Wieder Gäste aus Thüringen an der Gellertstraße...
von Timo Görner
...und diesmal tritt der Zipsendorfer FC Meuselwitz an, der bislang unter den eigenen Erwartungen blieb. Daran ist der CFC allerdings nicht so ganz unschuldig...
Die letzte Saison des ZFC Meuselwitz:
Als Geheimfavorit angesehen, erreichte der ZFC wieder Rang 5. Um die Tabellenspitze konnte Meuselwitz jedoch nicht mitspielen. Die Ostthüringer präsentierten sich zu Hause und auf Reisen solide im "grünen Bereich" ohne Spitze zu sein. Zur Winterpause wurde die Teilnahme an der Lizenzierung zur Regionalliga beschlossen. Bei Rang 4 und 5 Punkten auf den Tabellenführer aus Cottbus realistisch.
In der Frühjahrsrunde stotterte der Motor und Trainer Ulrich Oevermann musste nach Druck von Sponsoren und Spielern nach dem 25. Spieltag (Zwickau 1:4/H) gehen. Zu diesem Zeitpunkt war der Staffelsieg bei 13 Punkten Rückstand auf den "Platz an der Sonne" kein Thema mehr.
Die schlechte Bilanz der 14 Spiele 2007 bis zum Finale kostete eine bessere Platzierung. Nur 4 Mannschaften holten weniger Zähler. Lediglich 3 Siege verbuchten die Zipsendorfer. Von Spieltag 22 bis 27 standen 6 sieglose Begegnungen am Stück mit 2 deprimierenden Heimvorstellungen (Dessau 1:2 und Zwickau). Die Offensive arbeitete ordentlich (41), die Defensive verbesserungswürdig (42).
Im Thüringen-Pokal scheiterte der ZFC zu Hause im Halbfinale am FC Rot-Weiß Erfurt nach Elfmeterschießen (5:6).
Delegierungen für diese Saison bislang:
6 Abgänge und 7 Neuzugänge sind ein "kleiner Umbruch". Gegangen ist Routinier Mike Baumann (34/Abwehr). Er spielt jetzt in Eschwege. Im Mittelfeld zog es Talent Raik Hildebrandt (21) nach Plauen. Im Angriff wechselte Robert Scannewin (22) nach nur einem halben Jahr zur U23 von Bayer 04 Leverkusen (OL Nordrhein). Schmerzlich ist der Verlust der Neuhimmelblauen, Mittelfeldlenker Matthias Großmann (31/3 Tore) und Torjäger Steven Sonnenberg (24/11 Tore). Alle 6 Abgänge waren, bis auf Thomas Ulbrich (21/Mittelfeld/Pößneck), beim ZFC Stammkader und sind gute bis sehr gute Oberliga-Spieler.
Die Lücken sollen 7 Neue schließen. Bekanntester Zugang ist Stürmer Ronny Hebestreit (31), der bei Rot-Weiß Erfurt nach insgesamt 8 Jahren bei einem Jahr Unterbrechung (Bayern München II.) ausgemustert worden war. Er kam gut in Fahrt (9 Spiele / 4 Tore), fällt aber bis zum Ende der Hinrunde aus (Innenbandriss Knie). In der Abwehr kehrte Holm Pinder (36) wie vereinbart aus Schmölln zurück. Dazu kam aus der eigenen II. Mannschaft Kai Müller (20). Neu im Mittelfeld sind Nico Scherz (21/Dessau) und Carsten Weis (21/Erfurt II.). Im Sturm sollen Robert Fischer (23/FC Sachsen) und der Deutsch-Grieche Charalampos Chionidis (20/1. FC Zeitz) für Tore sorgen.
Die Bilanz der Neuzugänge fällt bislang durchwachsen aus. Müller und Chionidis spielen keine Rolle. Scherz und Weis sind Stammspieler wobei Weis als Verstärkung (3 Tore, 6 Vorlagen) angesehen werden kann. Fischer spielt mit (9 Spiele, 1 Tor). Er ist mit dieser Ausbeute kein Sonnenberg-Ersatz. Holm Pinder wiederum ist primär als Trainer der II. und Co der 1. Mannschaft vorgesehen. Die Rückkehr von Miroslav Rada (31) vom FC Sachsen Leipzig scheiterte aus finanziellen Gründen.
Der Trainer:
Mit Damian Halata (45) kehrte etwas überraschend der Erfolgstrainer der Saison 2005/2006 zurück, der im Juli 2006 den ZFC verlassen hatte und zuletzt den SV Dessau 05 betreute. Er löste am Sonntag offiziell Harald Haese (48) ab, der als Nachfolger von Ulrich Oevermann die sportliche Stagnation seit der Winterpause 2006/2007 nicht beheben konnte. Halata erhielt einen Vertrag bis Juli 2012!
Die Mannschaft:
Aktuell ist Oliver Dix (27) die Nummer 1 im Tor. In der etatmäßigen Abwehr gelten Sebastian Mees (26), der Tscheche Martin Bronec (34) und Mirko Kotowski (27) als gesetzt. Im Mittelfeld sind dies Nico Scherz (21), René Weinert (22), David Kwiatkowski (28) und Carsten Weis (21) sowie Kapitän Sven Dimter (28). Etablieren konnte sich auch der Georgier Irakli Gemazashvili (30). Eine gute Rolle spielt zudem mit Patrick Hinze (21) ein weiterer jüngerer Spieler. Primus im Angriff ist mit 6 Toren in 10 Spielen Sebastian Miltzow (29). Faustregel für den ZFC in dieser Saison: trifft Miltzow, verliert Meuselwitz auch nicht und gewinnt - bis auf 1 Spiel - auch. Hinter Miltzow sieht es eher bescheiden aus. Robert Fischer (23) schaffte auch in Meuselwitz bislang nicht den großen Durchbruch, Oldie Mario Weiß (35) kam erst am 11. Spieltag zum ersten Treffer (6 Spiele). Der längere Ausfall von Ronny Hebestreit trifft die Thüringer hart. Mit Miltzow und Hebestreit hätte Meuselwitz ansonsten ein schlagkräftiges Sturmduo mit derzeit zusammen 10 Toren. Mit 27,2 Jahren im Schnitt stellen die Zipsendorfer das zweitälteste Aufgebot knapp hinter Gera und knapp vor Plauen. 22 Aktive bietet Meuselwitz inklusive 2 Torhüter auf.
Die aktuelle Saison bislang:
Der Sieg im Sonntagspiel gegen die U23 des FC Carl Zeiss (3:1) hat die leisen Hoffnungen der Optimisten in Zipsendorf erhalten und wieder leichten Auftrieb gegeben. Der Zug in die neue Regionalliga ist noch nicht ganz abgefahren, auch wenn die Lage nach 15 von 30 Spieltagen schwierig ist. Zwar wurden erst 3 Spiele verloren, aber auch erst 4 gewonnen. So sieht besseres Mittelmaß aus. Die ersten 5 Partien überstand der ZFC ohne Niederlage und war schon an den Aufstiegsplätzen dran. Richtig souverän wurden allerdings beide Siege (Bautzen 1:0/A, Eilenburg 2:1/H) nicht gestaltet. Mit der ersten Niederlage (Halberstadt 0:3/A) ging es, wenn auch nur leicht, bergab. In 6 Vergleichen bis zum ausgefallenen Spiel an der Gellertstraße konnte noch ein "Pflichtsieg" (Pößneck 3:2/H) gezeitigt werden, dafür gab es 3x keine Punkte (u.a. Markranstädt 1:2/A, Plauen 2:3/H). Bedenklich präsentierte sich die Defensive in diesem Zeitraum mit 15 Gegentoren - macht im Schnitt 2,5 pro Spiel. Dem Ausfall in Chemnitz folgte der nächste gegen Sangerhausen. In Zwickau reichte es dann gegen einen verunsicherten Gegner nur zu einem eher glücklichen 2:2, ein wenig überzeugender Eindruck wurde hinterlassen. Eine klare Steigerung sahen die Fans dann ausgerechnet im letzten Spiel von Harald Haese, der erst kurz vor dem Spiel von der Beurlaubung unterrichtet wurde. Momentan ist zumindest die Relegation zur Regionalliga wieder in Sichtweite (7 Punkte). Meuselwitz darf wieder etwas hoffen, zumal es noch einen „Pflichtsieg“ im 2. Nachholer (Sangerhausen/H) in der Hinterhand hat.
Im Thüringen Pokal steht der ZFC im Halbfinale. Stationen waren Steinach (2:0), Altenburg (6:1) und Sondershausen (5:1) nach einem Freilos in Runde 1. Mögliche Gegner im Semifinale sind der FC Rot-Weiß Erfurt, Jenaer Glas sowie der Sieger aus der Partie FC Carl Zeiss II. gegen Gera 03.
Das Umfeld:
1.044 Besucher konnte der ZFC Meuselwitz im Schnitt bislang für seine Heimspiele begeistern. Das sind ein paar weniger als insgesamt in der letzten Spielzeit. Den Zuschauerrekord gab es im Spiel gegen den Halleschen FC mit 1.560 Fußballfreunden. Der Tiefpunkt war dagegen das Gastspiel des VfB Pößneck mit 642 Besuchern, Jenas U23 sahen am Sonntag 685. Am Mittwoch beim CFC dürfte ist nur mit einer kleinen Abordnung rechnen.
Dringendste Aufgabe im Umfeld bleibt der Stadionausbau. Die "Bluechip-Arena" bekäme in der momentanen Ausstattung keine Genehmigung für die Regionalliga. Die Überdachung der beiden Gegengeraden sowie die Erhöhung der Kapazität auf mindestens 5.000 Zuschauer sollen von regionalen Firmen durchgeführt werden. In Auftrag gegeben, wurde bereits eine neue Ergebnisanzeige mit einer zünftigen Stadionuhr. Dazu sollen im Nahbereich des Stadions weitere Parkplätze geschaffen werden. Die der Gastvereine werden es danken.
ZFC-Präsident Hubert Wolf wurde übrigens wie Dr. Eberhard Langer beim CFC vor dem Länderspiel der deutschen A-Auswahl gegen Tschechien in München für sein ehrenamtliches Engagement vom DFB geehrt.