Vorbericht

1. Runde - DFB-Pokal - Saison 2001/2002
Chemnitzer FC
Chemnitzer FC
2:5
1. FC Köln
1. FC Köln

Geißbock-Alarm in C-Town, ein schreibwütiger Coach und "Klassenkampf" an der Gellertstraße ...

von Timo Görner

... denn als man sich im Oktober 1999 an der Gellertstraße duellierte und das neu errichtete Flutlicht an der Fischerwiese mit einem Live-Spiel im DSF beging war man sich ganz nah, was die Spielklasse anbetraf. Was in Chemnitz ausgiebig bejubelt wurde verhieß am Rhein in der Domstadt Trauer über ein als trist empfundenes Dasein in der 2. Bundesliga und das schon im zweiten Jahr. Im ersten war die 2. Liga erstens nicht so blind wie es der "blonde Engel" Bernd Schuster als FC-Coach prophezeite und der "EffZee" nicht so übermächtig wie man meinen konnte. So blieb nur ausgesprochenes Mittelmass für den einstigen deutschen Meister, der 1978 zum letzten Mal die "hässliche Salatschüssel" aus Frankfurt/M. nach Köln holen konnte. Knapp 2 Jahre später sieht man sich durch 2 Spielklassen voneinander getrennt, den während die Geißbock-Kicker den "Kutter 2. Bundesliga" wieder verließen um sich auf dem "Luxus-Liner 1. Bundesliga" neu einzuschiffen war die 2. Liga für Spieler, Trainer, Führung und gelegentlich auch für diverse Fans beim CFC eine oder mehrere Nummern zu hoch. So schnell kann es gehen. In der vergangenen Erstligasaison schafften die Domstädter mehr oder weniger souverän den Klassenerhalt und man konnte nach der Hinrunde auch durchaus realistisch von einer Rückkehr auf die internationale Bühne träumen. Platz 6 welcher theoretisch den Einzug in den UEFA-CUP bedeutet hätte war mit nur 2 Zählern Rückstand in greifbarer Nähe, es war vor allem die Heimstärke, welche den FC nach vorne brachten. Mit 20 Punkten aus 9 Spielen holte man nur 1 Zähler weniger als "Klassenprimus FC Bayern München", in krasser Diskrepanz dazu aber die Auswärtsschwäche mit nur 1 Sieg in 8 Spielen und der 0 : 6 - Klatsche beim VfL Golfsburg[tm] als negativer Höhepunkt. In der Rückrunde wurde dann bis zum 27. Spieltag Anschluss an die EC-Plätze gehalten, so richtig "krachen" ließ man es dabei bemerkenswerterweise auswärts mit einem 5 : 1 bei Absteiger Eintracht Frankfurt und einem 3 : 0 beim Fast-Absteiger VfB Stuttgart. Knackpunkt werden sollten kurioserweise nun eher die Heimspiele, denn in den 8 Spielen bis Saisonende wurde nur noch 2 mal gewonnen und 2 mal unnötig verloren. Dennoch war man bei den Rot-Weißen Ballartisten und im Umfeld durchaus zufrieden. Das 1. Jahr als Neuling mit "befriedigend bis gut" bestanden, das als schwierig bekannte Umfeld einigermaßen ruhig gehalten und Ewald Lienen als nunmehr seit 2 Jahren tätiger Coach am Geißbockheim im sicheren Sattel. So verzichtete man auch für diese Saison auf eine fast schon übliche Personalfluktuation und gedachte, sich "punktuell zu verstärken". Vom SV Waldhof Mannheim holte man sich das dortige Eigengewächs und vielversprechende Talent Heimo Balitsch für 4 Millionen DM als Neuzugang für die Defensiv-Abteilung (Mittelfeld und Innenverteidigung), Jörg Reeb vom "ungeliebten Nachbarn" aus Leverkusen ebenfalls für das Mittelfeld (ablösefrei) und konnte nach tagelangem Poker und entsprechenden Angeboten den wechselwilligen Marko Reich von der Tribüne des Kaiserslauterer Betzenbergs loseisen, dies für die Rekord-Transfersumme von 6 Millionen DM. Angedacht als Verstärkung im Sturm, ein etwas riskantes Unterfangen, denn in Kaiserslautern stand Reich nach monatelanger Stagnation und Unfrieden mit dem Verein eher auf dem Abstellgleis. Die ersten Spiele waren eher ein Anzeichen dafür, dass die Pfälzer ein sehr gutes Geschäft gemacht haben, denn Reich konnte zumindestens nach meinen Eindrücken seine Ablösesumme bislang nicht ansatzweise rechtfertigen und wurde ausgerechnet in Kaiserslautern beim dortigen Punktspiel bereits zur Halbzeit nach mehr als durchwachsener Leistung ausgewechselt. Dagegen bestritt Jörg Reeb bislang alle 4 Spiele der Saison mit, mal mit guten, mal mit weniger guten Noten (gegen Gladbach zuletzt Note 5 vom "Kicker", allerdings war der Schnitt für die FC-Kicker auch nur eine 4,5). Heimo Balitsch kam bislang nur 1 mal zum Einsatz, wurde ja aber auch als Verstärkung für die Zukunft geholt und hat seine Zeit noch vor sich. Und das Lienen jüngeren Spielern durchaus eine reelle Chance einräumt zeigt sich an Leuten wie Timm, Kreuz oder Pröll. Schade dass ihm dies nicht in seiner Saison beim FC Hansa 1998/1999 einfiel, als er in dieser mit dem höhnischen Transpi "Vielen Dank für die Nachwuchsarbeit, Herr Liniec !" bedacht wurde, nachdem er den halben Balkan bzw. dortige eher mittelmäßige und wenig später wieder veräußerte Jugo-Kicker zum FC Hansa gebracht hatte. Jaja, kommt mir irgendwie bekannt vor.

Womit ich die Kurve zum Trainer bekommen habe. Ewald Lienen zähle ich zu den "Spalterpersönlichkeiten" der Trainergilde, womit ich auf eine relativ starke Polarisierung anspiele, denn entweder man kann ihn total gut ab wie wohl 99 % der FC-Fans oder man mag ihn einfach nicht. Ich für meinen Teil stehe so dazwischen. Lienen ist in meinen Augen ein sehr guter Fachmann, wobei ich es mittlerweile geistlos finde, ihn als "Zettel-Ewald" zu titulieren, aber die germanische Journallaie widmet sich seit der unheilvollen Geburt des "Ran"-Formates ja lieber dem "popelnden Hosenscheißer" des Vizepräsidenten auf der Tribüne als dem eigentlichen Sport. Auf der anderen Seite sind mir wiederum andere Dinge suspekt, so seine Unart die Schiedsrichterleistungen (bei Niederlagen des FC) entsprechend zu kommentieren und es fast schon in genialer Satire öffentlich zu verdammen, des weiteren die affige Geschichte mit dem "Chemnitzer Schnee" beim Zweitligaspiel 1999 an der Gellertstraße (so was kann nur der Ewald ;)) als symptomatisches Beispiel für Nicklichkeiten und außerdem : Ja, ich habe Jürgen Rollmanns Buch gelesen ("Beruf Fußball-Profi"). Aber die dort geschilderten Sachen schreibe ich mal derdamaligen Unerfahrenheit des Trainer-Debütanten Lienen zugute. Aber dennoch, in Sachen Lienen bleibe ich ein wenig unentschlossen und bin dankbar, dass es Figuren wie Winfried Schäfer oder Thomas Henke gibt, denen ich meine ganze Antipathie widmen kann. Henke ist übrigens der "Kläffer von Hitzfeld", der dann immer vorgeschickt wird um die Linienrichter auf "Linie zu bringen". Nun ja, genug polemisiert. Bemerkenswert könnte am Sonntag sein das auf dem Rasen beim Anpfiff des Schiedsrichters 22 deutsche Spieler gegenüber stehen, denn der FC bestritt in der Anfangsformation das Punktspiel gegen Erzfeind Borussia Mönchengladbach ohne einen einzigen Ausländer und brachte erst in der 2. Halbzeit Arweladse und Baranek ins Spiel, die sich aber für einen Stammplatz wenig empfehlen konnten (das war aber auch bei den 11 Leuten in der Anfangsformation nicht der Fall). Den letzten einigermaßen bemerkenswerten Erfolg im DFB-Pokal erreichte der 1. FC Köln in der Saison 1994/1995, als man im Halbfinale zum Entsetzen der Kölner Fans in Müngersdorf am VfL Wolfsburg mit 0 : 1 scheiterte und deshalb das Endspiel gegen (jetzt kommt´s wieder) Mönchengladbach verfehlte. In der vergangenen Saison verabschiedete sich der FC in Runde 1 gegen den 1. FC Magdeburg nach einer blamablen Vorstellung mit 2 : 5 im Spiel gegen die "wahre Domstadt", der CFC bekleckerte sich noch weniger mit Ruhm und verweigerte beim 1 : 2 gegen Regionalligist Karlsruher SC zumindestens in den ersten 45 min. die Arbeit. So wird sich für eine der beiden Mannschaften am Sonntag dieses Aus nicht wiederholen, für wen wird sich weisen.

Wünsche wie immer angenehmen Nachmittag an der Gellertstraße, auch dem Kölner Away-Supp-Trupp.
1. Runde - DFB-Pokal - Saison 2001/2002
Sonntag, 26. August 2001, 15:30 Uhr
Fischerwiese, Chemnitz
Zuschauer: 4.330
Schiedsrichter: Minskowski (Hanstedt)


Tore

Die Bilanz

 ZahlSUNTore
Alle Spiele20022:5
Heimspiele10011:3
Auswärtsspiele10011:2
Ligaspiele20022:5
Pokal-/Relegationsspiele00000:0

Der Ergebnisrückblick

1999/20002. Bundesliga12. SpieltagChemnitzer FC - 1. FC Köln1:3 (1:1)
1999/20002. Bundesliga29. Spieltag1. FC Köln - Chemnitzer FC2:1 (1:1)