Vorbericht

5. Spieltag - Regionalliga Nord - Saison 2005/2006
Chemnitzer FC
Chemnitzer FC
1:3
FC Carl Zeiss Jena
FC Carl Zeiss Jena

Endlich wieder ein Derby an der Gellertstraße gegen einen (guten) alten Bekannten...

von Timo Görner

...denn als solches darf die Begegnung am Samstag gegen den FC Carl Zeiss Jena nach der letzten Saison gelten. Zudem kann man getrost diese Partie als eine Art “Klassiker des Nordostfußballs” bezeichnen. Sowohl zu Oberliga- als auch “Nach-DDR-Zeiten” lieferten sich beide Mannschaften einige spannende und gutklassige Duelle. Zum letzten Mal sah man sich in der Aufstiegssaison des CFC 1998/1999 (0:0,0:0). Danach ging man getrennte Wege.

Unser Gegner in der letzten Saison:
“Viermal ist Jenenser Recht!” könnte das Motto der letzten Saison für den thüringischen Traditionsverein lauten. 3x scheiterte man in der Oberliga Nordost-Süd nach dem Abstieg aus der Regionalliga Süd 2001 denkbar knapp an Dynamo Dresden, Sachsen Leipzig und dem VFC Plauen. Und das trotz wochenlanger, teils souveräner Tabellenführung auch aufgrund entscheidender Heimpleiten. 2004/2005 ließ man dann nichts anbrennen und erwies sich als verdienter und würdiger Sieger der Süd-Staffel vor dem Vorjahresmeister aus Plauen. Auch in der Relegation gegen den insgesamt chancenlosen MSV Neuruppin blieben die Blau-Gelben klarer Sieger, wobei der Grundstein schon im Hinspiel mit einem sicheren 2:0 gelegt wurde.
An 33 Spieltagen wurde die Tabellenspitze behauptet, lediglich nach der 3. Runde musste sich mit Rang 2 begnügen. In den ersten 7 Spielen gab es nur ein siegloses Spiel (Pößneck 1:1/A), dafür wurden schon 26 Tore erzielt. Auch bessere Gegner wie der FC Sachsen Leipzig (4:1/H) waren chancenlos. Den ersten Dämpfer gab es in Halberstadt (0:3), den man aber schnell weg steckte und sich mit 6 Siegen in Serie weiter von den Verfolgern absetzte. Einigermaßen in Sichtweite konnte sich nur der VFC Plauen halten der im “6-Punkte-Spiel” in Jena diesmal besiegt wurde (2:0). Mit 8 Punkten Vorsprung ging es in die Winterpause.
Aus der startete Carl-Zeiss souverän mit 3 Siegen in Folge. Hoffnung für die Verfolger gab es dann noch mal nach der unglücklichen 0:1-Pleite beim FC Sachsen im Leipziger Zentralstadion - der Abstand zu den hartnäckigen Vogtländern schmolz noch mal auf 5 Zähler. Wieder ließ Jena 6 Dreier am Stück folgen, glücklicherweise, denn der Kontrahent aus dem Vogtland hielt weiter mit. Die letzte Niederlage der Saison kassierte man dann in Magdeburg (1:2) am 28. Spieltag. Wieder erwies man sich als echte Spitzenmannschaft und hielt sich bis zum Saisonende schadlos. Der Staffelsieg konnte letztendlich 2 Spieltage vor dem Finale gefeiert werden, das 1:0 beim Halleschen FC bedeutete einen uneinholbaren Vorsprung von 6 Punkten und 28 Toren. In der letzten Punkterunde wurden die Plauener für ihren wochenlangen Widerstand mit einem 5:1 vor eigener Kulisse regelrecht “abgestraft”. Es war die geglückte Revanche für das bittere Aus im Vorjahr.
108 Tore wurden im Saisonverlauf erzielt, nur 23 kassiert. Zu Hause blieb Jena ohne Niederlage und gewann 16 der 17 Spiele, lediglich gegen Halle (3:3) reichte es nicht zum vollen Erfolg. Das war der Grundstein für den Staffelsieg gegen den ebenfalls heimstarken VFC. Auch auswärts war man Klassenprimus und holte 12 Siege bei 2 Remis und den 3 Niederlagen heraus. Kleiner Wermutstropfen war nur das verlorene Thüringen-Pokal-Finale ausgerechnet gegen die II. Mannschaft des FC Rot-Weiß Erfurt (6:7 n. E.) in Gera.

Sie gingen:
10 Spieler aus dem Kader 2004/2005 zählen nicht mehr dazu. Kapitän und Identifikationsfigur Olaf Holetschek (37) beendete seine Laufbahn die u. a. 184 Zweitligaspiele für Jena (165 von 1992 bis 1998) und den CFC (19 in der Saison 2000/2001) sowie 37 Bundesligaeinsätze für den FC Hansa (1998 bis 2000) aufweist. Er geht seinen Weg als sportlicher Leiter in Jena weiter. Thorsten Görke (28, Abwehr) kam nach einem Jahr in Jena (zuvor in Aue) zum CFC. Ein weiterer Abgang ging bereits vor Beginn der Saison wieder: Rayk Schröders (30, Abwehr) Vertrag in Jena wurde Mitte Juli 2005 durch den Verein aufgelöst nachdem eine Knieverletzung wieder aufgetreten war und im Vertrag eine entsprechende Klausel existierte. Robert Böhme (23, Mittelfeld) zog es zum VFC Plauen in die Oberliga. Der Italiener Vito Benedetti (26, Mittelfeld) ging unbekannten Weges von dannen wie auch Sven Hartwig (21, Mittelfeld) nach einem Jahr bei Carl Zeiss (davor Erfurt). “Eigengewächs” Sebastian Wille (20, Mittelfeld) wechselte zum Halleschen FC, Ersatztorwart Kenneth Kronholm (19) ging nach Worms. Außer Görke gab es eigentlich keinen Abgang eines absoluten Leistungsträgers.

Sie kamen:
Mit Maik Kunze (28, Sturm) und Holger Hasse (27, Abwehr) sind gleich 2 Neuzugänge aus Aue zu vermelden, die zuvor auch beim CFC im Gespräch waren. Beide wechselten bereits zum 2. Mal gemeinsam den Verein (2002 von Aue nach Lübeck). Hasse absolvierte 55 Zweitligaspiele (3 Tore), Kunze 43 (2 Tore). Beide konnten sich nach ihrer Rückkehr aus Lübeck (Kunze 2003, Hasse 2004) nicht mehr als Stammspieler empfehlen.
Die anderen Neuverpflichtungen kommen aus der Oberliga. Aus der alten Spielklasse sind es für das Tor Christian Person (24, Magdeburg) und für das Mittelfeld Carsten Paulick (24, Plauen) sowie Fiete Sykora (22, FC Hansa II.) für den Angriff. Tim Erfen (22, Duisburg II.) kam als Ersatz für Rayk Schröder. Für den Sturm ist noch der Albaner Visar Rushiti (28) vom DVV Coburg (Landesliga Bayern Nord) zu vermelden.

Die Mannschaft:
Der FC Carl-Zeiss verfügt nach den besagten Neuzugängen und dem einzig wohl schwer wiegenden Abgang (Görke) durch bereits vorhandene Substanz über eine solide Mannschaft, die mindestens gute Chancen für den Klassenerhalt hat. Die Abwehr ist mit mehreren Regionalliga oder höherklassig erfahrene Spieler besetzt: Holger Hasse (Aue und Lübeck), dem Bosnier Faruk Hujdurovic (34, 60x Bundesliga für Cottbus), dem Polen Krzysztof Kowalik (32, 2. Liga in Mannheim) sowie Torsten Ziegner (27), der schon mal für die Jenenser in der 2. Bundesliga (1995-1998) spielte und auch bei den Stuttgarter Kickers Zweitligaluft (1999/2000) schnupperte. Im Mittelfeld zählt Ronny Thielemann (30) ebenfalls zu den Routiniers mit bemerkenswerter Vergangenheit in der Bundesliga (Cottbus, Rostock). Er kam im Verlauf der letzten Saison vom FC Sachsen nach Jena. Ferner sind mit dem Tunesier Kais Manai (31) und Alexander Maul (27)noch die Stützen der letzten Jahre in der Oberliga zu beachten, die auch schon in der Regionalliga aufgelaufen sind. Im Angriff finden sich ebenfalls bekannte Namen: Maik Kunze (27), Sebastian Hähnge (27), der Serbe Miroslav Jovic (33, 2. Liga für Cottbus) sowie Mark Zimmermann (31). Zimmermann wartet übrigens mit der bemerkenswerten Bilanz von 158 Zweitligaspielen für Jena, Unterhaching sowie die Stuttgarter Kickers und Aachen bei 32 Toren auf. Alles in allem verfügt der FCC also über einen recht schlagkräftiger Kader, trotz finanziell nicht unbedingt großer Möglichkeiten.
Stammkeeper in den ersten 4 Spielen war Daniel Kraus (21), der sich gegen Münster am vergangenen Samstag aber eine schwere Verletzung zuzog und so wird am Samstag Christian Person (24) im Kasten stehen. In der Abwehr waren bislang Erfen, Hasse, Hjudurovic und Ziegner gesetzt; im Mittelfeld waren es Maul und Thielemann. Der Sturm sieht momentan Hähnge (1 Tor) und Zimmermann (3 Tore) vor. Kunze (1 Treffer) wartet in Jena bislang noch auf den Sprung zum absoluten Stammkader.

Der Trainer:
Heiko Weber (40) ist seit Beginn der Saison 2004/2005 verantwortlicher Trainer der 1. Mannschaft. Er löste Ex-Bundesligakicker Thomas Vogel (40) ab, der als Interimslösung für den entlassenen Achim Steffens den Aufstieg 2003/2004 knapp verpasste. Weber trug von 1988 bis 1998 das Trikot des FC Carl Zeiss. Er erzielte übrigens auch das letzte Tor der eigenständigen nordostdeutschen Oberliga mit Landesmeister (1990/1991) zum 2:0-Endstand in Cottbus und schoss seinen Verein damit direkt in die neue gesamtdeutsche zweigleisige 2. Bundesliga. Sein Vertrag wurde in der Winterpause vorzeitig bis 30.06.2006 verlängert.

Das Umfeld/Stimmung/Fans:
Trotz der jahrelangen bitteren Viertklassigkeit für den mehrfachen DDR-Meister und FDGB-Pokalsieger wie auch EC-II-Finalisten (1981) konnte man sich ein Stammpublikum bewahren, welche dem FC die Treue hielt, wobei der Besuch stetig leicht rückläufig war. Der Zuschauerschnitt in den letzten 4 Spielzeiten der Oberliga bewegte sich von 3.265 (2001/2002), 2.581 (2002/2003), 2.562 (2003/2004) bis auf die 2.525 der letzten Saison. Highlight in 4 Jahren Oberliga dürfte der Rekordbesuch gegen Dynamo Dresden in der Saison 2001/2002 mit knapp 12.100 Besuchern gewesen sein, zweitligareif war auch die Kulissen bei den wichtigen Spielen um den Staffelsieg wie z. B. gegen Plauen (6.500) in der vorletzten Spielzeit. Ansonsten verloren sich auch schon mal weniger als 1.700 zu “Kassenschlagern” wie gegen Zittau oder den VfB Chemnitz in der Arena. Zum Auftakt reisten gut 600 Fans nach Wuppertal mit, bei Herthas II. Mannschaft wurde die Weber-Truppe von etwa 800 Anhängern unterstützt. Denkbar ist deshalb, dass sich zum zweitnächsten Auswärtsspiel am Samstag an der Gellertstraße über 1.000 Jenenser Fußballfreunde einfinden werden. Die Stimmung dürfte nach den ersten Spielen jedenfalls so schlecht nicht sein, auch wenn die 3.750 Besucher im letzten Heimspiel gegen Münster unter dem kalkulierten Zuschauerschnitt (4.500) lagen.
Der Etat ist mit ca. 1,9 Millionen EUR einer der kleineren der Liga. Wirtschaftlich zählt der FC Carl Zeiss nach 4 Jahren Viertklassigkeit und der Querelen mit Ex-Sponsor “Sportwelt” nicht unbedingt zu den potentesten Clubs der Nord-Staffel. Vom einstigen Trägerbetrieb und Namensgeber “JenOptik” bzw. früher “Carl Zeiss” kommt so gut wie keine finanzielle Zuwendung mehr. Hauptsponsor bleiben die “Stadtwerke Jena-Pößneck”, daneben existiert eine Sponsorenstruktur von regionalen und überregionalen Partnern mit unterschiedlicher Förderung und Bedeutung neben einem “Club 100” welcher vorwiegend kleinere Firmen aus Thüringen als Mitglied hat. Vereinschef ist seit knapp 3 Jahren Rainer Zipfel. Der Club hatte Januar 2005 offizielle 975 Mitglieder.
5. Spieltag - Regionalliga Nord - Saison 2005/2006
Samstag, 20. August 2005, 14:00 Uhr
Fischerwiese, Chemnitz
Zuschauer: 5.104
Schiedsrichter: Bippen (Hamburg)


Tore

Die Bilanz

 ZahlSUNTore
Alle Spiele6720222572:102
Heimspiele331615247:28
Auswärtsspiele34472325:74
Ligaspiele6217222362:96
Pokal-/Relegationsspiele530210:6

Rückblick auf die letzten 15 Spiele

1990/1991NOFV-Oberliga10. SpieltagChemnitzer FC - FC Carl Zeiss Jena1:1 (1:0)
1990/1991NOFV-Oberliga23. SpieltagFC Carl Zeiss Jena - Chemnitzer FC1:2 (1:0)
1991/19922. Bundesliga Süd6. SpieltagChemnitzer FC - FC Carl Zeiss Jena0:2 (0:1)
1991/19922. Bundesliga Süd17. SpieltagFC Carl Zeiss Jena - Chemnitzer FC1:1 (0:0)
1991/19922. Bundesliga Süd25. SpieltagChemnitzer FC - FC Carl Zeiss Jena1:0 (1:0)
1991/19922. Bundesliga Süd30. SpieltagFC Carl Zeiss Jena - Chemnitzer FC1:2 (1:1)
1992/19932. Bundesliga9. SpieltagChemnitzer FC - FC Carl Zeiss Jena1:0 (0:0)
1992/19932. Bundesliga32. SpieltagFC Carl Zeiss Jena - Chemnitzer FC0:0 (0:0)
1993/19942. Bundesliga9. SpieltagFC Carl Zeiss Jena - Chemnitzer FC0:2 (0:1)
1993/19942. Bundesliga28. SpieltagChemnitzer FC - FC Carl Zeiss Jena0:0 (0:0)
1995/1996DFB-Pokal2. RundeFC Carl Zeiss Jena - Chemnitzer FC2:5 (1:1)
1995/19962. Bundesliga10. SpieltagFC Carl Zeiss Jena - Chemnitzer FC4:1 (2:1)
1995/19962. Bundesliga27. SpieltagChemnitzer FC - FC Carl Zeiss Jena3:0 (0:0)
1998/1999Regionalliga Nordost15. SpieltagChemnitzer FC - FC Carl Zeiss Jena0:0 (0:0)
1998/1999Regionalliga Nordost32. SpieltagFC Carl Zeiss Jena - Chemnitzer FC0:0 (0:0)

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