Spielbericht

Der Chemnitzer FC hat sich mit dem Sieg über die U21 des SV Werder Bremen aller Abstiegssorgen entledigt. Allerdings wurde es gegen die Jungs von der Weser ein harter Kampf, aber am Ende auch eine kleiner Feierstunde.

Die Laune in Chemnitz war vor der Partie prächtig: Vier Siege in Folge standen zu Buche, dazu hatte am Freitag Kapitän Kevin Conrad seinen Vertrag bis 2018 verlängert. Natürlich trugen die Himmelblauen wieder ihre solargrünen Trikots, was die Gäste um das Grün ihrer Vereinsfarben brachte und sie in weiß agieren ließ. CFC-Trainer Sven Köhler veränderte seine erfolgreiche Startelf von Halle auf zwei Positionen: Für den gesperrten Stefano Cincotta kam Matti Steinmann ins Spiel, allerdings ging Anton Fink auf die linke Seite. Für Tom Baumgart stand der wiedergenesene Philipp Türpitz auf dem Feld, als Schiedsrichter Benjamin Bläser die Partie beginnen ließ.

Beide Mannschaften beginnen sehr druckvoll, ohne dass daraus zunächst gefährliche Szenen entstehen. Interessant wird es dann in Minute 12: Jamil Dem hatte einen Ball in Richtung Bremer Abwehr geköpft. Lukas Fröde ließ den Ball über die Brust rutschen und so kam der aus dem Abseits heranlaufende Daniel Frahn an den Ball. Fröde stoppt ihn per Trikot-Bremse und sah Gelb. Natürlich reklamierten die Gäste auf Abseits. Doch nach dem Studium des DFB-Regelbuches sehe ich die Situation wie Schieri Bläser und seine Assistenten: Frahn stand zwar im Abseits, jedoch nicht strafbar, da er keinen Spieler attackierte. Fröde konnte den Ball unbedrängt spielen, und damit kam der Ball dann in einer neuen Spielsituation vom abwehrenden Spieler auf Frahn.
Aber noch mal zur Erinnerung: Freistoß für den CFC etwa 20 Meter zentral vor dem Bremer Tor. „Fußballgott“ Anton Fink tritt an und der Ball fliegt in einer engelsgleichen Kurve herrlich ins Mauereck. CFC eins, Bremen null – und Hochstimmung unter den 6.800 auf den Rängen der Fischerwiese. Doch so richtig tut das Tor dem Spiel nicht gut. Der CFC schaltet einen Gang zurück, überlässt mehr und mehr den Bremern den Ball. Und während sich die Südkurve schon auf das Derby am kommenden Wochenende einsingt, sinkt die Konzentration auf dem Feld in Reihen der Himmelblauen. Pässe werden zu lax gespielt und Gegenspieler nicht energisch genug attackiert. So richtig aber schlagen die Gäste daraus kein Kapital. Sie lamentieren lieber bei jeder Entscheidung des Schiedsrichters, allen voran deren Kapitän Rafael Kazior. Der Kapitän ist es dann auch, der die gefährlichste Szene vor Kevin Kunz‘ Tor produziert. Im energischen Lauf lässt er erst Endres stehen und dann Conrad ins Leere rutschen, aber schlussendlich ist Bittroffs Bein da und trennt erst den Ball von Kazior und dann den Spieler vom Boden (24.).
Auf der anderen Seite hat Dem die beste Chance auf das zweite Tor des Tages. Nachdem erst selbst den Ball schön erobert hat, läuft er durch, bekommt von Fink den Ball zugesteckt, schiebt die Kugel dann aber Zentimeter am Kasten vorbei (39.). So geht eine ereignisarme Halbzeit mit 1:0 zu Ende.

Doch schon gleich mit dem Wiederanpfiff wird es etwas aufregender: Zunächst fährt Julian von Haacke dem „Fußballgott“ mit gestreckten Beiden von hinten in die Laufgeräte. Dafür gibt es Gelb und nicht gleich Rot, weil er Fink nicht richtig trifft. Doch von Haacke sieht das nicht ein, schubst Schieri Bläser leicht und bekommt damit nun den Platzverweis (Gelb-Rot/47.). Die Himmelblauen machen erst einmal weiter, spielen sich schön durch die Bremer Beine, Dem dann mit der Eingabe von rechts, Frahn verpasst in der Mitte, aber am langen Pfosten steht Fink, legt sich den Ball zurecht und schlenzt ihn wunderbar ins Tor. Und...es war Finks 100. Treffer in der Dritten Liga (inklusive 21 für Unterhaching und 6 für Aalen) und gleichzeitig auch für den CFC (inklusive Pokaltreffern). Dafür gibt es nach Spielende dann auch noch vor der Südkurve die Würdigung durch Verein und Fans für den Spieler, dem die Abgabe des Kapitänsamtes sichtlich gut tut.
Doch bis dahin liegt noch ein Stück Arbeit vor dem CFC. Denn Bremen steckt auch in Unterzahl nicht auf. Zudem verpasst in der 56. Minute Türpitz die Vorentscheidung, nach dem Fink ihn herrlich angespielt und Türpitz den Torwart umkurvt hatte; doch der Ball ging neben das Tor. So bleiben die Jungs von der Weser im Spiel und werden immer gefährlicher. In Minute 73 passiert es dann: Ein langer Ball aus der eigenen Hälfte findet Eggersglüß, Rösler hat wohl etwas gepennt, kann nur noch hinterher hecheln und zusehen, wie der Ball im Tor einschlägt. Fans und vielleicht auch der eine oder andere Spieler hätten gut daran getan, die Konzentration noch in diesem Spiel zu belassen, statt schon eine Woche weiter zu denken.
So versucht in den verbleibenden 20 Minuten Bremen noch einmal alles, um den Ausgleich zu erzielen. Doch auch wenn so manche Situation brenzlig wird, mit vereinten Kräften und Glück schaffen es die Himmelblauen, den Dreier zu sichern. Entsprechend fällt mit dem Abpfiff auch die Anspannung in Form großen Jubels von allen Chemnitzern ab. Und nun dürfen und müssen die Gedanken zum Derby gehen. Schließlich gibt es dort etwas gut zu machen…

Wertung: 3,5 (Wichtige drei Punkte und Finks Jubiläumstreffer überstrahlen ein mäßiges Spiel)

Beste Himmelblaue: Dem, Fink