Die kleine Sportgemeinschaft aus 44866 Bochum im 5. Anlauf...
von Timo Görner
...um beim Chemnitzer FC zu punkten. 4-mal war man hier zu Gast, die deprimierende Bilanz aus Sicht der Westdeutschen lautet 0 Punkte und 0:12 Tore. Dabei wäre Zählbares mehr den je wichtig für die SG 09. Die Schere zwischen dem Verein aus der Lohrheide und dem mittlerweile übermächtigen Lokalrivalen VfL klaffte noch nie so weit auseinander wie im Frühjahr 2004.
Die Saison 2003/2004 bislang:
Nach 2 Jahren an der Tabellenspitze mit Aufstiegschancen bis Saisonende stand vor der Saison die Frage für Fans und Vereinsführung, ob man den Substanzverlust durch die Abgänge der überragenden Altintop-Brüder verkraften kann. Der bisherige Saisonverlauf bestätigte die Pessimisten.
Präsentierte man sich in den ersten 5 Spielen der Saison noch solide (7 Punkte, Rang 10), so folgte diesem eine Serie von 4 Pleiten - inklusive des 1:2 zu Hause gegen den CFC - und dem entsprechend der Absturz in den Tabellenkeller. Bis zur Winterpause zeigte man sich dann auswärts ordentlich mit einer positiven Bilanz (2 Siege-2 Remis-1 Niederlage). Durch die maue Heimbilanz (1 Sieg-1 Remis-3 Niederlagen) schaffte die SG aber nicht den Sprung aus dem Keller. Bremen siegte sogar mit 6:1 und entführte ebenso alle 3 Punkte wie die beiden anderen Vereine aus Sachsen (Leipzig 3:2, Dynamo 1:0). Dabei kann die Niederlage gegen den FC Sachsen noch ausschlaggebend sein. Ebenso ohne Sieg blieb man gegen Mitkonkurrent Münster (2:2). Nur Uerdingen blieb in der Lohrheide in diesem Zeitraum ohne Punkte (0:1). Dem gegenüber stehen auf fremden Plätzen die Siege bei Amateurteams (Dortmund 2:0, Köln 1:0). Nur in Braunschweig (1:2) verloren die 09er. Es reichte nicht um vor der spielfreien Zeit auf einem Nichtabstiegsplatz zu rangieren, der FC Sachsen war da genau 7 Tore besser. Zu Hause ist nur Neumünster schlechter. Auswärts ist man dagegen sogar besser als Dresden und gleichauf mit Rot-Weiß Essen.
Groß war damit der Optimismus für die 14 Spiele der restlichen Saison nicht gerade. Was bislang angeboten wurde, scheint wie eine Fortsetzung der Herbstrunde. Das erste Heimspiel wurde verloren und damit die 7. Niederlage im 12. Heimspiel kassiert (HSV Am. 2:3). Auswärts, in Kiel dagegen fuhren die Schwarz-Weißen einen Sieg ein (1:0). Rot-Weiß Essen kam dann über ein 0:0 im "Lohrheide"-Stadion nicht hinaus.
Gewinner der Saison 2003/2004:
Markus Katriniok (31) spielt mit 9 Toren in 20 Spielen seine bislang beste Saison in Wattenscheid nach der eher durchschnittlichen Vorsaison (18 Einsätze-3 Treffer). Ein Gewinner wäre auch Reservekeeper Henning Schubert (25) gewesen, der ab Spieltag 5 bis zur Winterpause durch die Verletzung von Christoph Jacob (26) zur Nr. 1 im Tor aufstieg. Er wurde aber in der Winterpause durch Neuzugang Michael Joswig (28) ersetzt und ging mittlerweile in den Oberliga-Kader (Westfalen).
Verlierer der Saison 2003/2004:
"Heimkehrer" Christoph Jacob (26) fiel nach dem 4. Spieltag verletzungsbedingt (Kahnbeinfraktur) aus. Noch Ende Februar 2004 musste er aufgrund entsprechender Nachwirkungen und Beschwerden das Training abbrechen. Nach dem eher ernüchternden Jahr zuvor beim MSV Duisburg (0 Spiele in Liga 2) droht ihm damit wieder eine "verlorene Saison". Abwehrspieler Adam Maurer (24) als Neuzugang (Verl) hat den Club bereits Anfang Februar 2004 wieder verlassen. Der Amerikaner war insgesamt ein "Flop" unter den Neuzugängen von denen bislang keiner richtig "einschlug". Danny Thönes (22) als viel versprechender Zugang aus der RL Nord (Leverkusen) hatte mit Verletzungen zu kämpfen und wurde so nicht die erhoffte Verstärkung. Noch im Herbst wurde ihm ein Wechsel von Seiten des Vereins "frei gestellt" und in der Winterpause wäre er beinahe in Uerdingen gelandet, wo er schon einmal aktiv war. Letztendlich blieb er bei den Wattenscheidern nach Intervention der sportlichen Leitung und versucht nun richtig Fuß zu fassen. Im Heimspiel gegen Rot-Weiß Essen am letzten Freitag folgte dann der nächste Tiefschlag: Thönes fiel mit einer schwierigen Knieverletzung nach 67 Minuten aus und ist damit für die nächsten Wochen wieder nicht einsatzfähig.
Delegierungen seit dem Hinspiel:
Für die Fans des CFC gibt es am Samstag ein Wiedersehen mit Robert Ratkowski (28). Zuletzt aktiv beim Zweitligaabsteiger Mannheim (28 Spiele) galt er bis Oktober 2003 als "vereinslos" bis ihn die SG 09 verpflichtete. Seinen Einstand gab er beim 2:3 zu Hause gegen den FC Sachsen Leipzig. Torhüter Michael Joswig (28) kam in der Winterpause aus Paderborn als Ersatz für den langzeitverletzten Jacob.
Bestarbeiter im Kollektiv:
Alexander Löbe (31) gilt auch im zweiten Jahr seiner "2. Ägide" in Wattenscheid (nach 1993-1995) als eine Art "Lebensversicherung" für die Mannschaft. Vergangene Saison insgesamt 17x in 27 Spielen erfolgreich, stimmt auch in diesem Jahr die Leistung (13 Tore in 22 Spielen). Mehr kann mit 14 "Buden" in dieser RL Nord bislang nur Markus Feldhoff (Uerdingen) aufweisen. Sturmpartner Markus Katriniok (31) präsentierte sich mit 9 Toren in 20 Spielen bislang auch sehr ordentlich. Der erfahrene Marcel Witeczek (35) gilt nach anfänglicher Unzufriedenheit und diversen Problemen mittlerweile im zentralen Mittelfeld als wichtige Stammkraft.
Der Trainer:
Der Cheftrainer ist nach wie vor Hannes Bongartz (52), der diese Saison selber Zielscheibe der Kritik der Fans war. Trotz selber eingeräumter Fehler (zu kleiner Kader) will der Ex-Bundesligaprofi die Mannschaft zum Klassenerhalt führen und dürfte auch weiterhin die Unterstützung der Vereinsführung genießen, die sich in den heftigsten Zeiten der Unzufriedenheit hinter ihm stand.
Das Umfeld/Fans/Stimmung:
Bereits angesprochen wurde die Diskrepanz zum Lokalrivalen VfL. Der Zuschauerzuspruch in Wattenscheid bewegt sich bei momentan knapp 2.000 Besuchern. Darin "schon enthalten" allerdings die beiden zuschauerträchtigsten Heimspiele gegen Essen (5.426) und St. Pauli (4.700) durch einen hohen Anteil an Gästefans (Essen-Spiel: ca. 4.500, Pauli: ca. 3.000). Abzüglich dieser ergibt sich ein Schnitt von etwas mehr als 1.300. Trostlos war die Kulisse bei den Begegnungen gegen die Amateure aus Bremen und Hamburg (700), den CFC sahen wenigstens 1.200 Besucher. Letztes Jahr lag man bei durchschnittlich 1.600 Leuten, vor 2 Jahren noch bei etwas mehr als 2.500. Der Zuspruch war bereits in der letzten Zweitligasaison 1998/1999 nicht besonders mit 2.550 pro Heimspiel, in der Regionalliga Nord fristet die Fußball-Abteilung der Sportgemeinschaft 09 seit Jahren auch in besseren Zeiten eher ein Mauerblümchendasein in der "Fußball-Oase Ruhrpott".
Finanziell ist man in dieser Saison durch die Transfereinnahmen aus den Spielerabgängen der Altintops zwar einigermaßen sicher, aber mittelfristig droht ein beinharter Überlebenskampf in dieser wirtschaftlich schwierigen Liga, zumal attraktive Konkurrenz mit dem VfL "vor der eigenen Haustür" vorhanden ist.
Die geplante Kooperation mit dem FC Schalke 04 als sportlicher und finanzieller Rettungsanker platzte Ende Januar 2004 nach dem Rückzug der Gelsenkirchener. Von Seiten der SG war bereits das entsprechende Einverständnis durch die Mehrzahl der Mitglieder gekommen. So bleibt der Abstiegskampf in der Frühjahrsrunde für die SG 09 ein "Kampf ums Überleben ohne fremde Hilfe". Und um diesen erfolgreich zu bestehen, wären Punkte am Samstag schon mal sehr hilfreich. Uns bleibt die Hoffnung auf die Fortsetzung der "goldenen Heimserie" gegen die schwarz-weißen Kicker aus´m Pott. Da ein Fanbus des Fanprojektes mangels Nachfrage nicht gestellt wird, dürften sich nur wenige Fußballfreunde aus dem Dunstkreis der Bongarzt-Truppe in Chemnitz aufhalten.
Denen dennoch einen schönen Aufenthalt.
