Der Chemnitzer FC ist in Cottbus nur um eine Gurkenbreite am ersten Auswärtssieg seit langer Zeit vorbeigeschrammt. Als Spielverderber erwies sich - ausgerechnet - Ronny Garbuschewski der in der 93. Minute mit einem Freistoßtreffer zum 2:2 den späten Ausgleich für die Lausitzer erzielte und damit den Schlusspunkt unter eine jederzeit spannende Partie setzte. Auch wenn die späte Punkteteilung ärgerlich ist, am Ende hilft sie dem CFC mehr als den noch in Richtung Relegationsplatz schielenden Cottbussern.
Nach freundschaftlichem, 10minütigem, Abtasten im gleichnamigen Stadion, war es Cottbus, die den Schalter auf Angriff legten. Angetrieben von den beiden Ex-Chemnitzern Garbuschewski und Makarenko sowie "Tusche" Mattuschka drängten sie den CFC in die eigene Hälfte. In dieser Phase erwies sich die neuformierte himmelblaue Hintermannschaft, Cincotta und Scheffel auf den Aussen, Röseler und Endress in der Innenverteidigung, alles andere als sicher. Immer wieder wurden Bälle in die Schnittstelle der Viererkette gespielt. Den größten Bock schoß Röseler, der als letzter Mann den doppelten Übersteiger probte, dummerweise dabei den Ball vergaß und so Kleindienst die Riesenchance zur Cottbusser Führung ermöglichte. Zum Glück erwies sich Pentke im direkten Duell gegen die Cottbusser Nachwuchshoffnung souveräner als sein Abwehrspieler und konnte die Chance vereiteln (16.). Sechs Minuten später machte es Kleindienst besser. Von Garbuschewski eingesetzt umkurvte er diesmal Pentke und schob ins lange Eck ein. Cincotta versuchte noch zu klären, rutschte aber weg. 1:0 für Energie - allerdings irregulär! Kleindienst stand beim Pass von Garbu im Abseits - Schiri und Linienrichter hatten es nicht gesehen.
The same procedure as every Auswärtsspiel?! Diesmal nicht. Denn der CFC schlug zurück. Schnell ausgeführter Freistoß von Röseler, auf Türpitz der stürmt über links, serviert eine maßgenaue Flanke auf Löning und der trifft! Endlich wieder ein Auswärtstor - fast (aber auch nur fast!) 1000 Minuten hatte es gedauert. Rambazamba im propevollen Gästeblock. Um die tausend Chemnitzer waren mit in die Lausitz gekommen. Das Spiel war jetzt ausgeglichen, Makarenko auf der einen und Löning auf der anderen Seite kamen noch zu Schußchancen, dann ging es beim Stand von 1:1 in die Pause.
Heine wechselte in der Pause. Für den diesmal wenig souveränen Röseler kam Conrad in die Partie. Dies erwies sich als gute Entscheidung. Conrad gab der Abwehr Stabilität, gewann in der zweiten Hälfte gefühlt jedes Kopfballduell.
Dann, 52 Minuten waren gespielt - Türpitz sprintet in den Strafraum und Mimbala räumt ihn ab. Klares Foul - Elfmeter. Anton Fink läßt sich diese Chance nicht entgehen. Cottbus-Keeper Müller ahnte zwar die richtige Ecke, doch das Leder schlug unhaltbar im linken, unteren Eck ein. 2:1 für Himmelblau!
Energie machte angesichts der drohenden Niederlage nun Druck, der CFC konterte. Insbesondere Ofosu machte offensiv ein gutes Spiel, riss dank seiner Schnelligkeit und Technik immer wieder Lücken, war oft nur durch ein Foul zu stoppen. Doch auch wenn sich das Spiel mehr und mehr in die Chemnitzer Hälfte verlagerte, Krämer mit dem agilen Michel, Pospech und Kaufmann neue Offensivkräfte brachte, richtig zwingende Gelegenheiten konnte sich Cottbus nicht erarbeiten.
Immer wieder scheiterten die rot-weißen Angriffswellen am himmelblauen Defensivbollwerk.
Als bereits alles nach dem so lang ersehnten Auswärtssieg aussah, die Stadionuhr bei Minute 90 stehen blieb, gab es einen Zweikampf an der Strafraumgrenze zwischen Conrad und Michel. Schiri Sieber sah ein Foul des Chemnitzer und gab Freistoß für die Cottbus. Eine schlechte Vorahnung machte sich breit. Es wird doch nicht... Doch. Garbu trat an, zirkelte den Ball über die Mauer hinweg und der schlug im linken oberen Eck ein. Ausgleich in letzter Minute. Der Fussballgott ist eine Spreewaldgurke.
Am Ende war - so fair muss man sein - das 2:2 durchaus leistungsgerecht. Der CFC hat in Cottbus den Aufwärtstrend bestätigt. Jetzt heisst es im Sachsenpokal gegen Bautzen weiterkommen und dann am Ostersamstag die Dynamischen auf der heimischen Fischerwiese weghauen.
"Für die Zuschauer war es ein abwechslungsreiches und spannendes Spiel. Durch einen kapitalen Fehler hätten wir frühzeitig in Rückstand geraten können. Wenig später ist es dann doch passiert. Den Rückstand haben wir aber gut weggesteckt und konnten unsererseits sogar in Führung gehen. Mit dem Auftreten meiner Mannschaft und dem Verlauf der zweiten Halbzeit konnte ich durchaus zufrieden sein. Bitter ist halt, dass wir wegen eines Standards noch den Ausgleich hinnehmen mussten und zwei Punkte verloren haben."
"Ich denke, wir haben in der ersten Halbzeit ein richtig gutes und abwechslungsreiches Drittligaspiel gesehen. Da bin ich mit meiner Mannschaft zufrieden gewesen. Nach dem 1:2 waren wir allerdings extrem verunsichert, fast paralysiert. Wir konnten keinen Druck aufbauen und fußballerisch haben wir das auch nicht gut gespielt. Unser Spiel war in der Phase sehr zerfahren, wenig strukturiert und ohne große Chancen. Daher können wir froh sein, mit dem Freistoßtor noch zu einem Punkt gekommen zu sein. Insgesamt sind wir mit dem Punkt und dem Spiel aber nicht zufrieden."