhalbfinale

von Erik Büttner

Der Chemnitzer FC ist am Samstag beim FC Eilenburg ins Halbfinale des Sachsenpokals eingezogen. Mit einem weitgehend ungefährdeten 4:0-Sieg setzte sich der Drittligist gegen den Sechstligisten durch. Die Aktiven wie auch die 412 Zuschauer – etwa 150 davon dem CFC getreu - mussten dabei eisigen Temperaturen im Eilenburger Ilburgstadion trotzen.

Die Strafräume und der Mittelkreis waren geschippt - der Rest abgefrästUnd das, obwohl sich der Himmel über Eilenburg im sonnenreichen himmelblau-weiß zeigte. Doch böiger und eisiger Ostwind genau in die Gesichter der Zuschauer auf der Tribüne ließ die -5 Grad Celsius sich noch deutlich kälter anfühlen. Der Platz zeigte sich - ganz dem Pokal huldigend - in grün und weiß. Der FC Eilenburg hatte nämlich das Spielfeld nur in drei Streifen an den Strafräumen und dem Mittelkreis von Schnee geräumt. Auf den restlichen Teilen lagen noch gut 7 Zentimeter des mittlerweile lästigen Weiß. Die CFC-Ersatzspieler versuchten mit Schneeschaufeln noch ein paar Quadratzentimeter mehr in grüne Spielfläche freizulegen, während sich ihre Kollegen aufwärmten.

Für die Partie hatte CFC-Trainer Gerd Schädlich ein paar Umstellungen vorgenommen: Für Toni Wachsmuth spielte Winterneuzugang Jeron Haizameh, für Carsten Sträßer stand Florian Hörnig in der Anfangself und auch Tino Semmer durfte von Beginn an ran und ersetzte Benjamin Förster. Darüber hinaus agierten die gewohnten Akteure. Für Eilenburg stand ein durchaus bekannter Name in der Elf: Tomislav Piplica. Der einstige Cottbuser Torwart ist heute neben seinem Engagement bei den Nordsachsen auch Co-Trainer der bosnischen Nationalelf. In deren Diensten war er am Freitagabend noch im bosnischen Zenica beim 3:1 Sieg seiner Elf über Griechenland unterwegs und landete erst eineinhalb Stunden vor dem Sachsenpokalspiel in Leipzig.

Ein futtersuchender Vogelschwarm auf dem Spielfeld kündigte an, was in den kommenden 90 Minuten Folgen sollte: Ein Schwarm von Toren durch den Chemnitzer Fink. Doch in den ersten Spielminuten kamen zunächst die Gastgeber mit den schwierigen Platzverhältnissen deutlich besser zurecht und kauften dem höher klassigen CFC mit schnellen Zuspielen auf die flinken Stürmer den Schneid ab. Doch die himmelblaue Verteidigung konnte die Angriffe klären und nach reichlich 10 Minuten waren auch die Kräfteverhältnisse geklärt: Bei einem der ersten CFC-Attacken ließ FCE-Verteidiger Denis Kummer das Bein gegen den flinken Sascha Pfeffer stehen und der souveräne Schiedsrichter Taugerbeck aus Dresden zeigte sofort auf den Strafstoßpunkt. Eilenburger Proteste blieben aus und Anton Fink schickte Piplica in die gegensätzliche Ecke – 1:0 für die Guten nach 11 Minuten.
Doch der Landesligist ließ die Köpfe nicht hängen und spielte weiter forsch auf. Aber er ließ seine Chancen fahrlässig liegen; so als Pechvogel Kummer CFC-Torwart Pentke umspielte, seinen Kollegen Victor Hernandez bediente und der den Ball an den Pfosten statt ins leere Tor setzte (15.). Chemnitz zeigte sich abgezockter: Flanke Semmer, Kopfball Fink, Tor - 2:0 (17.). Aber auch damit war dem Landesligisten der Zahn noch nicht gezogen und Pentke bekam weiter Arbeit: Merseburger prüfte den CFC-Torwart hart auf seine Leistung, als er freistehend vorm Tor abzog (34.). Das Eilenburger Dilemma wurde in dieser Phase deutlich: Die Angriffsaktionen sahen mit schönem Kombinationsspiel gut aus, doch im Abschluss haperte es. Dazu zeigte sich die Defensive viel zu häufig ungeordnet und ließ dem Drittligisten gerade auf den Außenpositionen zu viel Raum. Doch nach den beiden Toren nutze das Chemnitz auch nicht mehr so konsequent wie in den ersten Minuten. So ging es beim Stand von 2:0 für die Himmelblauen zum Pausentee.

Eilenburgs Keeper Piplica mit einem seiner berühmten AusflügeNach dem Seitenwechsel konnte Eilenburg nicht mehr an seine Leistung aus der ersten Halbzeit anknüpfen. Der CFC verstand es nun deutlich besser, die schnellen Angriffe der Eilenburger zu unterbinden und machte nach etwas über einer gespielten Stunde den Sack zu: Zunächst traf Kegel aus 18 Meter, nach dem der Ball zurück gelegt und bei seinem Schuss auch noch von Maruhn abgefälscht wurde (62.). Dann vervollständigte Fink zum Dreierpack, als er aus dem Strafraumgestocher heraus zum 4:0 vollstreckte.
Damit war der Gastgeber erlegt, auch wenn er noch zappelte. Eilenburg beschränkte sich nun weitgehend auf die Verhinderung weiterer Gegentore und Chemnitz ließ die Zügel etwas lockerer. Das war nicht zuletzt den Wechselspielchen von Gerd Schädlich geschuldet: Zunächst ersetzte Makarenko den wieder einmal fahrlässig in der Chancenverwertung agierenden Landeka (62.). Später kamen Wachsmuth für Kegel sowie der 17-jährige Mauersberger für Pfeffer (beide 71.). Und Mauersberger zwang in seinem Männer-Debut-Spiel dann Piplica zu einer seiner berühmten Dribbelaktionen, die für den Torhüterveteran auch um ein Haar schief gegangen war und vom Chemnitzer Publikum mit etwas spöttischen Sprechchören bedacht wurde.

Als Schiedsrichter Taugerbeck dann um 15:50 Uhr die Partie beendete, waren alle nur noch froh, sich schnell aus dem eisigen Stadioninnenraum verabschieden zu können. Die Chemnitzer waren natürlich besonders froh, hatten sie doch den Sieg geholt, wenn gleich das einiger Arbeit bedurfte. Doch es hatte sicher auch keiner erwartet, dass sich der Landesligist kampflos ergibt und gleich gar nicht auf einem Boden, der ihnen sicher mehr liegt als dem Drittligist. Unterm Strich war es aber ein verdienter Erfolg für die Himmelblauen, weil er die Schwächen der Gastgeber eiskalt ausnutzte und die Stärken – wenn auch teilweise mit etwas Glück – egalisieren konnte.
Für den CFC geht es auf hoffentlich dann schneefreiem Spielfeld schon am 3. April im Pokal weiter. Dann wartet die um einiges härtere Halbfinalpartie beim FSV Zwickau.

Bilder: gentleman

Wertung: 3,0 (durchschnittliche Pokalpartie auf schwierigem Boden)

Beste Himmelblaue: Semmer, Fink

Pressestimmen

MDR-Online

Eilenburg verpasst Sensation gegen Chemnitz

[..] Neben dem eisig kalten Wind wehte die große Fußballwelt durch das Eilenburger Stadion. Erst 90 Minuten vor dem Anpfiff war Routinier und FCE-Keeper Piplica auf dem Leipziger Flughafen gelandet. Freitagabend saß er noch als Torwarttrainer auf der Bank bei Bosnien-Herzegowinas 3:1-Sieg gegen Griechenland in der WM-Qualifikation. [..] Nach dem Seitenwechsel zeigte Ex-Bundesligaprofi Piplica eine Glanzparade bei einem Fink-Schuss, als er blitzschnell ins Eck abtauchte (49.). Landeka spitzelte dem 43-Jährigen vier Minuten später den Ball aus der Hand. Danach tänzelte Landeka allerdings zu lang vorm Tor herum und schoss einen zurückgeeilten Eilenburger an. [..]

BILD Chemnitz

Chemnitzer FC ließ sich in Eilenburg nicht austricksen

[..] Der Sachsenpokal wurde zum Eis-Pokal: scharfschneidender Ostwind, gefühlte 15 Grad Celsius unter der Null. Der Platz, nur in den Strafräumen und in der Mitte geräumt, blieb restlich unter Schnee versteckt. Trainer Gerd Schädlich (60) geschockt: "Ich habe viel erlebt und gesehen, so etwas noch nie. Die wollten uns wohl veralbern. Für uns waren diese Bedingungen eine große Motivation, wir haben sportlich sehr akzeptabel geantwortet." Pokal fatal, vorm Anpfiff griffen sogar noch die CFC-Reservisten zum Schneeschieber. Später verriet Anton Fink (25): "Eine Frechheit, was hier angeboten wurde. Selbst die Spieler von Eilenburg sagten, sie hätten gern den Schnee komplett geräumt, aber der Präsident verbot es ihnen." [..]

turus.net

Himmelblauer Sieg bei bitterkalter Hechtsuppe

[..] Für das Pokalmatch gegen die Himmelblauen wurden der Mittelkreis, die jeweiligen Strafräume und die Außenlinien komplett von Eis und Schnee befreit. Auf den Zwischenflächen lag dagegen eine dünne Schneedecke, den oberen Teil hatte man weggefräst. Somit bot das Spielfeld einen kuriosen Anblick. Abrupte Wechsel zwischen Grün und Weiß. [..] Oben auf der Haupttribüne konnte man indes die Kapuze noch enger schnüren. Der Grund: Es zog wie Hechtsuppe. Eisig blies der Wind ins Gesicht. Kein Hauch vom nahenden Frühling. Stattdessen ein Kältegefühl wie beim Spiel Legia Warschau gegen Spartak Moskau an einem Dezemberabend. [..] Was folgte, waren noch einige Chemnitzer Angriffe und ein paar wohlbekannte Ausflüge des aus Bosnien und Herzegowina stammenden Eilenburger Keepers. Die Chemnitzer Fans wurden nun endlich richtig munter, jauchzten und riefen "Piplica! Piplica! Eigentor!" [..]

Freie Presse

Himmelblaue ziehen ins Halbfinale des Fußball-Landespokals ein

[..] Trainer Gerd Schädlich wechselte beim Spielstand von 4:0 A-Juniorenspieler Christian Mauersberger ein. Das 17-jährige Talent kam so zu seinem ersten Pflichtspieleinsatz. Geht es nach Schädlich, könnte der Junioren-Nationalspieler in Zukunft des öfteren Drittligaluft schnuppern, obwohl er auch in der kommenden Saison noch bei den A-Junioren spielberechtigt ist. "Wir wollen Christian gern längerfristig an den CFC binden. Seit vergangener Woche liegt ihm ein unterschriftsreifer Vertrag vor", meinte der Coach am Sonntag. Schädlich weiß aber auch, dass Mauersberger auf der Einkaufsliste von höherklassigen Vereinen steht. "Ich hoffe, er entscheidet sich für uns. Hier hat er alle Möglichkeiten, sich weiter zu profilieren", fügte Schädlich hinzu. [..]

Trainerstimmen

Olaf Schaller (MDR-Online):
"Wenn 3. Liga gegen 6. Liga spielt, ist diese Ergebnis irgendwo normal. Das Spiel hatte sicher gewisse Knackpunkte. Dem 0:1 geht ein Fehler heraus, der so nicht passieren darf. Doch Dennis Kummer ist ein junger Spieler. Er lernt daraus. Wir haben im Gegensatz die Chance zum 1:1. Der Ball geht an den Pfosten und wieder im Gegenzug trifft Chemnitz. Damit war das Spiel entschieden. Aber wir haben uns gewehrt, haben mutig gespielt und gekämpft. Wie wir aufgetragen sind, das war in Ordnung."

Gerd Schädlich (MDR-Online):
"Ich bin erst einmal zufrieden, dass wir die nächste Runde erreicht haben. Eilenburg hat uns mit dem grün-weißen Rasen zusätzlich motiviert, wie das Ergebnis dann auch gezeigt hat. Fußball spielen können sie auch in Eilenburg und da ist es normal, dass wir auch mal zwei Chancen zu lassen. Dennoch haben wir verdient gewonnen."

Viertelfinale - Sachsenpokal - Saison 2012/2013
Samstag, 23. März 2013, 14:00 Uhr
Ilburg-Stadion, Eilenburg
Zuschauer: 412
Schiedsrichter: Taugerbeck (Dresden)
FC Eilenburg
T Piplica
A Arndt
A Hofmann
A Hernandez (76. Mende)
A Kummer
M MerseburgerGelbe Karte
M Dietrich
M Radig (81. Miszler)
M Wenk (76. Blümel)
S Maruhn
S Fraunholz

Trainer: Schaller
Chemnitzer FC
T Pentke
A Stenzel
A Bankert
A Hazaimeh
A Birk
M Pfeffer (71. Wachsmuth)
M Hörnig
M KegelGelbe Karte (71. Mauersberger)
M Landeka (64. Makarenko)
S Fink
S Semmer

Trainer: Schädlich
Tore
0:1 Fink (11./Foulelfer)
0:2 Fink (17.)
0:3 Kegel (62.)
0:4 Fink (65.)