Serie fortsetzen und eine Rechnung begleichen …
von Timo Görner
… beim aktuellen Vorletzten, der vor einer schwierigen Saison nach wichtigen Abgängen und einem Trainerwechsel steht. Am letzten Spieltag der Oberliga Nordost Süd 2006/2007 verlor der CFC an gleicher Stelle 1:2, was auch die allerdings eher geringen Chancen auf Staffelsieg und Aufstieg zunichte machte. Die Aufgabe in Halberstadt scheint lösbar, ist sie aber nur mit der 1. Halbzeit gegen den anderen VfB.
Werdegang des VfB Germania Halberstadt:
2008 trennten sich die Wege nach 2 gemeinsamen Spielzeiten, der CFC schaffte durch einen starken Schlussspurt unter Christoph Franke die Qualifikation für die neue Regionalliga Nord. Der VfB Germania musste in der Oberliga Nordost Süd verbleiben. Peilte die Rückkehr in die Viertklassigkeit an. Nach den Plätzen 5 und 10 gelang 2011 der große Wurf, als Staffelsieger mit satten 15 Punkten Vorsprung auf den VfB Auerbach, der nach wochenlangem spannendem Kopf-an-Kopf-Rennen gegen Ende der Saison einbrach. Die Germania-Kicker etablierten sich, erreichten die Plätze 16, 9, 13 und 9, bevor man in der Spielzeit 2016/2017 eine trostlose Saison hinlegte. Am Ende als 17. mit 23 Punkten aus 34 Spielen abstieg. Diesmal wurden keine 3 Jahre für den Wiederaufstieg benötigt, auch wenn man den Umweg über die Relegation als Zweiter der Oberliga Süd gegen Rathenow (3:3, 3:1) nehmen musste. Mit Rang 7 gelang ein starkes Comeback, dem sich allerdings Wochen vor dem Saisonende ein Runterfahren der Profistruktur der Mannschaft anschloss.
Die letzte Saison unseres Gegners:
Platz 7 für den Rückkehrer waren nach dem sang – und klanglosen Abstieg 1 Jahr zuvor eine sehr gute Bilanz, der VfB mit großem Abstand bester Neuling. Bereits der Start bei Mitfavorit Nordhausen (1:1) ließ Optimismus verbreiten. In Runde 3 wurde der 1. Dreier in Berlin gegen Altglienicke im Aufsteigerduell eingefahren (1:0). Nach der Herbstrunde standen 23 Punkte aus 19 Spielen zu Buche, bei 5 möglichen Absteigern im "Worst Case" als 11. ein allerdings nur knappes Polster von 1 Punkt auf den ersten Abstiegsplatz. Dass es 10 Punkte sind, wusste damals natürlich niemand. Im eigenen Stadion "klemmte die Säge" bei nur 2 Siegen in 10 Spielen gegen 4 Niederlagen. Hier waren nur 2 schlechter. Bitter die Schlappen gegen Primus Cottbus (0:5), Babelsberg (1:4). Torreich die gegen den BFC Dynamo (4:5), nachdem zuvor ein 0:1 zum 2:1 und 2:3 zum 4:3 gedreht worden war. Luckenwalde (4:0) war hingegen ohne Chance. Auf Reisen sah es besser aus, konnte 3x gewonnen werden, während man 4x ohne Punkte blieb. Wertvoll die Siege in Neustrelitz (3:0), Meuselwitz (3:1). Negativ das Aus im Landespokal-Viertelfinale bei Verbandsligist BSV Ammendorf (0:1). Damit keine Hoffnung auf erneuten Einzug in den DFB-Pokal nach dem wackeren Auftritt im Trainer-Sohn-Duell gegen Freiburg (1:2). Für das Frühjahr 2018 galt es, die weiteren 22, 23 Punkte zeitnah einzufahren. Nach Spieltag 30 konnte nichts mehr anbrennen, der VfB war längst einstellig. Sogar ein "Platz auf dem Treppchen" war machbar in der "Platzierungsrunde" hinter dem weit entfernten FC Energie. 3 Siege in Folge mit 12:1 Toren bei Kantersiegen gegen Bautzen (5:1) und in Luckenwalde (5:0) zum Ende der Saison rundeten das Bild einer (fast) gelungenen Spielzeit ab. Auf Reisen wurden noch mal Achtungszeichen bei Chemie (3:0), Hertha BSC II (3:1), Viktoria Berlin (4:1) gesetzt. Vor allem die Steigerung als Heimmannschaft erfreute die Verantwortlichen, Germania blieb hier 2018 ungeschlagen und holte 17 von 21 Punkten. Auswärts stellten die VfB-Kicker mit 25 Zählern sogar das drittbeste Kollektiv, nur knapp hinter dem BFC. 68:52 Tore waren offensiv sehr gut (3.), defensiv deutlich schlechter (13.) Eben aus der Offensive mussten nach der Spielzeit 3 Abgänge vermeldet werden, die Gründe werden noch aufgeführt.
Delegierungen für diese Saison bislang:
Mit 12 Ab – und 11 Neuzugängen gab es einen durchaus veritablen Umbruch im Kader, dazu der Wechsel auf dem Trainerposten.
Torwart Paul Büchel (24), immerhin 15x die Nr. 1, ging nach Fürstenwalde. Der tunesische Abwehrspieler Adli Lachheb (31/ SV Straelen), bekannt aus seinen Zeiten in Halle und Aue, wechselte in die Regionalliga West. Im Mittelfeld zog es den Deutsch-Kroaten Ivan Franjic (20/Braunschweig) in die 3. Liga, der Tscheche Patrik Twardzik (27) heuerte beim BFC Dynamo an. Tim Oschmann (24/BAK) zog es auch nach Berlin. Der wichtigste Abgang findet sich im Angriff mit Florian Beil (29), Bilanz 2017/2018: 32 Spiele - 17 Tore + 16 Vorlagen. Der gebürtige Halberstädter wechselte zum ambitionierten FSV Wacker Nordhausen. Tom Nattermann (25) spielt jetzt in Babelsberg. Gillian Jurcher (21), erst zur Winterpause vom Hamburger SV II gekommen und mit soliden mit 7 Toren, wurde von Saarbrücken in der Südwest-Staffel verpflichtet. Mit Beil, Jurcher und Nattermann ging viel Substanz in der Offensive verloren, alle 3 zog es zu Vereinen der Regionalliga, die nach oben wollen. Der Rest spielte keine oder keine wichtige Rolle.
Für das Tor kam Till Brinkmann (20) aus Paderborn, beim Zweitligaaufsteiger ohne Einsatz und Perspektive. In der Abwehr wurde Leon Heynke (18) aus Magdeburg ausgeliehen, Hendrik Kuhnhold (19) spielte in der A-Jugend des FCM. Lucas Surek (21) war beim 1. FC Köln II in der West-Staffel am Ball, nur sporadisch eingesetzt. Im Mittelfeld wurden 2 weitere A-Jugendliche mit Dean Müller (19/Magdeburg) und Hans Oeftger (19/Erfurt) vermeldet, dazu Alexander Schmitt (22/Tennis Borussia Berlin) aus der Oberliga Nordost Nord. Der Montenegriner Nedim Pepic (20) war seit Ende 2016/2017 ohne Verein, bis dahin beim damaligen Viertligisten Hessen Kassel. Im Sturm weitere Neuzugänge aus der Magdeburger A-Jugend mit Stefan Korsch (19), Jan Hübner (18). Dennis Rothenstein (23) kam aus Mannheim, der gebürtige Hallenser stammt aus dem HFC-Nachwuchs. Beim Viertligisten ohne Chance. Keine auch nur halbwegs bekannten Namen, eine schwierige Aufgabe für den neuen Trainer die Abgänge zu kompensieren.
Der Trainer:
Maximilian Dentz (29) übernahm das Amt als Nachfolger von Andreas Petersen (58) der nach 2 Jahren zum Sportdirektor wurde. Stationen als Spieler waren der 1. FC Magdeburg II, Eintracht Braunschweig U19, MTV Gifhorn in der Oberliga Niedersachsen Ost sowie Schönebecker SC und SV Irxleben bis 2013. Er war in den letzten 2 Jahren Co-Trainer, wird u. a. von Enrico Gerlach (41) in gleicher Funktion und Sebastian Kischel (36) als Torwart-Trainer unterstützt. Beides ehemaliger Germania-Kicker. Dentz hat eine schwierige Aufgabe übernommen, er muss nach den Abgängen eine verjüngte Mannschaft ohne adäquate Neuzugänge durch die Saison führen.
Die Mannschaft:
Im Tor kamen bereits beide Keeper zum Einsatz, mit 3 Einsätzen hat Fabian Guderitz (21) die Nase vorn gegen Till Brinkmann (22). Zuletzt war Brinkmann Nr. 1. In den ersten 3 Spielen wurde mit einer Dreierkette im 3-4-2-1 agiert, danach im 4-4-2. In der Innenverteidigung sind Philipp Blume (25), Youngster Leon Heynke (18), Hendrik Kuhnhold (19) die derzeit wichtigsten Akteure. Bei der VSG Altglienicke wurde die Abwehrformation umbesetzt, hieß Boltze - Kuhnhold - Blume - Schulze womit Kapitän Benjamin Boltze (32) aus seiner angestammten Position im zentralen Mittelfeld nach hinten rückte. Blume konnte 2 Treffer beisteuern, je 1 in den ersten beiden Begegnungen. Auf der "6er Position" haben sich Hendrik Hofgärtner (22) und der Brasilianer Alysson Vargas (23) etabliert. Hans Oeftger (19) kämpft hier um seinen Platz. Nedim Pepic (20) kam über 18 Minuten zum Auftakt nicht hinaus. Die rechte Außenbahn durfte zunächst Dustin Messing (22) beackern, der bei der VSG in den Angriff rückte. Nach der Umstellung auf 4-4-2 wurde Alexander Schmitt (22) hier ein Kandidat. Nico Hübner (23) geht es wie Oeftger. Auf der linken Seite erhielt zumeist Kay Michel (22/2) das Vertrauen. Im Angriff wird noch ein wenig "gebastelt", eine echte Nr. 1 mit optimalerweise zweitem erfolgreichen Partner wurde noch nicht gefunden. Stefan Korsch (19) kommt auf 1 Tor, Dennis Rothenstein (23) auf 1 Vorlage. Dentz setzte immer mal auf Akteure aus dem Mittelfeld wie Messing oder Oeftger. Der Sturm bleibt die Baustelle, darüber können auch die 7 Tore nicht hinwegtäuschen. Mit 21 Spielern inkl. 2 Torhüter hat man den zweitkleinsten Kader der Staffel. 22,7 Jahre im Schnitt sind ein junges Aufgebot, darunter liegen nur Fürstenwalde und Hertha BSC II. Der Klassenerhalt wäre ein toller Erfolg wie Platz 7 im Vorjahr.
Die Bilanz gegen den VfB Germania Halberstadt:
Es gab erst 4 Begegnungen, die Bilanz ist ausgeglichen. Auch bei den Toren mit 7:7 und Heim – wie Auswärtsbilanz. In Chemnitz hieß es 2:1 und 1:2, in Halberstadt 2:3 und 2:1 am letzten Spieltag 2006/2007 im "Fernduell" mit Cottbus II um den Staffelsieg und Aufstieg in die damalige drittklassige Regionalliga Nord.
Die aktuelle Saison bislang:
Bestätigt: es geht um den Klassenverbleib nach den personellen Änderungen. Nach 5 Spielen stehen 3 Punkte und Platz 17 zu Buche. Zum Auftakt wurde ein 1:0 gegen Babelsberg zur Halbzeit verspielt. Der Lichtblick und gleich "grell" mit dem 5:0 beim allerdings kriselnden BFC Dynamo. Gegen Erfurt lieferte die Mannschaft eine gute Partie ab, drängte den Favoriten an den Rand des Punktverlustes beim 0:1. Nachdenklicher wurden die Verantwortlichen nach der verdienten Niederlage in Auerbach, wieder ohne Torerfolg beim harmlosen Auftritt. Bei Altglienicke reichte ein Elfmeter zur Führung nicht, innerhalb von 11 Minuten wurden die Treffer zur 3. Niederlage in Serie kassiert. Der Sieg im Landespokal zuvor beim SSV Havelwinkel Warnau (3:0) aus der siebtklassigen Verbandsliga war "Pflichtsieg", zumindest ist in diesem Jahr mit Magdeburg ein starker Konkurrent im Kampf um den Cup nicht mehr dabei. Germania wartet auf die ersten Heimpunkte, auswärts reichte es zu den 3 in Berlin. Defensiv sieht es mit 7 Gegentoren so schlecht nicht aus, immerhin haben 7 mehr kassiert. 7 Treffer sind ein guter Platz 5 in der Offensive. Wobei eben die 5 beim BFC "es rausreißen".
Das Krankenlager/Strafbank/Parteistrafen:
Der Brasilianer Alysson Vargas (23/Mittelfeld) fehlte in Altglienicke wegen einer Muskelverletzung, könnte aber gegen den CFC zumindest wieder im Aufgebot stehen.
Prognose:
Es wird schwierig, den vorzeitigen Klassenerhalt zu realisieren. Man wird bis zum Ende kämpfen müssen, die Regionalliga zu sichern. Speziell im Angriff muss man vermutlich personell noch mal reagieren, um drin zu bleiben.
Das Umfeld:
Nach dem Ende der vergangenen Saison wurde die Abkehr vom Profifußball ausgerufen, die Orientierung soll wieder zum Amateurbetrieb gehen. Anfang April übernahm Rechtsanwalt Erik Hartmann (43) das Amt des Vorstandschefs, unmittelbar danach rief er die Neuorientierung aus. Die Spieler sollen neben ihrem Fußballer-Dasein wieder arbeiten. Er sah die Wirtschaftlichkeit des Gesamtvereins in Gefahr, zu stark, wie man indirekt heraushören kann, der Fokus auf die 1. Mannschaft der Fußball-Abteilung. Mit der Ausrichtung sah sich der neue Fußball-Sportchef Andreas Petersen nicht einverstanden, er prognostizierte den Abstieg. Folge: Abgänge der Leistungsträger zu Vereinen, die Profiverträge anbieten konnten. Gleichwertige Neuzugänge waren nicht umsetzbar. Aktuell schaut es so aus, als behalte Petersen Recht. Finanziell war die Lage in den letzten Jahren zwar nicht existenziell gefährdend, dass man aber Probleme hatte, die Gelder für die jeweiligen Etats zu generieren, wurde so kommuniziert. Problematisch beim VfB der auch hier rückläufige Zuspruch, auch durch die Abgänge der Vereine aus Jena, Magdeburg, Zwickau, jetzt Cottbus. Letzte Saison kamen 490 im Schnitt, in der Abstiegssaison 2016/2017 waren es 477. In den 3 Jahren davor wurden 755 – 747 – 803 vermeldet. Der DFB-Pokal gegen Freiburg mit immerhin 5.037 Zuschauern spülte ein paar Extra-€ in die Kassen. Deutlich größer als sonst der Andrang auch gegen Cottbus (1.094) und Chemie Leipzig (1.035). Das "Friedensstadion" ist aktuell für 5.000 zugelassen, gegen Freiburg wurden Zusatzbereiche geschaffen. 768 dürfen sitzen, der Rest stehen. Neben Fußball sind Leichtathletik, Tischtennis, Judo, Bogensport, Rehasport, Turnen und Rollstuhl-Basketball beheimatet. Die 1. und 2. Mannschaft werden in der "Germania Halberstadt GmbH" verwaltet, der VfB ist hier Hauptgesellschafter mit 19 weiteren Teilnehmern.