Spielbericht

Groß war die Anspannung beim Chemnitzer FC vor der Partie gegen Energie Cottbus II. Und groß war die Erleichterung nach der Begegnung. Denn alles andere als ein Sieg hätte nach dem Rückschlag in Eilenburg den CFC erst mal in das Mittelfeld der Oberliga zurückkatapultiert. Doch mit 2 wunderschönen Toren untermauerten die Himmelblauen ihre Ambitionen auf die Spitze.

Bei den Hausherren fehlten der wie Tomoski an einer Grippe erkrankte David Sieber und immer noch Gerard Sambou. Cottbus musste dagegen auf Schöckel verzichten, der fast zeitlich in der ersten Bundesliga auf dem Feld stand. Trotzdem liefen noch 5 aus dem erweiterten Bundesligakader in Chemnitz auf.
Doch aller Personalsorgen zum Trotz legten die Hausherren vor 2610 Zuschauern an der Gellertstraße los wie die Feuerwehr. Gerade einmal 3 Sekunden waren bis zur ersten Ecke vergangen, die aber nichts einbrachte. Chemnitz verfolgte genau den richtigen Weg: Sie beschäftigte die junge, forsche Energie-Mannschaft ordentlich, so dass die gar nicht erst auf dumme Gedanken kommen konnten. Eine knappe halbe Stunde lang funktionierte das wunderbar. Die Lausitzer kamen in dieser Zeit kaum aus der eigenen Hälfte heraus. Was dem CFC fehlte, war das Tor. Schumann mit einem Freistoß (8.), Baumann mit einem Eckenkopfball (9.) und Adamu mit einem abgefälschten Distanzschuss (21.) hatten beste Chancen dafür.
Nach 28 Minuten zeigte sich dann auch der FCE II das erste Mal. Doch Zimlins Eingabe verpassten 2 völlig freistehende Angreifer zum Glück für Chemnitz. Nur 60 Sekunden später marschierte Rivic allein auf und davon. Kunert und Baumann griffen beherzt ein, nach Meinung Rivics aber nicht regelkonform, was er dann auch gestenreich Schieri Andy Weißenborn klar machte und dafür Gelb kassierte. Die Szene verdeutlichte, dass Cottbus nun aktiver wurde. Das, auch weil die Himmelblauen jetzt die zuvor straffen Zügel etwas lockerer ließen und auch nicht mehr ganz so konzentriert agierten. Trotzdem behielt Chemnitz das Heft in der Hand. Und Schlosser mit einem Volleyschuss (30.) sowie Kellig nach einer Ecke (35.) rüttelten weiter am Stand von 0:0.

Torlos aber mit viel neuem Schwung starteten die Hausherren in die 2. Halbzeit. Chemnitz suchte den Torerfolg, aber die Abwehrreihe der Lausitzer stand. Dann die 51. Minute: Kellig und Schumann tanken sich durch die Cottbuser Verteidigungsmauer und kommen zu Fall. Schieri Weißenborn verdeutlichte beiden nur, schnell aufzustehen. Er lag damit goldrichtig, denn Schumann hatte Kellig in aussichtsreicher Position nicht nur den Ball weggeschnappt, sondern auch „gefoult“.
5 Minuten später: Freistoß für den CFC zentral und reichlich 20m vor dem FCE-Tor mit viel Gerangel in der Mauer. Hoßmang und Adamu kassieren gelb und am Ende pfeift der Schieri ab und Freistoß für Cottbus. Viel Hektik war dadurch in die Partie gekommen und gut eine Viertelstunde regierte Krampf statt Fußballspiel die Partie. Dann aber bewahrte Baumann mit einem Lattenklatscher (72.) die Zuschauer vor der aufkommenden Langeweile. Dennoch breite sich das Gefühl eines torlosen Remis und die Angst vor dem späten Gegentreffer auf den Rängen aus, auch weil Cottbus nun seinen Siegeswillen entdeckt hatte und das z.B. durch einen Schuss von Bandowski (64.) unterstrich.
Doch dann kam der erlösende Auftritt des Marcel Schlosser. Seine eigentlich für Sinaba gedachte Flanke verirrte sich im leichten Wind etwas und schlug genau im Dreiangel des FCE-Tores ein. Losgelöst jubelten die Massen auf den Rängen, die CFC-Bank war nur noch ein himmelblaues Freudenknäul. Fast unbemerkt im ganzen Jubel lag auf einmal der Ball im Tor hinter Klömich. Doch die Abseitsfahne des Schieriassistenten verhinderte den jähen Abbruch des himmelblauen Freudentaumels. Auch Neumann konnte mit seinem Schuss (80.) der guten Stimmung keine Ende setzen. Und als dann Sinaba das 2:0 erzielte, verwandelte sich die Fischerwiese in ein Tollhaus. Kunert hatte sich rechts wunderschön durchgesetzt, mustergültig in die Mitte geflankt und Sinaba mit einem Hechtkopfball traumhaft abgeschlossen (85.).
In den letzten Minuten war dann der CFC dem 3:0 näher als Cottbus dem Anschluss und selbst auf der Tribüne hielt es keinen mehr auf den Sitzen. Und so besiegelte Schiedsrichter Weißenborn um 15.44 Uhr Cottbus’ erste Niederlage nach 7 ungeschlagenen Monaten. Für Chemnitz war das 2:0 dagegen ein kleiner Befreiungsschlag. Der Konkurrenz um den Spitzenplatz der Oberligatabelle konnten die Himmelblauen die klare Nachricht mitteilen, dass mit dem CFC weiter zu rechnen ist.

Nach der Niederlage in Eilenburg haben sich die Himmelblauen selbst aus dem Schlamassel gezogen. In der ersten Halbzeit fanden sie mit ihrem engagierten Offensivfußball gegen die Energie-Elf genau das richtige Mittel. Am Ende waren zwar wieder Kampf und harte Arbeit die Pfeiler des Erfolges und besonders das erste Tor ein Produkt des Zufalls. Doch die junge CFC-Truppe hat sich den Sieg verdient, auch wenn es hier und da Schatten gibt. Besonders die Offensive schwächelt im Moment ein wenig. Doch mit dem zurückkehrenden Sambou keimt Hoffnung auf Besserung und mit Sinaba scheint eine echte Sturmalternative heranzuwachsen. In Chemnitz darf also weiter vom direkten Wiederaufstieg geträumt werden...

Wertung: 3 Flottes Oberligaspiel, mit 2 Traumtoren, aber auch Szenen zum Wegschauen.

Beste Himmelblaue: Sinaba, Schlosser