Warum das am Freitag so schlecht aussah...
von Micha
...wird wohl auch der einst so trefflich die Prognose für jedes anstehende Spiel begründende Ritter Runkel nicht erklären können. Und nicht nur er: Dem Anton Fink „fehlen die Worte“, andere verkündeten die üblichen Floskeln. Was zum wiederholten Male ebenfalls fehlte, waren die Taten auf dem Spielfeld, bevor es an die Interviews geht, weshalb der Spielbericht in dieser Rubrik hier auch nur den ersten Teil einnehmen soll.
Dynamo muss auf 8 Akteure verzichten, die zur dort etwas größeren Stammelf zählen. Auf himmelblauer Seite werden, vom Heimatsender unbemerkt, ebenfalls 6 Spieler fehlend gemeldet, die sonst mehr oder weniger aktiv zum Spiel beitragen (Löning, Conrad, Stenzel, Cincotta, Scheffel, Fenin) oder von denen man sich das zumindest wünschen würde/vorstellen könnte. Vom Anpfiff weg signalisiert Dynamo, dass man das Weiterkommen im Pokal gern mitnähme, wenn man sich dafür nicht anstrengen müsse. Man spielt konsequent hinten rum, fabriziert ewige Kurzpassreihen ohne oder selten mal mit minimalem Raumgewinn, streut bei all dem auch immer wieder Fehlpässe ein. Eine Einladung, die anzunehmen der CFC als unnötig empfindet. Man lässt die schwarz-gelben „Anschlusskader“ in Ruhe üben. Bisweilen nähern die sich dann doch mit einem weiten Ball auf die Außenbahnen dem von Kunz gehüteten Tor, wobei unsere Außenverteidiger durch goldige Raumsicherung glänzen. Immer wieder steht Kehl-Gomez irgendwo, immer wieder kommt Nandzik erst als zweiter beim Ball an. Als sich in Minute 24 dann auch Röseler nicht für den in den Strafraum spazierenden Dynamo interessiert, sondern höflich wegläuft, fällt der Gegentreffer. Nimmt man, weil ohne Anstrengung errungen und wegen des höheren Ballbesitzwertes auch irgendwo verdient, trotz der leichten Überraschung gern mit auf der Heimseite. Ebenso überraschend der Ausgleich, als Fink mit dem dritten Torschuss des CFC einen langen Endres-Ball durch einen feinen Heber über Blaswich veredelt. Die beiden ersten Abschlüsse lagen zu dem Zeitpunkt schon lange zurück: König hatte in Minute 5 nach einer Flanke aufs Tor geköpft (und lief den Rest des Spiels dann eher aus als voran), Nandzik hatte wenig später mit einem feinen Diagonalschuss für einen Raunen gesorgt. Gleich nach der Pause dann das zweite Gegentor, nach einer kurzen Ecke. Nichts, was den CFC hätte überraschen müssen, hatte Dynamo doch schon in Halbzeit 1 Ecken bevorzugt kurz probiert. Unerheblich, der CFC dennoch völlig überrascht. Im weiteren Spielverlauf ändert sich dann nichts mehr. Paar effektlose Wechsel hier, ein wenig Demütigung durch eingewechselte Bubis da, wenig originelles Ballgeschiebe drüben, gar kein Plan bei uns. Einmal holt sich Fink als Stürmer den Ball vom letzten Abwehrspieler und läuft allein aufs Tor zu – hat aber zu viel Zeit zum Überlegen. Ein andermal zielt Cappek aufs Außennetz und trifft selbiges. Auch Dynamo darf noch zwei, dreimal harmlos auf- bzw. deutlich neben das Tor schießen, dann war´s vollbracht. Dynamo muss also weiter auf zwei Hochzeiten tanzen, während sich der CFC nun voll auf die Meisterschaft konzentrieren kann. Oder so.
Obwohl dank der erneut langen Wartezeit auf das Öffnen der Stadiontore genug Zeit zum Auswerten blieb, fand sich kein klares Fazit. Einerseits die alte Leier der vergangenen Wochen: kein Offensivspiel über die Flügel, keine Flanken auf König (abzgl. jener in der 5.Minute, die er zu einem gefährlichen Kopfball nutzte), keine Ideen, wie man gefährlich vors Tor kommen könnte, ungenaues Pass- und mangelhaftes Stellungsspiel, zu wenig (sinnvolle) Bewegung ohne Ball. Kurz gesagt: Kein Plan oder einer, der seit Wochen nicht im Ansatz umgesetzt werden kann. Andererseits war das am Freitag nicht das Hauptproblem.
Drastischer war noch die Unkonzentriertheit, mit der man mehrfach Bälle für Dynamo auflegte, Bälle, die gesichert in den eigenen Reihen waren, Bälle, die im Normalfall nie zu einer Gefahr für unser Tor werden können. Exemplarisch sei der eigene Freistoß an der Mittellinie in Minute 60 genannt, aus dem durch planloses und ungenaues Hin und Her im Handumdrehen ein Konter für Dynamo wird, den Fink „gelb“würdig unterbindet.
Drastisch auch die fehlende gedankliche Frische, kaum, dass Szenen antizipiert werden, kaum, dass bei uns mal jemand ohne Ball läuft und damit Angebote schafft. Vielleicht eine Frage des Selbstvertrauens? Bei Dynamo jedenfalls sind immer 4,5 Mann um den eigenen, ballführenden Mitspieler, bieten sich an, wollen den Ball. Ein innerer Schweinehund, den man durch noch drei Schritte mehr und den Mitspieler, der auch mitkommt, überwinden muss?
Drastisch insbesondere, wie man Dynamo selbst im Rückstand beim Ballzuschieben zuschaut, wie man nur alibihaft, nur in einzelnen Spielern den Gegner anläuft, wie keiner auf dem Platz (erfolgreich) versucht, diese taktischen Bewegungen abzustimmen. Der negative Gipfel eine Szene in der 82./83. Minute, als sich Dynamo über 40 (?) Stationen ungestört den Ball zuschiebt, in unserer Hälfte, in der eigenen Hälfte, links, rechts, immer mit 3m Abstand zu unseren Spielern und am Ende zu einem freien Torabschluss kommt.
Drastisch, wie man für die große Variabilität auf dem Feld (positive Lesart; negativ wäre es wohl Disziplinlosigkeit in der taktischen Ordnung) alles aufgibt, incl. jedweder sinnvoller Aufgabenteilung (Dem läuft als defensiver 6er vorm Mittelkreis die gegnerische Abwehr an, während Fink hinterm Mittelkreis steht – was soll das?).
Drastisch vor allem, dass man stoisch bei der Spielweise bleibt, die man von Beginn an abspielt. Dass man zu keinem Zeitpunkt in Halbzeit 2 zu einer Art Schlussoffensive bläst, dass man in einem KO-Spiel auch wenige Minuten vor Schluss „ruhig“ hintenrumspielt, dass man auch da nicht die Zweikämpfe vorn am Strafraum sucht, dass man auch da nie zeigt, dass man eigentlich schon gern noch den Ausgleich schaffen würde.
Drastisch nicht zuletzt, dass man auch dem Gegner nicht zeigt, dass er hier nicht machen kann, was er will. Dass dieser auch diesmal seine Mätzchen abziehen kann. Teixeira zB. Und natürlich ist auch Tekerci wieder mittendrin, nicht nur, als er Kunz umhaut. Nicht, dass ich Unsportlichkeit gutheiße: Aber nach dem Punktspiel und nach seinen Aktionen auch jetzt wieder teilt dem niemand mal mit, dass sein Auftreten keinen Beifall findet? Wollen unsere denn wirklich nur spielen oder auch mal gewinnen? Die gesunde Portion Galligkeit hatte Dynamo jedenfalls dabei.
Keine Frage: Man kann bei Dynamo verlieren. Auch bei deren Aufstellung am Freitag, die den meisten Drittligisten als erste Elf sehr gut zu Gesicht stünde. Das Enttäuschende ist das „Wie“ dieses Ausscheidens – und dieses „Wie“ offenbart einen sehr großen Gesprächsbedarf. In erster Linie innerhalb der Mannschaft, die sich mal miteinander auskotzen muss, die dringend Antworten finden muss zu diesen Einstellungsfragen, die dringend klären muss, wer hier was erreichen will und kann, wer sich hier auf dem Platz den Hut aufsetzt, die anderen mitreißt (Und ich will danach kein Transparent sehen, sondern endlich eine Mannschaft auf dem Platz, die für- und miteinander arbeitet, die einen Plan gemeinsam und strukturiert umsetzt, die eine Hierarchie hat, welche auf dem Platz erkennbar ist.). In zweiter Linie dann natürlich zwischen Trainerteam und Mannschaft, damit klar wird, warum der bisherige Plan nicht funktioniert, warum er nicht abgeändert wird, warum manche keine Chance bekommen, was geändert werden muss und kann. Nicht zuletzt auch zwischen Trainerteam und Beutel/Hänel, vor allem hinsichtlich der Transfers. Redet endlich Klartext und zeigt´s uns danach nur auf dem Platz.
Schlussendlich: der Rahmen. Knapp über 20.000, davon vielleicht 800-1000 im Gästeblock. Schicke Randnotiz: die peinlichen Poser, die sich wie immer im benachbarten Heimblock zur Feile machten und mit ihren Bemühungen nur für höhnisches Amüsement und Gelächter sorgten.
Wertung: 4,0
Bester Himmelblauer: ---
Trainerstimmen
Karsten Heine (CFC) bei MDR-Online:"Es ist bitter, dass wir aus dem Pokal ausgeschieden sind, in dem wir zuletzt immer recht erfolgreich waren. Fakt ist aber, dass wir gegen eine Mannschaft verloren, die verdient gewonnen hat. Dresden war das bessere Team, hat kompakt und geschlossen gestanden und war auch spielerisch im Vorteil. Wenn man gegen eine solche Truppe, die zurzeit sowieso in einer Superform ist, nicht elf Mann aufbringen kann, die alles und sogar noch ein bisschen mehr geben, dann steht man als Verlierer da."
Uwe Neuhaus (Dynamo) bei MDR-Online:"Ich mag den Begriff Luxusproblem zwar nicht, aber ich glaube, ich habe eins. So wie die Mannschaft heute aufgetreten ist und die acht Ausfälle im Team kompensiert hat, war das schon beeindruckend. Wir wissen schon lange, dass wir einen breit aufgestellten Kader haben, aber heute hat die sogenannte zweite Reihe bewiesen, dass sie das in der Praxis umsetzen kann. Deshalb gehe ich zuversichtlich in die nächsten Punktspielaufgaben."