Der Chemnitzer FC baut seine Siegesserie in der Regionalliga-Nordost weiter aus. Am sechsten Spieltag gastierten die Bergner-Schützlinge beim VfB Germania Halberstadt und gewannen nach einem Wechselbad-der-Gefühle-Spiel im von 976 Zuschauern besuchten „Friedensstadion“ mit 4:2. Den 1:2-Rückstand zur Pause drehte Frahn via Hattrick.
Toleranz, Weltoffenheit, Fairness
Nach den zahlreichen negativen Schlagzeilen, welche über Stadt Chemnitz seit dem vergangenen Wochenende nahezu täglich publiziert worden sind, setzten die Spieler des Chemnitzer FC beim Auswärtsspiel in Halbzeit vor dem Anpfiff ein klares Zeichen. So war auf ihren weißen Shirts beim Aufwärmen „Toleranz, Weltoffenheit, Fairness“ zu lesen. Unter der Woche hatten sich bereits der himmelblaue Aufsichtsrat und Vorstandsvorsitzende Andreas Georgi sowie der „Fanszene Chemnitz e.V.“ via Stellungnahmen zu Wort gemeldet.
Elf Jahre „Kameniza Sons“
Bevor der Ball im Halberstädter „Friedensstadion“ rollen sollte, präsentierten die „Kameniza Sons“ anlässlich ihres elften Ehrentages im Gästeblock eine Choreografie unter dem Motto „Baywatch Chemnitz“, festgehalten auf einem großem Banner vor dem Zaun, umrahmt von Palmen und einer Pamela-Anderson-Schönheit. Dahinter wedelten himmelblaue-weiße Schwenkfahnen, dazu wurden diverse Strandutensilien gezeigt und Schals in die Höhe gehalten. Final ging noch eine ordentliche Ladung oranger Rauch in die Luft.
Fünfte Führung in der Anfangsphase
Die Siegerelf der Vorwoche gegen den VfB Auerbach erhielt erneut das Vertrauen – und rechtfertigte diesen in der 12. Minute: Grote zog von der Strafraumgrenze ab, nur stand bei seinem Versuch Tobias Müller im Weg. Dieser stoppte den Ball, zog unverzüglich und kompromisslos ab und besorgte die frühe Führung für die Himmelblauen, den es im sechsten Spiel damit nun zum fünften Mal gelang, einen Treffer in der Anfangsviertelstunde zu erzielen. Zwei Minuten zuvor hatte ein Schlenzer von Garcia das Tor noch knapp verfehlt, und zwei Minuten nach dem 1:0 verpasste Frahn, die Führung auszubauen.
Erster Rückstand der Saison
Die Halberstädter, Tabellenvorletzter, witterten nach einem ersten Hochkaräter in der 20. Minute, der großartig von Jakubov vereitelt werden konnte, ihre Chance – und erhielten diese in der 29. Minute. Hohenender verschuldete einen Elfmeter, welcher ausgerechnet von Boltze, welcher 65 Spiele im himmelblauen Trikot absolvierte und dabei 13 Treffer beisteuern konnte, sicher verwandelt wurde. Der motivierte Underdog beließ es dabei aber nicht, sondern fügte dem souveränen Spitzenreiter seinen ersten Rückstand zu. Fabian und Tobias Müller behindern sich beim Klärungsversuch. Dieser landete schlussendlich bei Jäpel, welcher in der 36. Minute zum 2:1 vollstreckte. Wenige Augenblicke vor der Pause war sogar die Chance zum dritten Treffer da.
Frahnsinn nach dem Seitenwechsel
Bei regnerischem Wetter kamen die Himmelblauen unverändert und mit einer Zielvorgabe aus der Kabine: das Spiel drehen. In der 54. Minute wurden diesbezüglich die Weichen gestellt. Frahn schoss einen Freistoß aus 20 Metern durch die Mauer – und hatte damit Erfolg. In der Folgezeit ackerten die Gastgeber tapfer, griffen dabei jedoch zu oft auf unfaire Mittel zurück. Schulze tat das einmal zu viel, flog folgerichtig Mitte der zweiten Halbzeit vom Platz. Tobias Müller wiederum hatte bei seinem überharten Einsteigen unmittelbar danach großes Glück und erhielt nur die die gelbe Karte.
In Überzahl spielten die Himmelblauen geduldig weiter, nur profitierten diese am Ende von einem Boltze-Fehlpass. Anstatt den eigenen Schlussmann fand dieser Frahn, welcher die Situation clever antizipierte und via Beinschuss zum 3:2 einschob. Nach einen über Milde und Garcia vorgetragenen Konter finalisierte Frahn seinen Hattrick und den 4:2-Endstand.
Neuer Vereinsrekord
Rekorde sind bekanntlich immer dafür da, diese irgendwann auch einmal einzustellen. Mit dem sechsten Sieg seit dem Saisonstart haben die Himmelblauen einen neuen Vereinsrekord aufgestellt. Der 4:2-Erfolg gegen den VfB Germania Halberstadt hat aber deutlich gezeigt, dass eine selbstsichere und unkonzentrierte Spielweise ebenso in der Regionalliga bestraft wird. In der Liga reist der Chemnitzer FC als nächstes zur VSG Altglienicke, zuvor steht aber noch ein Testspiel gegen den Kreisklassisten ESV Eintracht Thum-Herolda auf der Agenda.
Ein Dank für die Bilder geht an das Team von Fokus Fischerwiese.
"Wir sind eine intakte Truppe. Im letzten Jahr hätten wir in solchen Partien noch das 3:1 oder 4:1 bekommen. Dieses Jahr will jeder von uns unbedingt gewinnen."
"Wir wussten was uns hier erwartet, haben trotzdem pomadig und überheblich begonnen. Wir gehen zwar in Führung, verändern aber unseren Spielstil nicht. So hat Halberstadt Mut gefasst und ist völlig verdient bis zur Halbzeit in Führung gegangen. Wir haben das in der Pause angesprochen und versucht, eindeutiger zu agieren. Natürlich spielte uns der Platzverweis sehr zu. Trotzdem hat meine Mannschaft ihr Ziel verfolgt und am Ende auch erreicht. Ich bin stolz, dass wir den sechsten Sieg in Folge verbuchen konnten."
"Meine Mannschaft hat vor einer großartigen Kulisse nicht nur an sich geglaubt, sondern spielerisch einmal mehr überzeugt. Wir müssen damit leben, dass der Schiedsrichter Gelbe Karten verteilt hat, als wären es Lollibälle an Kinder. Dem mussten wir später leider Tribut zollen. Das war meines Erachtens der Knackpunkt. Wir waren heute sehr nah dran, auch zu Hause Zählbares zu holen. Die Jungs und ich bedanken uns für die Unterstützung. Wir haben mit dem BAK ein Schwerkaliber vor der Brust. Danach sollten wir spätestens mit der Ernte beginnen."