Aus dem Paradies in den Abstiegssumpf
von Lenny
Für den Chemnitzer FC gab es beim FC Carl-Zeiss Jena kein Erfolgserlebnis. Vor - basierend auf dem Auflagenbescheid des Jenaer Gesundheitsamtes - 1.256 Zuschauern im altehrwürdigen Ernst-Abbe-Sportfeld unterlagen die Himmelblauen mit 1:2. Die Halbzeitführung durch Bickel reichte schlussendlich nicht aus. Nach dem Seitenwechsel drehten Verkamp und Wolf verdientermaßen die Partie für die Platzbesitzer. Während der thüringische Traditionsverein mit dem Sieg seinen dritten Platz festigt, rutscht sein sächsischer Pendant noch weiter in den Tabellenkeller.
Duell der Drittliga-Absteiger
Nach Siegen gegen den Berliner AK und dem FC Grimma sollte auch - wenngleich beim favorisierten - FC Carl-Zeiss Punkte etwas Zählbares geholt werden. CFC-Coach Daniel Berlinski spielte infolgedessen mit jenen elf Akteuren, welche jüngst in Liga und Landespokal überzeugen konnten. Auf der CFC-Bank saß außerdem ein neues Gesicht: Für den verletzten Dogan rückte Nachwuchskeeper Wunsch in den Kader. Ansonsten waren - bis auf die nach wie vor verletzten Zickert und Karsanidis - alle Mann im Duell der Drittliga-Absteiger mit an Bord.
Bei den Gastgebern stand unter anderem Maximilian Oesterhelweg in der Startformation. Kam der Flügelflitzer bei den Himmelblauen in der vergangenen Spielzeit selten zum Zug, spielt er bei seinem neuen Arbeitgeber seine Qualitäten besser aus. Der 30-Jährige absolvierte bis dato alle acht Spiele, in welchen er vier Tore erzielte und drei Vorlagen gab. Mit Matti Langer stand zudem ein weiterer Ex-Kicker des CFC von Beginn an auf dem Feld.
"Kuba" unter Beschuss
Beide Teams spielten sofort mit offenen Visier. In der dritten Minute hatte Bickel nach feinem Spielzug über die linke Seite die Führung auf dem Fuß, jedoch wurde sein Schuss zur ersten Ecke der Partie abgefälscht. Im Gegenzug hatte Steinherr eine Möglichkeit, er stand allerdings im Abseits. In der neunten Minute musste Jakubov einen Lange-Freistoß abwehren. Eine Viertelstunde später hämmerte Steinherr nach einer Oesterhelweg-Vorlage den Ball aus elf Metern ans Aluminium. Zwei Minuten später hielt dann Jakubov überragend gegen Verkamp und verhinderte die mittlerweile durchaus verdiente Führung. Mitte der ersten Halbzeit hatte Shala, der sein Liga-Debüt für den CFC gab, seine erste und bis dato einzige Gelegenheit.
In der Nachspielzeit: Thüringer trifft gegen Thüringer
Als alle längst mit dem Halbzeitpfiff rechneten, zappelte auf einmal der Ball im FCC-Tor. In der Nachspielzeit schlug Köhler einen ungefährlichen Ball in die Spitze, aus welchem die schmeichelhafte Führung entstand. Jena-Verteidiger Lange, welcher in der letzten Saison mit dem FSV Zwickau den Klassenerhalt feiern konnte, beschenkte nun die Himmelblauen mit einem katastrophalen Klärungsversuch. Bickel - geboren im thüringischen Bad Langensalza - drückte den Ball gegen die Thüringer locker über die Linie. Mit nunmehr sechs Treffern in der Regionalliga ist er der beste Torjäger der Sachsen.
Kartenfestival an den Kernberger
Schon in der Anfangsphase war klar, wohin für einige Spieler - und das wohlgemerkt auf beiden Seiten - die Reise hingehen wird, nämlich: vor dem Abpfiff unter die Dusche. Am Ende sollte es diesbezüglich aber bis in die Schlussminuten dauern. Vorher geschah folgendes beim Kartenfestival an den Kernbergen: Sowohl Campulka als auch der FCC-Kapitän Eckhardt sahen recht früh von Schiedsrichter Magnus-Thomas Müller die gelbe Karte. In der Folgezeit erhielten auf beiden Seiten jeweils noch zwei weitere Kicker eine Verwarnung. Bei den Himmelblauen waren das Tobias Müller sowie Grym, bei den Platzbesitzern Stauffer und Verkamp.
FCC bleibt cool und dreht Ost-Klassiker gegen CFC
Jakubov blieb auch nach dem Seitenwechsel unter Beschuss, die ersten Chancen oblagen dabei Oesterhelweg und Steinherr. Mit der dritten im zweiten Durchgang erzielten die Gastgeber den verdienten Ausgleich. Verkamp verwandelte auf Vorlage von Oesterhelweg sicher. Bickel, Hoheneder und letztlich Aigner agierten bei diesem Gegentreffer nur als Statisten. In der 72. Minute nahm das Verhängnis im Paradies seinen Lauf und der erst kurz zuvor eingewechselte Wolf traf mit einem Schuss von der Strafraumgrenze zum umjubelten 2:1.
Die Schlussviertelstunde spielten die Kicker des FC Carl-Zeiss Jena tiefen-entspannt herunter und hatten dabei mehrfach die Möglichkeit, das Ergebnis noch deutlicher zu gestalten. In der Schlussphase flogen schließlich Lange und Tobias Müller nach wiederholtem Foulspiel mit der Ampelkarte vom Platz. Für den FC Carl-Zeiss Jena war es der fünfte Sieg in Folge, für den Chemnitzer FC die fünfte Niederlage der Saison.
Um nicht im Abstiegssumpf zu versinken, ist am kommenden Spieltag im "Stadion - An der Gellertstraße" ein Sieg gegen den FSV 63 Luckenwalde Pflicht. Der Aufsteiger reist mit der Empfehlung eines 2:0-Sieges gegen den Bischofswerdaer FV 08 auf die Fischerwiese.
Wertung: 4,5
Bester Himmelblauer: Jakubov
Spielerstimmen
Andis Shala (CFC) bei mdr.de:"Wir haben gut angefangen, uns das Spiel dann aus der Hand nehmen lassen. Wir hätten in Rückstand geraten können, machen dann selbst das Tor. Dann haben wir ein bisschen viel verwaltet, da bekommst du die Bälle immer zurück. Dann schießt Jena zwei Tore und danach haben wir wieder angefangen, Fußball zu spielen. Das war zu spät. Jena kombiniert sehr gut."
Kevin Wolf (Jena) bei mdr.de:"Es ist ein schönes Gefühl. Ich freue mich mehr über den Sieg als über das Tor. Solche Spiele nimmt man gern mit, das spricht auch für die Mannschaft."
Trainerstimmen
Daniel Berlinski (CFC) bei mdr.de:"Wir waren ordentlich im Spiel, hatten eine Hundertprozentige durch Bickel in der achten Minute. Dann kamen wir nicht in die Zweikämpfe. Am Ende der ersten Hälfte wurde es besser. Nach der Pause wollten wir das zweite nachlegen, hatten aber keine gefährliche Torchance. Von daher geht das Ergebnis in Ordnung. Mut machen mir die letzten beiden Spiele und die Eindrücke im Training."
Dirk Kunert (Jena) bei mdr.de:"Wir haben die Qualität, ein Spiel zu drehen,. Ich bin sehr zufrieden. Chemnitz war stark heute, besser als gegen den BAK. Am Ende steht ein klar verdienter Sieg für uns, ich kann mich an keine klare Chance für Chemnitzer erinnern. Wir haben es gewollt. Trotz der Pause haben wir angeknüpft. Wir sind gerüstet, es war gut, dass wir weiter dranbleiben. Vor der Pause waren wir kurz nicht so konzentriert. Ich war nur etwas lauter dann, ich musste die Mannschaft wach machen. Dann haben wir eine Schippe draufgelegt. Beim letzten Ball waren wir aber zu ungenau. Es hat aber gereicht."