Spielbericht

Achtelfinale - Sachsenpokal - Saison 2016/2017
ESV Lok Zwickau
ESV Lok Zwickau
0:8
Chemnitzer FC
Chemnitzer FC

Kleine Hürde hoch übersprungen

von jb

Im Pokalachtelfinale führte der Weg heute nach Zwickau ins neue Stadion. Aber nicht zum FSV, sondern zum ESV Lokomotive, welcher „dank“ der Sicherheitsbehörden nicht auf seiner eigenen Anlage im Stadtteil Marienthal spielen durfte, sondern eben in den Neubau in Eckersbach ausweichen musste. So kann man natürlich das richtige Pokalgefühl auch kaputt machen. Wenigstens der Stadionbetreiber machte sich Gedanken und verwandelte mit ein paar zusätzlichen weißen Sitzen ein „F“ in ein „E“, wodurch auf der Gegengerade der Schriftzug „ESV Zwickau“ entstand. Eine nette Geste und vermutlich ein einmaliges Bild!

Das Stadion des FSV Zwickau diesmal mit 'ESV'-SchriftzugDa sich einige Spieler des CFC mit Blessuren herumplagten, gab es in der Startelf einige Umstellungen, es liefen aber die besten (verfügbaren) Elf Kicker auf, und nicht wie vielleicht erwartet der Anschlusskader. Beim Gastgeber aus der Landesklasse (7. Liga) gibt es derzeit keine wirklich bekannten Spieler, höchsten Marcus Balg (spielte vor knapp 10 Jahren mal beim FSV Zwickau in der Oberliga) könnte dem ein oder anderen Interessierten bekannt sein.
Der CFC begann kontrolliert und dominant, Jopek versuchte gleich seiner Rolle als Ballverteiler gerecht zu werden und mehrfach gelang dies auch, obgleich der Überblick teilweise fehlte. Gefährliche Aktionen gab es aber zu Beginn nicht. Nach neun Minuten tauchten dann die Gastgeber erstmals in der CFC-Hälfte auf, die Zwickauer Stürmer setzten bei einem Rückpass stärker nach als erwartet und Kleinheider im Tor musste ein paar schnelle Schritte einlegen. Die Himmelblauen generierten dann einige Chancen, Türpitz, Fink und Dem versuchten es mehrfach. In der 21. Minuten hatten die Gastgeber ihre erste und einzige Torchance. Ein durchaus sehenswerter Angriff mit einer Flanke aus dem rechten Halbfeld, und der Stürmer am langen Pfosten köpfte recht druckvoll knapp über das Tor. Mit etwas Glück hätte dies die Führung für den Außenseiter sein können.
ESV Zwickau - CFC 0:8Direkt im Gegenzug klingelte es dann aber auf der anderen Seite. Von der linken Angriffsseite segelt eine Flanke in den Strafraum und Danneberg ist mit dem Kopf zum 0:1 zur Stelle (22.). Anschließend versuchte es der CFC vornehmlich mit Fernschüssen. Das lag daran, dass der Torwart der Zwickauer den nassen Ball kaum zu fassen bekam und die Kugel immer wieder prallen ließ. Türpitz, Jopek, Fink und Reinhardt probierten es so, leider konnte nie der abgeprallte Ball verwandelt werden. Nach einer halben Stunde musste Koch vom Platz, und Mbende übernahm seinen Posten in der Innenverteidigung. Koch schien Probleme mit der Leiste zu haben – als ob zwei angeschlagene Innenverteidiger nicht schon genug wären. Kurz vor der Pause dann noch das beruhigende 0:2, ein Freistoß an der Mittellinie wird sehr schnell ausgeführt, Grote geht auf der linken Seite die Linie entlang, springt mit Ball über einen grätschenden Zwickauer und flankt auf Fink, der direkt verwandelt. In der Pause wurde die Zuschauerzahl verkündet, geschätzte 400 davon dürften aus der Bezirkshauptstadt angereist sein. Auf der Tribüne auch einige CFC-Kicker wie Endres und Cincotta, die sogar Marc Lais im Schlepptau hatten.

ESV Zwickau - CFC 0:8Bei geschätzten 90% Ballbesitz sind nur zwei Tore natürlich eine magere Ausbeute, wobei man sagen muss, dass die Zwickauer speziell in der ersten Halbzeit sehr diszipliniert spielten und die Räume eng machten – Kompliment dafür. In der zweiten Hälfte wurde die Überlegenheit dann endlich auch in Tore umgesetzt. Der Torwart kommt bei einem hohen Ball weit raus und klärt diesen an der Strafraumgrenze vor die Füße von Bittroff, der die Kugel aus ca. 25 m hoch über den Torwart ins lange Eck schießt (49.). Nach einer knappen Stunde schnürte Fink einen Doppelpack innerhalb von nur 60 Sekunden. Der Spielzug und Abschluss waren bei beiden Toren fast identisch: Ball flach von der rechten Seite in die Mitte zur Strafraumgrenze, Flachschuss, Tor. Das Rezept versuchten jetzt auch andere erfolgreich, Danneberg legt den Ball im Strafraum nahe der Grundlinie zurück auf den eingewechselten Hansch an den Rand des 16ers, der flach einnetzt. Der in der zweiten Hälfte eher unauffällige Jopek machte sich dann noch mal bemerkbar. Einen Freistoß halbrechts an der Strafraumkante legt Grote kurz ab und Jopek schießt flach an der Mauer vorbei ins lange Eck (77.). Kurt vor dem Ende (86.) setzte Jopek den Schlusspunkt, einen abgewehrten Ball verwandelte er (wer gelesen hat wie ein Großteil der anderen Treffer erzielt wurden kann es sich vielleicht denken) flach von der Strafraumgrenze zum 0:8 Endstand. Und was bot die Lok-Offensive im zweiten Durchgang? Nicht mehr viel. Und jedes Mal, wenn die Zwickauer doch über die Mittellinie kamen, stand dort Mbende, luchste dem Gegner den Ball ab und löste die Situationen völlig souverän – auch wenn man natürlich den Klassenunterschied berücksichtigen muss, war das eine ziemlich gute Vorstellung von ihm.

Fazit: Die Aufgabe ernst genommen und sicher gemeistert. Auch wenn Fernschüsse bei solchen Bedingungen ein gutes taktisches Mittel sind, wäre gerade bei einem deutlichen Spielstand die ein oder andere spielerische Lösung wünschenswert gewesen. Ansätze waren da, aber eben nicht zu Ende gebracht.

Wertung: 2,5

Beste Himmelblaue: Grote, Mbende, Fink

Trainerstimmen

Sven Köhler (CFC) bei freiepresse.de:
"In den ersten 25 Minuten hat uns die Zielstrebigkeit Richtung Tor gefehlt. Das lief dann in der zweiten Halbzeit viel besser. In der Summe hat mein Team die Aufgabe ordentlich erfüllt."

Fabian Stenzel (CFC) bei freiepresse.de:
"Der klare Sieg war sicherlich gut für unsere Seele und das Selbstvertrauen. Jetzt müssen wir die Kräfte bündeln und auf das nächste Punktspiel gegen Mainz II schauen."

Bernd Eichenmüller (ESV) bei freiepresse.de:
"Die Jungs sind viel gelaufen, und für unsere Mannschaft war es ein Höhepunkt. Das Pokalspiel vor 29 Jahren gegen Dynamo Dresden war zwar offener. Trotzdem haben wir eine gute erste Halbzeit gezeigt. Das 0:2 kam zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Der Knackpunkt waren die frühen drei Tore nach der Pause."

Richard Weber (ESV) bei freiepresse.de:
"So ein Spiel hatte ich noch nicht von der Dynamik her. Die Schüsse der Chemnitzer waren alle gefährlich. Wir haben in der ersten Halbzeit wenig zugelassen, dann ist eine Viertelstunde zu viel passiert, denn wir waren zu weit nach vorn aufgerückt. Es wird Zeit, dass bei uns junges Blut dazukommt."

Florian Bräu (ESV) bei freiepresse.de:
"Es war ein Erlebnis, im neuen Zwickauer Stadion zu spielen. Für einen Tag konnten wir hier Profis sein. Ein Dank an die Stadt Zwickau und dem Verein, dass dies ermöglicht wurde."

Achtelfinale - Sachsenpokal - Saison 2016/2017
Samstag, 08. Oktober 2016, 14:30 Uhr
Stadion Zwickau, Zwickau
Zuschauer: 1.158
Schiedsrichter: Marek Nixdorf (Dresden)
ESV Lok Zwickau
T Weber
A Catterfeld
A Bräu
A Köppel
A Blechschmidt
M Kretschmar (85. Mitzscherling)
M Rödel (53. Matthaeus)
M Balg
M Frank
M Schönherr (62. Asseth)
S Neumann

Trainer: Eichenmüller
Chemnitzer FC
T Kleinheider
A Bittroff (67. Hansch)
A Dem
A Koch (32. Mbende)
A Stenzel
M Jopek
M Reinhardt
M Grote
M Danneberg
M Türpitz (56. Mast)
S Fink

Trainer: Köhler
Tore
0:1 Danneberg (21.)
0:2 Fink (40.)
0:3 Bittroff (47.)
0:4 Fink (55.)
0:5 Fink (56.)
0:6 Hansch (73.)
0:7 Jopek (77.)
0:8 Jopek (86.)