Premiere gegen Ostfrieslands Nr. 1...
von Timo Görner
...denn mit dem 1946 gegründeten BSV Kickers Emden kreuzte der CFC bislang noch nie die Klingen.
Die letzte Saison unseres Gegners:
Nach 2 (wertlosen) Meisterschaften in der damals noch zweigleisigen Oberliga Nord als Meister Niedersachsen/Bremen schaffte Kickers Emden als Titelträger der neuen fusionierten Nord Staffel 2004/2005 den Sprung in die dritte Liga. Allerdings waren die Blau-Weißen in der Relegationssaison 2003/2004 nur knapp dem Abstieg in die fünfte Liga entgangen.
Man zeitigte nun Rang 1 vor den ehemaligen Zweit– und Drittligisten aus Wilhelmshaven und Meppen. Nur 3 der 34 Spiele wurden verloren, 81 Zähler legten einen Abstand von 5 und 6 Zählern auf die Verfolger. 64 Tore waren nicht mal absolute Spitze, dies aber lediglich 18 Gegentore wobei man in 19 Spielen ohne Gegentor blieb und zu Hause ganze 4x ein Gästetor kassierte. In den ersten 13 Begegnungen blieben die Ostfriesen ungeschlagen. Als Verlierer gingen sie lediglich in Nordhorn (0:1), Meppen (0:3) und zu Hause gegen Hannover 96 II (0:1) vom Platz. Am vorletzten Spieltag wurde Platz 1 und der Aufstieg durch ein 2:1 in Kiel (KSV Holstein II.) perfekt gemacht. Im NFV Landespokal scheiterte Emden in Runde 2 beim späteren härtesten Rivalen in der Meisterschaft SV Wilhelmshaven (1:3).
Sie gingen:
Die Abgänge haben für den Fanpage Leser wenig Aussagekraft, sie betreffen Wechsel in den unterklassigen Bereich. Bemerkenswert ist vielleicht noch der Abgang von Stürmer und „Wandervogel“ Jens Paeslack (31), der erst im Spätherbst 2004 vom FC Sachsen Leipzig nach Emden gewechselt war. Er schloss sich Oberligist Waldhof Mannheim an, seine schon 10. Station innerhalb von nicht einmal 7 Jahren.
Sie kamen:
Es gab durchaus interessante Neuverpflichtungen, insgesamt 18 an der Zahl, davon mehrere aus der zweiten und dritten Liga. Für das Tor kam von Regionalliga-Süd-Absteiger FSV Mainz 05 II. Sven Hoffmeister (35).
Für die Abwehr wurden Mario Neunaber (23, Münster), Hannes Wilking (23, Union Berlin), Andreas Nägelein (24, 1. SC Feucht) und Michael Kniat (19, Uerdingen 05) sowie Sebastian Gundelach (23, SV Meppen) geholt. Dazu lieh man von Bundesligist Hannover 96 den Türken Gürman Agac (22) aus, der dort bislang nur in der II. zum Einsatz kam.
Für das Mittelfeld kamen Dennis Ewert (24, Wolfsburg II.), Falk Schindler (27, Chemnitzer FC), Ferhat Cerci (24, Bielefeld II.), Martin Stahlberg (20, Hamburger SV II.), Oliver Glöden (27, Erfurt), Stefan Siedschlag (28, SC Verl) sowie aus der Oberliga Hessen Markus Unger (23, Buchonia Flieden).
Neu in der Abteilung Sturm sind der Italiener Massimo Cannizzaro (24, Uerdingen 05), der US-Amerikaner John van Buskirk (33, Erfurt), und der Kroate Velimir Grgic (27). Alle Neuzugänge bis auf Agac und Gundelach verfügen mindestens über Regionalliga-Erfahrung und spielten bei ihren letzten Vereinen zum Teil tragende Rollen. Hoffmeister (Tor), Gundelach, Neunaber, Glöden, Ewert, Cannizzaro und Grgic zählen bislang zu den Stammspielern, Falk Schindler war es vor dem vermeintlichen Doping-Fall. Der BSV Kickers Emden hat also viel, aber auch nicht schlecht im Personalbereich agiert. Vergleicht man Ab– und Neuzugänge haben die Ostfriesen deutlich an Substanz gewonnen.
Der Trainer:
Für Marc Fascher (37) ist es die 2. Saison beim BSV Kickers Emden. Er schaffte in der vergangenen Saison den lang ersehnten Sprung in die Regionalliga, der zuvor bekannteren Kollegen bei den Ostfriesen nicht gelang (Michael Krüger, Gerd Roggensack). Letzte Station vor Emden war Nord Oberligist SC Concordia Hamburg von 2000 bis 2004. Als Spieler kickte er bei verschiedenen Nord-Vereinen in der Oberliga. Seine Position dürfte momentan als sicher gelten. Sportlich stimmt die Bilanz beim Aufsteiger.
Der BSV Kickers Emden 2005/2006 bislang:
Man dürfte beim Verein in Ostfriesland zufrieden sein. Die Abstiegsregion ist bislang noch weit entfernt. Man begann ebenso heimschwach wie auswärtsstark (Essen 0:3, St. Pauli 0:4/H, Köln und HSV II. jeweils 3:0/A). Zu Hause wurde sich dann gesteigert, auf fremdem Rasen ging die Tendenz dafür ein wenig nach unten. Am 5. Spieltag wurden die ersten Heimpunkte eingefahren (Bremen II. 1:0). Es folgte ein kleines Zwischentief (Erfurt 0:1/A, Lübeck 0:1/H), das mit dem 3. Auswärtssieg (Düsseldorf 2:1) und zwei weiteren Heimsiegen (Oberhausen 2:0, Leverkusen II. 3:0) gut verdaut wurde. Zwischendurch gab es einen Zähler auswärts (Wuppertal 1:1), lediglich in Berlin wurde noch einmal verloren (1:3).
Überschattet wurde die mehr als solide Bilanz mit dem positiven Doping-Befund eines Leistungsträgers (Falk Schindler) nach dem 2:1 in Düsseldorf. Die Emdener stellten sich hinter dem Ex-Chemnitzer, nahmen ihn aber für die Spiele in Berlin und gegen Münster vorsichtshalber aus der Mannschaft. Die Chancen für die Ostfriesen einigermaßen schadlos aus der Affäre heraus zu kommen stehen mittlerweile nicht so schlecht. Leverkusen verzichtete bereits auf einen Einspruch gegen das 0:3, ansonsten ist die Einspruchsfrist für die anderen Vereine in deren Spiele Schindler beteiligt war abgelaufen. Bleibt als schwierig noch das Düsseldorfer Spiel.
Auswärts zählen die Ostfriesen mit einer positiven Bilanz (3 Siege, 2 Niederlagen, 1 Remis) und lediglich 6 Gegentoren zu den stärkeren Mannschaften der Liga. Zu Hause wiederum ist die Ausbeute durchwachsen (3 Siege, 3 Niederlagen). 16 erzielte und 14 kassierte Treffer sind jeweils Mittelfeld. Enttäuschend war erneut der Verlauf im NFV Landespokal. Bereits in Runde 1 war gegen Verbandsligist TuS Pewsum (3:4 n. E.) Endstation.
Die Mannschaft / Straße der Besten:
Der BSV verfügt nach den Neuzugängen, die in mehreren Fällen gut eingeschlagen haben, über eine solide und erfahrene (26,6 Jahre im Schnitt) Regionalligamannschaft. Nummer 1 im Tor ist Sven Hoffmeister (35). In der Abwehr gelten mit Mario Neunaber (23), Sebastian Gundelach (23), Andreas Nägelein (26) weitere Neuzugänge als Stammkader, wie auch der Bosnier Jasmin Spahic (26).
Im Mittelfeld war Falk Schindler (27) bis zum vorläufigen Aus ebenfalls gesetzt (5 Tore), dazu kommen auch hier gute Verpflichtungen wie Dennis Ewert (24) oder der Ex-Erfurter Oliver Glöden (27).
Im nominellen Angriff ist der Kroate Velimir Grgic (27) erst Wahl (5 Treffer in 12 Spielen), dahinter folgt der Italiener und „Fußball-Deutsche“ Massimo Cannizzaro (24, 2 Tore in 12 Spielen). Stefan Siedschlag (28) kämpft im offensiven Mittelfeld und Angriff um einen Stammplatz ebenso wie der „reine Stürmer“ John van Buskirk (33). Torschützenkönig ist bislang Grgic, die 16 Treffer verteilen sich auf 7 Torschützen.
Das Umfeld / Stimmung / Geld:
1998 war der BSV Kickers Emden noch mit bemerkenswerten 3 Mio. EUR stark verschuldet. Mittlerweile schwimmt man in wesentlich ruhigerem Fahrwasser. Nach dem Einstieg des aktuellen Vereinschefs Engelbert Schmidt zu dieser Zeit sparte man sich in sorglosere Verhältnisse. Der Etat für diese Saison wurde auf rund 1 Mio. EUR angehoben. Bei den Norddeutschen existiert als Sponsoring-Modell der „BSV-Pool“ von fast durchgängig regionalen Unternehmen neben einem bekannten deutschen Autohersteller mit einem Werk in Emden. Hauptsponsor ist Schmidts Unternehmen für Schiffsbeteiligungen, deshalb auch zu Saisonbeginn die Umbenennung des ehemaligen „Dr. Helmut Riedl Stadion“ in "Embdena Stadion".
9.000 Zuschauer fasst die kleine gemütliche Anlage in welche zu Saisonbeginn gegen attraktive Gegner mit reisefreudigem Anhang und (Essen, St. Pauli) jeweils 7.200 Fußballfreunde strömten. Danach pegelte sich der Besuch auf etwas mehr als 2.000 bis knapp über 3.000 ein. Den VfB Lübeck sahen noch mal 3.600, ansonsten lässt sich das Stammpublikum ungefähr mit dem des CFC vergleichen, also knapp unter 2.000. Das letzte Heimspiel gegen den SC Preußen Münster sahen 2.142 Leute. Die aktiven Fans des BSV sind im „Kickers Fanclub Dachverein“ organisiert. Es existiert dort u. a. eine „AG Choreo“ für entsprechende optische Aktionen.
