3 Knallerbsen an Regina Zindler's Maschendrahtzaun entführt...
von Frank Neubert
Mit einem sauberen 2:0 ist der Chemnitzer FC aus dem Land der Regina Zindlers, des Maschendrahtzauns, und der Knallerbsensträucher zurückgekehrt. Jeweils zu Beginn der beiden Halbzeiten sorgte der Club mit seinen Treffern für Ruhe im Lager der Auerbacher und hätte am Ende bei etwas mehr Konzentration sogar noch höher gewinnen können. Trotz des Sieges, den Patzern von Halle und Chemie, und der damit verbundenen Tabellenführung, sei allen himmelblauen Tagträumern angeraten, tunlichst auf dem Teppich zu bleiben, denn zwischenzeitlich zeigte sich der Gastgeber mindestens ebenbürtig, auch torgefährlich, und bestätigte, daß die Oberliga in keinster Weise ein "Selbstläufer" ist.
Kaum waren die 1.800 Zuschauer, davon knapp die Hälfte aus Chemnitz, gut im Stadion am Ziegeleiweg untergebracht, fielen die ersten Regentropfen und Erinnerungen an den ersten OL-Auftritt bei Erfurt II wurden wach. Regen ohne Ende, aber 3 Punkte geholt. Diese abschweifenden Gedanken erhielten sofort neue Nahrung, als der Club mit der ersten Ecke des Spiels sofort in Führung ging. Air Baumann kam in den Strafraum geflogen und vollendete wuchtig zum 1:0 für die Guten. Sein Jubel in Richtung Trainerbank und die Art, wie seine Mannschaftskameraden über ihn herfielen, sprachen Bände vom neuen Teamgeist in den himmelblauen Leibchen. Nach der Führung zog sich der CFC keineswegs zurück, sondern versuchte weiterhin, dem Spiel seinen Stempel aufzudrücken. Beste Chance in dieser Zeit war ein Kopfball von Thönelt, der aber durch den in C-Town nicht ganz unbekannten Wächtler geklärt werden konnte.
Der Gastgeber fand nach ca. 20 Minuten etwas besser ins Spiel, und fing an, sich erste und bessere Chancen zu erspielen. Die größte Gelegenheit, die Chemnitzer Führung zu egalisieren, bestand in der 30. Spielminute, als Klömich auf dem glatten Rasen einen Schuß von Kramer prallen lassen mußte, und Laskowski zum Nachschuß ansetzte. Klömich warf sich aber auf den Ball und klärte somit die brenzlige Situation. Rein stimmungstechnisch war das Stadion fest in Chemnitzer Hand. Neben dem extra für die OL kreierten Slogan "Kühe - Schweine - ...Auerbach..." und einem kräftigen "Muhhh..." ertönten auch feine Wechselgesänge zwischen der Gästegeraden und den knapp um die Kurve stehenden himmelblauen Fans. Diesen gegenüber stand, fein säuberlich durch das Team Green getrennt, daß einheimische Fanlager gegenüber, welches sich an Gästen aus Dresden und Zwickau "erfreuen" durfte.
So wie man den Himmelblauen im ersten Durchgang angesehen hatte, vor Einsatzwillen und Kampfgeist regelrecht zu sprühen, so konnte man dies spätestens nach dem Seitenwechsel auch dem Gastgeber zugestehen. Auerbach zerrte an den Ketten, kam aber nicht entscheidend durch die von Baumann und Becker gut organisierte Abwehr hindurch. Auch die agilen Staubsauger im Mittelfeld namens Sieber und Adamu sorgten dafür, daß die Vogtländer immer wieder im Spielfluß gestört wurden. Den Auerbacher Bemühungen schob dann in der 54. Minute Kellig mit seinem sehenswerten Kopfballtreffer zum 2:0 einen endgültigen Riegel vor. Kunert war auf der rechten Außenbahn bis zur Grundlinie gegangen und hatte mustergültig nach innen geflankt. Der Jubel der ca. 900 Chemnitzer Fans muß wohl bis nach Plauen zu hören gewesen sein ;). Und spätestens als Kramer kurze Zeit später erneut an Klömich scheiterte, war der Drops wohl gelutscht. Den Vogtländern merkte man an, daß die Beine schwerer wurden. Beide Seiten agierten mit Wechseln, aber davon profitierte eher der CFC. Gegen Ende des Spieles lag viel mehr das dritte Chemnitzer Tor in der Luft, als der Anschlußtreffer der Gastgeber. Besonders der eingewechselte Bachmann wußte auf der rechten Außenbahn zu gefallen.
Kurz vor Ultimo gab es dann noch denkwürdige Szenen im einheimischen Fanblock zu sehen. Nach endlosem Gepose, Gepöbel und dem Anstimmen des U-Bahn-Liedes gegenüber dem himmelblauen Lager entschloß sich die behelmte Staatsmacht, die bestehende Terrorgefahr abzuwenden, indem man den Mob von ca. 50 Leuten aus dem Stadion schmiss. Dabei soll es, so spätere Aussagen, zu Handgreiflichkeiten mit 4 Verletzten auf Seiten der Auerbacher Fans gekommen sein. So bedauerlich dies aus einheimischer Sicht zwar sein mag, aber manche "Freunde" sollte man sich eben doch etwas genauer anschauen.
Nach 90 Minuten pfiff der nicht immer souverän wirkende Schiedsrichter Unger die Partie pünktlich ab und die mitgereisten Chemnitzer Fans feierten mit den Spielern am Zaun ausgiebig den Sieg, die Tabellenführung, und das wunderschöne Gefühl, endlich mal wieder anständigen und ehrlichen Fußball in himmelblauen Trikots erleben zu dürfen!
Fazit: Es rollt. Der Club hat aus drei Spielen 9 Punkte geholt und steht nunmehr mit 3 Punkten Vorsprung an der Tabellenspitze der Oberliga. Aber nicht allein diese Statistik macht froh, nein, es ist vor allem die Art und Weise, wie sich das junge Team präsentiert. Es macht Spaß, den Jungs bei "der Arbeit" zuzusehen. Trotzdem besteht keinerlei Anlaß, in Euphorie oder Wunschdenken zu verfallen. Der Weg muß das Ziel sein. Und auf diesem Weg steht am nächsten Samstag erst einmal das Heimspiel gegen Jena II ins Haus. Dort -noch- ein Sieg, und dann kann der Focus gaaanz langsam auf das Pokalspiel gegen Aachen gerichtet und erste Träume gaaanz konkret benannt werden.
Wertung: 2
Beste Himmelblaue: Sieber, Baumann, Kunert, Adamu
Pressestimmen
Freie Presse OnlineJungspunde mit Biss und Köpfchen [..] Vor 1800 Zuschauern, darunter knapp 1000 CFC-Fans, agierten die Chemnitzer einfach mit mehr Biss und Siegeswillen, was nach dem Abpfiff mit "Spitzenreiter, Spitzenreiter"-Jubelgesängen honoriert wurde. [..] Zu den Ambitionen des CFC befragt, präsentierte "Kelle" wie im Spiel zuvor eine breite Brust: "Uns muss erst mal eine Mannschaft umhauen."
VFB-Auerbach.de[..] In einem Derby, das den Namen auch verdiente gewann am Ende die bessere, weil clevere Mannschaft. [..] Der VfB erarbeitete sich in der Mitte der ersten Hälfte eine gewisse Feldüberlegenheit, konnte daraus jedoch kein Kapital schlagen. [..] Chemnitz verwaltete abgeklärt die Führung und agierte auch im zweiten Abschnitt cleverer. [..] Chemnitz schaukelte in der restlichen Zeit schaukelte den Sieg unbeschadet nach Hause und hätte durchaus noch den dritten Treffer nachlegen können.
MDR OnlineChemnitz macht es mit "Köpfchen"