Es fehlte ein Stück
von Erik Büttner
Der Chemnitzer FC kommt nicht so recht in Schwung, macht aber klitzekleine Schritte nach vorn. Im letzten Heimspiel des Kalenderjahres gegen die Spvgg Unterhaching gelang nur ein 0:0. Trotz des Punktgewinns rutschten die Himmelblauen aber wieder auf Rang 17 knapp vor der Abstiegszone ab.
Die Partie war schon längst abgepfiffen, da lag Anton Makarenko immer noch mit dem Gesicht im Rasen vergraben neben dem Tor, auf das der CFC in der zweiten Halbzeit gespielt hatte. Der Torschütze vom Spiel in Stuttgart hätte in der Nachspielzeit wieder der Held werden können, lupfte aber den Ball aus drei Metern nur Unterhachings Fabian Götze an die Brust und anschließend noch ins Toraus.
Die Szene war bezeichnend für die heutige Partie - immer fehlte irgendwie ein Stück. Dabei hatte sich der Chemnitzer FC so viel vorgenommen, erst recht, weil auch Fabian Stenzel nach seiner Rot-Sperre wieder mitwirken durfte. Er übernahm die Position des rechten Außenverteidigers an Stelle von Pierre le Beau. In den ersten Minuten machte Chemnitz vor 3.938 Zuschauern auf der Fischerwiese (davon 14 im Gästeblock) auch richtig Betrieb. Maik Kegel setzte ein erstes kleines Achtungszeichen mit einem einfach zu haltenden Schuss aus 35 Metern. Dann drückte Makarenko eine etwas zu lang geratene Flanke von Ronny Garbuschewski neben das Tor. Aber das war es dann mit der himmelblauen Herrlichkeit. Im Angriffsspiel schlichen sich nun viele Ungenauigkeiten und Schussligkeiten ein, so dass der Spielfluss der ersten Minuten zusehends verschwand. Das machte die Gäste stark, die nun ihre Chance witterten und von Minute zu Minute mehr Kontrolle über die Partie bekamen. Die Begegnung zeigte sich Mitte der ersten Halbzeit von vielen Nicklichkeiten geprägt und sehr zerfahren. Und nun kam auch Unterhaching zu seinen Chancen: Thomas Steinherr prüfte Phillip Pentke (25.) und zerrte nur zwei Minuten später einen aussichtsreichen Ball über das Gehäuse. Erst kurz vor der Pause bekam der CFC die Partie wieder etwas in den Griff. Makarenko hatte fast das 1:0 auf dem Fuß; doch sein Schuss klatschte nur an den Außenpfosten.
Halbzeitstand: 0:0 – doch in den vergangenen Partien konnten die Himmelblauen nach dem Seitenwechsel stets deutlich zulegen. Nicht so heute. Unterhaching gab den Ton auf der Fischerwiese an. Das gipfelte fast in der Führung, als wieder Steinherr allein vor Pentke auftauchte, aber auch an ihm scheiterte (63.). Inzwischen war aber auch Benjamin Förster für den nicht schlechten, aber auch wenig Impuls gebenden Kegel gekommen (53.). Und dieser einzige Wechsel heute auf Seiten des CFC brachte ab etwa der 70. Minute wieder Schwung ins himmelblaue Spiel. Zwar lief es weiter nicht flüssig, weil vor allem Garbuschewski und Fink abseits ihrer Normalform agierten, aber auch, weil die Bayern defensiv gut standen. Dann aber war der Ball doch im Tor, doch der Jubel verhallte schnell (74.). Schiedsrichter Thorben Siewer hatte ein Handspiel von Förster erkannt. Damit lag er zwar richtig, doch Förster bekam den Ball an den Oberarm, weil er von hinten gestoßen wurde… Insgesamt aber machte Siewer eine solide Partie, das hat man schon anderes von ihm gesehen.
Noch war eine reichliche Viertelstunde zu gehen, Chemnitz schnürte Unterhaching weitgehend hinten ein, doch vorn fehlte eben das entscheidende Stück. So auch als Förster eine schwer zu verwertende Eingabe in den dämmrigen Himmel setzte und eben Makarenko in der Nachspielzeit doch noch den Erfolg verpasst.
So trennten sich die beiden Kontrahenten im zehnten Vergleich erstmals torlos. Das geht auch weitgehend in Ordnung, weil beide Mannschaften in der Offensive einfach zu schwach agierten. Umso besser funktionierten sie aber in der Defensive. Und das muss man auch eindeutig als positives Zeichen beim CFC verbuchen. Auch wenn Unterhaching natürlich seine Chancen hatte, so wirkt die himmelblaue Verteidigung nun deutlich sicherer, als noch vor wenigen Spielen und kann sich damit wenigstens einen Punkt sichern. Die neue Sicherheit ist dabei nicht zuletzt der Verdienst von Kevin Conrad, der sich in der Innenverteidigung prächtig macht und heute bester Mann war. Und seine Qualitäten werden mit Sicherheit in der nächsten Woche einer starken Prüfung unterzogen, wenn der CFC in Osnabrück antreten muss. Aber vielleicht kann sich Chemnitz ja zumindest wieder einen Punkt ermauern.
Wertung: 3,5 (Zerfahrene Partie aber mit Spannungsfaktor)
Beste Himmelblaue: Conrad, Pentke
Pressestimmen
Freie PresseCFC tritt im Abstiegskampf auf der Stelle[..] Da herrschte zu wenig Bewegung im Chemnitzer Spiel, Fehlabspiele bauten den Gegner immer wieder auf und Standards - die Schlussphase ausgenommen - waren harmlos. Über weite Strecken wirkte das Spiel der Himmelblauen so: Sie wollten zwar, konnten aber nicht. Da auch Torjäger Anton Fink gegen die Hachinger Verteidiger keinen Stich sah, blieb Chemnitz der Sieg versagt. Worüber sich die jungen Rand-Münchner (Startelf im Schnitt 22,4 Jahre) nach drei Niederlagen in Folge diebisch freuten. [..] Im zweiten Abschnitt sorgte der eingewechselte Benjamin Förster zwar für Belebung in den Offensivbemühungen, doch vor dem Tor patzte auch der Stürmer (84.). Oder Schiedsrichter Thorben Siewer aus Nordrhein-Westfalen pfiff wegen Handspiels ab. "Ich bin von hinten geschubst worden, habe den Ball an den Oberarm bekommen. Im Heimspiel kann man das auch mal laufen lassen", beschrieb Förster augenzwinkernd die Szene, als der Ball in der 73. Minute bereits im Netz lag. [..]
MDR-OnlineCFC: Nur ein Punkt im letzten Heimspiel 2013[..] Nach dem Seitenwechsel versuchten die Sachsen wieder das Heft in die Hand zu nehmen. Allerdings unterliefen ihnen im Spielaufbau zu viele Fehler. Auf der Gegenseite vergaben die Gäste zwei Möglichkeiten innerhalb von zwei Minuten. [..] Danach Torjubel bei den Chemnitzer Fans: Der eingewechselte Förster traf aus zehn Metern, doch der Schiedsrichter entschied auf Handspiel des Angreifers (73.). Elf Minuten später war es erneut Förster, der die größte Gelegenheit des Spiels vergab. Bankert erkämpfte an der Strafraumgrenze den Ball, legte zu Förster, der aus fünf Metern freistehend über die Querlatte schoss. In der Schlussphase rannten die Gastgeber an, doch Torhüter Müller pflückte viele Flanken sicher herunter. Beim letzten Eckball in der Nachspielzeit köpfte Bankert Richtung Pfosten, doch der Ball trudelte ins Toraus (90.+2). [..]
Kicker-OnlineCFC und SpVgg überbieten sich an Harmlosigkeit[..] Die Mannschaften brauchte lange, um berichtenswerte Höhepunkte zu produzieren. Kaum klare Aktionen und ungenaue finale Pässe verhinderten ein sehenswertes Spiel. Einzig Makarenko sorgte ab und an für etwas Farbe in der Chemnitzer Tristesse: In der neunten Minute traf der 25-Jährige das Außennetz. Die Spielvereinigung fand hingegen schier überhaupt nicht statt. Erst nach einer knappen halben Stunde gelang den Hachingern ein gefährlicher Angriff: Steinherr verfehlte Pentkes Kasten aus spitzem Winkel nur knapp (25.). [..] Nach dem Seitenwechsel erarbeiteten sich die Himmelblauen leichte Feldvorteile. Ein entscheidendes Manko blieb allerdings: Beide Mannschaften überboten sich an Harmlosigkeit. Weder Sternisko noch Steinherr brachten CFC-Keeper Pentke in Bedrängnis. [..]
Trainerstimmen
Karsten Heine (CFC) bei MDR-Online:"Nach den ersten 15 starken Minuten haben wir uns durch viele leichte Ballverluste selbst aus dem Rhythmus gebracht. Unser Gegner wurde selbstbewusster, hat sehr gut verteidigt und hatte gute Konteransätze. Wir haben stets gut gegen den Ball gearbeitet, haben es aber nicht geschafft, einen kompakten Gegner auszuhebeln. Zum Ende des Spiels - mit vielen Freistößen - haben wir viel Druck aufgebaut und mit etwas mehr Glück - wenn ich da an die Großchance von Benjamin Förster denke - hätten wir auch das 1:0 machen können."
Claus Schromm (SpVgg) bei MDR-Online:"Nach den vorangegangenen drei Niederlagen sind wir sehr froh im fünften Anlauf in Chemnitz den ersten Punkt gewonnen zu haben. Wir mussten die ersten 15 Minuten überstehen, und dann sind wir immer besser ins Spiel hineingekommen. Am Ende gab es viele Standards gegen uns und wir mussten diese gefährlichen Situation überstehen. Wir sind sehr froh, dass es da nicht gescheppert hat."