Traumtor von König reichte nicht - nach zwei Jahren erste Heimniederlage
von Ronny Licht
Irgendwann musste sie ja kommen - die erste Heimniederlage in Liga 2. Dass es ausgerechnet zur Flutlicht- und TV-Premiere passierte, war unglücklich. Aber verdient - die Geißböcke waren einfach cleverer.
Die ersten verdutzten Blicke der Fans schon am Eingang: In den Kassenhäuschen lagen trotz eines angeblich ausverkauften Spiels noch stapelweise Eintrittskarten. Dass Köln-Coach Ewald Lienen den Platz vom Schnee räumen liess, um seinen technisch besseren Spielern (natürlich ungewollt) einen Vorteil einzuräumen, ist ein anderes Blatt. Der CFC in der ersten Halbzeit gleichwertig. Die Fankurve diesmal kreativ wie selten (Mülltüten, Zettel, mehrzeilige (!) Gesänge), der mickrige Kölner Anhang mit 200 Leuten ruhig. In der 26. Minute bebte die Gellertwiese das erste Mal: Jens König hatte aus gut 30 Metern abgezogen - FC-Keeper Markus Pröll war geschlagen. Gleich zwei Fehler bestimmten die warum auch immer arg erweiterte Nachspielzeit der ersten Hälfte: Erst ein unkorrekter Einwurf von Alexander Tetzner, dann ein dummes Foul von "McLaud" an Ojigwe - den Elfmeter versenkte Lottner souverän. Halbzeit.
Der sensible Schiri Alfons Berg fühlte sich dann von Schneebällen gestört, liess sogar einen Spielabbruch androhen. In der 47. Minute wurde es dann richtig still im engen Rund: Markus Kurth traf per Abstauber zum 1:2. Und danach zeigten die Kölner, warum sie Aufstiegskandidat Nummer 1 in dieser Saison sind. Souverän spulten sie ihr Programm herunter, brachten den frierenden - im Gegensatz zur Mannschaft nicht erstligareifen - Gästeanhang sogar mal zu einem "Auswärtssieg"-Support. Das 1:3 (Traumtor Dirk Lottner, 79.) beendete dann einen kalten, langsam frustrierenden Abend.
Positiv: Die "Uh Uh"-Rufe waren nur noch vereinzelt zu hören, trotz der deprimierenden Niederlage gab´s keine Probleme auf den Rängen.
Fazit: Abhaken, einfach nur abhaken. Der CFC verkaufte sich den 2,1 Millionen Zuschauern als kampfstarker Gastgeber, der gegen die technisch bessere Mannschaft verloren hat. Köln spielte ähnlich clever wie der CFC im Aufstiegs-Jahr - die Parallele dürfte sich am Saisonende bestätigen.
Wertung: 4,0 (Grottenschlechte erste Halbzeit mit kaum Torchancen auf schwer bespielbaren Boden. Einziger Höhepunkt war das Traumtor von König. Erst in der zweiten Halbzeit wurde es etwas besser.)
Beste Himmelblaue: König, Tetzner, mit Abstrichen Ananiev (Fehler beim dritten Tor)
Pressestimmen
Freie PresseTrotz Flutlicht-Premiere zwei Mal geschlafen [..] Die Franke-Elf überzeugte zwar kämpferisch bei der Flutlicht-Premiere im Stadion an der Gellertstraße vor 11.237 fröstelnden Zuschauern, die Kölner wirkten jedoch insgesamt abgeklärter und kombinationssicherer.
Chemnitzer MorgenpostSchade, CFC: Die Flutlicht-Premiere der 'Himmelblauen' ging schief - 1:3 gegen den 1. FC Köln. Dabei ging's so gut los, schoß Jens König ein Traumtor zur 1:0-Führung. Doch dann das Riesenpech im Schnee: Elfmeter für Köln in der Nachspielzeit der 1. Halbzeit. Lottner verwandelte zum 1:1, von da an ging's bergab.
BILD Chemnitz1:3! Ende einer großen Serie. Spitzenreiter 1. FC Köln narrt CFC.
Kölner Express (zum Spiel)Wie man aus keiner Chance ein Tor macht, zeigte dann der Chemnitzer Jens König. Der Mittelfeldspieler des Aufsteigers hielt einfach aus 35 Metern drauf, der Ball flog in Richtung Kölner Gehäuse, wurde länger und länger und schlug am verdutzten und chancenlosen Markus Pröll vorbei ins obere Dreieck ein. Ein Sonntagsschuss am Montagabend. [..] Paukenschlag dann zu Beginn der zweiten Halbzeit, als Markus Kurth die Kölner in Führung brachte. Der FC blieb auch weiterhin überlegen, Lohn der Bemühungen: das 3:1 durch Dirk Lottner. Die Festung Chemnitz war geknackt.
Kölner Express (zum Chemnitzer Publikum)Vor allem das fanatische, leider auch höchst unfaire Publikum sorgte wieder einmal für eine aufgeladene Atmosphäre. Schneebälle wurden auf die Kölner Profis und Verantwortlichen geworfen. Jeder Ballkontakt von Pascal Ojigwe und Moses Sichone wurde mit höhnischem Urwaldgebrüll kommentiert. Unschöne Begleiterscheinungen eines Zweitliga-Spitzenspiels.
Kölner StadtanzeigerFür den Aufsteiger aus Chemnitz war es in vielerlei Hinsicht eine Premiere: Erstes Montagsspiel, erste Live-Übertragung im Fernsehen, erste Partie unter Flutlicht. Und dann der 1. FC Köln! Das ist ein bisschen viel auf einmal, selbst für einen Klub, der seit über zwei Jahren nicht mehr daheim verloren hat. Es herrschte spürbare Ehrfurcht auf dem Rasen, und die übertrug sich auf die Ränge des intimen, kleinen Stadions an der Gellertstraße.
KickerInsgesamt war es ein verdienter Sieg für die Kölner, auch wenn sie in der ersten Halbzeit nahezu nichts von ihrer Klasse zeigten. Im zweiten Durchgang aber machte sich das spielerische Element beim neuen Tabellenfüherer entscheidend bemerkbar. Die Chemnitzer hatten bei ihrer Flutlicht-Premiere in den zwei 45 Minuten nur noch aufopferungsvollen Kampf dagegen setzen können.