Gut gespielt, gut gekämpft, aber am Ende nicht belohnt
von Frank Neubert
Trotz des wenig erbaulichen Spieltermins (die Polizei hatte aufgrund der Einsatzlage eine Verlegung auf Donnerstag durchgesetzt) hatten sich knapp 7.000 Zuschauer zum Ostklassiker gegen Erfurt eingefunden. Und ein Großteil derer ging nach den 90 Minuten mit dem Gefühl wieder heim, dass der Fußballgott doch ein arg merkwürdiger Geselle ist. Gegen den VfB II gab es nach einer äußerst mäßigen Vorstellung 3 Punkte zur Belohnung, nach dem mutigen und sehenswerten Auftritt gegen Erfurt gab es aber nur einen Zähler. Verrückte Welt. Der Gast aus Thüringen konnte sich glücklich schätzen, mit dem Remis nach Hause fahren zu können.
CFC-Trainer Karsten Heine überraschte mit seiner Anfangsaufstellung. Kehl-Gomez und Nandzik besetzten die Außenposten in der Abwehr, und Cincotta (!) wirbelte links vorn. Erst vor zwei Tagen hatte die Chemnitzer Morgenpost etwas ketzerisch gefragt, wie sich der Club das "Luxusproblem" leisten kann, den Nationalspieler Guatemalas auf der Bank versauern zu lassen (Cincotta hat in der laufenden Saison noch keine Minute gespielt). Die größte Überraschung vor dem Anpfiff kam aber von der Mannschaft selbst, denn diese präsentierte im Rund ein Transparent mit der Aufschrift: "Wir verstehen Euch. Nur gemeinsam kann es gehen!!!". Eine starke Botschaft, denn zuletzt hatte es nach den Spielen Pfiffe gegeben und eine Diskussion darüber, wie sinnvoll oder wenig sinnvoll ein solches Auspfeifen ist.
Und der Club war willig, den präsentierten Worten auch Taten folgen zu lassen! Erfurt wurde früh attackiert, mit viel Fleiß immer wieder in die eigene Hälfte gedrückt. Nandzik per Schrägschuß (24.) und kurz darauf Fink aus dem Hinterhalt (26.) hatten beste Möglichkeiten, aber Domaschke klärte jeweils mit den Fingerspitzen auf der Linie. Edelreservist Cincotta dankte seinen Einsatz mit einer bravourösen Vorstellung - leichtfüssig, spielintelligent, mehrfach den Abschluss suchend. Nandzik wirkte kantig, regelrecht bissig in der Abwehrarbeit - schade, dass sein satter Schrägschuss nicht ins Ziel fand.
Auch in der zweiten Hälfte wurde der Gast ordentlich unter Druck gesetzt, allerdings zeigte Erfurt an, jetzt auch mitspielen zu wollen: nach einer Ecke kam Laurito frei zum Kopfball - Keeper Kunz konnte den gefährlichen Ball aber sicher aufnehmen (54.). Wenige Minuten lag das Leder endlich im Erfurter Netz, Löning hatte eingeschoben, aber der Linienrichter hatte zuvor eine Abseitsstellung erkannt. Dann wurde die Partie auf den Kopf gestellt: Freistoß für Erfurt (61.), der Ball von Höcher geht als Aufsetzer an Freund und Feind vorbei ins CFC-Tor! Mit der zweiten Chance überhaupt ging RWE in Führung. Absolut bitter.
Aber der Club kam sofort zurück, ließ sich nicht beirren, auch die Fans munterten die himmelblaue Elf lautstark auf. Cincotta probierte es mit einem Distanzschuss, dann stürmte Fink in den Strafraum, und ging im Laufduell mit Nikolaou zu Boden. Schiedsrichter Schriever zeigte auf den Punkt Zur Ausführung trat aber nicht Standardschütze Fink an, sondern Sturmkollege Löning. Das Leder tuschierte den Pfosten und sprang ins Netz, neuer Spielstand 1:1!! Und noch eine knappe halbe Stunde zu spielen! Erfurt wurde nun eingeschnürt und zurechtgelegt, jede Unterbrechung nutzten die Gäste zum Schinden von Zeit. Heine wechselte mutig, brachte mit Türpitz, Ofosu und Cappek noch mehr Angriffswucht auf den Platz - aber das erlösende und hochverdiente 2:1 wollte nicht fallen. Löning (70.), Fink (89.) verfehlten äußerst knapp, es blieb am Ende beim Remis.
Fazit: Trotz des 1:1 war das Spiel und die gezeigte Leistung ein klarer Schritt nach vorn. Deswegen gab es am Ende auch langen und verdienten Beifall für die himmelblauen Jungs. Die Liga ist eng, der Fußballgott nicht immer gerecht. Trotzdem, zeigt man eine solche Leistung in jedem Spiel, wird es auch die entsprechenden Tore und verdienten Punkte geben! Nun geht es aber erst einmal nach Dresden, zum Sachsenpokal. Mit der guten Vorstellung gegen Erfurt sollte jetzt wieder genügend Selbstvertrauen im Tank sein, um an der Elbe dem Liga-Spitzenreiter ausreichend Paroli zu bieten und mit ein bisschen Glück Revanche für das Punktspiel vom 6. September nehmen zu können!
Wertung: 2,0
Beste Himmelblaue: Cincotta, Danneberg, Löning
Spielerstimmen
Frank Löning in der Freien Presse:"Ich hatte mit Anton abgesprochen, dass ich den Elfmeter schieße, falls er mal gefoult wird. Ich finde, das ist eine schöne Geste von ihm. Schöner wäre natürlich noch, wenn wir gewonnen hätten. Aber das war vom Spiel her schon eine große Steigerung von uns. Leider hatten wir etwa 18 bis 20 Torschüsse - und nur einer ging rein."
Kevin Kunz in der Freien Presse:"Standards sind immer eine Waffe in der 3. Liga. Der Ball ging beim Gegentor durch Freund und Feind hindurch, leider dann noch ins Netz. Wir haben danach viel Wucht nach vorn aufgebaut. Das müssen wir mit ins nächste Spiel nehmen."
Sebastian Tyrala (RWE) in der TLZ:"Wir haben in der ersten Halbzeit gut verteidigt. Wir hätten uns die eine oder andere Chance gewünscht, aber die hatten wir nicht. Den Punkt nehmen wir mit, auch wenn er etwas glücklich ist."
Trainerstimmen
Christian Preußer (RWE) bei MDR-Online:"Der CFC hatte in der ersten Halbzeit mehr Ballbesitz, wir haben gut verteidigt. Unsere beste Phase hatten wir zwischen der 46. und 60. Minute. Ich hatte gehofft, dass wir unsere Führung länger halten können, dann wären vielleicht auch drei Punkte drin gewesen. So haben wir schnell den Ausgleich bekommen und am Ende mit Leidenschaft bis zum Schluss den einen Punkt verteidigt."
Karsten Heine (CFC) bei MDR-Online:"Mit der Leistung bin ich zufrieden, mit dem Ergebnis nicht. Wir hätten eigentlich als Sieger vom Platz gehen müssen und haben mindestens ein Tor zu wenig geschossen. In der ersten Hälfte haben wir es vernachlässigt Fußball zu spielen. Da waren nur unsere Standards gut. In der zweiten Halbzeit haben wir den Druck zunächst nicht hochgehalten. Die Moral der Mannschaft nach dem Rückstand war großartig. Wir haben sofort eine Schippe draufgelegt. Leider ist die starke Leistung nicht mit dem richtigen Ergebnis belohnt worden."
