Es war einer dieser Abende, die man als Clubfan nicht so schnell vergißt. Nach Wochen der fussballerischen Tristesse, des schleichenden und dann rasanten Abstiegs in die Niederungen der Tabelle, hat sich der CFC am Gründonnerstag mit einem fulminanten 4:0 im Nachholer gegen Energie Cottbus endgültig aus der Krise geschossen. Über 10.000 Zuschauer, darunter um die 1.000 aus der Lausitz, sahen einen denkwürdigen Fußballabend.
Nach dem Auswärtserfolg in Erfurt legte Zeugwart Torsten Bittermann auch diesmal wieder die neongrünen Hemden bereit. Auch wenn die Farbe nach wie vor gewöhnungsbedürftig ist, so scheint sie doch den Erfolg zu garantieren. Vielleicht ändern wir ja irgendwann die Vereinsfarben ;-).
Sven Köhler musste die Mannschaft auf zwei Positionen verändern. Für den bei der Nationalmannschaft weilenden Stefano Cincotta durfte Philipp Türpitz wieder ran und in der Innenverteidigung ersetzte Nils Röseler den gelbgesperrten Marc Endres. Dieser verbrachte diesen grandiosen Abend übrigens zusammen mit seinem verletzten Mannschaftskollegen Fabian Stenzel in der Südkurve. Feine Geste!
Die Ausgangsposition vor der Partie war klar. Beide Mannschaften befanden sich nur knapp über dem Strich (Cottbus 35 Punkte, CFC 34 Punkte) und mussten unbedingt gewinnen, um sich aus Tabellenkeller zu befreien. In den ersten 20 Minuten dominierten die Abwehrreihen beider Mannschaften, dann setzte Danneberg mit einem 20 Meter-Hammer das erste Achtungszeichen. War hier noch Cottbus-Keeper Lück der Sieger, so war dieser in der 26. Minute chancenlos. Eine Ecke von Türpitz verlängerte Jamil Dem auf Anton Fink, der die Kugel aus spitzem Winkel humorlos unter die Latte drosch. Seit Fink kein Kapitän mehr ist, brilliert der 28-jährige wieder als Vollstrecker und Vorbereiter.
Mehr Nennenswertes gab es nicht in der ersten Halbzeit, dafür sollten die zweiten 45 Minuten um so spektakulärer werden.
Nach der Pause wurden von beiden Mannschaften die Visiere hoch geklappt. Cottbus machte Druck, der CFC das Tor. Diesmal gab Fink den Vorbereiter - er passt auf seinen Sturmpartner Daniel Frahn der in den Strafraum einläuft und per Flachschuss vollendet. 2:0 für den Club in der 54. Minute - was für ein Glücksgefühl! Apropos Daniel Frahn - der spielte an diesem Abend groß auf und war insbesondere läuferisch der Wahnsinn.
Das 0:2 war ein "Hallo Wach!" für die Lausitzer, die wohl plötzlich realisierten, dass sie sich eigentlich im Abstiegskampf befanden. Und dann lag der Ball auch plötzlich im Netz der Himmelblauen, doch zum Glück für den CFC hatte Schiri Osmers auf Abseits erkannt (57.). Zuvor hatte Kunz bereits einen gefährlichen Kopfball von Möhrle vereitelt.
Die kurze Drangphase der Lausitzer hatte ein jähes Ende, als der Club mit einem feinen Spielzug zum dritten mal einnetzte. Fink auf Türpitz, der auf Tom Baumgart und der Youngster im neongrünen Dreß braucht nur noch einzuschieben. Jubel, Trubel, Heiterkeit auf den Rängen. 3:0 in diesem eminent wichtigen Spiel, wer hätte das gedacht? Aber es sollte noch besser kommen - Matti Steinmann stiebitzt einem Lausitzer den Ball, Pass zu Frahn und der trifft vier Minuten vor Spielende mit seinem zweiten Treffer zum 4:0. In Worten: vier zu null! So was hatte man in Chemnitz lange nicht erlebt. Und es hätte noch heftiger für die Lausitzer kommen können, hatten doch Frahn per Direktabnahme (85.) und der eingewechselte Steinmann (73.) weitere Großchancen auf den Schlappen. So schlichen die Energie-Spieler ohne selbiger vom Platz, während ihnen aus der Gästekurve "Wir haben die Schnauze voll" entgegenschallte. Es ist noch nicht so lange her, da hatte man in Chemnitz ein ganz ähnliches Stimmungsbild.
Doch an diesem denkwürdigen Abend war alles anders. Mit LaOla und Uffta wurde die Mannschaft gefeiert. Verdient. Absolut verdient.
Fazit: Der CFC hat dem Abstiegsgespenst galant den Mittelfinger gezeigt und sich mit einer berauschenden Leistung selbst aus dem Sumpf gezogen. Wer so stark im Sechspunktespiel auftritt - da lege ich mich fest - der steigt nicht ab. Eine Abwehr die stabil steht, ein Mittelfeld, welches überragend kämpferisch dagegenhält und ein Angriff der die Buden macht - Chemnitz ist zurück. Danke Sven Köhler. Danke Mannschaft. Danke Fans. Es war einfach nur großartig!
"Verdienter Sieger Chemnitz. Wir müssen hart weiterarbeiten und bereiten uns nun aufs nächste Heimspiel vor."
(Anm.d.Red.: Mehr sagte er wirklich nicht.)
"Trotz eines 4:0 hört es sich sicher etwas komisch an, dass es bis zum 2:0 das erwartet schwierige Spiel war. Auch nach der Führung hatte Cottbus noch zwei gute Möglichkeiten, um eventuell den Anschluss zu schaffen. Stattdessen machten wir das 3:0. Danach merkte man uns die innere Befreiung an. Auch fußballerisch gelang uns dann wieder einiges."