"Deckel drauf" gegen einen (ehemaligen) Mitkonkurrenten…
von Timo Görner
...möchte man meinen. Der SV Werder Bremen II steckt noch wesentlich tiefer im Abstiegskampf, der CFC kann mit einem weiteren Sieg auch die letzten Zweifel beseitigen. Die Bilanz gegen Werders II auf eigenem Platz stimmt positiv: 6 Spiele, 5 Siege, keine Niederlage.
Die aktuelle Saison unseres Gegners
Werders U23 galt drei Jahre nach der Rückkehr in die 3. Liga als Abstiegskandidat bei vielen Experten und Fans. So gesehen kann man an der Weser mit dem bisher Erreichten durchaus zufrieden sein: Fünf Spiele vor dem Finale ist der Klassenverbleib aus eigener Kraft zu schaffen.
Der Auftakt beim Nord-Derby in Rostock (2:1) gelang sehr gut, doch danach ging es schnell bergab. Der Auftaktsieg sollte bis Spieltag 12 der einzige Dreier bleiben, so blieb die "Rote Laterne" an der Weser. Mehr als weitere drei magere Punkte zu Hause gegen Magdeburg (1:1) und Würzburg (0:0) sowie auswärts beim VfB Stuttgart II (1:1) wurden nicht erreicht. Enttäuschend hingegen die Auftritte in Kiel (0:3), gegen Großaspach (0:4) oder gegen Cottbus (0:2). Bis zur Winterpause gelang dann die sportliche Stabilisierung mit einem Aufwärtstrend. Mainz (2:1), Aue (4:0) und der CFC waren die Opfer einer bemerkenswerten Serie von drei Heimsiegen. Nur Osnabrück (0:1) blieb ein Sieg auf "Platz 11" des Weser-Stadions vorbehalten. Licht und Schatten auswärts mit einem 2:0 bei den Stuttgarter Kickers und dem Gastspiel in Halle beim 2:6. Nach der Herbstrunde 2015 reichte es dennoch nur zu Rang 19 mit 21 Zählern, allerdings nur mit 5 Toren Rückstand zum rettenden Ufer. Zu Hause musste man zulegen, wollte man drin bleiben. Den drei Siegen standen vier Niederlagen gegenüber.
Für die Frühjahrsrunde 2016 galt es die fehlenden 21 bis 24 Punkte aus den 17 Begegnungen zu holen, ein ehrgeiziges und schwieriges Unterfangen. Von denen hat man aktuell deren 16 eingefahren, was derzeit reicht, um über dem Strich zu bleiben. Und es begann gut. Zu Hause konnte man weiter Boden gut machen, besiegte Kiel mit 2:1 und Wehen Wiesbaden mit 1:0. Auf Reisen holten die Bremer ein wenn auch etwas glückliches 1:1 beim damaligen Spitzenteam in Magdeburg. Nach Runde 27 und vier weiteren Zählern gegen Münster (0:0) und überraschend in Großaspach (1:0) war der Befreiungsschlag aus dem Tabellenkeller gelungen und ein kleines Polster von fünf Punkten auf den Drittletzten geschaffen. Die starke Ausgangsposition wurde zwar nicht ganz verspielt, aber teilweise. Das "Sechs-Punkte-Spiel" gegen Stuttgart II (0:1) ging verloren, ein klarer Rückschlag. Auswärts gelangen ordentliche Ergebnisse in Würzburg (1:1) und Mainz (2:2). Auch vergangene Woche wehrte man sich redlich beim 0:1 in Aue. Zu Hause herrschte Licht (Halle/2:0) und Schatten (Erfurt/0:1). Aus den 32 Punkten wurden aus den letzten sechs Begegnungen nur fünf weitere, zuwenig um eine kleine Vorentscheidung zu schaffen.
Zu Hause ist der Saldo mit sechs Siegen, fünf Remis und sechs Niederlagen ausgeglichen, es fehlt der eine oder andere Zähler. Auswärts sind vier Teams schlechter, Werder II liegt hier knapp über dem Strich bei 18:29 Toren. Den letzten Dreier auf Reisen zeitigten die Bremer am 27. Februar 2016 bei der SGS. 36:47 Tore insgesamt sprechen für eine durchschnittliche Offensive (12.) und anfällige Defensive (17.). Das Restprogramm sieht drei schwere Auswärtsspiele in Chemnitz, Osnabrück und Aalen am Ende vor sowie die beiden "Endspiele" gegen Fortuna Köln und die Stuttgarter Kickers, aus denen vermutlich zumindest acht Punkte geholt werden müssen.
Delegierungen seit dem Hinspiel
Es gab 2 Abgänge: Patrick Mainka (21/Abwehr) zog es zu West-Regionalligist Borussia Dortmund II. Aus dem Angriff ging der polnische Torjäger Martin Kobylanski (22) zum dortigen Erstligisten Lechia Gdansk. Er erzielte bis zur Winterpause einen Treffer für die Grün-Weißen und legte für zwei Tore auf.
Der Trainer
Alexander Nouri (36) hat nach wie vor das Sagen als Chef der U23. Der ehemalige Profi mit den Stationen Osnabrück, KFC Uerdingen und Kiel begann seine Laufbahn bei den Herren mit der Berufung aus der A-Jugend des SVW zur 1. Mannschaft 1998. Er schaffte in Bremen aber nicht den Durchbruch.
Die Mannschaft
Im Tor kamen bislang vier Akteure zum Einsatz: Die meisten Spiele (17) kann Eric Oelschlägel (20) verbuchen. Knapp dahinter folgt Tobias Duffner (32) mit 14. In Aue stand Duffner im Kasten. Gegen Halle zuvor Oelschlägel. Die anderen beiden Keeper waren die Erstligaprofis Raphael Wolf (27) und Michael Zetterer (20).
In der Abwehr fehlt das echte feste Gerüst, bei einer U23 aber auch nicht so selten. Marnon Busch (22) und Oliver Hüsing (25) erkämpften sich bislang die meisten Einsatzzeiten. Dahinter kommen Leon Guwara (19), der Niederländer Jesper Verlaat (19), Torben Rehfeldt (22) und der Grieche Angelos Argyris (21). In Aue bildeten Rehfeldt - Hüsing - Argyris und der Schweizer Ulisses Garcia (20) die Viererkette.
Der Fixpunkt im Mittelfeld, wie im gesamten Team, ist Routinier und Kapitän Rafael Kazior (33), mit sieben Toren und sechs Vorlagen zudem der torgefährlichste Akteur in Reihen der Grün-Weißen; unter anderem auch einem beim 3:2 im Hinspiel. Dahinter fehlen die klaren Eckpfeiler, siehe auch die Abwehr. Zu nennen wären noch Julian von Hacke (22), Marcel Hilßner (21/4), der Franzose Mohamed Aidara (26), Björn Rother (19), der Georgier Giorgi Papunashvili (20) – auch ein Treffer im Hinspiel - und Ole Käuper (19).
Im Sturm ist der Gambier Ousman Manneh (19) die Nummer eins, dafür reichen drei Treffer. Hinzu kommen drei Vorlagen. Zum letzten Mal traf er am 26. September 2016. Im letzten Spiel begannen die Bremer mit zwei Stürmern, neben Manneh durfte Özkan Yildirim (23) beginnen, der eigentlich im offensiven Mittelfeld zu Hause ist und bislang kaum eine Rolle spielte. Auf Verstärkung von oben im Abstiegskampf kann man kaum bauen, die Situation der ersten Mannschaft ist hinlänglich bekannt.
21,7 Jahre im Schnitt sind das jüngste Team der Liga.
Das Krankenlager/Strafbank/Parteistrafen
Es gibt mehrere Ausfälle: Im Tor betrifft dies den Bosnier Raif Husic (20) wegen Meniskusriss. Im Mittelfeld den Serben Milos Veljkovic (20) wegen Zehenbruch. Björn Rother (19) ist hingegen nach drei Spielen "Rot-Sperre" wieder spielberechtigt. Marcel Hilßner (21) fehlt seit Mitte Februar 2016 aufgrund eines Außenbandanrisses im Knie - Rückkehr unbekannt. Giorgi Papunashvili (20) muss wegen Hüftproblemen pausieren. Die beiden Letztgenannten sind eigentlich potentielle Stammkader.
Die Einkaufsbilanz
15 Neuzugänge wurden vermeldet, davon sechs aus der eigenen A-Jugend und insgesamt acht aus Nachwuchsmannschaften. Von den externen war zweifellos und nicht ganz unerwartet Rafael Kazior (33), aus Kiel gekommen, die erhoffte Verstärkung. Weitestgehend gesetzt waren zudem Björn Rother (19/Leverkusen II) und der Georgier Giorgi Papunashvili (20/Leihgabe Dynamo Tiflis aus Georgien). Von den A-Jugendlichen kann wohl Jesper Verlaat (19) in der Abwehr am meisten zufrieden sein. Fazit: wie bei den anderen U23 schwer zu bewerten, da primär Nachwuchsspieler kamen und hier nicht auf Anhieb eine Etablierung in der harten 3. Liga zu erwarten ist.
Prognose
Werders II muss bis zuletzt um Platz 17 kämpfen. Tipp: Es gibt ein Endspiel in Aalen, wo es am Ende diesmal vermutlich knapp nicht reichen wird.
Das Umfeld
Schwere Zeiten für den SV Werder, der noch vor ein paar Jahren eine feste Größe im internationalen Fußball war und zumindest noch um diese Startplätze mitspielen konnte. Die Profis kämpfen die dritte Saison in Folge gegen den erstmaligen Abstieg aus der Ersten Bundesliga seit 1980, die U23 ebenso gegen die umgehende Rückkehr in die Regionalliga Nord. Aktuell wird ein Zuspruch von 1.354 im Schnitt verbucht, weniger haben nur Mainz 05 II und Stuttgart II. Wenn es auf dem "Platz 11" des Weserstadions mal voller wird, sind es in der Regel Vereine aus dem Nordosten mit Rostock (3.400), Dresden (3.000) und Magdeburg (2.000). Osnabrück lockte mit seinem Gästeanhang durch das gute Abschneiden auch noch mal 2.100 an. Gegen Halle kamen zuletzt rund 1.000. Am Samstag sollte man im Gästeblock mit ein paar Werder-Freunden der hiesigen Region rechnen.
Für die bekannt starke Nachwuchsabteilung der Werderaner eine schwierige Zeit; bei einem Abstieg der Profis in die 2. Bundesliga drohen dem seit Jahren eher klammen Verein zweifellos Einsparungen. Wie sich diese dann auf das Nachwuchsleistungszentrum auswirken werden, muss man sehen. Die U23 soll normal unbedingt in der sportlich starken Dritten Liga gehalten werden, um weiter als Brückenglied zwischen A-Jugend und Profis zu fungieren. Aber Abstellungen aus der Profiabteilung…siehe oben.
