CFC zum Klassiker an die Kernberge, wo die Trauben …
von Timo Görner
… momentan hoch hängen, der Gastgeber hat sich nach anfänglichen Problemen deutlich stabilisiert und zuletzt die Tabelle von unten aufgerollt. Der CFC wird ein Optimum an Leistung und Kampf anbieten müssen, um auch im 4. Spiel in Folge dort unbesiegt zu bleiben.
Das letzte Spieljahr unseres Gegners:
Endete wie beim CFC mit dem Abstieg, allerdings hatte sich dieser lange vor dem letzten Spieltag angedeutet. Ende einer trostlosen Saison mit katastrophalem Start, Unruhe im Umfeld und 2 Trainerwechseln ohne Effekt.
Schwer und vorentscheidend die Hypothek der ersten 13 sieglosen Spiele bei 2 Punkten mit 11 Punkten zum damaligen 16. Mammutaufgabe damals: 43 Punkte aus 25 Spielen. Nicht annähernd zu schaffen mit einem Kader, der nur teilweise der Liga genügte.
Nach Runde 10 und Niederlage 9 flog Lukas Kwasniok. Christian Fröhlich übernahm als Interim in Kaiserslautern (1:3), Rico Schmitt dann danach. Bis zur Winterpause gelang der erste Sieg gegen Rostock (3:1) und allgemein ein leichter Aufwärtstrend. Jena überraschte beim späteren Meister (3:2), wichtig das 2:1 in Großaspach. Lobenswerte Moral bei Viktoria Köln (2:2) mit spätem Ausgleich. Zum Jahreswechsel waren es 12 Punkte – 9 auf das rettende Ufer.
Die Hoffnung blieb, erneut die wundersame Rettung zu erleben. 3 wurden noch mal geholt, u. a. Aytac Sulu (34) für die Abwehr. Rico Schmitt durfte vorerst bleiben. Auch im Abstiegsfall sollte er weitermachen, wertlose Bekenntnisse wie sich zeigte.
Der vorentscheidende Nackenschlag kam im "6-Punkte-Spiel" gegen Münster (1:2). Ordentlich das letzte Spiel unter Schmitt in Braunschweig (1:1), letztendlich gaben auch Gründe außerhalb des Rasens den Ausschlag. Rene Klingbeil übernahm als Interim, Ende Februar dann das Duo Kenny Verhoene – Rene Klingbeil mit dem Belgier als offiziellen Cheftrainer.
Der Rest wurde nach 2 guten Spielen im Anschluss gegen leichtfertige Zwickauer (2:1) und bei heimschwachen Mannheimern (1:1) eine "Abschiedstour", schon gegen Meppen danach schwanden alle Hoffnungen, zumal man sich in Magdeburg (2:6) und gegen 1860 (0:3) abwatschen ließ. Einziger Ausweg: der Abbruch der Saison ohne Absteiger.
Der Restart begann in Würzburg gegen uns, bis zum Ende kamen nur noch 6 Punkte. Erst am letzten Tag gelang noch ein Sieg gegen Mitabsteiger Großaspach. Jena schlechteste Heim– und Auswärtsmannschaft, mit der schlechtesten Defensive - 85 Gegentore. Nur Großaspach traf weniger.
Schon mit neuer Besetzung der Mannschaft ging der Landespokal nach Jena. Über den insolventen Regionalligaabsteiger Nordhausen (2:0) ging es ins Finale zu Hause gegen Martinroda (8:2).
Delegierungen für diese Saison bislang:
Der Abstieg hatte entsprechende Konsequenzen zur Folge. 23 verließen den Verein, 12 Externe kamen. Im Grunde ein fast kompletter Neuaufbau.
Stammkeeper Jo Coppens (29/Lillestrøm SK) wechselte in die 2. Liga Norwegens.
Nicht mehr dabei 4 Innenverteidiger. Maximilian Rohr (25) ging für 200.000 € Ablöse zur Hamburger SV II. Nico Hammann (32/Astoria Walldorf) spielt in der Südwest-Staffel. Kapitän Dominic Volkmer (24) ging nach Duisburg. Aytac Sulu (34), der zur Winterpause kam, ohne Ziel. Linksverteidiger Pierre Fassnacht (24/Oberhausen) heuerte in der West-Abteilung an.
Im Mittelfeld Rechts konnte Raphael Obermair (24/Magdeburg) in der Liga weitermachen. "Leihgabe" Tim Kircher (21/Karlsruhe) an gleicher Position musste zurück wie auch "6er" Ole Käuper (23/Bremen).
Der Sturm sah mit dem Deutsch-Italiener Daniele Gabriele (25/Türkgücü München) den wichtigsten Abgang bei 9. Julian Günther-Schmidt (26) zog weiter zu Fortuna Köln. Der Schweizer Kilian Pagliuca (24) fand wie Sulu und Kircher noch keinen neuen Verein.
Das die Akteure, die eine gewisse Bedeutung hatten. Der Rest spielte keine Rolle oder war nur selten berücksichtigt.
Das Tor sah (noch) keinen Neuzugang. In der Abwehr kehrte Manndecker Dennis Slamar (26/Großaspach) Ende August nach 1 Jahr zurück. Nick Neca (21) kam aus der II. Rechtsverteidiger Kevin Wolf (24/Hannover 96 II) aus der Nord-Staffel. Auf Links ging es Niclas Fiedler (22) wie Neca. Daneben konnte René Lange (31) aus Zwickau aus der Liga 3 geholt werden, dort nach 5 Jahren ausgemustert. Bilanz: 147 Spiele – 7 Tore für die "Schwäne".
Ebenfalls eine Etage höher hat "6er" Matti Langer (30) gespielt wie auch der Ex-Erfurter Theodor Bergmann (23/Kaiserslautern), er zentral offensiv. Der US-Amerikaner Lucas Stauffer (25/Nordhausen) kann auch rechts in der Viererkette spielen wie bei Wacker.
Im Angriff der zweite Ex-Himmelblaue mit Rechtsaußen Maximilian Oesterhelweg (30). Thomas Steinherr (27/Homburg) und Pasqual Verkamp (22/Aschaffenburg) spielen Links. Mittelstürmer Fabian Eisele (25/ Steinbach Haiger) empfahl sich mit 6 Toren und 8 Vorlagen. Gleiche Position für den Griechen Vasilios Dedidis (20/II.), in der Oberliga mit 12 Treffern. Can Düzel (21/LSK Hansa) kam auf 7 in der Nord-Liga.
Fazit, der ganz große Aderlass war so zu verzeichnen. Im Gegenzug gelangen mit Langer, Oesterhelweg, Bergmann, Lange, Slamar 5 Neuverpflichtungen aus der 3. Liga und interessante Zugänge aus Liga 4 mit Eisele, Steinherr, Düzel, Wolf.
Die sportliche Leitung:
Dirk Kunert (52) übernahm mit Saisonbeginn. Als Spieler war der Berliner für Vereine der Hauptstadt unterhalb der 3. Liga aktiv, zuletzt Hertha BSC II bis 2000. Da auch der Start als Trainer mit der dortigen U17. Erste Station als Chef einer Herrenmannschaft nach Engagements im Nachwuchs von Leverkusen, Wolfsburg, HSV, Mainz der Berliner AK in der Vorsaison.
Als Co-Trainer blieb René Klingbeil (39) neben dem Deutsch-Libanesen Mounier Raychouni (33), den Kunert mitbrachte. Die Keeper trainiert seit 2014 Bernd Lindrath (61).
Als sportlicher Leiter fungiert seit Anfang Mai Tobias Werner (36), bekannt als Bundesligaspieler in Nürnberg, Stuttgart, zuletzt Augsburg wie auch aus Jena. Chris Förster (48) ist nach wie vor der Geschäftsführer der Spielbetriebs GmbH.
Das Kollektiv:
Im Tor hat sich derzeit Lukas Sedlak (21) durchgesetzt vor Flemming Niemann (24) und Kevin Kratzsch (18). Sedlak ein echtes "Eigengewächs", kam mit 10 Jahren aus Meiningen an die Kernberge.
In der Abwehr gelten als Innenverteidiger Marius Grösch (26) und Dennis Slamar (26) als die wichtigen Größen. Grösch als einer der Überbleibsel aus der letzten Saison, dort mit immerhin 21 Spielen. Kevin Wolf (24) etablierte sich auf Rechts, René Lange (31) wie erhofft auf Links. Damit hat man 3 Akteure im Gerüst die letzte Spielzeit in der 3. Liga aktiv waren und durchaus Qualität für die Liga darunter anbieten.
Das defensive Mittelfeld sieht Justin Schau (22) vorn, wie Grösch geblieben. Matti Langer (30) fiel nach dem Auftakt bis Luckenwalde wg. muskuläre Probleme aus. Kommt auf 2 Spiele, könnte aber gegen seinen Ex-Verein wieder auflaufen. Zentral offensiv gelten Theodor Bergmann (23) und Kapitän René Eckardt (30) als die festen Größen, das "Urgestein" mit 3 Torvorlagen.
Im Angriff ist auf Rechtsaußen Maximilian Oesterhelweg (30/3) einer der herausragenden Akteure dieser Staffel. 4-facher Torschütze und in 3 Fällen der Vorbereiter, damit an fast der Hälfte aller Tore beteiligt. Stark präsentiert sich bislang auch als Linksaußen Pasqual Verkamp (22/4). Er und Oesterhelweg sind fraglos die Stärke der Thüringer in der Offensive. Thomas Steinherr (30) auf der Verkamp-Position ist im Sturm die aktuelle Nr. 3 vor Can Düzel (21), Dominik Bock (25), Vasilios Dedidis (20) und Fabian Eisele (25), die sich mit Kurzeinsätzen begnügen mussten.
Wie beim CFC stehen 25 Spieler im Kader. 24,1 Jahre im Schnitt sind relativ deutlich unter dem unsrigen Aufgebot bei 25,4 Jahre.
Jena stellt ein solides Team. Mehrere Verpflichtungen haben sich bereits als "guter Griff" erwiesen.
Krankenlager / Strafbank / Parteistrafen:
Aktuell ist nichts bekannt.
Die aktuelle Saison bislang:
Begann problematisch wie beim CFC, Cottbus, BFC, Lok. Die ersten 4 Punktspiele konnte nicht gewonnen werden.
Zum Heimauftakt gegen Babelsberg wurde die Führung nach 2 Minuten aus der Hand gegeben. Glücklos auch der Auswärtsauftakt, wieder gingen die Thüringer durch Oesterhelweg in Führung. Bauten diese trotz Chancen nicht aus, drehte Fürstenwalde vor der Pause das Spiel. Im Klassiker gegen Lok drohte bis in die Nachspielzeit die zweite Pleite. 1:1 auch beim BFC. Bilanz nach 4 Spielen 3 Punkte und Rang 18.
Seitdem geht es nach oben. Vor dem Sonntag finden sich der Drittligaabsteiger auf Platz 3 wieder, wenngleich mit sattem Rückstand von 12 Punkten auf den Spitzenreiter aus Berlin-Lichterfelde. Aber mit Abstand zum CFC.
Lohn für die Serie von 4 Punktspielsiegen in Folge. Hertha II (3:0) war in Jena chancenlos, auch im "Poststadion" beim BAK (5:1) wurde in Halbzeit 1 mit 3:0 der Grundstein zum Sieg gelegt. Die Defensive stand auch in Leutzsch und gegen Aufsteiger Luckenwalde (2:0). Der Trend sollte in Bischofswerda bestätigt werden, wurde aber durch bekannte Umstände verhindert.
Einzig im DFB-Pokal setzte es noch eine Niederlage, wurde aber gegen Erstligist Bremen eine solide Leistung abgeliefert und erst in Halbzeit 2 die beiden Gegentreffer kassiert. Das Spiel verdienten sich die Jenenser durch die Siege im August in Nordhausen (2:0) und im Finale gegen Martinroda aus der Thüringenliga beim 8:2.
Im eigenen Stadion ist das Kunert-Team eine von 4 unbesiegten Mannschaften, fünftbestes Team mit dem letzten Gegentreffer am 29.08. gegen Lok. Der CFC konnte auswärts noch kein Spiel gewinnen. 16:7 Tore sind offensiv "ordentlich" (7.) und die beste Defensive vor Viktoria Berlin.
Perspektive für das Spieljahr:
Der Rückstand zum FC Viktoria ist groß, der Spitzenreiter wirkt aktuell zumindest enorm stabil und von einem Einbruch kann man nicht ausgehen. Jena ist zuzutrauen, auch am Ende unter den ersten 3 zu landen.
Die Bilanz gegen den FC Carl Zeiss Jena:
Es ist lt. meinen Quellen das 76. Duell, müßig zu erwähnen das die Partien mit den Thüringern einer der Klassiker im Osten sind.
Die Ausbeute als Gast in Jena inkl. Würzburg letzte Saison ist mit erst 6 Siegen überschaubar gegen 24 Niederlagen bei 30:79 Toren. Immerhin wurden die letzten 3 Begegnungen als Gast nicht verloren. Zuletzt hieß es 2:1, 1:1, 1:0. Insgesamt wartet Jena seit 5 Spielen auf einen vollen Erfolg gegen Himmelblau.
Das Umfeld / Stimmung / Wirtschaft:
Die Rückkehr in die Niederungen der Regionalliga war schmerzhaft, auch wenn Wochen vor dem Ende der Saison absehbar. Eine Saison wie die letzte mit sportlicher Tristesse, massiver Unruhe im Umfeld und Eklats wie den Vorkommnissen in der U19 mit Kenny Verhoene soll es nicht wieder geben.
Dazu soll es beim Stadion unabhängig von der Liga-Zugehörigkeit vorangehen. Ende September wurde das Modell vorgestellt, die Bauarbeiten sollen noch 2020 beginnen. Mit einer Kapazität von 15.100 wird die neue Arena zweitligatauglich sein. 9.200 dürfen sitzen, 4.800 Stehplätze sind geplant. Für die Fans des Gästevereins 1.500. Wie an der Gellertstraße also.
Beginn ist beim Tribünengebäude, Platzwartbereich und Nachwuchsleistungszentrum. Folgend Gegengerade und Südkurve. Kernpunkt der Hochwasserschutz, Maßnahme: Erhöhung der Gebäude von 1.20 m über dem Spielfeld. 50 Mio. € sind veranschlagt, die aus verschiedenen Quellen kommen. Private Investoren mischen mit, so die "ELEX/Roland Duchâtelet" und "Jenarena GmbH" mit verschiedenen Unternehmen. 11 Mio. € gibt das Land. 3 Mio. € die Stadt, welche sich mit Sicherungssystemen vor finanziellen Mehrbelastungen schützt.
Der Umbau wird im laufendem Spielbetrieb erfolgen. Letzte Spielzeit kamen zu den 12 Spielen insgesamt 79.361 Besucher, im Schnitt 6.613. Trotz der sportlichen Lage ein Anstieg zu rund 5.800 im Jahr davor. Bester Zuspruch zum Auftakt gegen Ingolstadt (8.399), getragen von der Euphorie der Rettung zuvor. Die Klassiker gegen Halle (8.212) und Magdeburg (8.015) waren auch noch angesagt. Zum letzten Spiel vor dem "Lockdown der Liga" fanden sich 5.963 gegen 1860 ein. Der nächste Gast wäre der CFC gewesen.