In 11 Minuten zum Untergang
von Erik Büttner
Was für ein Trauerspiel an diesem Nachmittag auf der Baustelle Fischerwiese. Und das nicht wegen des Gedenkens an das kürzlich verstorbene Ultras Chemnitz-Mitglied „Ungi“ vor dem Anpfiff. Denn traurig ging es weiter: Fink verschoss in Minute zwei einen Elfmeter. Drei Minuten vor der Pause traf Regensburg aus heiterem Himmel zur Führung und baute diese drei Minuten nach dem Seitenwechsel aus. Fünf Minuten später hieß es 0:3 und drei Minuten später waren die Himmelblauen nur noch zu zehnt. Die Krönung des Trauerspiels war das Chemnitzer Publikum, das 80 Minuten die Schnauze nicht aufbekam, aber als es dann hieß die eigene Mannschaft zu verhöhnen geschlossen laut wurde.
Doch noch mal langsam der Reihe nach: Mit dem ersten Angriff gab es Elfmeter für den CFC. Regensburg Güntner holte Kegel von den Beinen – der Pfiff von Schiedsrichter Steinberg nicht falsch, von Kegel aber auch gut heraufbeschworen. Doch der verschossene Elfmeter von Fink zeigte Chemnitz ganzes Dilemma: Eine grenzenlose Verunsicherung. Und das setzte sich in den folgenden Minuten fort. Chemnitz beherrschte das Spiel, arbeitete sich immer wieder gut vors Gästetor, agierte dort aber zu umständlich im Abschluss oder hatte kein Glück. Das aber hatte dann Regensburg. In Minuten 42 zeigte sich der SSV Jahn überhaupt erst das zweite Mal in Chemnitzer Tor-Nähe und kegelte durch Müller den Ball ins Tor nachdem unmittelbar vorher Riederer schon gegen Hein gerettet hatte. Und so musste sich Chemnitz trotz ansprechender Leistung mit vereinzelten Pfiffen in die Pause verabschieden, obwohl die Führung in jedem Fall auf Chemnitzer Seite hätte stehen müssen.
Doch statt Aufholjagd wurde es nach dem Seitenwechsel nur noch bitter auf der Baustelle Fischerwiese. Nachdem der CFC wieder mit einer guten Chance startete, konterte Regensburg und schlug zum zweiten Mal zu. Amachaibou diesmal der Torschütze (48.). Die Himmelblauen nun endgültig verunsichert. Das nutzten die Gäste eiskalt und schlugen nach Freistoß in persona Jim-Patrick Müller zum dritten Mal zu. Das Spiel nun gelaufen? Ja, denn drei Minuten später holte sich Garbuschewski auch noch die Rote Karte nach Tätlichkeit gegen Kotzke ab (53.). Die zugehörige Szene kann man so werten, man kann sie aber auch mit Gelb bewerten. Das Urteil passte in eine Reihe strittiger (Elfmeter-)Entscheidungen, die Schiedsrichter Steinberg im Zweifel gegen den CFC auslegte.
Der Rest des Spiels dann weitgehend ereignislos. Chemnitz mühte sich redlich, hatte aber weder Glück noch die mentale Stärke, um das Ergebnis noch mal zu korrigieren. Regensburg tat nicht mehr, als man unbedingt mit 3:0-Führung im Rücken gegen einen Gegner in Unterzahl machen muss. Das reichte aber zumindest noch zu zwei, drei Konterchancen, die sie zum Glück vergaben.
Und so schaut der CFC einmal mehr dumm aus der Wäsche. Denn obwohl die spielerische Leistung durchaus ansprechend war, bricht sich das Team mit drei, vier haarsträubenden Fehlern wieder selbst das Genick. Zudem wurden die eigenen Chancen reihenweise vergeben. Doch alles Jammern hilft nichts. Denn gegen Duisburg im nächsten Spiel ist ein Sieg nun nur noch wichtiger. Auch wenn es abgedroschen klingt: Mut macht zumindest das Auftreten der Mannschaft, das besser war, als es das 0:3 aussagt und es viele Zuschauer gesehen haben.
Wertung: 3,0 (Weitgehend kein schlechtes Spiel des CFC, aber eben maximal erfolglos)
Beste Himmelblaue: Lais, Pfeffer
Pressestimmen
Kicker-OnlineClevere Gäste glänzen durch effiziente Chancenverwertung[..] Die Hausherren legten los wie die Feuerwehr - und hatten bereits nach zwei Minuten die Riesenchance zur Führung, als Kegel im Strafraum gefällt wurde und Referee Florian Steinberg auf den Elfmeterpunkt zeigte. Fink trat an, scheiterte allerdings an Keeper Hendl. Der CFC blieb in der Folge am Drücker, schaffte es jedoch nicht, seine Überlegenheit in Tore umzumünzen. [..] Kurz vor dem Seitenwechsel waren es dann überraschend die Oberpfälzer, die in Führung gingen. Jim-Patrick Müller nahm einen abgeblockten Schuss auf und vollendete zur Regensburger Führung (42.). Wenige Augenblicke nach dem Seitenwechsel das gleiche Bild. Der CFC spielte mutig nach vorne, doch das Tor machte der Jahn: Ein Konter landete bei Amachaibou, der nur noch einschieben musste - 2:0 (48.). Die Gäste zeigten sich cleverer und effizienter im Abschluss und durften nur wenig später zum dritten Mal jubeln: Nach einem Freistoß war es erneut Müller, der sich in die Torschützenliste eintrug (53.). Dies nahm den Hausherren nun endgültig den Wind aus den Segeln. [..]
MDR-OnlineChemnitzer 15-Minuten-Schlaf[..] Die besten davon hatten Ronny Garbuschewski mit einem Schuss aus elf Metern (25./drüber), Kegel mit einem abgeblockten Seitfallzieher (28.) und nochmals Garbuschewski, der diesmal aus kurzer Distanz an Hendl scheiterte. Und dann bewahrheitete sich einmal mehr eine alte Fußballerweisheit: Wer vorne keine Tore schießt, wird hinten bestraft. Der zweite Angriff von Jahn in der Partie brachte den Gästen die Führung. Oliver Hein leitete einen Angriff über die rechte Seite ein und spielte Zlatko Muhovic im Sechzehner an. Dessen Schuss wurde noch von Riederer pariert, doch Jim-Patrik Müller konnte den Abpraller aus etwa zehn Metern locker einschieben (40.). [..] Direkt nach Wiederanpfiff stand es bereits 0:2. Abdenour Amachaibou flankte zu Muhovic, der spielte den Ball von der rechten Seite an den Fünf-Meter-Raum, wo ihn erneut Amachaibou nur noch über die Linie drücken musste. In der 53. Minute war es dann erneut Müller, der die Kugel nach einem Freistoß von Amachaibou per Kopfball in den Kasten beförderte. [..] Damit war das Spiel dann auch entschieden. Chemnitz war in der Folge völlig von der Rolle. Ein weiteres Zeichen dafür war eine unnötige rote Karte von Garbuschweski, der sich nach einem Foul zu einer Tätlichkeit hinreißen ließ (55.). [..]
Freie PresseBefreiungsschlag geht nach hinten los[..] Thomas Stratos, der Trainer von Jahn Regensburg, zog nach der Partie vor den Umkleidekabinen an seinem Glimmstängel. Dass er das "Zigarillo danach" vielleicht gar nicht so richtig genießen konnte, mag kurioserweise am klaren 3:0-Auswärtssieg seines Teams mit Blick auf die erste Halbzeit gelegen haben. "Wir standen 20 Minuten unter riesigem Druck. Wenn der Elfmeter drin ist, geht das Spiel wahrscheinlich 0:3 gegen uns aus. So ähnlich wars ja im Hinspiel", machte sich der Trainer so seine Gedanken. Anschließend verteilte er in der Pressekonferenz weitere Komplimente in Richtung CFC: "Mit dieser Laufbereitschaft und Einstellung bin ich mir sicher, dass der CFC noch punkten wird." Die Frage ist, wann die Himmelblauen damit beginnen, im Jahr des Spatenstichs für eine neue zweitligataugliche Arena ihre Baustellen zu beheben. Wie schon eine Halbzeit in Heidenheim gelang es der Elf von Trainer Karsten Heine, spielerische Fortschritte zu zeigen. Das Pressing - verbunden mit hoher Laufbereitschaft - ließ den Gästen kaum Zeit zum Luftholen, wirkte zuweilen aber auch wie "von der Tarantel gestochen", statt klug zwischen aggressiver Balleroberung und Rückzug in die Defensive zu variieren. [..]
Spielerstimmen
Ronny Garbuschewski zur roten Karte (Bild Chemnitz):"Ich werde gefoult, er fällt auf mich und ich schubse ihn weg. Für mich war das keine Tätlichkeit."
Dr. Hänel zur aktuellen Bilanz (Freie Presse):"Bis Weihnachten war die Bilanz okay. Die zwei Niederlagen jetzt will ich nicht am Trainer festmachen. Jeder Spieler muss sich vielmehr hinterfragen, ob Anspruch und Wirklichkeit übereinstimmen. Die Spieler müssen die Köpfe frei bekommen und begreifen, dass sie in der 3. Liga bestehen können."
Trainerstimmen
Karsten Heine (CFC) bei MDR-Online:"Dieses 0:3 ist nicht einfach für mich zu kommentieren. Wir haben 44 Minuten sehr gut gespielt, uns Möglichkeiten und Passkombinationen erarbeitet. Nach der Pause wollten wir den Rückstand korrigieren. Da haben wir aber durch individuelle Fehler den Gästen in die Karten gespielt. Die rote Karte hat dann auch noch dazu gepasst. Jetzt werden wir das Spiel morgen auswerten und den Blick nach vorne zum nächsten Heimspiel gegen Duisburg richten."
Thomas Stratos (Jahn) bei MDR-Online:"Wir hatten in den ersten 20 Minuten mit viel Druck von Chemnitz zu kämpfen. Zum Glück wurde der Elfmeter von Hendl gehalten, sonst wären wir ganz sicher mit einem Rückstand in die Pause gegangen. Bei meiner Mannschaft hat viel gepasst heute. Der CFC dagegen hat seine Chancen nicht genutzt und kein Tor erzielt. Somit ist der 3:0-Auswärtssieg ein riesen Ding für uns."
