Wieder nur ein Punkt
von Erik Büttner
Gut gekämpft, gut gespielt, gut getroffen und trotzdem wieder nur hängende Köpfe beim Chemnitzer FC. Gegen den Tabellendritten SV Darmstadt 98 reichte es für die Himmelblauen nach Führung nur zu einem 1:1. Trotzdem gab es von reichlich 4.200 Zuschauern auf der Fischerbaustelle Applaus für die Leistung.
Hinein ins Spiel: Gegenüber dem Dortmund-Fiasko nimmt CFC-Trainer Kasten Heine nur eine Änderung vor: Ronny Garbuschewski kehrt nach abgesessener Sperre auf zentraler Position hinter der Sturmspitze Anton Fink zurück in die Startelf. Dafür wird Tino Semmer wieder zum Bankdrücker.
Der CFC startet sehr engagiert in die Partie und auch das Duo Garbuschewski – Fink spielt sich langsam wieder ein. Nach 8 Minuten nimmt Fink eine Garbuschewski-Flanke per Kopf ab, trifft aber aus spitzem Winkel nur das Außennetz. Dann Freistoß CFC: Marcel Hofrath schießt, doch Darmstadts Torhüter Zimmermann lenkt den Ball über die Latte (12.). Chemnitz wird immer stärker und druckvoller und nähert sich dem Tor. Garbuschewski wird mit dem Ball geschickt, kann aber nicht optimal abschließen, so dass Zimmermann keine Mühe hat. Was macht eigentlich Darmstadt? Nicht viel; nicht mal als Anton Makarenko mit einem Fehlpass den Ball her schenkt, wird es wirklich gefährlich, weil Hellers Flanke in der sicheren CFC-Abwehr landet und Schiedsrichter Schmidt zudem auf Stürmerfoul (29.) entscheidet. Die Himmelblauen machen es im Gegenzug besser: Ein geschossener Pass von Garbuschewski, Fink erläuft den Ball und knallt ihn in die Maschen. 4.000 CFC-Fans toben vor Freude über den ersten Treffer des Kalenderjahres. Chemnitz bleibt in der Folgezeit am Drücker, Marc Hensels Schuss ist aber zu schwach für einen weiteren Torerfolg. Mit einer Führung und Applaus geht Team Himmelblau in die Pause.
Nach dem Seitenwechsel ändert sich das Bild etwas. Darmstadts Trainer Dirk Schuster hatte wohl seiner Mannschaft eine ordentliche Standpauke gehalten. Und so kann der CFC sein Spiel nun nicht mehr so druckvoll aufziehen, wie noch in Halbzeit eins. 3 Minuten im zweiten Durchgang sind gespielt, da gibt es große Aufregung im CFC-Strafraum, denn Marcel Heller legte die erste Schwalbe des Frühlings hin und kassierte dafür völlig zu Recht die Gelbe Karte. Und es war auch der Auftakt, für mehr und mehr Hektik im Spiel. Und die war nicht zuletzt durch Darmstadt provoziert und durch Bundesligaschiedsrichter Markus Schmidt mitgetragen. Darmstadts Provokationsführer ist dabei Dominik Stroh-Engel. Was der Stürmer der Hessen bis zum Spielende ablieferte, hat mit Sportlichkeit nicht mehr viel zu tun. Bezeichnend, dass vor der Tribüne ein Interview mit dem Hessen nach Spielende fast am lautstarken Auspfeifen scheiterte. Musste Stroh-Engel beispielsweise ein Kopfballduell verloren geben, mimte er den Gefoulten und Schmidt stieg darauf ein. So auch in der 64. Minute, als Stroh-Engel Silvio Bankert den Arm ins Gesicht schlägt und dann den sterbenden Schwan spielt. Schmidt gibt dem Darmstädter den Freistoß und zieht sich einmal mehr den Zorn der Himmelblauen auf dem Feld und den Rängen zu. Den Gästen ist das nur Recht, Elton da Costa schlägt den Freistoß auf Stroh-Engel und der netzt ein. Doch Stroh-Engel läuft zum Jubel nicht etwa zu seinen Kollegen oder seinen Fans, sondern zu Marc Hensel auf der Chemnitzer Bank, mit dem er sich schon Minuten zuvor duelliert hatte und zeigt ihm seine Häme. Schmidt reagiert auf diese Unsportlichkeit nicht, dafür bekommt Makarenko sofort gelb, als er sich über eine der vielen diskussionswürdigen Entscheidungen des Schiedsrichters beklagt. Da ist es fast überflüssig zu erwähnen, dass auch eine strafstoßwürdige Aktion im Darmstädter Strafraum ungeahndet bleibt. Wenigstens aber eine wichtige Szene entscheidet Schmidt für den CFC, als der Ball erneut im CFC-Tor liegt. Hier gibt es Stürmerfoul gegen Heller, der Stenzel etwas gestoßen hatte. Das kann man so sehen, pfeift aber auch nicht jeder Spielleiter so. Hektisch geht es dem Spielende zu, der CFC ackert, kämpft und läuft, hat aber kein Glück. Garbuschewski setzt einen schönen Fallrückzieher und Freistöße neben das Tor und Semmer köpft in der Schlussminute zu ungenau.
Und so sinkt mit dem Abpfiff Sascha Pfeffer wieder einmal zu Boden, stellvertretend für Fans und Mannschaft, die sich einen Sieg wirklich verdient hätten. Doch mit einem simplen Spielkonzept – hinten dicht und vorn Freistöße auf den Hünen Stroh-Engel – kam Darmstadt nicht unverdient, aber doch ein wenig glücklich zu einem Punkt. Einen Punkt, der Chemnitz im Abstiegskampf nicht sehr weit bringt. Doch die Leistung macht Mut. Nun heißt es aus Rostock auch einen Zähler mitbringen und dann im Abstiegsduell gegen den FC Saarbrücken einen Sieg zu setzen!
Wertung: 3,5 (Bisweilen hektisches, aber spannendes Spiel)
Beste Himmelblaue: Fink, Conrad
Trainerstimmen
Karsten Heine (CFC) bei MDR-Online:"Wir haben gegen den Tabellendritten einen Punkt geholt und sind trotzdem nicht zufrieden. In der ersten Halbzeit waren wir klar überlegen. Nach dem Führungstreffer wollten wir unbedingt das zweite Tor nachlegen. Darmstadt ist nach der Pause ganz anders aufgetreten. So hatten wir bei zwei Situationen Glück, dass unser Torwart Pentke gut hielt. Die Auswechslung von Marc Hensel war sicherlich der Grund, dass Stroh-Engel so frei zum Ausgleich einköpfen konnte."
Dirk Schuster (D98) bei MDR-Online:"Wir sind mit dem Punkt zufrieden. Wir sahen zwei unterschiedliche Halbzeiten. In der ersten spielten wir kaum Fußball und haben die Bälle nur nach vorn geschlagen und kaum spielerische Lösungen gefunden. In der zweiten Halbzeit waren wir sehr kreativ und hätten noch gewinnen können. Auf Grund meiner Herkunft sympathisiere ich mit dem CFC und hoffe für ihn auf den Klassenerhalt."