Dem Trauermarsch folgte ein Trauerspiel
von Thoralf Wätzold
Das (vorerst) letzte Regionalliga-Heimspiel des Chemnitzer FC liegt hinter uns. Zum Glück. Denn mit der 0:2-Niederlage gegen die ebenfalls abgestiegenen Rot-Weissen aus Oberhausen endet für die Chemnitzer Anhänger eine mehrjährige Leidenszeit. Nach dem letzten Spieltag in der kommenden Woche in Wuppertal endet eines der schwärzesten Kapitel in der Geschichte des Chemnitzer Fußballs. Vorerst. Denn ob es in der nächsten Saison wieder bergauf geht, wie von allen herbeigesehnt, kann heute noch keiner sagen.
Doch bevor der Regionalliga-Ball noch einmal im Stadion an der Gellertstraße rollen durfte, trafen sich die Fans am Karl-Marx-Kopf zu einem Trauermarsch. Es fielen einige bewegende und auch mahnende Worte, aber es wurde auch an die Erfolge erinnert, welche der FCK und der CFC in der 40jährigen Vereinsgeschichte erreicht hatten. Dann setzte sich der Trauermarsch in Richtung Fischerwiese in Bewegung, der Profifußball in Chemnitz wurde zu Grabe getragen. Irgendwo ganz tief in seinem Inneren hoffte aber jeder, dass in naher Zukunft der Weg wieder zurück zum Marktplatz führt. Zur Aufstiegsfeier. Auch in Chemnitz stirbt die Hoffnung zuletzt.
Gespielt wurde dann auch noch. Obwohl das Wort spielen nicht in direktem Zusammenhang mit dem Fußballspiel an sich verstanden werden darf. Gespielt wurde in erster Linie mal wieder mit den Nerven der Fans. Beide Mannschaften nahmen sich dabei nicht viel. Nach der mittleren Pokal-Sensation unter der Woche in Leipzig hatte man zwar die Hoffnung, dass sich der CFC noch einmal mit einem Sieg von den noch verbliebenen treuen Anhängern verabschiedet. Aber weit gefehlt. Von der ersten Minute an war kein System zu erkennen, die Zweikämpfe wurden zu harmlos geführt, mit Fehlpässen und mangelnder Einsatzbereitschaft wurde den Fans Fußball zum Abgewöhnen geboten. Weder Oberhausen noch Chemnitz war in der Lage, das Spiel zu gestalten. So blieben auch Torchancen Mangelware. Lediglich Adamu per Kopf nach einer Flanke von Schumann sowie Tomoski mit einem Schuss von der Strafraumgrenze sorgten für einen Hauch von Gefahr. Steffen Süßner im Tor der Chemnitzer verlebte eine entspannte erste Halbzeit.
Auch in der zweiten Halbzeit hatte Chemnitz mehr vom Spiel. Nach einer Eingabe von rechts durch Adamu rutscht der Oberhausener Torhüter am Ball vorbei, doch der überraschte Lenk kann den Ball nicht im Tor unterbringen. Die erste gefährliche Aktion der Gäste führte dann auch prompt zum 0:1. Einen Konter über die linke Seite schließt Gataric ab (67.). Dann kam wieder die Zeit des Mike Baumann. Der junge Abwehrspieler war auch heute wieder kämpferisch ein Vorbild, agierte aber erneut etwas unglücklich. Nachdem Lenk den Ball von der Grundlinie zurückgelegt hatte, trifft er den Ball nicht richtig. Nach einer Ecke von Tomoski geht sein Kopfball nur an den Pfosten. In der 87. Minute fiel dann die Entscheidung, als Schäper allein durch die Abwehrreihen der Himmelblauen marschierte und zum 0:2 einschob.
Wirklich gestört hat das am Ende aber keinen mehr. Die Erlösung kam dann in Form des Schlusspfiffes durch den guten Schiedsrichter Thorsten Schriever aus Otterndorf. Zu erwähnen bleibt noch, dass die Südkurve wieder gute Stimmung gemacht hat und es unsere himmelblauen Götter in der 68. Spielminute geschafft haben, innerhalb von nicht einmal 30 Sekunden zwei Doppelpässe zu spielen. Respekt!
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die reichlich 1.600 Zuschauer ein Spiel sahen, welches nun wirklich keinen Sieger verdient gehabt hat. Zum Ausklang und als Dank an die Fans erschienen die Spieler im Anschluss mit mehreren Kästen Bier in der Fanhalle, um gemeinsam mit den Fans den Frust über diese Seuchen-Saison herunter zu spülen.
Wertung: 5 (ohne Kommentar)
Beste Himmelblaue: Adamu, Baumann
Pressestimmen
Freie PresseLeblose Vorstellung nach Trauermarsch der Fans [..] In Chemnitz ist am Sonnabend der Profi-Fußball zu Grabe getragen worden. Nach einem Trauermarsch von mehreren Hundert Fans aus der Innenstadt zum Stadion schlossen sich die Spieler des Chemnitzer FC bei der 0:2 (0:0)-Niederlage gegen Rot-Weiß Oberhausen im letzten Heimspiel der Regionalliga dieser Trauerfeier nahtlos an. Die Mannschaft agierte über weite Strecken leblos, einige Spieler schienen in Gedanken schon bei ihren neuen Vereinen und spielerisch war es abermals ein Offenbarungseid. Jeder der 1625 Zuschauer hätte eigentlich sein Geld zurück bekommen müssen. Denn sie hatten für ein Regionalligaspiel bezahlt. Das war es aber bei weitem nicht. [..] Zu den wenigen, auf die der Coach bauen kann, gehört Steffen Süßner. Der Torhüter zeigt seit Wochen stabile Leistungen und will sich gern mit einem Sieg im Landespokal nach 20 Jahren von seinem Verein verabschieden.
Freie PresseLeblose Vorstellung nach Trauermarsch der Fans [..] In Chemnitz ist am Sonnabend der Profi-Fußball zu Grabe getragen worden. Nach einem Trauermarsch von mehreren Hundert Fans aus der Innenstadt zum Stadion schlossen sich die Spieler des Chemnitzer FC bei der 0:2 (0:0)-Niederlage gegen Rot-Weiß Oberhausen im letzten Heimspiel der Regionalliga dieser Trauerfeier nahtlos an. Die Mannschaft agierte über weite Strecken leblos, einige Spieler schienen in Gedanken schon bei ihren neuen Vereinen und spielerisch war es abermals ein Offenbarungseid. Jeder der 1625 Zuschauer hätte eigentlich sein Geld zurück bekommen müssen. Denn sie hatten für ein Regionalligaspiel bezahlt. Das war es aber bei weitem nicht. [..] Zu den wenigen, auf die der Coach bauen kann, gehört Steffen Süßner. Der Torhüter zeigt seit Wochen stabile Leistungen und will sich gern mit einem Sieg im Landespokal nach 20 Jahren von seinem Verein verabschieden.
Freie Presse ChemnitzSchlusspfiff wie eine Erlösung [..] Endlich ist es vorbei. Auch im letzten Heimspiel gegen Oberhausen (0:2) bot der Chemnitzer FC am Samstag vor 1625 Zuschauern eine grausame Vorstellung. Der Schlusspfiff von Schiedsrichter Thorsten Schriever aus Otterndorf kam einer Erlösung gleich. [..] Der Club, nach der Wende zeitweise die Nr. 2 im ostdeutschen Fußball, befindet sich im freien Fall. Hinter Cottbus, Rostock, Aue, Jena, Dresden, Erfurt, Union Berlin und Magdeburg reicht es für die Himmelblauen ab Sommer nur noch zu Platz neun in der Fußball-Rangliste der neuen Länder. Befürchtungen liegen nahe, dass demnächst auch Sachsen Leipzig, Plauen, Halle und schlimmstenfalls Meuselwitz vorbeiziehen.