Die Defensive reißt das Spiel
von Erik Büttner
Der Chemnitzer FC bleibt im Jahr 2015 in der eigenen Hütte ungeschlagen. Gegen den Tabellennachbarn SV Wehen-Wiesbaden gewannen die Himmelblauen vor 5.276 Zuschauern mit 2:1 (1:1). Für die beiden CFC-Treffer sorgte ein Mann, der eigentlich andere Aufgaben hat.
CFC-Trainer Karsten Heine änderte seine Kiel-Elf nur auf der rechten Seite. Philipp Türpitz kehrte nach abgesessener Gelb-Sperre in die Startmannschaft zurück, dafür musste Stefano Cincotta wieder auf der Bank Platz nehmen.
Die Himmelblauen fanden bei sonnigem Wetter gut in die Partie hinein und erfreuten die Zuschauer mit angriffslustigem Spiel, was die Gäste zunächst nur mit Mühe verdauten. Große Chancen aber entstanden noch nicht, da immer das letzte Quäntchen fehlte. So konnte Frank Löning eine Flanke von Dan-Patrick Poggenberg nicht richtig verwerten und Anton Fink scheiterte an Nils-Ole Book. Fink und das Publikum forderten einen Handelfmeter, doch Schiedsrichter Rohde hatte genau hingeschaut und richtig Books Brust als Stoppschild erkannt (16.). Mit dieser Szene drehte sich die Partie etwas. Wiesbaden kam besser ins Spiel und durch Vunguidica (19.) sowie Blacha (23.) zu ersten guten Torchancen. Dann war knapp eine halbe Stunde gespielt und wieder gab es Elfer-Forderungen. Tim Danneberg war schön freigespielt und dann im Strafraum von Wiemann gefällt worden; diesmal lag Rohde falsch, er ließ weiterspielen. Chemnitz mühte sich weiter um die Führung, wirkte aber wie schon gegen Erfurt nicht so druckvoll. Das nutzte Wiesbaden mit der ersten Ecke; Jänicke drückte eine Kopfballverlängerung von Acquistapace über die Linie (40.). Die Führung für den SVWW zu diesem Zeitpunkt etwas glücklich aber auch gleich wieder dahin. Denn nur zwei Minuten später hämmerte Marc Endres einen zunächst geklärten Freistoß in die Wiesbadner Maschen (42.). Der Jubel vor und auf der Südtribüne ausgelassen.
Nach der Pause sank das eh schon nicht hohe Niveau weiter. Beide Mannschaften neutralisierten sich, weil immer wieder Fehler im Spielaufbau unterliefen. Wenn es Torraumszenen gab, dann eher noch zu Gunsten der Gäste. So legte Jänicke in Minute 49 knapp am CFC-Tor vorbei. Dann dauerte es reichlich 20 Minuten, um wieder von einer Tormöglichkeit sprechen zu können: Diesmal verhinderte Pentke reaktionsschnell das Einschlagen den Kopfballs von Schindler (73.). Es liefen schon die letzten Minuten, da trat Anton Fink zum Freistoß an, flankte in den Strafraum, Danneberg mit der Kopfballverlängerung und am langen Pfosten grätscht…wer wohl…Marc Endres den Ball in die Maschen (83.). Es war die einzige echte himmelblaue Torchance in Halbzeit 2, doch damit entschied der CFC…entschied Marc Endres die Partie. Denn nach dem 2:1 passierte nicht mehr viel. Wiesbaden bemühte sich noch um den Ausgleich, doch Chemnitz stand sicher und war sogar dem dritten Tor etwas näher als die Hessen dem zweiten Treffer.
Unter dem Strich zieht der CFC diese wenig mitreisende Partie glücklich, aber nicht unverdient. Auch wenn es in der Offensive knirschte, so schaffte es die Defensive eine der besten Angriffsreihen gut abzumelden. Dass ausgerechnet in Marc Endres ein Abwehrspieler die Siegtreffer erzielte, passt dazu.
Wertung: 3,5 (Siegreiche Partie auf mäßigem Niveau)
Beste Himmelblaue: Endres, Conrad
Trainerstimmen
Christian Hock (SVW) bei MDR-Online:"In der ersten Halbzeit haben beide Teams viel mit langen Bällen agiert. Unsere Führung nach einem Standard ist leider postwendend ausgeglichen worden. Leider konnten wir dieses Führungstor nicht in die Halbzeit retten, womit wir sicherlich im Verlaufe des Spieles vieles leichter gehabt hätten. In der zweiten Halbzeit war meine Mannschaft trotz der 120 Pokalminuten gegen Kassel die bessere Mannschaft. Leider konnten wir unsere guten Torchancen nicht nutzen. Umso enttäuschender war es, dass wir nach einem Standard zweimal zu spät kamen und Chemnitz somit der glückliche Sieger am heutigen Tage ist."
Karsten Heine (CFC) bei MDR-Online:"In der ersten Halbzeit haben wir von hinten heraus sehr gut gespielt. Leider fehlte aber des Öfteren die Genauigkeit beim letzten Pass für den Abschluss. In der zweiten Halbzeit war unser Spiel wie abgehackt. Da ging gar nichts mehr, abgesehen von den letzten zehn Minuten, wo wir wieder etwas mehr Ordnung ins Spiel bekamen. Und so ist es dann im Fußball: Wenn vieles schief läuft, macht man den entscheidenden Treffer über einen Standard. Ein Sonderlob möchte ich unserer Abwehr zollen, die die brutal starke Offensive von Wehen gut im Griff hatte."